City Sporthafen Hamburg – per Schlauchboot durch Hamburgs Fleete

06.05.2022, SVE - Glückstadt

Der Östliche Teil der Unterelbe ist vom SVE aus an einem normalen Wochenende schwer zu erreichen, da wir aufgrund unseres Tiefganges frühestens 1 bis 2 Stunden vor Hochwasser in Elmshorn ablegen können. Wenn wir dann nach einer Stunde Fahrt auf der Krückau die Elbe erreichen ist nicht viel mehr als eine Stunde Zeit, um noch das auflaufende Wasser Richtung Hamburg zu nutzen.

Daher habe ich mir heute einen Tag Urlaub genommen, damit ich unsere Hanna mit dem Morgenhochwasser von Elmshorn nach Glückstadt bringen kann. Dort soll dann Nicole mit unserem Sohn nach der Schule an Bord kommen, so dass wir mit auflaufendem Wasser von Glückstadt die Elbe Richtung Hamburg hinauf fahren können.

Gegen 08:00 Uhr ist Hochwasser in Elmshorn. Leider soll dieses einige Zentimeter niedriger als das mittlere Hochwasser auflaufen. Ich bin gespannt, ob ich vom Platz komme. Gegen viertel vor 7 steige ich an Bord. Neben der Unsicherheit mit dem Wasser kommt leider noch dichter Nebel hinzu - ich bin mal wieder begeistert! Unbeirrt der vorgenannten Unwägbarkeiten treffe ich alle notwendigen Vorbereitungen und starte gegen 7 Uhr den Motor. Nach drei Anläufen überwinde ich dann den Schlickhügel hinter unserem Platz und steuere auf die in Nebel gehüllte Krückau. Die Sicht ist wirklich schlecht. Als ich am Schwimmsteg des Ruderclubs Elmshorn vorbeifahre, sehe ich Schuhe darauf liegen. Na super, ich muss wohl noch mit Ruderern rechnen. Leider habe ich unser Signalhorn unten im Schapp vergessen. Ich bin hochkonzentriert und taste mich mit geringer Fahrt voran. Wie erwartet, erahne ich wenig später die dunkle  Silhouette eines Ruderers. Der rechnet wohl nicht unbedingt mit Verkehr bei dem Nebel. Ich stoppe auf und versuche unsere Hanna ganz rechts am Ufer zu halten. Nach einer Weile kommt mir eine Ruderin entgegen. Sie weist mich dann freundlich darauf hin, dass sie die letzte sei - sehr nett! Ich frage sie noch, ob meine Beleuchtung zu sehen sei. Ihr fragender Blick verrät mir, dass möglicherweise nicht viel, bzw. gar nichts von meiner Beleuchtung zu sehen ist.

Nach einer guten Stunde erreiche ich das Krückausperrwerk. Zu meinem Erstaunen ist die Brücke geschlossen. Ich nähere mich dem Sperrwerk vorsichtig, um auf mich aufmerksam zu machen. Es ist bereits ablaufendes Wasser und ich muß darauf achten, dass ich nicht unter die Brücke treibe. Es tut sich leider eine Weile rein gar Nichts am Sperrwerk. Ich kümmere mich derweil noch schnell um meine Positionslampen. Nach einigem Hin- und Herruckeln am Stecker bekomme ich die Positionslampe dauerhaft zum Leuchten - ein Glück! Da sich immer noch Nichts beim Sperrwerk tut, greife ich zum Handy und wähle 04124 - 916065. Just in diesem Moment höre ich ein Klingeln: Die Schranken werden geschlossen und die Brücke wird geöffnet - ein Glück!

Auf der Elbe ist die Sicht nicht viel besser, ich meine, sogar schlechter. Ich kann das Ufer größtenteils nicht sehen; also um mich herum ist überhaupt Nichts zu sehen, außer Nebel! Ohne Plotter wäre ich jetzt wirklich aufgeschmissen. Ich ziehe auch in Erwägung, vor Anker zu gehen. Aber ich entschließe mich dann doch, mich langsam vorzutasten. Eine Herausforderung ist dann noch das Abbiegen auf die Glückstädter Nebenelbe. Die Durchfahrt ist stark verschlickt und ich muss möglichst die Mitte des tiefen Bereiches treffen. Teilweise habe ich nur 0,9 m unter dem Kiel.

