Endlich traumhafte Bedingungen – wenn nicht ….

19.07.2024, Marina Minde - Ankern vor Iller Strand

Endlich ist es da: Das Wochenende, an dem wir perfekte Bedingungen haben! Es ist warm, die Sonne scheint und es gibt sogar Wind zum Segeln.

Außerdem muss ich erwähnen, dass wir vorgestern noch ganz kurzentschlossen einen Optimisten aus Buxtehude geholt haben. Er war wirklich günstig und ist in einem ganz tollen Zustand - sogar mit Messbrief. Nicole und ich hatten schon öfter darüber gesprochen, einen Opti anzuschaffen, damit unser Jüngster beim Ankern ein bisschen Segeln kann. Im übrigen macht es auch als Erwachsener mächtig Spaß!

So geht es heute mit Anhänger mit darauf festgezurrtem Optimisten nach Marina Minde. Außerdem haben wir noch einen Pflegehund dabei, da Frauchen an Corona erkrankt ist.

Zugegeben: Das Handling mit einem Opti ist beim Tourensegeln nicht ganz ohne! Das merken wir bereits heute, als wir das erste Mal mit hintergehängtem Opti ablegen. Aber auch das Hinterherschleppen während der Fahrt hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Zum einen kommt während der Fahrt Wasser durch den Schwertkasten in den Opti (davon hatte ich schon gehört) und zum Anderen zeigt sich unsere "Krabbe" etwas zabbelig an der Leine. Das Schwert in den Schwertkasten zu stecken ist leider keine Lösung, da der Opti dann hin- und herpendelt. Wir merken schnell, dass dieses Setup nichts für Bedingungen mit Starkwind und womöglich sogar Welle ist. Da bleibt nur, das Boot vorne an Deck zu vertäuen. Leider ist in unserem Fall dieser Platz schon durch unser Schlauchboot besetzt, auf das wir beim Ankern angewiesen sind. Und die Idee, das Schlauchboot durch den Opti als Tender zu ersetzen, muss ich leider auch verwerfen. Daher werden wir den Einsatz unserer "Krabbe" wohl auf Wochenendtörns bei guten Bedingungen beschränken.

Damit wir noch etwas Zeit zum Optisegeln haben, verholen wir uns heute nur um die Ecke nach Iller Strand, wo wir neben zahlreich anderen Booten vor Anker gehen. Den Opti aufzuriggen, ist die nächste Herausforderung! Ich versuche es heute erstmal auf dem Opti, um Nicoles Nerven nicht gleich all zu sehr zu strapazieren. Sie hat natürlich, nicht ganz unbegründet, Angst um unsere Hanna. Leider stoße ich immer mal wieder mit dem Opti gegen den Schiffsrumpf unserer Hanna und ernte dafür gerechtfertigter Weise, genervte Blicke.

Aber: Als der Opti dann aufgeriggt ist, bin ich hellauf begeistert (bis zum jetzigen Zeitpunkt ist das allerdings noch mein Alleinstellungsmerkmal, was sich hoffentlich noch ändert). Natürlich erkläre ich mich, selbstlos, wie ich bin, bereit, die erste Testfahrt zu machen. Und ich muss wirklich sagen, es macht unglaublich Spaß! So gleite ich in der Abendsonne ganz entspannt durch das Ankerfeld hin und her. Piet ist als nächster dran und auch er schlägt sich wacker bei den immerhin guten drei Windstärken. Nicole wird es morgen versuchen.

Es wird ein traumhafter Abend und wir genießen den wunderschönen Sonnenuntergang. Allerdings setzt mir heute Abend das Bier ungewöhnlich zu zu, außerdem habe ich eine verstopfte Nase - Ich frage mich, warum und werde morgen früh schlauer sein!

20.07.2024, Ankern vor Iller Strand

Normalerweise hatten wir das Ansinnen, heute Morgen weiter Richtung Norden zu fahren, am liebsten in den Als Fjord, um in der schönen Bucht "Sandvig" vor Anker zu gehen. Leider haben sich bei mir über Nacht die Erkältungssymptome weiter verstärkt. Nicole schlägt vor, einen Corona-Schnelltest zu machen. Zu meiner Überraschung fällt der leider positiv aus. Ich muss nicht lange überlegen, um den Infektionsherd zu identifizieren. Wir waren vor ein paar Tagen bei einer Großen Veranstaltung anlässlich der Freisprechung unserer ältesten Tochter im Elysee in Hamburg. Dort saß ich über drei Stunden neben einer Besucherin mit Schnupfen und Husten. Ich dachte noch, wenn das Corona ist, komme ich aus der Nummer nicht raus! Leider war es dann genau so.

Meine Begeisterung über den positiven Corona-Test hält sich stark in Grenzen. Es hilft nichts, wir machen das Beste daraus und bleiben hier einfach vor Anker und schauen, wie wir über die Runden kommen. Auf Separieren verzichten wir bewusst, da die Aussicht auf Erfolg, eine Ansteckung von Nicole und Piet jetzt noch zu verhindern, äußerst gering sein wird.

Abgesehen von meinen Wehwehchen wird es wirklich ein wunderschöner Tag und der Opti kommt oft zum Einsatz. Das Wasser hat sogar 20°, so dass wir auch baden gehen - herrlich. Unser Pflegehund macht alles prima mit, nur das Einsteigen ins Schlauchboot für die Gassirunde liebt "Sissi" nicht wirklich. Sie wird dabei jedes Mal zur Katze und fährt ihre Krallen aus und versucht, sich überall damit festzuhaken. Aber es wird mit der Zeit besser. Ansonsten ist "Sissi" sehr entspannt an Bord, was zum großen Teil an Piet liegt, da er die Bezugsperson für sie ist. Die beiden sind unzertrennlich, auch währen der Nacht, bei der beide sich die kleine Hundekoje teilen.

21.07.2024, Ankern vor Iller Strand - Marina Minde

Heute wird klar, dass ich gestern mal wieder übertrieben habe. Über Nacht gibt es Fieber und Schüttelfrost. Wir legen daher im Laufe des späten Vormittags ab, Richtung Marina Minde. Ungeachtet dessen, hat es sich gelohnt, loszufahren und auch gestern der Tag war wirklich traumhaft.

Wenn alles gut läuft, kommen wir nächstes Wochenende wieder gesund zum Schiff, bevor wir dann das darauf folgende Wochen in den Urlaub starten - wir werden sehen.

Nachtrag: Leider bekamen wir heute Morgen die traurige Nachricht von Bernd Meusels Frau, dass er friedlich über Nacht eingeschlafen ist Wir sind wirklich sehr traurig, dass Bernd ("Joker" - Baunummer 20) nicht mehr unter uns ist. Wir haben ihn zwar erst spät kennen, dafür aber um so mehr schätzen gelernt. Aber wir haben schnell verstanden, was für ein feiner Kerl und was für ein begnadeter Bootsbauer er ist. Bernd, wo auch immer Du bist, wir denken an Dich - Du fehlst!


Hanna, das Hausboot!

13.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Es ist wirklich so: Langsam entwickelt sich unsere "Hanna" zu einem Hausboot, oder zu einer Ferienwohnung auf dem Wasser. Denn auch dieses Wochenende legen wir nicht ab, sondern bleiben im Hafen - die Kuchenbude ist seit Wochen aufgebaut. Wir wollen nicht ganz auf unser Schiff verzichten, so dass wir uns entschlossen haben, wenigstens von Samstag auf Sonntag an Bord zu sein.

Am Nachmittag gehe ich mit unserem Jüngsten Joggen, was für ihn leider gar keine Herausforderung darstellt. Ich dagegen bin heute ordentlich am Schnaufen, insbesondere die Steigungen machen mir zu schaffen! Für das Abendessen kaufen wir dann beim Brugsen in Gråsten ein. Wir gönnen uns als Aufhellung leckere "Rejer" und geräucherten Lachs, dazu ein leckeres dänisches Bier. Nicole rafft sich am späteren Abend noch auf und macht einen schönen Spaziergang Richtung Osten, entlang der Flensburger Förde.

14.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Nach dem Frühstück packen wir dann im Prinzip auch schon wieder unsere Sachen  zusammen und treten gegen Mittag die Heimfahrt an.

Als wir mit dem Auto Marina Minde verlassen und oben vom "Rendbjergvej" auf die Hauptstraße nach Gråsten abbiegen, sieht Nicole eine ältere Dame an der Bushaltestelle stehen, die uns bekannt vorkommt. Es ist die Eignerin eines Segelbootes, dass schräg gegenüber von unserer "Hanna" am Steg liegt. Wir hatten erfahren, dass sie aus Othmarschen kommt und kein Auto hat, so das sie die Strecke von Hamburg hier nach Minde jedes Mal mit Bus und Bahn bestreitet, was ich als sehr tapfer empfinde! Nicole und ich sind uns sofort einig, dass wir sie nach Deutschland mitnehmen. Sie nimmt unser Angebot schließlich gerne an - und, was soll ich sagen? Es wird eine ungemeine kurzweilige Rückfahrt, denn, wie sich herausstellt, ist Ilka eine außergewöhnliche Person, die enorm viel zu erzählen hat. Man merkt sofort, dass sie Kinder über Alles liebt und ihre quirlige und zugleich liebenswürdige Art ist wirklich faszinierend. Sie ist eine weitgereiste, jung gebliebene und vor Energie und Lebenslust übersprühende Dame, im Alter von Mitte 70. Sie hat berufsbedingt viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun und führt ungeachtet ihres Alters ein beeindruckend vielseitiges Leben. Sie ist immer noch berufstätig, nicht weil sie muss, sondern weil sie einfach totalen Bock darauf hat! Sie hat ihre Berufung zum Beruf gemacht! Solche Menschen können wirklich ein Vorbild für uns sein!

Wir nehmen Ilka dann mit nach Elmshorn, wo wir sie dann zum Bahnhof bringen. Von hier ist sie in einer guten halben Stunde zu Hause.

Nun bleibt uns Nichts mehr, als zu hoffen, dass wir nächstes Wochenende mehr Glück mit dem Wetter haben. Ein Wochenende vor Anker wäre ein Traum!

Hafentag in Marina Minde bei Starkwind

06.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Laut Vorhersage für dieses Wochenende soll der Südwest-Wind eine Stärke bis 8 Beaufort erreichen. Bei dieser Windrichtung können die Böen entlang der Flensburger Förde ihre volle Energie entfalten. Es ist klar, dass wir bei solchen Bedingungen nicht den Hafen mit unserem Boot verlassen. Nicole und ich haben uns am heutigen Samstag Vormittag daher auf den Weg zu unserem Schiff gemacht, um mögliches Unheil abzuwenden.

Bei unserer Ankunft in Marina Minde ist die Flensburger Förde, entgegen der Vorhersage, zunächst spiegelglatt, es muss wohl die wahrhaftige Ruhe vor dem Sturm sein. Die Sonne hat sich sogar etwas durch die Wolken gekämpft und es ist angenehm warm. Wir verbringen einen entspannten Nachmittag, der angesagte Wind bleibt bisher aus. Die EM-Spiele lassen wir am frühen Abend nebenbei auf dem Laptop laufen. Nicole ist gerade dabei zu kochen, als unvermittelt die ersten starken Böen eintreffen und im Hafen eine beeindruckende Klangkulisse aus heulenden und fauchenden Masten sowie klappernden Leinen entfalten. Unser Schiff beginnt schlagartig zu krängen und Nicole versucht noch schnell, ihre Kochutensilien zu sichern. Draußen am Steg entsteht leichte Hektik, die Bootseigner kommen von ihren Schiffen und bringen Extra-Leinen aus, man hilft sich gegenseitig. Auch wir müssen tätig werden, da unser luvseitiges Nachbarschiff, dessen Eigner selten an Bord ist, zu lose gebunden ist und gegen unsere Backborseite gedrückt wird. Außerdem ist seine luvseitige Vorleine an der Schanzlippe stark abgerieben (siehe Bild rechts unten), so dass wir uns genötigt sehen, hier eine zusätzliche Leine auszubringen.

Inzwischen hat sich auch eine nennenswerte Welle auf der Flensburger Förde aufgebaut, die abermals den Schwachpunkt an dieser Stelle des Hafens ersichtlich macht. Der Steinwall, der die Wellen aus Richtung Südwest abbremsen soll, ist hier etwas niedrig ausgefallen. Die Wellen, die es über den Wellenbrecher schaffen, treffen genau auf die Stirnseite unseres Schwimmsteges und laufen unter diesem hindurch. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die einzelnen Module des Schwimmsteges mit den Wellen hoch und runter bewegen, als ob die Welle durch den Schwimmsteg laufen würde.

Das ganze Spektakel hält den Abend über an und erst zur Nacht nimmt der Wind spürbar ab. Wie wir von Nachbarliegern hören, haben einige Böen die Stärke 9 Beaufort erreicht. Unser Windmesser zeigte nicht mehr als 15 m/s an, was definitiv zu wenig ist. Da muss ich mir wohl in der nächsten Hallensaison den Windgeber (Lagerung des Paddelrades) anschauen

07.07.2024, Marina Minde

Gegen Mittag machen wir uns wieder auf den Heimweg, um rechtzeitig unseren Sohn einzusammeln. Wir hoffen inständig, dass wir nächstes Wochenende mal wieder losfahren können!

