Rückführung 2022 Teil II

23.09.2022, Rendsburger Stadthafen - Gieselau-Kanal

Auf Grund der Windvorhersagen sind wir an den letzten beiden Wochenende nicht von Rendsburg aus weiter gefahren. Somit haben wir unser Schiff schweren Herzens zwei Wochen im Rendsburger Stadthafen liegen gelassen haben.

So kommt es, dass wir nun erst heute, am Freitag den 23. September mit der Bahn nach Rendsburg fahren, um den zweiten und letzten Teil unserer diesjährigen Rückführung abzuschließen. Mein äußerst gespaltenes Verhältnis zur Deutschen Bahn wird abermals auf eine sehr harte Probe gestellt: Nachdem der Zug in Elmshorn mit nur wenig Verspätung abgefahren ist, ist eine Station vor unserem Zielbahnhof in Nortorf die Zugfahrt beendet! Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt dann die Ansage: "Liebe Fahrgäste, auf Grund einer Streckensperrung kann dieser Zug leider nicht weiterfahren. Wir fahren zurück nach Neumünster!". Bevor wir uns wieder von unserem Ziel Rendsburg entfernen, steigen wir lieber hier in Nortorf aus und versuchen von hier nach Rendsburg zu kommen. So machen es die meisten anderen Bahnopfer auch. Denn ob und wann von Neumünster ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird, weiß man bei der Bahn nicht. Wie wir dann leidvoll erfahren müssen, ist es um die Infrastruktur in Nortorf nicht sonderlich gut bestellt. Das ist bei einer Einwohnerzahl von knapp 7.000 Einwohnern auch nicht anders zu erwarten. Es gibt einen Bus, der aber erst in mehr als einer Stunde von Nortorf Richtung Rendsburg fährt. Was jetzt bleibt, ist eigentlich nur ein Taxi. Zu Fuß wären es gut 23 Kilometer - das ist zu weit! Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen sind, ein Taxi zu organisieren. Schließlich spreche ich zwei "Bahnbrüchige" an, die offensichtlich auf ein Taxi warten. Wir haben Glück, die beiden Bahnopfer wollen ebenfalls nach Rendsburg.

Nachdem wir nun mit deutlicher Verspätung in Rendsburg an unserem Schiff ankommen, beeilen wir uns mit dem Ablegen. Wir müssen es heute nämlich noch vor Einbruch der Dunkelheit bis zum Gieselau-Kanal schaffen, da wir morgen gegen Mittag zum Schleusen in Brunsbüttel sein müssen, um dann mit dem restlichen, auflaufenden Wasser nach Glückstadt zu kommen. Dort findet morgen dann das gemeinsame Absegeln unseres Vereines statt.

Beim Passieren der Eisenbahnbrücke in Rendsburg freuen wir uns, die Schwebefähre wieder in Betrieb zu sehen. Im Jahr 2016 kam es zu einer Kollision mit dem Frachtschiff "Evert Prahm" und ein Neubau war erforderlich.

Mit dem letzten Büchsenlicht biegen wir hinter der Kanalfähre "Oldenbüttel" rechts ab und machen uns an der westlichen Seite der Steganlagen vor der Gieselau-Schleuse fest. Ein schöner und ruhiger Ort zum Übernachten. Wichtig ist nur, das Schiff nicht zu fest an den Steganlagen anzubinden, da es durch die Berufsschifffahrt auf dem Kanal zu nennenswerten Änderungen des Pegels kommt. Wir binden die Vor- und Achterleine lose an und bringen eine Vor- und Achterspring aus.

24.09.2022, Gieselau-Kanal - Glückstadt

Heute am frühen Morgen fällt es uns schwer, aus der Koje zu kommen. Es ist klamm und recht kühl, außerdem fällt leichter Regen - nicht sehr einladend. Es hilft aber nichts, wir müssen unseren Zeitplan einhalten. Es ist diesig, als wir auf den Kanal fahren. Ich installiere die Positionslaternen. Nach einer dreiviertel Stunde nähern wir uns der Weiche "Fischerhütte", wo sich mehrere größere Frachter bzw. Feeder in Warteposition befinden. Die Signalmasten zeigen eine Sperrung für die Berufsschifffahrt an, Sportboote dürfen aber weiterfahren. Es ist etwas unheimlich, so nahe an den riesigen Schiffen vorbeizufahren, denn viel Platz ist zwischen den Bordwänden und den großen Dalben auf der Steuerbordseite nicht.

