Abschlusstörn 2018

05.10.2018, SVE - Stade

Wir haben heute Urlaub genommen und können daher das Hochwasser gegen Mittag nutzen, um die Krückau hinunter zur Elbe zu motoren. Es ist Anfang Oktober und es ist warm, wie im Hochsommer - Grandios!

Wohin wir heute eigentlich wollen, ist noch nicht klar. Hinter der Krückaumündung biegen wir ersteinmal links ab. Wie wir gerade erfahren haben, ist Kay von Eitzen (http://bianca27.net/Deutsch_Versionen.html) mit einem Freund auf Überführungstour, die gerade in den Stadthafen von Stade einlaufen. Somit wird uns die Entscheidung abgenommen und wir nehmen Kurs Richtung Schwinge-Mündung. Mittlerweile ist schon ablaufendes Wasser und uns drängt sich die Frage auf, ob wir noch genügend Wasser unterm Kiel haben, wenn wir in den Stadthafen von Stade einlaufen. Denn hier liegt man, wie wir später selbst erfahren werden, bei Niedrigwasser im Schlick. Leider ist die normalerweise geöffnete Eisenbahnklappbrücke geschlossen, um einen Güterzug passieren zu lassen. Auch vor der Autobrücke, die sich kurz hinter der Eisenbahnklappbrücke befindet, müssen wir ein wenig warten. Als diese dann auch endlich hochgeht, sehen wir zu, dass wir möglichst schnell in den Hafen kommen. Dieser ist gut gefüllt; ganz vorne liegen einige Traditionssegler. Dahinter haben Motorboote, von teilweise stattlicher Größe festgemacht. Und ganz hinten tummeln sich die Segelyachten – mittendrin die Helmsman 35 mit Kay und seinem Segelfreund.

Nach unserem Anleger gibt’s erst einmal einen Kaffee bei uns an Bord und wir kommen mit Kay ins Plaudern.

Der Rest des Tages vergeht wie im Fluge. Wir gehen zum Hafenmeister, der sein Büro in einer dazu umfunktionierten Schiffsbrücke sitzt - mit phantastischem Blick über den Hafen. Beim Eintreten entfährt es mir etwas vorlaut: „Moin, wir würden gerne den Hafen kaufen!“. Der Hafenmeister entgegnet zu unserer Verwunderung, dass das kein Problem sei und der Hafen zu einem günstigen Preis zu haben sei. Wir kommen etwas ins Gespräch, in dessen weiterem Verlauf ich nach Wasser, zum Auffüllen unseres Tanks frage. Der Hafen wird von den Stadtwerken Stade unterhalten, die nur kleine Mengen Wasser abgeben dürfen. Der Hafenmeister gibt uns einen Schlauchwagen und zeigt uns, wo wir diesen anschließen müssen. Unser Päckchennachbar ist uns netterweise behilflich beim Verlegen des Schlauches über sein Schiff.

Am Abend kommt Kay mit seinem Segelfreund zu uns an Bord und wir verbringen mit beiden sehr unterhaltsame Stunden bis tief in die Nacht – trotz einsetzender Kälte von um die 11 Grad.