 

 

EM 2024: Dänemark gegen Deutschland in Sønderborg

28.06.2024, Marina Minde

Wieder mussten wir vergangenes Wochenende auf unser Schiff verzichten, was uns echt krass annervt! Heute lassen wir uns aber durch Nichts davon abhalten! Als wir abends beim Schiff in Marina Minde ankommen, bleiben wir einfach im Hafen. Bei Böen von 7 Beaufort wollen wir nicht rausfahren - Alles gut, wir verbringen einen gemütlichen aber unspektakulären Abend in Marina Minde - Hauptsache an Bord sein! Im Anschluss ans Abendessen spazieren wir durch den Hafen und erfreuen uns an der Abendstimmung, die sich mit zunehmender Dämmerung über den Hafen legt.

29.06.2024, Marina Minde - Sønderborg Lystbådehavn

Mit Freunden sind wir heute in Sønderborg Lystbådehavn verabredet. Wir wollen gemeinsam das EM-Spiel Dänemark gegen Deutschland schauen. Gegen halb neuen legen wir in Marina Minde ab und motoren mit installiertem Pinnenpiloten Richtung Osten. Wir frühstücken unterwegs. Schließlich setzen wir die Segel und wir laufen bei guten 4 Windstärken mit Raumschotkurs gute 6 Knoten. Das macht Spaß! Im Sønderborg Lystbådehavn legen wir uns am südöstlichsten Steg mit dem Bug Richtung Osten, denn der Wind soll am Abend auf Nordost drehen. Die Sonne setzt sich im Laufe des Tages zunehmend durch. Ich nutze das gute Wetter und absolviere meine obligatorische Joggingrunde. Meine Route führt mich entlang des „Gendarmenstien“, mit wunderbarem Blick über die Flensburger Förde bzw. die Sønderborg Bugt. Am frühen Nachmittag gehen wir in die Stadt und machen einen Zwischenstopp an dem Kiosk, unweit des "Sønderborg Slot". Unser Jüngster bekommt natürlich ein Eis, Nicole und ich nehmen einen Kaffee.

Schließlich gehen wir in das Einkaufszentrum „Borgen“ und besorgen für Piet ein DK-Trikot für das heutige EM-Spiel. Ich weiß gar nicht genau, für welche Mannschaft ich heute Abend mitfiebern soll. Durch den familiären Bezug nach Dänemark und auch dadurch, dass ich das Land und die dänische Mentalität sehr schätze, wünsche ich keinem Land eine Niederlage.

Als wir zurück an Bord kommen, haben unsere Freunde bereits neben uns fest gemacht. Wir starten mit den Vorbereitungen für unser gemeinsames „Public Viewing“ bei uns an Bord, was sich in der technischen Umsetzung als kniffelige Herausforderung erweist! Denn es ist gar nicht ohne Weiters möglich, als Deutsche im Ausland Zugriff auf einen deutschen Live-Stream zu bekommen; so wie z. B. beim ZDF, die heute das EM-Spiel um 21 Uhr übertragen. Das Problem: Man kann das ZDF nur mit einer deutschen IP-Adresse streamen. Versucht man das aus dem Ausland, erkennt der betreffende Streaming-Server, dass man sich im Ausland befindet und lehnt den Zugriff ab. Leider ist das Streamen über einen dänischen Anbieter, wie z. B. "TV2play", nur mit einem kostenpflichtigen Abo möglich.

Es gibt allerdings noch einen Trick, mit dem man, allen Hürden zum Trotze, Zugriff auf einen deutschen Live-Stream erhält. Dafür benötigen wir lediglich eine VPN-Verbindung zu einem deutschen Server, so dass unserem Laptop eine deutsche IP-Adresse zugewiesen wird. Dadurch wird dem Streaming-Dienst quasi eine deutsche IP-Adresse "vorgekaukelt", womit ein Zugriff auf den Live-Stream des ZDF möglich wird.

Wir machen uns rechtzeitig an die erforderlichen Vorbereitungen, damit wir bei unvorhersehbaren Problemen noch reagieren können. In Summe muss dann eben doch Einiges zusammenpassen: Der Bildschirm muss standsicher am Heck der Hanna aufgebaut werden und mit einer Decke gegen die Abendsonne abgedunkelt werden. Es müssen genügend Steckplätze in der Plicht für Laptop, Bildschirm, Netzteil des mobilen Routers sowie des Bluetooth Lautsprechers zur Verfügung stehen und alles verkabelt bzw. per Bluetooth gekoppelt werden. Der mobile Router muss genügend Datenvolumen haben und in Bezug auf eine stabile Funkverbindung richtig positioniert werden. Tja, was soll ich sagen? Der erste Testlauf mit meinem Laptop verläuft negativ! Da ich weiß, wie wichtig es für meinen Freund ist, dieses Spiel ruckfrei und ohne jegliche Einschränkungen zu schauen, steigt bei mir mal wieder der Puls! Tatsächlich wird beim Aufrufen des Live-Streams des ZDF der Zugriff abgelehnt! Ich kann es nicht glauben! Nicole bleibt (wie immer) ruhig und holt ihren Firmenlaptop raus. Und tatsächlich, damit geht es! Aber warum - liegt es daran, dass ich einen kostenfreien VPN-Dienst verwende? Ich habe keine Ahnung, jedenfalls läuft es jetzt!

Da alle Vorbereitungen für das Streaming-Event abgeschlossen sind, können wir nun ein leckeres Abendessen, Schiff an Schiff mit unseren Freuden genießen. Dazu ein kühles Bier und ein schönes Gläschen Weißwein - die Abendsonne scheint ins Cockpit und die Stimmung kann man als ausgelassen bezeichnen. Wir führen angesichts dieser schönen Atmosphäre eine angeregte aber nicht über die Maße laute Konservation, denn der Alkohol floss bisher nur spärlich und Rücksichtnahme ist eine uns immanent gewordene Eigenschaft. Mit dieser Einschätzung scheinen wir allerdings gründlich daneben zu liegen, denn plötzlich steht eine aufgebrachte Dame mittleren Alters in der Plicht des Nachbarschiffes (eine Comfortina 35) unserer Freunde und beginnt, ohne dass wir vorher ein Interesse an einer Konversation bekundet hätten, eine Tirade von Anschuldigungen abzufeuern. Diese Situation ist bizarr und passt so gar nicht zur an sich ausgelassenen Atmosphäre. Die in Rage geratene Dame hat einen ungewöhnlich langen Atem und ist in der Lage, in einem nicht enden wollenden Redefluss unsere Unterhaltung als Ursache dafür darzustellen, dass sie aus ihrem kostbaren Schlaf (es ist 17:30) gerissen wurde. Unsere Freunde, die als direkte Ansprechpartner für diese Problematik auserkoren wurden, werden hingegen nicht müde, sich immer und immer wieder für unser offensichtlich unflätiges Verhalten zu entschuldigen. Nicole und ich üben uns (zunächst) in Zurückhaltung. Irgendwann lässt die Dame dann von unseren Freunden ab und wir widmen uns, noch ein wenig benommen, wieder unseren kulinarischen Belangen. Die vorherige ausgelassene Stimmung hatte nun eine Art Reset erfahren und statt einer Fortsetzung der Unterhaltung mit unseren Freunden erfolgte der Griff zum Glas Bier bzw. Wein. Der Abbau des gerade auf Hochtouren produzierten Adrenalins in meinem Körper dauert immer etwas, aber er kommt und meine Herzfrequenz erreicht nach einer knappen viertel Stunde fast den Ruhepuls. Entgegen aller Erwartung, hat die herrische Dame wohl das Bedürfnis, noch Einen nachzusetzen und stellt sich abermals ins Cockpit, um uns aufzufordern, einen "Trost" auf sie auszusprechen! Nun hatte sie leider das Fass zum Überlaufen gebracht und mein Blut wurde explosionsartig mit Adrenalin geradezu überschwemmt, was zu einer entsprechenden verbalen Reaktion (nicht Entgleisung!) führt. Gott sei Dank verwende ich keine Schimpfwörter und formuliere auch keine schwerwiegenden Beleidigungen, wie ich mich im Nachgang bei meiner Frau nochmal versichere. Letztendlich fehlte anscheinend der an Impertinenz kaum zu übertreffenden Dame wohl dieses Quäntchen an Eskalation, um nun endgültig von weiteren verbalen Attacken abzusehen.

Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall verbringen wir einen amüsanten und äußerst kurzweiligen Abend mit unseren Freunden, bei einem spannenden Spiel. Der Kontrast des Bildschirms verbessert sich zunehmend mit einsetzender Dämmerung.

30.06.2024, Sønderborg Lystbådehavn - Marina Minde

Heute findet nicht mehr viel statt: Am späten Vormittag legen wir bei leichtem Regen ab und motoren nach Marina Minde. Angesichts des Wetters, machen wir uns dann auch schon auf den Heimweg.

 


Auszeit in Glücksburg

14.06.2024, Marina Minde - Glücksburg

Nach nunmehr drei Wochen Abstinenz, können wir endlich wieder zur unserem Schiff! Ich war allerdings vor zwei Wochen nochmal alleine für einen Nachmittag hier, um mich um den Gasanschluss unserer "neuen" Gas-Heizung zu kümmern. Leider passt nämlich der vormontierte Gasanschluss der Heizung (ausgeführt nach DIN EN 12554-2) nicht zu dem schiffseitig verbauten Anschluss (1/4" NPT-Gewinde), sprich, die Schneidringverschraubung muss von der Heizung runter (im Folgenden schildere ich meine Vorgehensweise in Kursivschrift):

Das war nur möglich, indem ich den Schneidring vorsichtig mit einem Metall-Sägeblatt in Längsrichtung aufsäge und darauf achte, nicht die Oberfläche des Messing-Rohres der Heizung zu beschädigen. Durch die enge Einbausituation hatte ich beim Sägen zudem nur sehr wenig Hub zur Verfügung, was die Sache extrem nervig machte. Damit ich mit dem Sägeblatt nicht die Mantelfläche des Rohres beschädigte, habe ich ein paar Zehntel von dem Schneidring stehen gelassen. In dem reingearbeiteten Sägeschlitz konnte ich dann einen Schlitzschraubendreher ansetzen und den Ring quasi aufgesprengt. Das funktionierte deshalb recht gut, weil die Messinglegierung etwas spröde ist.

Die Montage des neuen Schneidringanschlusses (Ermeto-Verschraubung) läuft dann in zwei Schritten ab: Erst Vormontage, dann Endmontage. Für die Vormontage wird die Überwurfmutter sowie der Schneidring auf das Rohrende der Heizung geschoben. Der Schneidring wird mit einem Abstand von ca. 5 mm zum Rohrende positioniert. Dann wird das schiffseitige Gegenstück (hier: Winkelstück 90°) bis zum Anschlag gegen das Rohrende geschoben. Wichtig hierbei ist, dass das Rohrende an der Innenfläche des Einstiches des Gegenstückes auch wirklich anliegt, ansonsten wird die Verbindung beim Festziehen nicht dicht. Dann wird die Überwurfmutter zunächst mit der Hand festgeschraubt und die Stellung der Mutter, z. B. mit einem Edding, markiert. Schließlich zieht man die Überwurfmutter mit einem Schraubschlüssel fest und zählt dabei ca. 1,5 Umdrehungen. Wichtig ist, dabei das Gegenstück vernünftig zu kontern. Bei dem Vorgang arbeiten sich die dafür vorgesehen Schneidkanten des Schneidringes in das Material des Rohres hinein. Idealerweise entsteht hierbei ein kleiner Grad, den man mit dem Finger abschaben kann. Damit ist der Vormontageschritt abgeschlossen. Als nächstes kommt dann die Endmontage, bei der man darauf achten soll, nicht zu viel Drehmoment auf die Kupfer- bzw. Messing-Verbindung aufzubringen. Der anschließende Dichtigkeitstest in Anlehnung an die DVGW G 608 sowie ein Funktionstest verlaufen positiv und ich bin richtig froh, dass wir jetzt wieder eine funktionierende Heizung an Bord haben!

Die Wetteraussichten für dieses Wochenende sind mäßig, viel Regen und auch viel Wind, aus überwiegend westlichen Richtungen. Wir motoren nach Glücksburg, wo wir uns an der Außenmole längsseits festmachen. Nicole und ich sind dieses Wochenende nur zu zweit unterwegs, so dass wir auch längere Zeit entspannt unter Deck bzw. unter Kuchenbude verbringen können. Zu Dritt wird es dann doch schnell etwas eng.

Wir genießen den weiten Blick auf die Flensburger Förde. Im Laufe des Abends ziehen immer wieder dunkle Wolken über uns hinweg und es entstehen phantastische Bilder. Als wir unser Liegegeld beim Hafenmeister entrichten, sind wir erstaunt, immer noch nur 15 € bezahlen zu müssen, das finden wir fair - inklusive Strom, Wasser und Duschen. Bevor wir heute Abend das EM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland anschauen, gehen wir noch zum Restaurant "Gudlak" beim Intermar-Hotel, wo wir uns draußen auf die Terrasse setzen.

