30.04.2025, Marina Minde – Ankern vor Holnis
Wind aus West – das ist das, was wir brauchen, um vor der schönen Halbinsel Holnis zu ankern. Der Ankerplatz besticht durch seine Nähe zu dem Italiener „Ristorante San Remo“. Außerdem gibt es hier einen sehr schönen Strand und man kann von hier zu Fuß die Halbinsel Holnis erkunden.
Nach einer ganz passablen Autofahrt nach Marina Minde, hieven wir unsere Taschen sowie Proviant in großer Eile auf eine Hafenkarre. Alles was da nicht rauf passt, hänge ich mir um die Schultern – zweimal laufen kostet zu viel Zeit! An unserem Steg C liegen mittlerweile deutlich mehr Schiffe, die es aus dem Winterlager geschafft haben. Wir freuen uns alte Bekannte wiederzusehen. Leider haben wir nicht viel Zeit zum Reden, denn die Zeit ist ja knapp! Das wird uns nicht krumm genommen, man kennt uns und unsere fluchtartigen Ablegemanöver. Die Abendsonne hat sich bereits über die Förde gelegt und das frühlingshafte Grün der Flora am Ufer bildet einen wunderschönen Kontrast zum dunkelblauen Wasser.
Für die drei Seemeilen zum Ostufer der Halbinsel Holnis, lassen wir bei ausgerollter Fock den Motor mitlaufen. Genau vor dem Italiener lassen wir den Anker fallen, der Motor geht aus und wir kommen zur Ruhe. Unser Pflegehund „Sissie“ ist dieses Mal auch wieder dabei. Sie ist wirklich pflegeleicht und macht Alles anstandslos mit. Später setzen wir über und gönnen uns ein Essen beim „Ristorante San Remo“. Die Preise wurden teilweise nach oben angepasst. So kostet eine Tiramisu mittlerweile 11,90 EUR! Das ist aus unserer Sicht übers Ziel hinaus geschossen.
01.05.2025, Ankern vor Holnis – Sønderborg
Ein wunderschöner Morgen, spiegelglattes Wasser, mit leichtem Dunst und strahlender Sonne. Wir trinken unseren Kaffee in der Plicht. Es ist vollkommende Ruhe. Auf einmal tauch direkt neben uns ein Schweinwal auf. Er dreht in dem 2,1 m tiefen und klaren Wasser seine Runden an unserer Hanna entlang – eine tolle Erfahrung!
Bevor wir gegen Mittag Richtung Sønderborg aufbrechen, machen wir noch einen kleinen Ausflug an Land, ich arbeite meine Joggingrunde ab. Der Wind hat mittlerweile auf Ost gedreht, so war es auch vorhergesagt. Wir holen den Anker hoch und nehmen Kurs auf Sønderborg Lystbådehavn. Dort sind wir mit unseren Freunden aus Fahrdorf verabredet. Nicole steuert unsere Hanna mit sichere Hand im Zickzackkurs die Förde hinaus. Ich frage mich immer wieder: Wo hat sie das gelernt? Sie hat einfach das Gespür für den richtigen Kurs und die Segelstellung.
Fast zeitgleich laufen wir mit unseren Freunden in Sønderborg ein. Bevor wir gemeinschaftlich grillen, habe ich noch eine Überraschung für Nicole und vor Allem für Piet parat. Diese „Überraschung“ steht im Zusammenhang mit einer Diskussion über eine schwedische Delikatesse, die nur von absoluten Experten als lecker empfunden wird und verspeist werden kann. All diejenigen, die das nicht sind, tun sich üblicherweise mit dem Verzehr dieser besonderen Speise schwer. Für diese Fraktion gilt es dann, den unweigerlich einsetzenden Würgereiz zu überwinden. Ansonsten findet die Delikatesse nicht den Weg in den Magen sondern wird reflexartig aus dem Mund katapultiert. Diese schwedische Köstlichkeit ist unter dem Namen „Surströmming“ bekannt. Dabei handelt es sich um fermentierten Fisch, der beim Gärungsprozess übelriechende Gase bildet. Darüber hatten wir unlängst bei unserem Treffen am letzten Wochenende gesprochen und zu Anschauungszwecken YouTube-Videos angesehen. Unser Jüngster, bekannt als ebenso erfahrener wie unerschrockener Gourmet, zeigte sich unbeeindruckt von den eindrücklichen Videoaufnahmen, die die teilweise kläglichen Versuche gestandener Männer, Surströmming zu verzehren, dokumentierten. Denn die Herausforderung beginnt schon beim Öffnen der durch die Gärungsgase unter Druck stehenden Dosen und der damit einhergehende entsetzlichen Gestank. Dem zu widerstehen ist nur etwas für Hartgesottene! in diesem Moment reifte bei mir der Gedanke, Surströmming als geeignetes, pädagogisches Hilfsmittel einzusetzen. So kam es, dass ich eine Dose bei mir, gut eingepackt, in meiner Laptoptasche mitführte und als „Überraschung“ für unseren Jüngsten und Nicole heute Abend auf einer der neuen Sitzplätze an der Boxengasse servieren konnte. Als ich die Dose Surstömming nun den beiden auf den Tisch legte, wich die große Vorfreude auf die angekündigte Überraschung dem blanken Entsetzen. Während die Beiden noch in der Schockstarre verharrt, macht ich mich derweil an das Öffnen der durch die Gärungsgase aufgeblähte Dose. Es kam, wie es kommen musste: Natürlich spritzte mir dabei die bestialisch riechende Flüssigkeit ins Gesicht. Wie ich von unseren Freunden, die ich eingeweiht hatte und in sicherem Abstand Zeugen dieser kulinarischen Bewährungsprobe werden, im NACHGANG erfuhr, öffnet man diese Dosen üblicherweise unter Wasser – nun weiß ich, warum!
Der Geruch, der dieser geöffneten Dose entweicht, ist wirklich unerträglich! Unser Jüngster ist wirklich tapfer, und versucht eine Stück zu probieren. Das ist die Steilvorlage für Nicole, die völlig unerschrocken ein Stück von dem übel riechenden Fisch abbeißt! Dass war natürlich reine Berechnung, denn sie weiß, dass ich nicht als Memme dastehen möchte, und auch abbeißen müsste. So war es dann auch, allerdings sind wir uns alle einig: Der Geschmack ist noch viel schlimmer, als der Geruch. Wir schaffen es nicht, den Bissen runterzuschlucken.
Ich stelle resümierend fest, wir, und insbesondere auch unser Jüngster, haben die Bewährungsprobe bestanden!
Nach dieser herausfordernden Vorspeise begeben wir uns zu den Grillplätzen, wo wir einen sehr schönen Abend mit unseren Freunden aus Fahrdorf und weiteren, uns bekannten Seglern aus dem FSV, verbringen.
02.05.2025, Sønderborg – Marina Minde
Wir müssen heute leider schon zurück und legen gegen Mittag in Sønderborg ab. Auch heute müssen wir gegenan kreuzen, denn der Wind hat inzwischen wieder auf West gedreht.