Vor Glückstadt lege ich mich dann erst einmal vor Anker. Genau in diesem Moment lichtet sich der Nebel und die Sonne kommt sogar hervor - traumhaft! Nun ist es Zeit für einen Kaffee und ein kleines Frühstück. Nicole hatte in weiser Voraussicht den Kühlschrank mit ein paar kulinarischen Köstlichkeiten bestückt.

06.05.2022, Glückstadt - Hanskalbsand

Gegen 14:45 fahre ich in den Glückstädter Hafen und sammle Nicole und unseren Sohn ein. Mit dem auflaufenden Wasser machen wir uns auf den Weg Richtung Hamburg. Wir können sogar mal etwas segeln.

Auf Höhe von Pagensand kommt uns ein großes Containerschiff entgegen, das ein ungewöhnlich hohe Heckwelle hinter sich her laufen lässt. Der Bug unserer Hanna taucht in dem Wellental komplett unter und schaufelt riesige Wassermengen nach achtern - unfassbar. Trotz geschlossenem Vorluck (wir haben schon dazu gelernt!), kommt doch eine geringe Menge Wasser hindurch und tropft auf unser Bettzeug. Wir fragen uns immer wieder, wie kleinere Schiff, vielleicht auch ohne Kiel, mit so einer Welle umgehen!

Auf Höhe von Lühesand nähern wir uns dann einer Bootsfahrerin, die ihre blaue Jolle mit Außenborder ohne Schwimmweste steuert. Das finden wir sehr mutig!

Gegen 17 Uhr erreichen wir Hanskalbsand und legen uns dort in der Nähe eines Fischkutters vor Anker. Es ist wirklich sehr schön hier. Nach dem Abendessen klariere ich unser Schlauchboot und wir setzen zur Insel über. Dort gibt es einen kleinen Sandstrand. Leider darf man die Insel nicht weiter betreten. Wir fahren dann noch ein kurzes Stück in einen kleine Wasserarm mit wunderschöner Natur hinein. Anschließend fahren wir noch zum Yachthafen Neuenschleuse.

 

 

07.05.2022, Hanskalbsand - City Sporthafen Hamburg

Wir stehen früh auf und nutzen noch den Rest des auflaufenden Wasser, um nach Hamburg zu kommen. Uns erwartet eine phantastische Landschaft entlang der Inseln Hanskalbsand, Neßsand und dann Blankense, bis nach Hamburg. Auf Steuerbord liegt dann das riesige Gelände von Airbus, später ragen riesige Kräne am Ufer empor. Zwei kolossale Containerschiffe werden gerade mit Schleppern in die seitlichen Hafenbecken manövriert - ein Erlebnis. Für kurze Zeit ist dann das Befahren der Elbe untersagt. Das hatten wir etwas spät mitbekommen. Ein aus der Ferne schwer von anderen Wasserfahrzeugen zu identifizierendes Polizeiboot hatte ein entsprechendes Seezeichen gesetzt. Das Polizeiboot kommt auf uns zu und weist uns freundlich darauf hin, dass die Elbe gesperrt war, jetzt aber wieder freigegeben ist.

Beim Befahren dieses Abschnitts der Elbe ist größte Aufmerksamkeit erforderlich. Unzählige Barkassen, Schlepper, Fähren und was es sonst noch so gibt, sind hier mit großer Geschwindigkeit unterwegs. Dazu kommt das sehr unruhige Wasser mit Kreuzsee. Leicht ist man durch den atemberaubenden Blick auf die Landungsbrücken und die imposante Hafenkulisse abgelenkt.

Kurz vor der Elbphilharmonie biegen wir links ab und fahren in den City Sporthafen Hamburg. Der Hafenmeister weist uns einen Platz, ganz außen am Steg, quasi am Fuße der Elbphilharmonie zu - traumhaft! Zu dieser Tageszeit ist der Hafen noch sehr unruhig. Es ist die Hauptzeit für Hafenrundfahrten. Trotzdem, so schlimm ist es dann doch nicht. Nach dem Vertäuen baue ich den Cockpittisch auf und Nicole bereitet ein leckeres Frühstück vor. Der Blick auf die Elbe und das Treiben im Hafen ist wirklich spektakulär! Später kommt der ungemein nette Hafenmeister vorbei. Wir bezahlen 22 EURO für eine Nacht inklusive Strom. Das bezahlen wir wirklich gerne! Er klärt uns darüber auf, dass der Hafen heute voll werden wird, da der MYC heute hier her zum Anschippern kommt. Er hat nicht untertrieben. Der Hafen wird proppevoll.