 

15.06.2024, Glücksburg (Hafentag)

Den Vormittag verbringen wir gemütlich an Bord, bei zum Teil heftigen Regenschauern. Am frühen Nachmittag gehen wir zum 2,6 km entfernt gelegenen Glücksburger Schloss. Der Regen lässt langsam nach und die Sonne kommt sogar noch durch. Der Weg dorthin führt durch einen Wald und dann um den sogenannte "Schlossteich", der für uns eher wie ein See aussieht. Gerade dieser Teil des Weges, um den Schlossteich, ist wirklich sehr hübsch und das Wasser leuchtet in der Sonne leicht grünlich. Wir gehen in das "Cafe am Schloss", um dort einen Kaffee zu trinken. Natürlich gibt es auch ein leckeres Stück Kuchen dazu. Dann schauen wir uns ein bisschen im Ort um. Der Edeka, der 2021 umgebaut wurde, gefällt uns sehr gut, ansonsten gibt es, wie in vielen kleineren Städten auch, einiges an Leerständen.

Auf dem Rückweg kommen wir an einem kleinen Fluss vorbei, den wir auf einer kleinen Holzbrücke überqueren. Zurück an Bord genießen wir die kurzen sonnigen Abschnitte. Ich schaffe es dann, mich noch für eine kleine Joggingrunde aufzuraffen - anschließend schmeckt das Bier um so besser.

 

16.06.2024, Glücksburg - Marina Minde

Gegen halb 11 legen wir ab und motoren zurück nach Marina Minde und fahren gegen 13 Uhr Richtung Heimat. Auf dem Weg nach Hamburg, wo wir unseren Jüngsten abholen wollen, müssen wir aufgrund der angekündigten Sperrung der A7 bei Jagel, über die B77 ausweisen. Es ist erstaunlich, wieviel um diese Uhrzeit schon los ist. Nächstes Wochenende wird die Autobahn A7 wieder von Freitag, 21. Juni, 20 Uhr, von der Anschlussstelle Schleswig-Jagel bis zur Anschlussstelle Bordesholm in Fahrtrichtung Hamburg gesperrt. Die Sperrung wird am Montag, 24. Juni, um 5 Uhr wieder aufgehoben.

 


Stevning Nor

24.05.2024, Marina Minde - Skelde Vig

Die "neue" Gasheizung, die Dienstag geliefert wurde, macht äußerlich einen wirklich guten Eindruck. Mit äußerster Vorsicht heben wir das gute Stück über den Bugkorb an Bord. Ich mache mich sofort an den Einbau, während Nicole alle anderen Sachen verstaut. Der Einbau klappt gut, alles passt ziemlich genau, bis auf den Gasanschluss, der nach DIN EN 1254-2 ausgeführt ist, während der  schiffseitige Anschluss vermutlich ein zölliges Gewinde, möglicherweise 1/4" NPT ist. Mir war beim Auspacken der Heizung schon die etwas kleinere Schlüsselweite der Überwurfmutter der Schneidringverschraubung aufgefallen. Hier werde ich mir noch was ausdenken müssen. Ich mache Aufmaß von allen für die Verbindung notwendigen Teilen.

Als Ziel für dieses Wochenende haben wir das "Stevning Nor" im Als Fjord im Blick. Heute geht es allerdings erstmal nur bis Skelde Vig, wo wir uns neben 8 anderen Booten vor Anker legen. Ein traumhafter Abend, warm und mit romantischer Abendsonne.

25.05.2024, Skelde Vig - Stevning Nor

Nach einer ruhigen Nacht, holen wir gegen 9 Uhr den Anker hoch und nehmen Kurs auf den Alssund. Unterwegs reift der Gedanke, bei dem Bootsausrüster am Parkplatz des Sønderborg Lystbådehavn nach einem passenden Zwischenstück für den Gasanschluss zu schauen. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, etwas zu finden, gering, aber einen Versuch ist es wert. Daher fahren wir im Hafen, direkt vor das Hafenmeistergebäude und machen dort an den rechten, steuerbordseitigen Pfählen fest. So kann ich vorne über den Bug an Land springen. Leider werde ich, erwartungsgemäß, nicht fündig, so dass wir 20 Minuten später gleich wieder ablegen und in den Stadthafen fahren. Wir navigieren vom Lystbådehavn kommend nahe am Sønderborg Slot vorbei, ein wunderschöner Anblick!

Die Brückenöffnung haben wir gerade verpasst und machen  erst einmal längsseits an der Kaimauer fest. Piet bekommt ein Softeis. Um 11:38 nehmen wir dann die Brückenöffnung.

Es ist wunderschön, in das "Stevning Nor" hineinzufahren. Backborseitig liegt der kleine Hafen, mit gerade einmal 5 Booten, davon drei Motorboote. Wir fahren weiter ins Nor hinein, um zu schauen, wie weit wir kommen. Bei der Aktion hören wir plötzlich von Land ein lautes Pfeifen, gefolgt von ebenso lauten Rufen, irgendwas von ".. da wird's flach!" Wir winken ab; als ob wir das nicht auf unseren beiden redundanten Echolots sehen würden. Bei unserer Schiffsgröße rechnen die Meisten mit deutlich mehr Tiefgang. Wir lassen uns nicht beirren und fahren den Bereich langsam ab. Bei 0,3 Metern unter dem Kiel drehen wir um und fahren einen gedachten Schwojkreis. Das Ganze loggen wir ja sowieso immer mit, so dass wir später ggf. nochmal darauf zurückgreifen können. Rein theoretisch könnten wir hier vor Anker gehen, fahren dann aber doch noch ein Stück zurück. Zunächst gehen wir auf Höhe des Hafens vor Anker. Später verholen wir uns noch einmal ca. 0,1 SM Richtung Südwest. Wir liegen hier bei Ost, später auch Südost, wunderbar mit toller Aussicht und an beiden Seiten kleine Strände.

Piet bringt mich später mit dem Schlauchboot zum nördlichen Ufer und ich gehe eine Runde joggen. Die Gegend hier ist wunderschön und auf meiner Runde habe ich immer wieder einen weiten Blick auf den Als Fjord und später auch auf die kleine Bucht "Sandvig", wo wir letztes Wochenende gelegen haben.

Nach dem Abendessen setzen wir noch einmal alle zusammen mit dem Schlauchboot über und erkunden den Hafen und die umliegende Umgebung. Es ist wirklich ein verträumter Ort mit einem schönen Grillplatz. Am Ende des Nors liegt an einer kleinen Landzunge ein offensichtlich sehr altes Fachwerkhaus, das ich schon in unserem vorherigen Beitrag erwähnte. Faszinierend wie schief es dasteht, aber alles in Ordnung, es wirkt durchaus gepflegt. Der Abend vor Anker ist ruhig und man kann die Seele baumeln lassen.

26.05.2024, Stevning Nor - Marina Minde

Um 9 Uhr holen wir den Anker hoch und segeln mit südöstlichem Wind zum Als Sund. Der Wind reicht dann aber einfach nicht und wir starten den Motor. Als wir dann auf die Flensburger Förde kommen, zieht ein Gewitter aus Richtung Süden auf. Die Blitze schießen horizontal und senkrecht durch die dunklen Wolken - sieht schon etwas bedrohlich aus das Ganze, zumal es sich gemäß Wetterradar auf uns zu bewegt. Letztendlich brist der Wind nur kurzzeitig auf und es bleibt, abgesehen von heftigem Regen, bei recht moderaten Verhältnissen. Als wir in Marina Minde fest machen, hört es sogar auf zu regnen.

Mit meinen neuen Hausaufgaben (Anschluss für die Gasheizung) machen wir uns gegen kurz nach 13 Uhr auf den Heimweg. Leider werden wir wohl erst in drei Wochen wieder kommen können. Für uns eine echte Prüfung!





Pfingsten 2024

17.05.2024, Marina Minde

Ich hatte Glück, die Ersatz-Seewasserpumpe, die ich bei einem holländischen Anbieter bestellt hatte, ist rechtzeitig gekommen. Heute habe ich einen Tag Urlaub genommen, um alle "Schraubarbeiten" rechtzeitig vor unserem Pfingsttörn fertig zu haben. Die Seewasserpumpe hatte ich zu Hause schon vormontiert, so dass ich sie nur noch einbauen muss. Das ist dann tatsächlich schnell erledigt und ich mache einen Testlauf. Auf Anhieb kommt ausreichend Wasser aus dem Auspuff - genial. Erstes Thema abgehakt!

Ganz so gut läuft das nächste Projekt nicht. Die Gasheizung war Anfang der Woche, nach über einer Woche von einem deutschen Paketdienstleister geliefert worden. Beim Auspacken beschlich mich dann aber auch schon ein ungutes Gefühl. Der äußere Zustand der Heizung ließ nichts Gutes erahnen. Außerdem fehlte die Kennzeichnung (Typenschild). Ich mache es kurz: Nach dem Einbau im Schiff und einem Testlauf erfolgte der sofortige Ausbau. Das Projekt geht also leider noch weiter.

Bevor dann heute Nachmittag der Rest der Hanna-Crew eintrifft, mache ich mich noch daran, den Ablauf unseres Waschbeckens in der Pantry neu einzudichten. Gerade als ich fertig bin, klopft es am Bugkorb. Es ist mein alter Freund, der heute auch nach Minde gekommen ist, um an seiner Maschine zu schrauben. Er hält zwei kühle Getränke und zwei Kuchenstücke in der Hand. Mein Vorhaben, noch schnell Joggen zu gehen, hänge ich an den Nagel und wir verdingen uns gemeinsam an den kulinarischen Köstlichkeiten.

Am späten Nachmittag ist dann die Hanna-Crew vollständig und wir legen, ganz entgegen unserer Gewohnheit, nicht sofort ab, sondern wir bleiben ganz einfach hier fest vertäut! Statt dessen genießen wir den Abend mit unserem Freund und einem alten Bekannten, ein Stegnachbar seit vielen Jahren, bei uns an Bord. Der Abend wird lang, und das verbleibende Getränkereservoir in der Bilge klein.

18.05.2024, Marina Minde - Ankerplatz Alssund, Arnkil

Heute nun geht es aber los. Wir drücken uns gegen viertel vor neun aus der Box. Nur mit Fock segeln wir zur Hafeneinfahrt, dort müssen wir dann leider doch kurz den Motor anschmeißen, da wir trotz heruntergelassenem Schwert zu sehr vertreiben. Nach zwei Minuten machen wir ihn aber wieder aus und segeln mit vollem Tuch nach Sonderburg. Dort ist richtig was los. Unzählige Schiffe sind in Wartestellung für die bevorstehende Brückenöffnung. Wir haben großes Glück und die Brücke öffnet sich just, als wir gerade das Sønderbog-Slot auf unserer Steuerbordseite haben. Mit teilweise ordentlich Lage, fahren wir in den Stadthafen von Sonderburg. Nach Luv haben wir genug Raum, so dass es zu keinen brenzlichen Situationen mit anderen Schiffen kommt. Das Timing ist perfekt, wir können uns ziemlich weit hinten anstellen und uns durch die Brücke mogeln.

Kurz bevor es vom Alssund in den Alsfjord geht, legen wir uns, so wie an Himmelfahrt auch schon, bei der Halbinsel Arnkil vor Anker. Es ist ein wunderschöner Tag mit Sonnenschein und es ist warm. Wir pumpen das SUP für unseren Jüngsten auf. Am Abend packen wir unseren Grill ein und setzen mit gepackten Taschen über, um vorne an der nördlichen Spitze der Halbinsel unser Lager fürs Grillen aufzuschlagen. Frei nach der Idee unseres Nachwuchses! Es ist ein wunderschöner Ort, mit weiter Sicht von einer kleinen Steilküste.

19.05.2024, Ankerplatz Alssund, Arnkil - Ankerplatz Sandvig Strand (Alsfjord)

Der Morgen ist noch jung und wir holen das Eisen hoch. Weit haben wir es heute nicht. Es soll nur ca. 2,4 SM weiter Richtung Nordost, bis zu unserem neuen Ankerplatz vor Sandvig Strand gehen. Ein wirklich schöner Ort zum Ankern, mit großflächigen, sandigem Untergrund. Unser Anker hält hier besonders gut. Wir liegen direkt vor einem kleinen, aber sehr schönen Strand mit fünf weiteren Schiffen am Anker, im Verlauf des Tages kommen noch Einige dazu.

Am späten Nachmittag machen wir einen längeren Spaziergang bis hin zum südlich gelegenen "Stevning Nor". Ein wunderschöner Ort, den wir vor dreizehn Jahren das erste und bisher letzte Mal, damals noch mit unserem 22-Fuß-Segelboot (eine Superdorade) besucht hatten. Hier handelt es sich eindeutig um eine Wiederentdeckung, denn der Hafen gefällt uns extrem gut. Er ist sehr idyllisch gelegen und verfügt über einen Grillplatz. Am Kopf der kleinen Bucht liegt ein sehr auffälliges Fachwerkhaus: Schief und krumm, aber gepflegt und offenbar auch bewohnt. Vor dem Hafen kann man gut ankern, wie wir sehen. Hier wollen wir bei nächster Gelegenheit unbedingt hin.

Zurück an Bord genießen wir die Abendstimmung. Allerdings soll es ja auch nicht langweilig werden. Also montiere ich den Außenborder ans Schlauchboot und Nicole und ich machen uns auf, zu einem kleinen Fischerhafen namens "Brandsbøl Bådelaug", am nördlichen Ufer der Bucht gelegen. Es sind 0,5 SM und mit unserem 2,3 PS-Motor gut zu machen. Der Hafen ist extrem idyllisch: Kleine Fischboote liegen hier, es gibt einen kleinen, aber sehr gepflegten Spielplatz und auch eine Toilette. Die Hafeneinfahrt ist unserer Einschätzung nach zu flach für unser Schiff - schade. Wir kommen mit einer Anglerin ins Gespräch, die, wie sich herausstellt, Deutsche ist. Sie ist vor 17 Jahren hierher gezogen und bereut es keinen Moment. Einer der Fischer bemerkte daraufhin, dass so einige Deutsche in der jüngeren Vergangenheit hierher gezogen seien.