Um 20 Minuten vor 12 Uhr sind wir im Wartebereich der Schleuse in Brunsbüttel angekommen und nach einer halben Stunde Wartezeit dürfen wir auch schon in die kleine Nordkammer fahren. Ein Betriebsmitarbeiter der Schleuse weist die Sportboot-Skipper an, diese zügig zu verlassen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und fahren durch die sich noch öffnende Schleuse auf die Elbe hinaus. Zwischenzeitlich hatten wir den Schleusenfunk auf Kanal 13 verfolgt und mitbekommen, dass sich die "Klostersande", ursprünglich eine Getreidefrachter der Firma Peter Kölln, im Wartebereich vor der Schleuse auf der Elbe befindet. Als wir hinter der Schleuse links herum auf der Elbe Richtung Glückstadt abbiegen, begegnen wir der "Klostersand", um deren Erhalt sich der "Förderkreis MS Klostersande e. V." seit 2013 bemüht. Auch Nicole ist dort seit Jahren Fördermitglied.

Dank des auflaufenden Wassers erreichen wir nach 2 Stunden Fahrt Glückstadt, wo wir uns im Außenhafen festmachen. Zum Überbrücken der Zeit bis zum Absegeln um 18 Uhr gehen wir zum Marktplatz und trinken bei Klingbeil einen Kaffee. Unser Jüngster inhaliert ein großes Stück Marzipantorte.

Mit 68 Mitgliedern ist das diesjährige Absegeln sehr gut besucht und findet das erste Mal im Restaurant "Zur Alten Mühle" statt, das direkt am Glückstädter Hafen liegt. Das Kartoffelbuffet ist wirklich absolut lecker. Uns freut sehr, dass auch der erste Vorsitzende des SVG an der Veranstaltung teilnimmt. In seiner kurzen Ansprache bringt er zum Ausdruck, dass es eine schöne Idee wäre, wenn die Vereine auf der nördlichen Seite der Elbe künftig etwas näher zusammenrücken.

25.09.2022, Glückstadt - SVE

Gegen Mittag legen wir ab und nehmen Kurs auf unseren Heimathafen. Um 14:15 Uhr sind wir vor dem Hafen des SVE, das sind gut 2,5 Stunden vor Hochwasser (um 16:50 Uhr in Elmshorn). Wir schaffen es daher nur gerade einmal in Boxengasse unseres Hafens - unser Liegeplatz liegt noch "trocken" (auf dem Bild ist unser Platz schon mit etwas Wasser bedeckt). Ich lasse das Schlauchboot zu Wasser und setze an Land über. So kann ich schonmal unser Auto von zu Hause holen. Nach knapp 1,5 Stunden Wartezeit schaffen wir es dann mit vollem Einsatz unserer Maschine auf unseren Platz.

Auch wenn sich die Segelsaison nun spürbar dem Ende neigt, sind wir froh, unsere Hanna wieder im SVE zu haben.

Wir sind schon gespannt, ob wir dieses Jahr nochmal los kommen.

 



Hatten wir doch erst (gefühlt): Rückführung – Teil 1!

09.09.2021, Marina Minde - Høruphav Havn

Kaum hat die Saison angefangen, geht es auch schon wieder zurück Richtung Elbe. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Elbe ist wirklich schön! Aber: Mit dem Wort "Rückführung" verbinden wir unweigerlich auch das Saisonende.

"Passend" zum Start ins Wochenende sind großflächig Gewitter angesagt; für Marina Minde ab 17 Uhr. Das passt ja wieder super! Auf dem Wetterradar ist Schleswig-Holstein übersäht mit kleinen Gewitterzellen. Das sind Wetterbedingungen, bei denen wir nicht gerne auf dem Wasser sind. Als wir uns mit dem Auto Marina Minde nähern, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf den Asphalt richten. Es haben sich riesige und teils tiefe Pfützen gebildet, die man tunlichst umfahren sollte. Offensichtlich sind hier wahre Sturzbäche heruntergekommen. Über dem Hafen von Marina Minde befindet sich genau die Wolkengrenze des abziehenden Gewitters. Es dringt immer noch bedrohliches Donnern durch die hellen Wolken. Der Hafen von Marina Minde und auch die Flensburger Förde wird hingegen von der wärmenden Sonne beschienen. Auf dem Weg zum Schiff, prasselt dann noch einmal ein kurzer und heftiger Schauer auf uns nieder. Beim Blick in den Himmel fragt man sich, wo das her kommt.