06.10.2018, Stade – Glückstadt – Stör

Morgens ist großes Ablegen. Wir machen uns gegen Mittag auf den Weg nach Glückstadt. Dort übergeben wir unseren Kleinen in die Obhut unserer Schwägerin und unseres Schwagers. Dann verholen wir uns in die Stör und legen uns auf Sichtweite zur Peterswerft vor Anker. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich um Nichts kümmern zu müssen. Wir haben Zeit, in Ruhe einen gekühlten Sekt bei romantischer Abendstimmung zu genießen – traumhaft! Während wir erfüllt von der Ruhe und dem von der Abendsonne in rötliches Licht getauchten Störufer sind, richten sich unsere Blicke auf ein Segelschiff, das ca. 300 m neben uns ebenfalls vor Anker liegt. Als Besatzung machen wir ein betagteres Paar mit einem ca. 10-jährigen Kind aus. Es sind möglicherweise  Großeltern mit ihrer Enkeltochter. Wie auch immer, jedenfalls sehen wir die beiden älteren Herrschaften, ohne das Mädchen in ihr Dingi steigen, um sich auf den Weg zum Hafen von Borsfleth/Ivenfleth zu machen. Das Enkelkind bleibt alleine an Bord zurück. Soweit, so gut! Allerdings fängt das Mädchen an, an Deck des Schiffes herumzuturnen, als die Großeltern außer Sichtweite sind – natürlich OHNE Schwimmweste! Uns überkommt ein sehr unbehagliches Gefühl, welches bei Vergegenwärtigung der Fakten, wie Strömung und niedrige Temperatur der Stör, in gelinde Angstzustände mutiert. Wenn das Kind über Bord fällt, gibt es unserer Einschätzung nach kaum Überlebenschancen, zumal wir unser Schlauchboot nicht dabei haben. Mit unserem Fernglas bewaffnet, behalten wir das Geschehen im Blick. Nach ca. 20 Minuten können wir dann beobachten, dass die Großeltern wieder auf dem Rückweg sind. Als diese dann an Bord steigen, hat sich das Mädchen bereits wieder eine Schwimmweste angezogen und tut offensichtlich so, als sei Nichts gewesen! Uns wurde wieder einmal klar, wie vorsichtig man bei Kindern sein muß.

Die Nacht verspricht ruhig zu werden. Außer dem Kentern der Tide gibt es laut Windvorhersage Nichts zu besorgen. Leider kommt es anders. Nach dem wir am Abend noch lange, bei absoluter Windstille in der Plicht sitzen können, werden wir gegen 01:00 Uhr von außergewöhnlichen Schiffsbewegungen geweckt. Der Wind hat enorm zugelegt und weht entgegen der Strömung des auflaufenden Wasser der Stör. Es baut sich bei Böen bis 13 m/s aus Nordost eine beachtliche Welle auf der Stör auf. Außerdem läuft das Hochwasser deutlich höher auf. Wir haben mittlerweile 5,60 m unterm Kiel. Ist die ausgebrachte Kette lang genug? Unsere Hanna, und auch das Nachbarschiff, liegen sehr unruhig. Teilweise macht es den Eindruck, als ob das Nachbarschiff Fahrt quer zur Stör macht.  Bei „Wind gegen Strömung“ entsteht ein Wechselspiel der Kräfte, so dass die Schiffe oftmals quer zur Welle stehen – sehr unangenehm. Bis ca. 3:30 schieben wir Ankerwache. Erst dann wird es draußen ruhiger. Der Anker hat glücklicherweise gehalten.

07.10.2018, Stör – SVE

Bevor wir heute Morgen auf die Elbe fahren, motoren wir störaufwärts zur Peterswerft und schauen uns die "Peking", die kürzlich ausgedockt wurde, aus der Nähe an. Man kann erkennen, das schon viel Arbeit in den Schiffsrumpf investiert wurde. Neben der "Peking" liegt noch eine monströse und zugleich hochmoderne Motoryacht mit Englischer Flagge sowie der "Seefalke" der Küstenwache an der Pier der Werft. Offensichtlich hat sie gut zu tun!

Unsere heutige Fahrt in unseren Heimathafen ist zugleich die Letzte für dieses Jahr. Auf der Krückau fange ich schon an, die Schoten und Reffleinen abzuschlagen. Als wir im Hafen des SVE fest sind, bergen wir auch schon die Segel von Bord und montieren den Großbaum ab. In der kommenden Woche werden wir den Mast legen und unsere Hanna auf ihren Winterlagerplatz bringen.

Es war ein wunderschöner Abschluss der Saison 2018! Und wir sind dankbar für die unzähligen schönen Momente die uns dieser phantastische Sommer ermöglicht hat!

 

 



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.