Als Nicole und ich uns wieder auf den Rückweg machen, bekomme ich den verdammten Außenborder nicht wieder an. Ich bemerkte bereits beim Einsteigen, dass es enorm nach Benzin roch - abgesoffen, ich hatte den Benzinhahn nicht zugemacht. Leider habe ich keinen Zündkerzenschlüssel dabei, weshalb wir die Strecke zurück zu unserem Schiff paddeln müssen. Zurück an Bord hebe ich den Außenborder an Bord und montiere ihn an der dafür vorgesehenen Halterung am Heckkorb. Ich lege die Zündkerze trocken und siehe da, ich bekomme den Außenborder sofort an.

Weil die Stimmung so gut ist, machen wir noch Pfannkuchen, auch wenn es schon nach 22 Uhr ist.

20.05.2024, Ankerplatz Alssund, Arnkil - Marina Minde

Heute geht es rechtzeitig zurück nach Marina Minde. es gibt viele Termine in der nächsten Woche, daher wollen wir heute früher zu Hause sein. Als wir gegen Mittag Sonderburg hinter uns lassen, sind wir verwundert, wie voll die Flensburger Förde mit Schiffen ist. Viele sind offensichtlich, so wie wir, auf dem Heimweg.

Nächstes Wochenende werden wir sicher wieder kommen, da wir dann zwei Wochenenden nicht zu unserem Schiff kommen können. Ich hoffe, dass ich dann eine funktionstüchtige Heizung im Gepäck habe.

 



Dänische Südsee – Himmelfahrt 2024

08.05.2024, Marina Minde - Høruphav Havn

Der letzte Blog-Beitrag endete mit den Worten: "Ich hoffe sehr, dass ich noch in dieser Woche eine Ersatzheizung auftreiben kann!." Leider hatte ich vergebens gehofft! Das Paket, dass von einem namenhaften Paketdienstleister von Ahrensfelde nach Elmshorn transportiert werden soll, wird tagelang nicht bearbeitet. Seit Samstag, den 04.05.2024, ist es "unterwegs", seit nunmehr über einer Woche! Ich halte mich mit weiteren Kommentaren an dieser Stelle lieber zurück!

Fahren wir also heute OHNE Heizung los. Auf Kälte habe ich mich dieses Mal besser vorbereitet: Warme Jacke, Thermohose, Handschuhe etc. sind eingepackt. Trotzdem werden wir wohl wegen der kühlen Nächte zunächst einmal Häfen anlaufen und nicht vor Anker gehen.

Auf der Fahrt nach Marina Minde sitze ich etwas einsilbig am Steuer, denn die Heizung lässt mich immer noch nicht los. Es ist nicht nur die nicht mehr gegebene Unabhängigkeit von Häfen was im Innern nagt, sondern es ist auch die Tatsache, dass wir mit einer Baustelle in der Toilette losfahren: Hängende Schläuche und Kabel, sowie Halterungen der Heizung, an denen man sich verletzten kann. Außerdem hatte ich heute am frühen Morgen einen zweistündigen Zahnarzttermin, dessen Nachwirkungen ich nun deutlich zu spüren bekomme.

Als wir dann aber mit unserer "Hanna" den Hafen von Marina Minde verlassen, beruhige ich mich und wir freuen uns auf die kommenden Tage.

Wir sind uns einig, dass wir morgen nach Søby segeln wollen, daher ist Høruphav Havn ein guter Ausgangspunkt. Viel los ist hier nicht, so dass wir einen wunderschönen Liegeplatz, direkt neben der Hafeneinfahrt bekommen. Høruphav Havn hatte ebenfalls einiges bei der Sturmflut im Oktober 2023 abbekommen. Offensichtlich war man hier sehr fleißig, die Stege sind repariert und auch die Stromsäulen angeschlossen. Bei dem "Hotel Baltic" hat man für freie Sicht auf den Hafen und das Haff gesorgt. Der Hang wird mit einer Spundwand gesichert. Die Holzkohlegrills wurden offensichtlich gegen einen großen Gasgrill ausgetauscht.

Wir genießen den wunderschönen Abend in der Abendsonne, morgen geht es weiter Richtung Osten.

09.05.2024, Høruphav Havn - Søby Havn

Der Tag beginnt sonnig und wir legen um halb neun Uhr morgens ab. Wind zum Segeln haben wir nicht. Der Hafen von Søby ist ziemlich leer, so dass wir freie Platzwahl haben. Später gehen wir hoch zum Bäcker und trinken dort auf der Terrasse einen Kaffee. Die Bäckerei wird von Deutschen Einwanderern betrieben. Am späten Nachmittag gehe ich joggen und komme in Søby an dieser Firma (siehe Bild), die kleine Hausboote herstellt, vorbei. Was es hier auf der Insel alles so gibt?

Direkt im Anschluss an meine Joggingrunde gehe ich zum hiesigen Brugsen am Hafen. Ich bin auf der Suche nach roten Rosen, denn dummerweise kam es für mich sehr überraschend, dass wir heute 10-jährigen Hochzeitstag haben! Die Farbe rot ist zwar vergriffen, aber dafür finde ich schöne rosafarbene Rosen, aus denen ich einen Strauß mit selbst gepflücktem Grün binde. Ich finde direkt beim Spielplatz am Hafen einen Tisch, wo ich mich an die Arbeit mache. Als ich zwischendurch einmal kurz hochschaue, sehe ich drei junge Mütter zusammenstehen, die ganz offensichtlich Freude an meiner Hingabe beim Binden meines Rosenstraußes haben. Schließlich mache ich mich mit meinem Jogging-Outfit und dem Blumenstrauß hinter dem Rücken auf den Weg zum Schiff, welches wir sinnigerweise ganz hinten am vorletzten Steg festgemacht haben. Vielfältige Sprüche von den mittlerweile zahlreich eingetroffenen Seglerinnen und Segler sind vorprogrammiert. Aber ich bin ja auch selber Schuld, das hätte ich sicher vermeiden können! Dennoch, die Freude bei uns an Bord ist glaube ich groß; ich hab's gerade nochmal gerettet!

Zum Abend hin bedeckt sich der Himmel. Mit warmen Klamotten sitzen wir draußen und genießen ein dänisches Abendbrot mit "Karry Silt", "dansk leverpostej" usw. - traumhaft lecker!

10.05.2024, Søby Havn - Falsled

Gegen 9 Uhr legen wir ab und motoren mit nordwestlichem Kurs gegen Wind und Welle an. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell sich eine Welle aufbaut, denn viel mehr als 4 Beaufort sind es nicht. Auf Höhe des Fähranlegers Bøjden (Fähre Korshavn - Bøjden) setzen wir die Segel und genießen die letzten Meilen ohne Motorlärm. Im Hafen von Falsled sehen wir nicht ein einziges deutsches Boot. Das Meiste spielt sich an diesem langen Himmelfahrtswochenende wohl eher in den bekannten Häfen von Ærøskøbing, Lyø usw. weiter ab. Wir finden im Hafen von Falsled einen wirklich schönen Liegeplatz, ganz außen, längsseits am Steg mit wunderschönem Blick aufs Wasser und den Hafen.

Am frühen Nachmittag kommt ein langjähriger Freund zu Besuch. Er ist zufällig hier mit seinem Fahrrad, ausgerüstet mit Zelt und Isomatte, unterwegs. Er bereist die dänische Südsee auf dem Landwege. Die hierfür erforderliche Infrastruktur ist in Dänemark mit einem Netz von Naturlagerplätzen und Shelters gegeben. Wie unser Freund berichtet, sind die bereitgestellten Örtlichkeiten häufig in einem bemerkenswert sauberen Zustand. Teilweise sind diese Plätze in besonders exponierten Lagen mit traumhaftem Blick gelegen. Wenn man das so hört, bekommt man direkt Lust, das auch mal zu probieren.

Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang am Wasser entlang, Richtung  Süden. Wir kommen dann zu einem Campingplatz, der unglaublich schön gelegen ist. Hier stehen auffällig viele kleine Camper. Der Platz ist sauber und schön angelegt und es gibt noch viele freie Plätze ("Falsled Strand Camping").

11.05.2024, Falsled - Ankern Alssund (Arnkil)

Wir liegen günstig zur Hafeneinfahrt, so dass wir unser Schiff um viertel nach acht Uhr entlang des Steges nach hinten rausdrücken, die ausgerollte Fock backhalten und bei 1 bis 2 Windstärken aus dem Hafen segeln. Später greifen wir allerdings auf unseren Motor zurück, da wir nur 2 bis 3 Knoten laufen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und als wir die Nordspitze von der Insel Als umrunden, erstrahlen die Rapsfelder in einem leuchtenden Gelb, davor das blaue Wasser - schon schön!

Gegen viertel vor zwei am Nachmittag erreichen wir unseren Ankerplatz. Leider haben wir erneut große Probleme, den Anker im bewachsenen Grund des Alssundes fest zu bekommen. Fünf Anläufe sind notwendig. Der Anker muss halten, weil wir ziemlich dicht am Ufer sind. Belohnt werden wir durch ein wahres Schauspiel in Form einer Kuhherde mit vielen Kälbern, die am Ufer entlang traben und vor lauter Lebensfreude kleine Luftsprünge vollführen. Das Muhen und der landwirtschaftliche Geruch passen im ersten Moment gar nicht zu dem ansonsten recht maritimen Ambiente.

Das Wasser hat 14,4 Grad , so das angebadet werden kann - naja, es beschränkt sich auf einmal Untertauchen.

Heute ist der erst warme und sonnige Abend vor Anker - ein Traum!

12.05.2024, Ankern Alssund (Arnkil) - Marina Minde

Ein wunderschöner Morgen, wir trinken unseren obligatorischen Kaffee draußen in der Plicht. Erst spät lichten wir den Anker. Heute ist Muttertag und wir sind heute Abend noch mit meiner Mutter verabredet. Außerdem sind Freunde von uns auf Überführungsfahrt nach Marina Minde, die wir dann mit dem Auto mit nach Elmshorn nehmen.

Wir lichten den Anker, drehen den Bug unseres Schiffes, mit 30 cm heruntergelassenem Schwert und backgehaltener Fock, in Richtung Süden. Mit einem harten Amwindkurs segeln wir mit ordentlich Krängung Richtung Süden. Später auf der Flensburger Förde fahren wir bei achterlichem Wind und ausgebaumter Fock über 7 Knoten - das macht Spaß. Was dann allerdings keinen Spaß mehr macht ist die Tatsache, dass ich nach dem Starten unseres Motors vor der Hafeneinfahrt in Marina Minde trockene/hole Geräusche vom Auspuff her wahrnehme. Meine Befürchtung bewahrheitet sich sogleich: Kein Wasser aus dem Auspuff - was für eine Riesenschei...! Wir lassen den Motor an und fahren damit zügig in unsere Box. Ich kann es nicht glauben, was soll das jetzt wieder sein?? Obwohl wir eigentlich los wollen/müssen, mache ich mich noch schnell an die Fehlersuche:

  1. Filtergehäuse abmontieren, Filterdeckel losschrauben und mit dem Wasserschlauch bei laufender Maschine den Filter stetig nachfüllen. Ergebnis: Das Wasser wird von der Pumpe weggefördert (ist aber auf Zulauf) und aus dem Auspuff kommt in gewohnten Mengen Wasser gelaufen. Also keine Verstopfung auf der Druckseite der Wasserpumpe.
  2. Wasserschlauch in den Seewasserzulauf halten und schauen, ob der Durchgang nach draußen gegeben ist: Das Wasser fließt einwandfrei ab: Also keine Verstopfung in dem Bereich des Ansaugstranges (z.B. durch eine Qualle oder so).
  3. Seewasserpumpe ausbauen und Deckel aufschrauben: Impeller sieht gut aus, alle Flügel noch vorhanden und nicht eingerissen. Keine sonstigen Beschädigungen zu sehen.
  4. Seewasserventil schließen, Wasser in den Seewasserfilter gießen, bis der Filter randvoll ist. Dann Deckel auf das Filtergehäuse schrauben und schauen, ob bei laufender Maschine der Wasserstand im Filter sinkt. Das wäre ein Hinweis auf eine Leckage im Ansaugstrang (Tipp kam von unserem backbordseitigen Nachbarn - danke!) Ergebnis: Der Wasserstand sinkt nicht, also keine Undichtigkeit im Ansaugbereich des Systems.
  5. Abkotzen und Wutanfall in den Griff bekommen.