Dieses Wetterphänomen ist wirklich merkwürdig und man spürt die Dynamik, die in der derzeitigen Wetterlage steckt. Rund um die Förde können wir dunkle, fast schon schwarze Wolkenformationen sehen, die jeweils eine Gewitterzelle beinhalten. Erneut werfen wir ein Blick auf das Wetterradar. Wir stellen fest, dass wir mit ein wenig Glück innerhalb des nächsten Zeitfensters von etwa 2 Stunden eine Fahrt nach Høruphav Havn wagen können, wohl wissend, dass sich dieses Zeitfenster schnell verkleinern kann. Normalerweise würde ich das Risiko, von einer der zahlreichen Gewitterzellen erwischt zu werden, nicht eingehen. Nun ist es aber so, dass zum Einen Freunde von uns extra nach Høruphav gesegelt sind und wir zum anderen den Druck haben, einen Teil der Rückführung heute bewältigen zu müssen.

Bei wunderschönem Sonnenschein legen wir ab und nehmen Kurs auf Høruphav Havn. Es sind wenige Sportboote auf dem Wasser, kein Wunder. Unsere Blicke kreisen immer wieder in alle Himmelsrichtungen und wir bewundern die wirklich wunderschönen aber auch teilweise angsteinflößenden Wolkenformationen. Darunter sind auch die für Gewitter typischen Ambosswolken. Eine der Gewitterzellen kommt uns schließlich gefährlich nahe. Wir beobachten, wir die wenigen anderen Schiffe entweder nach Langballig abdrehen oder die kleine Bucht Skelde Vig ansteuern. Wir bezweifeln, dass Ankern in Landnähe eine gute Entscheidung ist. Wir sind schließlich die einzigen, die weiterfahren. Die Sonne ist bereits von dunklen Wolken bedeckt, als heftiger Regen auf uns nieder prasselt.

Die Sicht reduziert sich auf null. Wir rechnen mit dem Schlimmsten! Aber wir haben Glück, es bleibt bei Regen - zunächst.

Als wir uns schließlich der Sønderburg Bugt nähern, entfaltet sich schlagartig ein östlicher Wind der Stärke 6 bis 7 und wenig später baut sich eine unfassbare Welle auf. Unsere Fahrt wird durch Wind und Welle auf unter 4 Knoten abgebremst. Unser Schiff stampft sich in der 1,5 Meter hohen Welle fest. Glücklicherweise haben wir uns zu diesem Zeitpunkt schon soweit auf der Flensburger Förde vorgearbeitet, dass wir den Kurs Richtung Norden ändern können. Wind und Welle kommen etwas seitlicher, so dass wir die Fock ein Stück ausrollen können. Wir beschleunigen auf teilweise 7 Knoten. So ist alles wieder gut.

Als wir die Sønderburg Bugt queren, blitzt und donnert es um uns herum - weit und breit ist kein anderes Schiff zu sehen. Mit dem letzten Büchsenlicht fahren wir gegen 20 Uhr in den Hafen von Høruphav und machen längsseits bei unseren Freunden fest. Insgesamt haben wir unheimliches Glück gehabt, da uns die Gewitterzellen nur streiften. Wir verbringen einen geselligen Abend bei unseren Freunden an Bord.

10.09.2021, Høruphav Havn - Ankern vor Möltenort

Kurz nach 8 Uhr starten wir den Motor und nehmen Kurs auf die Kieler Förde. Südlich des Hafens von Möltenort legen wir uns vor Anker. Die Sonne scheint und wir gehen sogar nochmal baden. Der Ankerplatz ist wirklich schön, da man von hier einen wunderbaren Blick auf das Fahrwasser und den NOK hat. Wir können zahlreiche Container- und Kreuzfahrtschiffe beobachten. Einziger Nachteil dieser Ankerstelle ist das zum Teil unruhige Wasser durch die Berufsschifffahrt - auch nachts.