Nachmittags gehen wir auf die "Jan Fedder Promenade". Die "Cap San Diego" legt gerade ab. Im Anschluss schauen wir uns um und machen einen Abstecher ins Portugiesenviertel. Unser Jüngster bekommt ein Eis. Später gehen wir zur "Kehrwiederspitze", zum Sandtorhöft, vorbei an der Elbphilarmonie, entlang des Dalmannkais, zum Strandkai. Hier haben wir einen tollen Blick auf die Elbe und den Container-Hafen. Anschließend geht es entlang des Sandtorparks zum Überseeboulevard und dann wieder zurück zum Schiff. Da sind ein paar Kilometer Fußmarsch zusammengekommen.

Am frühen Abend bereitet Nicole eine kleine Vorpseise zu. Im Anschluss gehen wir ins Portugiesenviertel und setzen uns bei einem Italiener draußen hin. Wirklich eine tolle Stimmung hier - wir fühlen uns wie im Urlaub und ganz weit weg von zu Hause.

Im Anschluss klarieren wir das Schlauchboot und wir unternehmen eine Fleetfahrt, quasi auf eigenem Kiel. Das ist sehr empfehlenswert! Zum Beispiel ist der Nicolaifleet sehr zu empfehlen. Dort gibt es Schwimmstege, auf denen man sitzen und essen kann.

Zurück an Bord genießen wir die berauschenden Farben der durch die untergehende Sonne in dezent rötliche Farben gehüllte Silhouette des Hafens und der Stadt Hamburg. Bei zunehmender Dunkelheit kommen die beleuchteten Gebäude am Hafen besonders zur Geltung.

Das war ein sehr ereignisreicher und eindrücklicher Tag! Mal sehen, wie "ruhig" die Nacht wird.

08.05.2022, City Sporthafen Hamburg - Glückstadt

Die Nacht war ab 0 Uhr erstaunlich ruhig, es gab kaum Schiffsbewegung. Nach einem anständigen Kaffee legen wir gegen 9 Uhr ab. Bis zum ablaufenden Wasser ist noch ein bisschen Zeit, so dass wir uns entschließen, noch einmal Richtung Elbbrücken abzubiegen. Noch ist die Elbe wie leer gefegt. Die Sonne scheint und es herrscht eine schwer in Worte zu fassende Stimmung!

Die Bauten, direkt an der Elbe sind schon sehr beeindruckend. Es geht auf der Norderlebe vorbei an der Elbphilharmonie, am Grasbrookhafen, sowie an der Großbaustelle beim Überseeplatz mit unzähligen Kränen bis kurz vor die Freihafenbrücke, wo wir umkehren und das ablaufende Wasser nutzen, um nach Glückstadt zu kommen.

Nun ist die Schifffahrt wieder in vollem Gange, so dass wir uns wieder auf den Verkehr konzentrieren müssen. Das ist nicht immer einfach, weil es so wahnsinnig viel zu sehen gibt. Mit uns nehmen noch einige andere Sportboote Kurs Richtung Westen. Es ist wirklich ein unfassbares Erlebnis, so nahe an den vielzähligen Sehenswürdigkeiten auf dem Wasserwege vorbei zu fahren. Dazu noch Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

Gegen halb zwei erreichen wir Glückstadt und machen dort am Außensteg fest. Wir wollen unser Schiff hier bis zum nächsten Wochenende liegen lasse, da wir dann Richtung Schlei überführen wollen - mal sehen, wie das Wetter mitspielt.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass Hamburg ein absolut lohnenswertes Ziel ist! Das werden wir ganz sicher wieder einmal machen, gerade in Verbindung mit einer Fleetfahrt mit dem eigenen Schlauchboot!

 





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