Und jetzt kommt das Unglaublichste überhaupt: Unsere Freunde laufen derweil mit ihrem Schiff ein und machen einige Plätze neben uns fest. Neben den etwas auffälligen Motorgeräuschen sind dabei deutlich Laute und Gesten wahrzunehmen, die üblicherweise mit einem ausgeprägten Wutanfall in Verbindung zu bringen sind!  Während ich noch mit meinen eigenen Wallungen vor unserem Motor knieend zu kämpfen habe, nimmt Nicole die Leinen unserer Freunde an und erfährt sogleich den Grund der unsäglichen Gemütsverfassung meines langjährigen Musikerfreundes: Nach dem Starten des Motors, eben vor der Hafeneinfahrt, kommt kein Wasser aus dem Auspuff! Mal im Ernst, kann das wirklich wahr sein oder was findet hier statt? Bei so etwas muss es doch wohl einen kausalen Zusammenhang geben!

Unsere Freunde ergreifen ähnliche Maßnahmen, wie die zuvor beschriebenen und sind im Gegensatz zu mir, schnell einen Schritt weiter: Nach dem Durchspülen des Anlaufstranges kommt wieder Wasser aus dem Auspuff. Ich komme derweil dem Wahnsinn immer näher. Mein alter Kumpel, der mittlerweile wieder deutlich klarer denken kann als ich, kommt schließlich an Bord und schlägt vor, den Ansaugschlauch der Pumpe am Filter zu lösen und aus einem Eimer Wasser, der unten auf dem Boden des Schiffes steht, das Wasser ansaugen zu lassen -  hierdurch simulieren wir im Prinzip das Ansaugen von außen. Tja, was soll ich sagen: Null, null Ansaugen, nur wenn ich den Filter hoch halte (auf Zulauf) gelangt Wasser zur Pumpe und durch den Auspuff nach draußen. Als Fehler bleibt hier nur noch ein Dysfunktion oder auch ein unsäglich niedriger Wirkungsgrad der Wasserpumpe. Ist die Papierdichtung undicht? Bei zwei der 6 Deckelschrauben der Seewasserpumpe bemerkte ich, dass ich nicht genügend Drehmoment aufbringen kann und dann das Gewinde und auch der Schraubenkopf "übergnaddeln". Zieht die Pumpe hier Luft? Da wir jetzt einfach keine Zeit mehr haben und los müssen, ist das jetzt per Definition der Fehler: Ich kümmere mich also umgehend um eine Ersatz-Seewasserpumpe, natürlich bis nächsten Freitag, da wir ja Pfingsten wieder los wollen! Ich hoffe inständig, dass wir Freitag mit Ersatzpumpe nach Marina Minde fahren können!!

 





Arschkalt!

27.04.2024, Marina Minde - Iller Strand

Es soll heute und morgen mit dem Wetter etwas bergauf gehen. Wir entschließen uns, heute für eine Nacht noch nach Marina Minde zu fahren. In Elmshorn ist es heute Morgen schon so warm, dass ich mit kurzer Hose ins Auto steige. Der, für mich völlig untypische, grenzenlose Optimismus, führt dazu, dass ich heute auch keine wärmeren Klamotten einpacke. Eigentlich ist klar, dass es an der Ostsee bestimmt 4 Grad kälter sein wird.

Wir kommen gegen 12 Uhr in Minde an, bauen die Kuchenbude ab und können gegen 12:30 ablegen. Wir ziehen/drücken unser Schiff ohne Motor aus der Box und warten, bis der Bug vom östlichen Wind Richtung Hafenausfahrt gedreht wird, dann rollen wir die Fock etwas aus. Wir nehmen Fahrt auf und können unser Schiff aus dem Hafen steuern. Unser Ziel ist Iller Strand, 1,8 SM südwestlich von Marina Minde. Eigentlich sind für heute schon etwas erträglichere Temperaturen angesagt, aber dadurch, dass die Ostsee nur so um die 9 ° C hat, ist der Ostwind noch ziemlich kalt. Nicole lässt es sich nehmen an der Pinne zu stehen und kreuzt unsere Hanna tapfer ca. eine Stunde nur mit Fock zur unserer Ankerstelle vor Iller Strand. Wir finden schnell eine Stelle ohne Seegras, wo wir den Anker fallen lassen können. Mit einem kleinen ausgerollten Dreieck unserer Fock, das ich vorne vom Bug aus, in den Wind drücke, fahre ich den Anker etwas in den Seegrund ein. Er hält sofort - einfach genial! Nun liegen wir dieses Jahr das erste Mal vor Anker, an einem unserer Lieblingsankerplätze, hier vor Iller Strand. Der Blick auf die Flensburger Förde ist einfach wunderschön und man kann von hier auch den Schiffsverkehr sehr gut beobachten.

Am Nachmittag pumpe ich mit  unser Jüngsten vorne auf dem Vorschiff das Schlauchboot auf. Wir setzen dann alle zusammen an Land über. Wir legen mit dem Schlauchboot an einem kleinen Hafen für Fischerboote an. Die Anlage ist leider total verfallen und der Hafen komplett versandet. Eigentlich schade.

Wir spazieren Richtung Brunsnæs. Auf dem Weg dorthin finden wir einen kleinen Weg, der links eine Anhöhe hinaufführt. Oben angekommen, haben wir einen traumhaften Blick auf die Flensburger Förde. Der Weg führt dann zu einem Seniorenheim, von wo aus eine Treppe hinunter zur Küstenstraße führt. Im weiteren Verlauf kommen wir an einem kleinen Selbstbedienungsladen vorbei. Hier gibt es leckeres Eis und Getränke - Alles auf Vertrauensbasis! Leider haben wir kein Kleingeld sondern nur einen 100-Kronenschein dabei und müssen unseren Jüngsten leider enttäuschen.

Der Anlegesteg von Brunsnæs, wird offensichtlich wieder instand gesetzt. Hier legt nämlich auch die "Cykelfærgen" an. Als wir uns gerade auf den Weg zurück zum Schlauchboot machen wollen, kommt uns ein Paar mit Hund entgegen. Ich spreche die Beiden auf Dänisch an und frage, ob sie möglicherweise Geld wechseln können, damit wir für unseren Jüngsten ein Eis kaufen können. Der Mann zieht sein Portemonnaie aus der Tasche und gibt uns einfach so 20 DKK. Das finden wir so extrem nett!! Wir kommen kurz ins Gespräch, beide sprechen auch gut Deutsch. Es stellt sich heraus, dass hier in Brunsnæs viele Deutsche wohnen. Diesen Trend, dass immer mehr Deutsche nach Dänemark übersiedeln, hatte ich ich schon seit längerem wahrgenommen. Auf meine Nachfrage hin bestätigen Beide, dass sich nicht alle Deutschen Einwanderer genug bemühen, Dänisch zu lernen - das finde ich sehr schade, allerdings sei wohl das Miteinander zwischen Dänen und Deutschen ganz ok, das freut uns!

Mit den 20 DKK können wir nun ein Kind (für eine gewisse Zeit) glücklich machen. Wir holen ein leckeres Eis aus dem bereitgestellten Gefrierschrank, tolle Aktion!

Zurück an Bord muss ich leider feststellen, dass es schweinekalt ist, auch unter Deck! Draußen sind 4 Windstärken in Böen 5, es ist bedeckt und nur 12 °C. Aber kein Problem, wir haben ja eine Heizung! Ich eile unter Deck und betätige den Schalter. Ich mache es kurz: Unsere Gasheizung lässt uns im Stich, wir bekommen das verdammte Gerät nicht zum laufen. Sie geht nach dem Einschalten immer wieder in den Störmodus. Meine Laune geht proportional zur Anzahl der Startversuche in den Keller. Mit Kälte kann ich ich leider von Haus aus nicht so sonderlich gut umgehen. Es ko... mich auch tierisch an, dass wieder einmal ein Gerät nicht funktioniert! Jetzt wird klar, die Heizung muss raus, wir brauchen eine "Neue".

Es wird kalt an Bord und unter Deck. Ich bekomme kalte Füße und Hände. Nicole zeigt sich da deutlich robuster, was auch schon wieder an meinem Ehrgeiz nagt! Zu allem Überfluss macht Nicole mir sogar noch ein Wärmflasche - kann man tiefer fallen? Insgesamt versuchen wir das Beste daraus zu machen, aber ich bin ehrlich, wir hatten schon gemütlichere Ankerabende!

28.04.2024, Iller Strand - Marina Minde

Die Nacht war kalt aber ganz ok. Wir versuchen erneut die Heizung zum Laufen zu bringen, Fehlanzeige! Ich nehme im Verlauf des Vormittags über einen Onlinemarktplatz Kontakt zu einem Händler für Gasheizungen auf. Mal sehen, wann er sich zurückmeldet.

Gegen Mittag holen wir den Anker hoch und segeln nur mit Fock nach Marina Minde zurück. Direkt vor der Hafeneinfahrt sehen wir einen Schweinswahl, so dass wir unsere Fahrt verlangsamen, um ihn nicht zu stören.

Bevor wir mit dem Auto nach Hause fahren, baue ich noch die Heizung aus. Ich hoffe sehr, dass ich noch in dieser Woche eine Ersatzheizung auftreiben kann!

 


Überführung 2024

06.04.2024, SVE (Elmshorn) - Brunsbüttel Kanalhafen

Dienstag haben wir unser Schiff ins Wasser geslippt und gestern, Freitag, den Mast gesetzt. Vor uns liegt eine Woche Urlaub und zumindest für die nächsten Tage ist recht angenehmes Wetter vorhergesagt. Wir hatten es dieses Jahr nicht wirklich eilig mit dem Slippen, denn das nasskalte Wetter der letzten Wochen bremste unsere sonst unbändige Vorfreude auf den Saisonstart ziemlich aus. Doch nun, wo die ersten Schritte getan sind und sich unverhoffter Weise Chancen auf ein paar schöne Stunden auf unserem Boot bei erträglichen Wetterbedingungen auftun, ist unser Feuer der Leidenschaft entfacht.

Allerdings ist es mehr als ungewiss, ob wir heute überhaupt loskommen, denn es gibt noch unheimlich viel zu tun. Folgende Liste gilt es, wenn möglich bis spätestens zum Einsetzen des Hochwassers um 13:44 Uhr zu erledigen:

      • Rigg (notdürftig) einstellen
      • Impeller wechseln
      • Ölwechsel einschließlich Ölfilter
      • Schiff beladen
      • Frischwassersystem reinigen
      • Wasser tanken
      • Großsegel anschlagen
      • Schoten anschlagen
      • Diesel tanken

 

In dieser Liste sind die sog. "must haves", Impeller wechseln und Ölwechsel sowie Schiff beladen, alles andere geht zur Not auch unterwegs!

Somit mache ich mich als erstes an die Seewasserpumpe - das Schiff liegt noch im Schlick. Als ich den ausgebauten Impeller in der Hand halte, habe ich gleich zu Beginn meiner Arbeiten das Gefühl, dass es sich hier um eine sehr sinnvolle Maßnahme handelt: Von den sechs Flügeln des Impellers sind fünf bis zur halben Höhe eingerissen.

Unser Schiff beginnt mittlerweile aufzuschwimmen und es wird Zeit, den Motor warm laufen zu lassen. Nach dem Start des Motors kontrollieren wir, ob die Seewasserpumpe nach dem Tausch des Impellers funktioniert oder eben auch nicht. Was soll ich sagen? Es kommt einfach kein Wasser aus dem verdammten Auspuff! Es gibt zwei Möglichkeiten: Das Schiff schwimmt noch nicht hoch genug, oder die Pumpe erfüllt nicht ihre bestimmungsgemäße Funktion, z.B. weil sie Luft zieht. Ich hatte aus Zeitgründen nicht auch die Gehäusedichtung mit ausgetauscht. Da wir keine Zeit für weitere Untersuchungen oder Erwägungen haben, mache ich mich direkt an den erneuten Ausbau der Seewasserpumpe. Leider ist die alte Dichtung fest mit der Dichtfläche des Gehäuses verklebt, so dass ich der Dichtung in Ermangelung passender Alternativen und mit größter Vorsicht mit einem Messer zu Leibe rücken muss. Ich spüre, wie in mir der adrenalininduzierte Puls hochsteigt! Eigentlich ist das bereits verharmlost dargestellt, denn, um ehrlich zu sein, verhallten bereits die ersten unangemessenen und nicht jugendfreien Kraftausdrücke in der dumpfen Akustik des Motorraums. Es war sogar soweit, dass ich wutgetrieben, erste Zweifel bezüglich unserer Absicht, in gut einer Stunde ablegen zu können, äußerte.

Nachdem ich die Seewasserpumpe wieder eingebaut habe, starten wir sogleich den Motor, damit ich das warmgelaufene Öl abpumpen kann. Schließlich bleibt nicht mehr viel Zeit für den Tausch des Ölfilters und das Einfüllen des neuen Öls. Die ganzen Utensilien müssen dann auch noch von Bord, um eine Riesensauerei an Bord zu vermeiden.

Am Ende sind wir gerade noch rechtzeitig soweit, dass wir ablegen können. Um 14:12 legen wir den Rückwärtsgang ein und verlassen alsdann unseren Heimathafen. Die Ungewissheit, ob wir loskommen, geschweige denn wohin es gehen soll, blieb bis zuletzt. Zunächst sind wir unglaublich erleichtert, dass wir überhaupt noch losgekommen sind. Wir genießen die erste Fahrt auf der Krückau ungemein. Wohin es geht, ist erstmal gar nicht so wichtig. Hinter dem Krückausperrwerk biegen wir erst einmal rechts ab und im Grunde werden Nicole und ich uns erst jetzt einig, dass wir den "Sprung" in den Nord-Ostsee-Kanal wagen wollen.

