„Per pedes“ zum Ankerplatz

29.08.2025, Marina Minde - Ankern vor Iller Strand

Auch, wenn Nicole und ich morgen wieder zurück in Elmshorn sein müssen, fahren wir heute zum Schiff, um uns für eine Nacht vor Iller Strand vor Anker zu legen. Dieses Mal läuft allerdings alles etwas anders ab, denn Nicole legt alleine ab, während ich auf dem Steg verharre. Auf der Autofahrt kam mir nämlich die Idee, dass ich zu unserem Ankerplatz vor Iller Strand jogge, während Nicole mit unserer Hanna, ohne das sonst gut angelernte Personal, dort alleine hinfährt - ist halt mal was Anderes! Für mich sind es zwar herausfordernde 6,5 Kilometer, aber ich werde es schon schaffen - so meine naive Herangehensweise. Diese Zuversicht war irrtümlicher Weise in der Unkenntnis über die eigentliche Herausforderung dieser Strecke begründet, die nicht in der Länge der Strecke sondern in dem Bezwingen vieler Steigungen und Gefälle besteht!

Während Nicole den Motor startet und anschließend die Vorleinen losmacht, stehe ich teilnahmslos vorne vor unserem Bugkorb auf dem Steg, auf mein Handy fixiert, um meine Lauf-App zu starten. Die zickt aber leider rum und will nicht starten! Neben uns auf der Backbordseite hatte gerade eine Bianca 27 mit einer 5-köpfigen Crew festgemacht. Sie schauen etwas erstaunt zu uns rüber. Nicole legt derweil gelassen den Rückwärts ein, während ich immer noch teilnahmslos auf dem Steg stehe und mit meiner App kämpfe. Die Blicke unserer Nachbarn erhalten einen immer mehr fragenden Charakter. Ich kann es förmlich hören: "Haben die gerade Schluss gemacht?". Geschürt wird diese Vermutung durch meinen zunehmend genervten Blick auf mein Handy, weil diese verdammte App einfach nicht starten will! Gerade, als Nicole den Bug unserer Hanna auf Höhe der Heckpfähle positioniert hat, und nach vorne kommt, um den Bug in Richtung Ausfahrt zu drücken, startet, völlig unverhofft, der Countdown meiner Jogging-App. Anhalten will ich den jetzt nicht mehr, wenn er schon mal läuft! Also, keine Zeit für lange Verabschiedungszeremonien, ich muss los. Die Nachbar-Crew wiegt sich spätestens jetzt in Sicherheit: Sie wurden Zeugen einer handfesten Krise einer Partnerschaft!

Die Lauf-Strecke entlang der Flensburger Förde ist wunderschön. Sie verläuft entlang des Ufers, dann einen Hügel hoch, dann wieder runter, dann wieder ...  usw. Ich fasse es nicht, es nimmt einfach kein Ende! Immer wieder habe ich zwar tolle Aussicht auf die Förde, aber mein Atem reicht nicht, um diesen zu genießen. Ich beschließe die eindrücklichen Bilder in meinem Kopf abzuspeichern und im Nachgang abzurufen, um sie dann zu genießen - auch den wiederholten Ausblick auf unsere Hanna, die unweit der "Schwiegermutter" (Seezeichen) in gleißendem Abendlicht, durch das spiegelglatte Wasser, der Abendsonne entgegen fährt - geführt mit sicherer Hand meiner geliebten Ehefrau, die mich mit einem nicht zu erwehrenden Gefühl des Glückes  erfüllen lässt.

Als ich schließlich nach knapp 50 Minuten am Ufer unseres Ankerplatzes stehe (sitzen ging leider nicht, hätte ich aber lieber!), hatte Nicole bereits eine geeignete Ankerstelle ohne Seegras ausfindig gemacht, den Anker genau an dieser Stelle herunter gelassen und mit 1,600 U/min eingefahren. Schließlich hat sie das Schlauchboot vom Vorschiff gehievt und zu Wasser gelassen. Als sie sich mit dem Schlauchboot auf den Weg zu mir macht, drängt sich mir die Frage auf: "Verdammt, bin ich mit solchen Aktionen eigentlich dabei, mich vollständig entbehrlich an Bord zu machen? Was ist, wenn ich diesen, nicht unwichtigen Grund, eine Partnerschaft mit mir zu pflegen, verlustig werde?? Schnell sind solch düstere Gedankenausschweifungen verflogen, als meine Holde mich an Bord unseres Schlauchbootes bittet und wir einen wunderschönen Abend bei Speis und Trank an Bord verbringen!

30.08.2025, Ankern vor Iller Strand - Marina Minde

Früh geht es zurück nach Minde. Wir haben heute noch Einiges vorzubereiten, da unser Jüngster morgen Geburtstag hat.

Beim Anlegen in unserer Box in Marina Minde schauen wir abermals in verwunderte Gesichter unserer backbordseitigen Stegnachbarn, die gerade aus ihren Kojen gestiegen waren. Wir sehen von aufklärenden oder gar rechtfertigenden Erklärungen angesichts unseres gemeinsamen Anlagemanövers in harmonischer Atmosphäre, ab.

Wir werden alles daran setzen, um nächstes Wochenende wieder am Start zu sein!

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