12.04.2025, Marina Minde – Sønderborg
Heute gegen Mittag bringen wir Proviant und Bettzeug an Bord. Vor uns liegen 4 bis 5 Tage freie Zeit, die Wetteraussichten sind passabel. Für heute sind um die 1 Beaufort vorhergesagt, wir werden motoren. Das ist auch gut so, denn ich habe noch nicht das Rigg eingestellt. Die Flensburger Förde ist spiegelglatt und die Sonne scheint, traumhaft!
Im Sportboothafen in Sonderburg gibt es noch viele freie Plätze. Wir legen uns am östlichsten Steg mit dem Bug gen Osten in eine Box. Uns fallen sofort die neuen Grillplätze an den Boxengassen auf – schön gemacht! Auf meiner Joggingrunde entlang der Küste Richtung Osten springt mir außerdem die neue Uferbefestigung ins Auge. Hierfür wurden sämtliche Bäume und Sträucher entfernt, das finde ich etwas schade.
Den Abend über sitzen wir bei untergehender Sonne in der Plicht – das erste Mal dieses Jahr!
13.04.2025, Sønderborg – ankern in der Dyvig Bugt
Den heutigen Vormittag verbringe ich mit Arbeiten an der Elektrik. Das Dampferlicht war lange Zeit außer Funktion – darüber hatte ich schon mehrfach berichtet. Resümierend kann ich nun gleich mehrere Ursachen auflisten: So lag unter anderem ein Kabelbruch oben am Mast an der Zuleitung zum Gehäuse des Dampferlichts vor. Das hatte ich im Winterlager bereits repariert. Außerdem war das Kabel, wie ich heute heraus gefunden habe, oben in der Decke, ein Stück hinter der Durchführung, beschädigt und auch korrodiert. Hier hat einer der Voreigner aus Versehen ins Kabel gebohrt. Die Ummantelung des Kabel für die Decksbeleuchtung war ebenfalls beschädigt. Ich konnte beide Fehler mithilfe von Durchgangsmessungen orten. Zusätzlich fand ich dann noch heraus, dass der Schalter der Decksbeleuchtung einen zu hohen Widerstand hatte. Es ist ein Schalter alter Bauart, den ich aufschrauben und reparieren konnte. Am Ende dieses Vormittages kann ich dann feststellen, dass alles funktioniert!
Bevor wir gegen 14:30 ablegen, stelle ich noch das Rigg ein und sichere die Wantenspanner mit Splinten gegen verdrehen. Dann legen wir ab und direkt hinter der Hafeneinfahrt machen wir den Motor aus und segeln nur mit Fock in den Stadthafen von Sonderburg. Die Anzeige für die Brückenöffnung ist nicht in Betrieb. Wir lassen uns mehr oder weniger Richtung Brücke treiben, durch Wind und Strömung. Eine Wende unweit der Brücke führt erwartungsgemäß in Ermangelung ausreichender Fahrt, nicht zum Erfolg – was aus unserer Sicht keine Problem darstellte, da wir dann eine Halse ausführten. Für Außenstehende jedoch mag es einen anderen Eindruck machen, da es den Anschein erwecken könnte, dass nicht genug Abstand zwischen unserer Hanna und der Brücke war. Ob den Brückenwärter seine nachvollziehbaren Zweifel hinsichtlich einer drohenden Kollision unseres Mastes mit dem Brückenbauwerk dazu bewogen, unverrichteter Dinge den Brückenöffnungsvorgang in Gang zu setzen, wissen wir nicht mit Sicherheit, wohl aber, dass die Brückenöffnung zu einer ungewöhnlichen Zeit erfolgte. Wie dem auch sei, wir freuen uns über die minimale Wartezeit und ich winke dem Brückenwärter nach der Passage als Dankeschön zu. Es ist der Zeitpunkt, wo als nächstes das Großsegel gehisst wird. Der Wind soll bald deutlich auf bis zu 6 Beaufort zulegen. Am Ende des Als Sunds dreht der Wind dann auch auf und wir beschleunigen auf über 7 Knoten – das macht richtig Spaß. Teilweise ist auch mal eine 7er Bö dabei und wir müssen deutlich fieren. Aber, es ist tolles Segeln und wir erleben eine Rauschefahrt mit Glücksgefühlen! Vor der Enge zur Dyvig Bugt, holen wir das Groß runter und rollen auch die Fock ein. Blöderweise rauscht die Vorschot aus der Rolle, da dort ein Achterknoten fehlte. Das führte zu eine kurzzeitigen unübersichtlichen Situation, da sich die steuerbordseitige Vorschot vollständig mit der backbordseitigen verhedderte – ist halt Anfang der Saison! Sicher, wir sind in einer Legerwall-Situation, aber das ist noch keine Grund, den Motor anzuschieben. Es ist lediglich etwas Eile geboten, die Vorschot wieder klar zu bekommen. Ich hantiere auf dem Vorschiff herum, immer eine Auge auf unsere Position im Vergleich zum Ufer. Zugegeben: Es hätt nicht viel länger dauern dürfen und wir hätten unseren Diesel anschmeißen müssen. Schließlich nimmt unsere Hanna aber wieder Fahrt auf und erlangt ihre Manövrierfähigkeit zurück, so dass wir bei Westwind vor Top und Takel die Enge mit 2 bis 3 Knoten passieren. Für das Ankermanöver rollen wir die Fock noch etwas aus. Gegen 17:30 ist das Eisen schließlich eingefahren. Wir erleben einen wunderschönen und ruhigen Abend hier vor Anker.