Vor der Schleuse warten wir ca. eine Stunde. Mit sechs weiteren Segelbooten laufen wir in die Schleuse in Brunsbüttel ein. Um viertel vor sieben abends verlassen wir die Schleuse und steuern den Kanalhafen an. Alle anderen Freizeitskipper haben die gleiche Absicht. Merkwürdigerweise wollen alle als erste in den Hafen einlaufen, wieso?

Als wir als Vorletzte durch die Hafeneinfahrt kommen, kann ich schon wieder nicht glauben, was ich dort sehe! An dem Haupt-Steg, der direkt am Kanalufer verläuft, haben die Crews zweier Yachten ihre Boote dermaßen platzverschwenderisch festgemacht, dass ich nicht anders konnte, als diese Situation zu klären. Ich frage höflich, ob sie ihre Boote etwas verholen können, damit wir dort noch dazwischen passen würden. Als Antwort kam: "Wir lagen hier aber zuerst!" Auf diese  unseemännischen Unverfrorenheit war ich entgegne ich mit offensichtlicher Unmissverständlichkeit, dass es hier und jetzt nicht darum ginge und sie bitte höflichst ihr Schiff verholen mögen. Glücklicherweise kam nun rasch Bewegung in die Sache und wir konnten uns zwischen die beiden Segelyachten legen. Natürlich haben wir uns im Anschluss in angemessener Weise für die Mühe bedankt, was mit einer gewissen Anerkennung erwidert wurde.

Nun, da wir fest sind und alle Anspannung von uns fällt, ergreift uns ein Gefühl der Glückseligkeit: Der Start in die Segelsaison 2024 ist vollbracht! Darauf gilt es mit einem kühlen Bier bzw. einem Glas Wein anzustoßen. Genau in diesem Moment bekommen wir Überraschungsbesuch, der offensichtlich unseren Status im Messangerdienst verfolgt hatte. Es ist eine willkommen Abwechslung und wir schaffen ausreichend Getränke aus der Bilge herbei. Es wird ein ausgelassener Abend, im Zuge dessen wir im "Torhaus", direkt gegenüber unseres Liegeplatzes einkehren.

07.04.2024, Brunsbüttel Kanalhafen - Olympiahafen Schilksee

Um kurz vor acht Uhr starten wir bei leichtem Regen den Motor und Nicole legt "einhändisch" ab, während ich noch unter Deck zu tun habe. Die Bedingungen sind recht ordentlich: Wir haben achterlichen Wind, teilweise mit bis zu 7 Beaufort. Das ergibt in Summe eine ordentliche Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 6,8 Knoten, so dass wir gegen 15:54 in die geöffnete Schleuse, ohne Wartezeit, in Kiel Holtenau fahren. Die Kanalfahrt war schön und bis auf einen Vorfall, recht unspektakulär: Als recht außergewöhnlich und im Grunde auch unästhetisch würde ich die Tatsache beschreiben, dass eine männliche Person seiner nudistischen Neigung beim Spazierengehen im Adamskostüm entlang des Kanals nachkommen muss!

Als wir gegen 16 Uhr aus der Schleuse auf die Kieler Förde fahren, haben wir dieses verstörende Ereignis bereits mental vollständig aufge- und verarbeitet, so dass wir uns ganz den wunderbaren Eindrücken des hiesigen Segelrevieres hingeben können. Wir haben uns entschlossen, noch bis Schilksee durchzuhalten.

Der Hafen ist noch ziemlich leer. Viele Liegeplätze sind noch durch rot/weiß gestreiftes Flatterband gesperrt. Die Stromkästen sind noch nicht vollständig verdrahtet, so dass wir heute ohne Strom auskommen werden.

08. - 11.04.2024, Olympiahafen Schilksee - Sønderborg Lystbådehavn

In Anbetracht der Wettervorhersage für die nächsten Tage, entschließen wir uns, heute bis Sønderborg zu fahren. Von einem Abstecher in die dänische Südsee nehmen wir aufgrund der angesagten Starkwindphase Abstand.

Auch der Sportboothafen von Sønderborg war von der Sturmflut Ende Oktober 2023 betroffen. Hier gab und gibt es viel zu tun. Es ist aber auch schon viel geschafft, so z.B. der große Grillplatz, der im Rahmen eines freiwilligen Arbeitseinsatzes von dänischen und deutschen Festliegern wieder aufgebaut wurde. Ein wirklich lobenswertes Engagement!

Wir legen hier in Sonderburg einige Hafentage ein und vertreiben uns die Zeit mit Spaziergängen in die Stadt, mit sportlichen Aktivitäten und einigen unerledigten Aufgaben an Bord - die Zeit vergeht schnell. Es sei noch am Rande bemerkt, dass auch hier für die Jahreszeit wenige Schiffe im Hafen sind. Wir beobachten, dass nur in Phasen mit weniger Wind gekrant wird. So können wir in der Zeit zwei Boote beobachten, die den Weg in ihr Element finden.

11.04.2024, Sønderborg Lystbådehavn - Langballigau

Heute Nachmittag lässt der Wind etwas nach, so dass wir die Gelegenheit nutzen, nach Langballigau zu verholen. Unser Freund aus Fahrdorf empfängt uns am Hafen, zur Freude unseres Jüngsten, mit "Bolle" an der Leine. Wir essen gemeinsam Pizza und verbringen einen wirklich schönen Abend - danke Björn!

12.04.2024, Langballigau - Marina Minde

Heute Morgen legt der Wind wieder ein kurze Pause ein, allerdings soll es den ganzen Tag regnen. Wir nutzen die Gelegenheit und legen bei knappen 3 Beaufort nur mit Fock ab. Die Sonne versucht sich durch die ansonsten geschlossene Wolkendecke zu kämpfen - leider gewinnt dann aber später der Regen! Wir laufen gegen halb zehn in Marina Minde ein. Das für heute angesagt regnerische Wetter nutzen wir, um irgendwie nach Elmshorn zu kommen, damit wir morgen wieder mit dem Auto hierher nach Marina Minde zurückkommen können.

Von Marina Minde mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Elmshorn zu kommen ist bekanntermaßen eine große Herausforderung. Laut Google Maps 5,5 Stunden. Hmmm, wir überlegen, was wir tun können. Zunächst machen wir uns mit leichtem Gepäck zu Fuß auf Richtung Egernsund. An der Bushaltestelle kurz vor der Egernsundbrücke keimt die Erkenntnis, dass wir zu Alternativen greifen müssen!  Nachdem wir fast 3,5 km zu Fuß und bei Wind und Regen zurückgelegt hatten, entscheiden wir uns dafür mit dem Taxi nach Flensburg zu fahren. Durch eine glückliche Verkettung von Zufällen bestreiten wir den ersten Teil der Reise mit der Deutschen Bahn ohne nennenswerte  Vorkommnisse bis Neumünster. Ein direkte Verbindung von Flensburg nach Hamburg gibt es leider nicht. Auch der zweite Teil der Reise, von Neumünster bis Elmshorn bleibt unspektakulär. Einziger Wehrmutstropfen: Wir müssen die ganze Zeit dichtgedrängt auf der Treppe stehen.

In Summe haben wir nach nun knapp einer Woche das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir freuen uns auf viele schöne Momente auf unserem Schiff.





Etappenweise zum aufgeriggten Schiff

02.04.2024, SVE Elmshorn

Manchmal ergeben sich Dinge sehr spontan, so wie am heutigen Dienstag, ein normaler Arbeitstag - Ostern liegt hinter uns. Am späten Nachmittag gibt es per Messenger ein kurzen Nachrichtenaustausch mit einem Vereinskameraden. Ergebnis: Wir schließen uns ihm heute Abend spontan an und bringen unser Schiff zu Wasser. Richtig planbar ist in unserem Verein der Sliptermin nicht wirklich, da dieser nicht nur von der Abfolge beim Runterslippen aus der Halle abhängt, sondern z. B. auch von den Hochwasserzeiten oder der Windrichtung (bei Ostwind läuft zu wenig Wasser auf).

Für solche kurzfristigen Aktionen bedarf es jedenfalls ein Mindestmaß an Adrenalin im Körper, denn die Zeit sitzt uns heute im Nacken. Das heutige Hochwasser ist für 21:44 Uhr in Elmshorn vorhergesagt, bedeutet, dass beide Schiffe gut zwei Stunden vorher fertig zum Slippen auf der Schiene stehen müssen. Dank Radarwarner, den ich von meiner Frau zu Ostern bekommen habe, spare ich ein wenig Zeit auf der Fahrt zum SVE - das ergibt gefühlt einen ordentlichen, in Wahrheit aber nur einen marginalen Zeitvorteil.

Aus "mal eben" slippen wird ein echtes Zeitrennen, denn es gibt dann doch noch erstaunlich viel zu tun! Ich wuchte unsere schweren und äußerst unhandlichen Matratzen vom Dachboden ins Auto, dass vorher natürlich noch leer geräumt werden musste. Im Hafen angekommen, kann ich glücklicherweise mit dem Auto in die Halle fahren und direkt neben unserem Schiff halten - das spart Zeit. Mit dem Ziel, rechtzeitig fertig zu werden, schaffe ich es mit einer gewissen Leichtigkeit, die beiden forminstabilen Monster, geschultert, über die steile Leiter in die Vorpiek zu bringen. Auf  dem Rückweg nach unten nehme ich gleich die schwere Absaugung mit nach unten. Schließlich mache ich mich ans Aufräumen unterhalb des Schiffes: Leitern wegräumen, Vorbereiten der Laufräder in Längsrichtung usw. usw. Schließlich hole ich zwei Winschen, um unseren Slipwagen mitsamt Schiff schrittweise abzubocken und auf die Schienenräder zu setzen. Mit diesen werden wir später unser Schiff in Querrichtung auf die Schienenschieben. Gerade als ich mit den groben Vorbereitungsmaßnahmen fertig bin, kommen Nicole und unser Vereinskamerad mit seiner Frau, die schon mit ihrem Schiff auf der Schiene stehen. Mit vereinten Kräften schieben wir ihr Schiff aus der Halle. Es ist noch ein wenig Zeit, bis es mit dem Slippen losgehen kann, so dass wir unser Schiff quer auf die Schiene versetzen und auch schon zum Hallentor schieben können. Nun ist eigentlich das Schlimmste schon erledigt, denn das Abslippen ist ein ruhiger Prozess bei dem es nur einen einzigen spannenden Moment gibt: Es ist der Augenblick, bei dem man den Motorschlüssel beim Aufschwimmen des Schiffes, mit leicht erhöhter Pulsfrequenz Richtung "Start" dreht. Für den günstigen Fall, dass der Motor startet, bleibt dann noch die Ungewissheit, ob auch Kühlwasser aus dem Auspuff kommt. Es vergeht jedes Mal eine gefühlte Ewigkeit, bis die Seewasserpumpe es geschafft hat, das Wasser anzusaugen und durch den Auspuff zu drücken. Sollte das der Fall sein, kann nicht mehr viel schief gehen!

Bei beiden Schiffen ist das der Fall und wir können sie auf unsere Plätze bringen. Zum Abschluss des heutigen Tages bringen wir noch unsere Slippwagen auf den dafür vorgesehen Platz.

Das war nun der erste Schritt bis hin zu einem segelfertigen Schiff. Der nächste wird das Setzen des Mastes sein. Auch das ist nur grob planbar, denn auch hierfür brauchen wir genügend Wasser für ein angemessenes Zeitfenster, um mit dem Schiff zum Kran zu fahren, den Mast zu setzen und wieder zum Platz zurück zu kommen.

05.04.2024, SVE Elmshorn

Auch heute ist wieder Spontanität gefragt, denn zur Zeit fällt viel und langanhaltender Regen, so dass wir eine passendes Wetterfenster und eine passende Tide in Einklang bringen müssen. Das ist, wie sich erst im Laufe des Vormittags herausstellt, heute am frühen Nachmittag der Fall. Ich bereite, wie sonst nicht üblich, den Mast im Mastenlager vor: Montieren des Windex, der Messeinheit für Wind, die Antenne usw. Die Kabelstecker umwickle ich immer mit selbstverschweißendem Isolierband, um die Steckerverbindungen gegen eindringendes Regenwasser zu schützen. Das ist wirklich eine lohnende Maßnahme. denn die Stecker sehen nach Jahren immer noch aus wie neu. Bei der Gelegenheit sehe ich, dass der Stecker des Antennenkabels leicht lose ist. Dort sehe ich dringenden Handlungsbedarf und ich setze den Steckerverbindung instand. Die Lötverbindung des Innenleiters hatte sich gelöst, so dass ich noch schnell einen Lötkolben mit Lötzinn hole. Rechtzeitig für den Moment, wo wir unser Schiff zum Mastenkran manövrieren können, liegt der Mast fertig vorbereitet auf zwei Böcken. Mit Hilfe von Vereinskameraden ist der Mast schnell gesetzt und wir fahren zurück auf unseren Platz. Ich beeile mich, noch schnell die ganzen Stecker auf die Buchsen am Mastfuß zu schrauben und auch mit dem selbstverschweißendem Isolierband zum umwickeln. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig vor dem herannahenden Regen und der einsetzenden Dunkelheit fertig zu werden. Das war nun der zweite Schritt bis hin zu einem segelfertigen Schiff. Als nächstes steht das Anschlagen der Segel, Einstellen des Riggs sowie das Beladen des Schiffes an.