11.09.2021, Ankern vor Möltenort - Rendsburger Yachthafen

Um viertel vor 7 klingelt unser Wecker. Noch vor unserem obligatorischen Morgen-Kaffee holen ich den Anker hoch und wir nehmen Kurs auf den Wartebereich vor dem NOK. Dort hatten sich bereits drei Sportboote versammelt und wir hegen die Hoffnung auf eine baldige Schleusung. Das war allerdings ein Schuss in den Ofen! Nach 1,5 h Wartezeit hören wir über Funk eine Anfrage eines Sportboot-Skippers, wann denn mit einer Schleusung für die Sportboote zu rechnen sei. Mittlerweile warten hier bestimmt 15 Boote. Als Antwort kam in einem recht unfreundlichen Ton, dass der NOK auf Grund von Nebel für Sportboote gesperrt sei. Hätte man das nicht früher verkünden können? Wir machen uns dann erstmal notdürftig am Thiessenkai fest und frühstücken. Erst gegen halb 12 Uhr können wir in die Schleuse fahren.

Gegen 14:30 Uhr erreichen wir in Rendsburg den Stadthafen. Sofort nach dem Festmachen beeile ich ich mich, die Bahn nach Flensburg zu bekommen, um unser Auto aus Marina Minde zu holen.

Nächstes Wochenende ist dann der zweite Teil der Rückführung geplant, sofern das Wetter mitspielt.

 





Ankern vor Holnis

27.08.2022, Marina Minde - Ankern vor Holnis

Vielleicht ist es das letzte Wochenende in Marina Minde. Anfang September wollen wir bei passenden Bedingungen zurück überführen. Auch wenn es nur eine Nacht an Bord ist, lohnt sich die Fahrt nach Marina Minde.

Am Grenzübergang Kruså zeigt Google Maps länger Wartezeit an. Wir nehmen das zum Anlass und probieren den Grenzübergang bei  Padborg - auch eine schöne Strecke, aber auch hier gibt es etwas Wartezeit. In Summer sind beide Varianten heute sicherlich gleich schnell.

Gegen 13 Uhr legen wir dann nach einem kurzen Frühstück auf dem Schiff ab. Wir lassen die "Schwiegermutter" an Steuerbord liegen und steuern direkt die Ostseite der Halbinsel Holnis an, um uns dort vor Anker zu legen. Es gefällt uns hier ausgesprochen gut. Bei östlichen Winden liegt man hier sehr ruhig und man hat eine tolle Sicht auf die Flensburger Förde. Außerdem gibt es einen sehr schönen Badestrand.

Das Wasser hat noch angenehme Temperaturen zum Baden. Nachmittags setze ich an Land über und gehe joggen. Ich laufe auf der Halbinsel Holnis Richtung Norden. Auf der nördlichen Anhöhe hat mein einen Traumhaften Blick auf die Förde, die voll mit weißen Segeln vor einer malerischen Kulisse ist. Das "Fährhaus Holnis" sieht verlassen aus. An der Tür zum Café steht "zur Zeit geschlossen".

Nach dem Abendessen an Bord, setzen wir gemeinsam mit dem Schlauchboot über und spazieren zunächst zur "Strandoase". Wir gönnen uns ein Getränk mit atemberaubendem Blick auf die Flensburger Förde. Anschließend gehen wir weiter zum Italiener "San Remo" und essen noch einen kleinen Nachtisch. Die Preise sind wirklich krass. Bei den Desserts wurden die Preise zur sonst gültigen Speisekarte um 1 bis 2 EUR (teilweise auch mehr) erhöht. Ein verhältnismäßig kleines Stück Tiramus kostet heute 7,80 EUR und die Mascarpone Creme sogar 11,20 EUR - wirklich krass! Trotzdem ist das Lokal gut besucht. Viele Gäste kommen vom "Ostseecamp Holnis".

 

27.08.2022, Ankern vor Holnis - Marina Minde

Wir haben einer ausgesprochen ruhigen Nacht hinter uns. Erst gegen Mittag fahren wir zurück. Wir tanken in Marina Minde schonmal voll, falls wir nächstes Wochenende schon überführen sollten.