14.04.2025, Ankern in der Dyvig Bugt – Lyø
Heute Morgen holen wir dann um 09:30 den Anker hoch und segeln mit Vollzeug Richtung Enge. Leider müssen wir den Motor für diese Passage kurz anmachen, wir schaffen die Höhe einfach nicht.
Es sind wieder 6 Beaufort angesagt, so dass ich die Reffleinen einziehe – das hatten wir bisher noch nicht erledigt. Leider bleibt die Vorhersage eine Wunschtraum und der Wind nimmt von 3 bis 4 Beaufort stetig ab. Wir halten aber tapfer ohne Motor bis Lyø durch. Hier im Hafen liegen nicht mehr als vier Schiffe (keine Festlieger) im Hafen. Der Wind schläft vollständig ein und es wird „Kurze-Hose-Wetter“. Noch meiner Joggingrunde (entlang des Ufers Richtung Osten und Querung der Halbinsel und zurück – Nicole sagt mir im Nachgang, dass das Areal von März bis Oktober Naturschutzgebiet ist) gehen wir in den Ort und erkunden die Gegend. Wir laufen auch einige Nebenstraßen ab und stellen fest, dass einige Anwesende zunehmend den Eindruck
fehlender Zuwendung machen. Die liegt sicher an der Überalterung der Einwohner. Trotzdem ist es sehr schön hier und der Frühling liegt überall in der Luft. Wir kaufen zwei Tuborg Classic und setzen uns mitten im Ort auf eine Bank. Wir genießen die Ruhe und die milden, frühlingshaften Temperaturen. Zum Abend hin erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang.
15.04.2025, Lyø – Søby
Wir stehen früh auf und legen zeitig ab. Heute sollen 7 Beaufort kommen. Wir laufen unter Vollzeug Richtung Süden und schaffen gerade eben die Höhe. Der Hafen von Søby ist ebenfalls sehr leer. Später macht hinter uns die „Pippilotta“ aus Kappeln fest. Diese Tatsache wird unseren Abend noch bereichern! An Bord sind viele junge Menschen sowie Besatzung.
Trotz des starken Windes ist es noch recht mild und im Windschatten sogar warm. Am Nachmittag spazieren wir auf die andere Seite der Insel bis zum Campingplatz „Søby Strand Camping Ærø“, der noch nicht geöffnet hat, und zurück nach Søby. Im Brugsen am Hafen kaufen wir ein. Beim Abendessen erzählt Nicole von ihrer Abschlussfahrt ihrer 10. Klasse mit der „Petrine“. Ich rege an, den Eigner/Kapitän zu kontaktieren, um zu erfragen, ob wir ggf. Einblick in das Logbuch mit dem betreffenden Eintrag bekommen können. Wie sich bei der anschließenden Internetrecherche herausstellt, hat der damalige Eigener namens Hartwig, die „Petrine“ verkauft und die „Pippilotta“, die 10 Meter hinter uns fest gemacht hat, übernommen. Was für ein Zufall, oder nicht? Wie auch immer, jedenfalls gehen wir im Verlaufe des Abends rüber zur „Pippilotta“ und treffen eine nette Dame mit Hund vor dem Schiff an, die gerade im Begriff ist, mit ihrem Hund an Bord zu gehen. Es ist, wie sich später herausstellt, die Frau von Hartwig. Nicole spricht sie an und unterbreitet ihr ihr Anliegen. Wir dürfen an Bord kommen und Hartwig, der mit der Crew unter Deck zu Abend ist, nimmt sich spontan Zeit für uns. Wir nehmen im Schutze des Deckshauses Platz und sind fasziniert von Hartwig Schröder, Kapitän und Eigner der „Pippilotta“, ein Dreimast-Gaffelschoner. Hartwig war früher einmal Buchhändler und er erzählt viel aus seinem bewegten Leben. In Bezug auf das Logbuch der „Petrine“ erzählt er uns, dass er alle zu Hause aufgereiht stehen hat. Wir sollen ihn per E-Mail kontaktieren.
Erfüllt von diesem inspirierenden Gespräch verlassen wir am späteren Abend die „Pippilotta“. Wir werden dieses Schiff, dem wir in den letzten Jahren häufig begegnet sind, mit ganz anderen Augen sehen.
16.04.2025, Søby – Marina Minde
Heute geht es zurück nach Marina Minde. Bevor wir ablegen, gehen wir noch zum Bäcker. Außerdem kommt der Hafenmeister und wir bezahlen 170 DKK. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt uns ein wenig von der Insel. Er macht uns auch darauf aufmerksam, dass die Fähre „Ellen“, die gerade einläuft, noch bis vor Kurzem die größte elektrobetriebene Fähre der Welt war! Sehr erstaunlich und ich muss mir erst einmal die vollautomatische Ladestation (siehe Bild) anschauen.
Es ist absolut kein Wind und wir motoren die gesamt Strecke. Wir kommen an dem Leuchtturm „Kegnæs Fyr“ vorbei, das malerisch von der leicht vernebelten Sonne angeschienen wird.
Gegen 14:45 Uhr machen wir in Marina Minde fest.
Wir sind dankbar für diese unfassbar schönen Tage und das sensationell schöne Wetter! Ein wunderschöner Start in die Saison! Die restlichen Tage haben wir noch einiges zu tun, da wir uns in den Wintermonaten quasi ein zweites Standbein in Dänemark, unweit von Marina Minde, geschaffen haben.