Leider hatten sich im Winter offensichtlich wieder Mäuse bei uns im Mast eingenistet. Und das, obwohl wir den Mastfuß mit Klebeband versucht hatten, dicht zu bekommen - unglaublich! Jedenfalls rieseln nun wieder nach und nach vertrocknete Blätter und Reste von Eicheln usw. aufs Deck - ich freue mich!

Gemäß Wettervorhersage soll das Wetter in den nächsten Tagen etwas besser werden. Wir haben nächste Woche Urlaub, mal sehen, wann wir das erste Mal loskommen!

Das war unser Delphin-Treffen 2024!

Vereinsraum des SVE, 10.02.2024, 15:00 Uhr

Es ist schön, wenn die (eigenen!) Kinder größer werden! So bedarf es am heutigen Samstagmorgen nur wenig Überzeugungsarbeit, um unseren Jüngsten zur Mithilfe bei den Vorbereitungen für unser heutiges Delphin- Treffen zu motivieren. Das Eindecken der Tische läuft ihm locker von der Hand, so dass Nicole und ich uns um Deko, Kaffee, Technik etc. kümmern konnten - so macht es wirklich Spaß! Unser Vereinskamerad Christoph und seine Frau Conny kümmern sich derweil noch um eine defekte Lampe und sorgen dafür, dass der Vereinsraum wieder in gewohnter Weise zur Verfügung steht! Herzlichen Dank dafür!

Gegen kurz nach 15 Uhr können wir dann mit unserem Treffen beginnen. Im Rahmen unserer einleitenden Worten sprechen wir allen treuen Delphinliebhabern unseren aufrichtigen Dank aus, auch denjenigen, die Ihr Schiff, aus welchen Gründen auch immer, abgeben mussten und trotzdem gekommen sind (kaum einer gibt seinen Delphin freiwillig her!). Wir haben uns auch sehr über neue Delphin-Liebhaber gefreut, die wir auf diesem Wege herzlich willkommen heißen.

Das mittlerweile traditionelle Kuchenbuffet ist dieses Jahr wieder äußerst vielfältig und opulent ausgefallen - herzlichen Dank dafür! Unser Dank gilt auch den fleißigen Helfern beim Abwasch und beim "Rückbau" des Raumes, sowie Jens, der sich wieder einmal zuverlässig um die Getränke gekümmert hat!

Unsere kleine Vortragsreihe starte ich mit aktuellen Infos zu Verkäufen von Delphinen, unserem Besuch bei der "Boot" und einem kurzen Bericht über den Tausch unseres Wellenlagers.

Nach einer wohlverdienten Kaffeepause mit dem Verzehr der kulinarischen Köstlichkeiten des Kuchenbuffets, präsentiert Burkhardt ("Globetrotter", Baunummer 32) in seinem äußerst kurzweilig vorgetragenen Beitrag über seine Vorgehensweise bei der Instandsetzung seines Laufdecks. Hierbei handelt es sich um eine respektable und eigenhändig durchgeführte Reparatur, deren Notwendigkeit in dem durch Nässe weich gewordenen Laminat begründet liegt. Die von Burkhardt eindrücklich beschriebenen Maßnahmen erfordern handwerkliches Geschick im Allgemeinen und eine ruhige Hand im Umgang mit dem Fein Multitool im Speziellen. Beides ist ganz offensichtlich hier vorhanden, was sich anhand der eindrucksvollen Bilder zweifelsfrei belegen lässt. Dieses Thema stieß nach Verkündung der Agenda bereits im Vorfeld auf Interesse und bewog Mitglieder aus unserem Verein, die sich mit Engagement um unser Vereinsschiff "Damian" (Baunummer 5) kümmern, an dem Treffen teilzunehmen.

Im Anschluss daran berichtet Anselm ("Sanssouci", Baunummer 27) von seiner Tour in den Norden unseres Nachbarlandes Dänemark. Sein beeindruckendes Bildmaterial vom Mariager- und Limfjord, die in zum Teil malerische Landschaften eingebettet sind, machen in Verbindung mit Anselms authentischer Art der Präsentation, Lust auf eben solch ein Abenteuer. Nicole und ich sind uns einig: Wir überlegen nicht ob wir dort hin fahren werden, sondern lediglich wann!

Lieber Anselm, lieber Burkhardt: Herzlichen Dank für Eure Vorträge, denen es weder an substanziellen noch an spannenden Inhalten mangelte!!

Den offiziellen Teil unseres Treffens runden wir mit einem gemeinsamen Gang durch die Halle 1 unseres Vereins ab. Denn, wie ich zu Beginn der Vorstellung der Agenda bereits andeutete, handelt es sich in unserem Verein um die weltweit größte Ansammlung von Delphinen! Nicht ohne Stolz können wir fünf Exemplare hier und heute bei uns in der Halle 1 des SVE präsentieren.

Unser Treffen der Delphin-Liebhaber endet gegen 19 Uhr. Einige haben noch einen weiten Heimweg vor sich. Wir danken Allen, die dabei gewesen sind und auch denjenigen die eine weite Anfahrt, wie Lippstadt, Cuxhaven, Nordstrand oder auch Lübeck auf sich genommen haben. Alle die dabei sein wollten aber nicht konnten,  können nächstes Jahr wieder die Chance ergreifen. Denn: Nicole und ich haben uns wirklich sehr über Euren Zuspruch und die unglaublich entspannte Atmosphäre sowie die anregenden und informativen Gespräche gefreut! Das ist Ansporn genug, um das nächste Treffen in 2025 zu initiieren!

Eure Nicole und Axel ("Hanna", Baunummer 9).

Wintertreffen der Delphin-Liebhaber 2024

 

Ob GFK oder Stahl: Egal!

Wir treffen uns wieder in den Räumen des Seglervereins Elmshorn (SVE)! Hier die Daten:

Datum:                 Samstag, den 10. Februar 2024
Beginn ist :            15 Uhr
Veranstaltungsort:    Vereinshaus des SVE
Adresse:              Wisch 20, 25336 Elmshorn
„Notfallnummer“     0176 – 325 38 98 7
E-Mail:                axelbreuer@gmx.de

Wir haben für unser Treffen folgende Programmpunkte vorgesehen:

  1. Begrüßung durch Nicole und Axel Breuer
  2. Aktuelles („neu dabei“, Verkäufe, etc.)
  3. Boot 2024“ – ein ungebrochener Trend
  4. Stahldelphin – Baunummer 40 – „Holnis“
  5. Kurzer Bericht von der Hanna-Crew über den Tausch des Wellenlagers
  6. Kaffeepause mit Kuchenbuffet
  7. Burckhard Wöhl:„Ausbesserungen am Laufdeck“
  8. Anselm Werthschulte: „Reisebericht: Mariager Fjord und Limfjord“
  9. Gang durch die Bootshalle des SVE
  10. Offener Erfahrungsaustausch - geselliges Zusammensein

Wer noch gerne dabei sein möchte, kann gerne kommen. Um Anmeldung wird jedoch gebeten (Kontaktdaten s.o.)!

Wir freuen uns auf Euch,

bis dahin,

Nicole und Axel ("Hanna" - Baunummer 9)

 

UPDATE: Zwischenbilanz nach drei Jahren mit der Vetus-Dichtung

UPDATE vom 26. Januar 2024 zum Blogbeitrag vom 19.01.2020 (Eine neue Wellendichtung – Vetus 3-fach Lippendichtung ) - Zwischenbilanz nach drei Jahren Vetus-Dichtung

Wir hatten uns in der Vergangenheit intensiv mit dem Thema Wellendichtungen beschäftigt. Wir haben das Schiff damals mit einer Stopfbuchsdichtung übernommen und waren nicht zufrieden, da wir immer Wasser in der Bilge hatten. Dies war dem Umstand geschuldet, dass die Packungsringe der Stopfbuchse mit Wasser gekühlt werden müssen.

Schließlich haben wir eine Gleitringdichtung verbaut (Bericht: Erneuerung der Wellenanlage) und auch mit dieser Art der Abdichtung unsere leidlichen Erfahrungen gemacht. Hier der Bericht dazu:

Das war wohl nix!

Als nächstes haben wir eine einfache Lippendichtung von Vetus eingebaut, die ursprünglich als Zwischenlösung gedacht war, bis ich eine eigene Dichtung konstruiert hätte. Hier nochmal der Link zum Bericht:

Eine neue Wellendichtung – Vetus 3-fach Lippendichtung

Mittlerweile starten wir nun in die 4. Saison mit der 2020 eingebauten "provisorischen" Vetus-Dichtung! Nach mittlerweile unzähligen Betriebsstunden und häufigem Trockenfallen kann ich nun behaupten, die richtige Dichtung für unsere Einsatzwecke gefunden zu haben! Sie ist immer noch absolut dicht und durch den Spülanschluss auch sehr wartungsarm. Die Zeichnungen rechts, dokumentieren den aktuellen Stand unserer Wellenanlage.

 

„Erika“ zu kaufen!

Hervorgehoben

Delphin 66 Segelyacht - 28.500€ VB

"Diese schöne Yacht vom Typ Delphin 66 mit GFK Rumpf wird privat zum Verkauf
angeboten.

Ein Bootsbaumeister, hat sie für sich selbst als Fahrtenyacht gebaut und sehr
viel Wert sowohl auf handwerklich gute Arbeit als auch segeltechnisch gute
Ausstattung gelegt.

Die gesamte Konstruktion sowie das Deck, die Beschläge und Verbindungen sind in
größeren Materialstärken ausgeführt worden als für den Typ-Bau vorgegeben.

Durch den variablen Tiefgang können auch sehr flache Reviere angefahren werden.
Bei Interesse Termin nach Absprache möglich:"

Kontakt:
H. von Seth
0152 05658623

Hier geht es zum Steckbrief der "Erika": Baunummer xx – Erika

Baunummer 809 – „Amphitrite“ zu kaufen!

Liebe Delphinfreundinnen und - Freunde,

den Grund für meinen Wunsch, mich von meinem Delphin 80
"Amphitrite" zu trennen, nennt man wohl "aus Altergründen".

Es würde mich sehr freuen, wenn sie weiter in gute Hände
käme.

Viele Grüße
Bodo Giese

01724061093
bodo.giese@web.de

Hier geht es zum Steckbrief der "Amphitrite": Baunummer 809 – Amphitrite

Winterlager 2023/2024: Es ist geschafft!

17.10.2023, SVE 

Malerisch liegt der Hafen des SVE in der Elbmarsch bei gleißender Abendsonne. Das Herbstwetter meint es heute gut mit uns, denn die Tage zuvor waren von starkem Regen, Westwind und kühlen Temperaturen geprägt.

Der regelmäßige Blick auf die Wetter-App sowie die Wasserstandsvorhersagen des BSH ist zu dieser Jahreszeit obligatorisch! So nehmen wir zur Kenntnis, dass sich gegen Ende der Woche eine Ostwindlage durchsetzt, was für mehrere Tage zu niedrigen Wasserständen an der Elbe und der Krückau führt. Gleichzeitig sollte man den Slipbetrieb bei uns im Hafen im Blick haben, um zu wissen, wann man an der Reihe ist, und, um sich möglichst rechtzeitig in die Liste fürs Slippen einzutragen. Heute Abend müssen wir die Chance ergreifen, denn so wie es aussieht, wird der niedrige Wasserstand ein paar Tage anhalten.

Nachdem wir unseren Slipwagen ins Wasser gelassen haben, manövrieren wir unser Schiff auf den Wagen und positionieren es so, dass sich die Rungen am hinteren Rand der vorderen Fenster befinden. Mit vier Leinen fixieren wir das Schiff an den Rungen und dann geht es auch schon aufwärts. Oben vor der Halle lasse ich bei laufender Maschine noch schnell das seeseitige Kühlwasser ab und fülle verdünnten Frostschutz über den Wasserfilter nach. Auch unsere Toilette spüle ich mit Frostschutz durch. Die Kugelventile drehe ich auf 45°. Dann mache ich mich mit dem Hochdruckreiniger an das Reinigen des Unterwasserschiffes. Wir sind sehr erleichtert, dass dieses frei von Pocken oder gar Muscheln ist. Im Anschluss kommt dann unsere Hanna in der Halle auf ihren Platz. Die Winterarbeiten können beginnen. Es gibt dieses Jahr einiges zu tun: So muss ich z.B. das Sternlage der Antriebswelle und den Rutscher der Mastschiene erneuern, mich um das verdammte Dampferlicht kümmern uvm.

Auf dem Weg ins Winterlager: Der erste Schritt ist getan!

SVE, 15.10.2023

Der letzte Beitrag ist nun schon vier Wochen her und die Frage am Schluss kann ich nun leider mit "Ja" beantworten.

Heute unternehmen wir den dritten und letzten Versuch, den Mast zu legen. An den Tagen zuvor war einfach zu viel Wind bzw. wir hatten zu wenig Wasser in der Krückau.

Alle vorbereitenden Maßnahmen sind bereits getroffen, so dass wir heute nicht länger als 20 Minuten am Mastenkran verbringen - eine gewisse Routine hat sich mittlerweile eingestellt.

Wenn Alles gut läuft, werden wir am Dienstag zum Abendhochwasser das Schiff aufslippen.

 

Absegeln 2023

15.09.2023, SVE - Ankern vor Schwarztonnensand

Blauer Himmel, Sonnenschein und warm - unser Heimatrevier präsentiert sich wieder einmal von seiner schönsten Seite. Eineinhalb Stunden vor Hochwasser in Elmshorn kommen wir vom Platz. In einem kleinen Geschwader geht es die Krückau hinab. Wir haben erstaunlicherweise nennenswerten Gegenverkehr: Neben den gewohnten Ruderern des Nachbarvereins ERC kommen uns ein Optimist und Motorboote entgegen. Am Krückausperrwerk treffen wir Freunde, die gerade mit ihren Fahrrädern unterwegs sind.

Hinter dem Krückausperrwerk öffnet sich schlagartig die gewohnte Weite der Elbe mit seinen weitläufigen Deichen, das mit der Abendsonne einen wunderschönen Anblick bietet. Wir queren das Hauptfahrwasser hinter dem nördlichen Leitdamm der Insel Pagensand; wir haben Glück, es ist keine Berufsschifffahrt in Sicht. Mit bereits ablaufendem Wasser fahren wir in die mit Pricken gekennzeichnete Fahrrinne hinter der Insel Schwarztonnensand und navigieren ca. 1 Seemeile südlich, um uns neben der Insel vor Anker zu legen. Wir fahren den Bereich gründlich ab, um eine geeignete Stelle zu finden, denn wir müssen mit 3,50 Meter Tidenhub rechnen. Mit ca. 4 Meter unter dem Kiel haben wir bei Ebbe schließlich genügend Wasser unter dem Kiel - wir lassen den Anker ins Wasser und geben ordentlich Kette. Der gelegentliche Blick auf das Echolot im Laufe des Abends verrät uns eine Abnahme des Wasserpegels von ungefähr 60 cm pro Stunde.

Wir genießen die Ruhe und die wunderschöne Natur, dazu ein Glas Wein bzw. eine Flasche Bier - traumhaft! Später ein wunderschöner Sonnenuntergang!

16.09.2023, Ankern vor Schwarztonnensand - Glückstadt

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker genießen wir unseren Morgenkaffe. Es ist angenehm warm, so dass ich mich aufs SUP begebe, um die Gegend etwas zu erkunden. Es ist auflaufendes Wasser und die Sandbänke werden durch den sinkenden Wasserstand freigelegt. Gegen Mittag kippt die Tide und wir holen das Eisen hoch und rollen die Fock aus. Als wir mit achterlichem Wind zurück Richtung Elbe fahren, kann ich achteraus eine Kuh beobachten, die aus dem Schilfgürtel kommend, auf das Elbewatt hinausläuft. Nach kurzer Zeit folgen ihre weitere Kühe -  es werden immer mehr und wir schätzen, dass die gesamte Herde mit 40 bis 50 Rindern ausgebüxt ist. Sie Tiere laufen weit hinaus und lassen sich von dem auflaufenden Wasser nicht aus der Ruhe bringen. Kann das so gewollt sein? Wir beobachten das Geschehen eine Weile. Einigen Kühen steht das Waser schließlich bis zum Bauch. Da das Watt nicht überall tragfähig ist und immer wieder Bereiche dabei sind, wo man weit in den schlickigen Boden einsackt, werde ich unsicher, ob das Ganze so gewollt und gut ist! Ich suche die Telefonnummer der Polizeiwache in Drochtersen raus und melde das Geschehen. Wir haben uns mittlerweile ein ganzes Stück weiter von der Stelle entfernt und können nur noch mit dem Fernglas das Geschehen verfolgen. Nach einiger Zeit sind die Tiere nicht mehr zu sehen. Ob sie selbständig zurückgefunden haben oder menschliche Hilfe bekommen haben, konnten wir nicht feststellen.

Zum Überfahren des Flachs im Mündungsbereich der Fahrrinne ist noch zu wenig Wasser. Kurz davor gehen wir nochmal für 1,5 Stunden vor Anker. Die Elbe lädt mit 22 Grad zum Baden ein. Gegen 16 Uhr machen wir uns schließlich auf nach Glückstadt.

Der Hafen ist von Glückstadt ist gut besucht, es sind auch viele mit ihrem Schiff aus unserem Verein hier. Unser Vereinekamerad von der "Drommel" (Baunummer 7) organisiert uns einen Liegeplatz neben einem Bekannten aus Krautsand - Danke Jens!

Es ist nicht mehr viel Zeit und wir brechen zur Werfthalle der Bootswerft Glückstadt auf . Der SVG und unser Verein feiern das erste Mal zusammen Absegeln, eine ganz tolle Idee! Wir treffen viele Bekannte des SVG und es wird ein sehr geselliger und ausgelassener Abend mit den Mitgliedern beider Vereine. Der Festausschuss hat sich wieder einmal voll ins Zeug gelegt: Ein riesiges Buffet mit Matjes und Bratkartoffeln und vielem mehr, wirklich unfassbar lecker! Mit eingebunden ist das Restaurant " Zur alten Mühle", dass gegenüber auf der anderen Seite des Hafens liegt. Dazu diverse Getränke und frisch gezapftes Bier. Als ein weiteres Highlight ist die Live-Band zu erwähnen - tolle Stimme, schöne Musik, die zum Tanzen einlädt.

16.09.2023, Glückstadt - SVE

Erst gegen Mittag setzt das auflaufend Wasser ein. Wir "arbeiten" uns zeitig gegen das ablaufende Wasser vor und legen uns an der Südspitze von der Rhinplate vor Anker. Mit einsetzender Flut segeln wir nur mit Fock über das Flach bei der Rhinplate Süd. Wir haben 45 Minuten nach Einsetzen der Flut noch gut einen Meter unter dem Kiel, das ist gut zu wissen, denn dieser Bereich versandet sehr schnell und muss immer wieder ausgebaggert werden.

Nun kommt abermals der Vorteil der Elbe zum tragen: Dank des auflaufenden Wasser machen wir beim Kreuzen wunderbar Höhe! Ein wenig eng wird es dann in der Pagensander Nebenelbe. Wir können nur sehr kurze Schläge machen und verlieren nach jeder Wende Höhe, da wir nur mit der Fock unterwegs sind und unsere Hanna durch ihre träge Masse nicht schnell genug beschleunigt und dadurch vertreibt. Aber wir haben einfach keine Lust, jetzt noch das Großsegel auszupacken - außerdem haben wir auch noch Zeit, bis es Sinn macht, in die Krückau reinzufahren. Wir legen uns dann erstmal gegenüber vom "Grünen Mann" vor Anker, bis wir schließlich gegen halb vier nachmittags in die Krückau fahren. Unsere Vereinskameraden/innen sind bereits auf Sichtweite und wir fahren als Geschwader die Krückau hinauf bis zum unserem Verein. Wir begegnen einem mit imposanter Messtechnik und Laptops ausgestattetem Schlauchboot mit zwei Mann Besatzung. Die Krückau ist, wie viele Nebenflüsse der Elbe, von Sedimentablagerungen betroffen, die sicherlich im Zusammenhang mit der Elbvertiefung zu sehen sind. Hierzu werden u.a. von der TUHH Messungen in Bezug auf die Sedimentationsvorgänge vorgenommen. Die Krückau spielt nicht nur für die Sportschifffahrt eine wichtige Rolle, sondern auch für eine sichere Regenwasserentwässerung für die Stadt Elmshorn.

Nachdem wir im SVE festgemacht haben, bleibt die Frage: War das unser letzter Segeltörn für dieses Jahr? Nächstes Wochenende können wir jedenfalls nicht los - mal sehen!

 





Rückführung 2023 – Teil 2

08.09.2023, Stadthafen Rendsburg - Gieselau Schleuse

Wieder erleiden wir Schiffbruch mit der Bahn: Für unsere Zugverbindung von Elmshorn nach Rendsburg kommt erst die Meldung "Reparatur am Zug", schließlich heißt es "Fahrt entfällt". Das tun wir uns nicht mehr an und stiegen um aufs Auto. Wir kommen gut durch, beladen unser Schiff und legen sofort ab, denn wir wollen noch vor Sonnenuntergang an der Gieselauschleuse sein.

Wir passieren die historische Eisenbahnbrücke mit der neu gebauten Schwebefähre. Schön, diese wieder nach dem Unfall im Jahr 2016 in Betrieb zu sehen.

Als wir ca. 1,5 Seemeilen vor der Lotsenstation Rüsterbergen sind, können wir auf Höhe der Lotsenstation ein Segelboot unter Motor beobachten, dass plötzlich seinen Kurs nach Backbord ändert und seine Fock ausrollte. Ein Stück weiter dahinter nimmt ein Lotsenboot, dass gerade bei einem Frachter längsseits gegangen war, Kurs auf dieses Sportboot. Auch wenn es von uns aus noch weit weg ist und Details nicht erkennbar sind, wird klar, dass das Sportboot Probleme hat. Ein weiteres Sportboot, eine X-Yacht, befindet sich zufälligerweise auch gerade auf Höhe der Lotsenstation und ändert ebenfalls seinen Kurs in Richtung des Havaristen. Kurz bevor wir die Stelle erreichen, ist bereits eine Schleppleine von der X zum Havaristen ausgebracht und die X schleppt das ca. 40 Fuß große Segelboot ab. Dass wäre sonst unser Job gewesen, wenn wir zuerst dort gewesen wären. Mit ungefähr 2,5 Knoten überholen wir den Schleppverband und sind gespannt, wo wir diesen wiedersehen.

Als wir vor der Gieselauschleuse fest gemacht haben, kommt, wie vermutet, der Schleppverband herein und der Havarist macht gegenüber am Steg fest. Die X-Yacht hingegen fährt weiter.

Hinter uns am Steg liegt eine "Trintella" aus Glückstadt. Die Eigner sind vom SVG und wir werden uns nächstes Wochenende wiedersehen, denn unser Verein und der SVG feiern zusammen das sog. "Absegeln". Damit wird im Prinzip das Ende der Segelsaison eingeleitet.

09.09.2023, Gieselau Schleuse - Ankern in der Ostemündung

Gegen 8 Uhr starten wir den Motor und brechen zur Schleuse in Brunsbüttel auf. Um kurz nach 12 Uhr fahren wir nach ca. 20 Minuten Wartezeit in die Schleuse. Und nach weiteren 20 Minuten öffnet sich das Schleusentor zur Elbe. Wir nehmen Kurs auf die Ostemündung. Ungefähr 2 Stunden vor Niedrigwasser nähern wir uns vorsichtig dem der Oste vorgelagerten Osteriff. Da das Waser noch 2 Stunden abläuft, wollen wir an dieser Stelle keinesfalls festkommen. Mit mindestens 1 Meter Wasser unterm Kiel kommen wir aber gut durch und fahren den Anker im südlichen Bereich der Ostemündung ein. Unseren Ankerplatz haben wir so ausgewählt, dass wir bei Niedrigwasser noch ca. 0,7 Meter unterm Kiel haben. Für die Berechnung der Länge der Ankerkette berücksichtigen wir noch drei Meter Tidenhub. Wir haben schon sehr oft in der tidenabhängigen Elbe geankert und nie Probleme mit der wechselnden Strömungsrichtung gehabt.

Man liegt hier in der Ostemündung auch bei Hochwasser sehr geschützt. Wir genießen die wunderschöne Natur und das sommerliche Wetter, das zum Baden einlädt. Von hier aus hat man eine weiten Blick auf die Elbe bis zur Brunsbütteler Schleuse und den rechts daneben liegenden Industrieanlagen, wie das neue LNG-Terminal, das im Stilllegungs- und Abbauverfahren befindliche KKW Brunsbüttel sowie auf einen ganzen Wald von Windkraftanlagen. Dem ganzen optisch vorgelagert das Osteriff mit freiliegenden Sandbänken, auf denen es sich Seehunde gemütlich gemacht haben. Es ist schon eine krasser Mix aus Natur und Industrie!

Wegen der Strömung lassen wir für eine sorgloses Badevergnügen einen Fender an einer langen Leine hinten am Heck ins Wasser. So stark ist die Strömung aber letztendlich gar nicht, das hatten wir schon deutlich schlimmer. Das Wasser ist hier 22 Grad warm, so dass wir es lange in der Oste aushalten können. Mit SUP und Schlauchboot fahren wir am Nachmittag zur nahegelegenen Sandbank, die bei Niedrigwasser komplett frei liegt. An der östlichen Seite der Sandbank hat sich ein kleiner steiler Hang zur Oste hin gebildet. Von hier aus kann man herrlich ins Wasser springen kann.

Am Abend legen sich zwei große Katamarane neben uns. Wir erleben schließlich einen traumhaften Sonnenuntergang und die Nacht über liegen wir hier so ruhig, wie in Abrahams Schoß.

10.09.2023, Ankern in der Ostemündung - SVE

Gegen 8 Uhr hole ich die Ankerkette ein und wir nehmen Kurs auf die Krückaumündung. Gut 1,5 Meilen hinter dem Krückausperrwerk sichten wir einen Seehund auf der Au (auf dem Bild gerade eben zu erkennen). Mein Kommentar vom Ruder aus: "Die Seehunde werden auch langsam zur Plage!" Ich ernte wütende Blicke (war nur Spaß!). Wir erreichen unseren Heimathafen gegen Mittag.

Dieser zweite Teil der Überführung hat mit dem Ankerplatz in der Ostemündung mit einem absoluten Highlight geendet. Das werden wir ganz sicher wiederholen !