Das letzte Mal dieses Jahr? – Ein Wochenende in der W.Y.K.

02.10.2020, SVE - W.Y.K. (Krückaumündung)

Es liegen turbulente Tage hinter uns, so dass wir uns freuen, noch einmal - und wahrscheinlich auch das letzte Mal - mit unserer Hanna loszukommen. Der Blick auf die Wasserstandsvorhersage des BSH stimmt uns etwas nachdenklich. Auf Grund des starken Ostwindes, wird das Hochwasser ziemlich niedrig ausfallen.

Am späten Nachmittag legen wir dann ab. Wir kommen recht gut von Platz. Die Fahrt auf der Krückau ist wunderschön. wir fahren der untergehenden Sonn entgegen. Es ist trocken und für die Jahreszeit gar nicht mal so kalt.

Natürlich würden wir gerne Ankern, aber aufgrund des starken Ostwindes, entscheiden wir uns für einen Hafen, und zwar die W.Y.K (Hafen an der Krückaumündung). Wir mögen den Hafen, er ist wirklich schön gelegen. Wir machen längsseits an einem außenliegenden Steg fest. Dies ist der Platz, wo noch vor ein paar Tagen der "Peter von Seestermühe" gelegen hatte.

Vor uns liegt eine Polar 34. Der Riss stammt aus der Feder von Colin Archer. Die "Dulcibella", ein wirklich hübscher Zweimaster, liegt erst seit letztem Jahr hier. Wie wir vom frisch gebackenen Eigner später erfahren, war es Liebe auf den ersten Blick - das können wir nachvollziehen!

Wir machen unser so fest, dass der Bug zum Wind zeigt , was es uns ermöglicht, den Abend, trotz des starken Ostwindes, draußen in der Plicht, im Windschatten der Sprayhood zu verbringen. Wir genießen die Ruhe und die schöne Natur.

03.10.2020, W.Y.K. (Krückaumündung)

Früh morgens, um sechs Uhr werden wir von einem lauten, akustischem Signal, sowie einer gelb blinkenden Signalleuchte geweckt. Es ist ablaufendes Wasser und wir erahnen recht schnell die Ursache: Die Fluttore (wir liegen direkt daneben), welche dafür sorgen, dass der Hafen bei Ebbe nicht leer läuft, schließen nicht automatisch.  Das kommt bei starkem Ostwind gelegentlich vor, da die Fließgeschwindigkeit des abfließenden Wassers zu gering ist, um einen Impuls zum Schließen der Tore auszulösen. Wenn jetzt nichts unternommen wird, fällt der Hafen trocken (das Bild zeigt die Krückau bei Niedrigwasser, direkt vor dem Hafen der W.Y.K.). Unser Heimathafen SVE fällt zwar auch regelmäßig trocken, was aber auf Grund des weichen Schlickes kein Problem darstellt. Der Kiel und ein Teil des Unterwasserschiffes sacken soweit ein, dass die Schiffe sicher und stabil im Schlick liegen. Das ist hier in der W.Y.K. etwas anders, da der Sedimenteintrag auf Grund der Gezeiten wesentlich geringer als im SVE ist, da ja ein Großteil des Wasser im Hafenbecken der W.Y.K. bleibt. Das hat zur Folge, dass die Schiffe - je nach Form des Kiels - in Ermangelung des stbilisierenden Schlickes beim Trockenfallen schlichtweg umkippen. Diese Vorstellung ist für uns Motivation genug, die warme Koje zügig zu verlassen, um das zu verhindern. Als wir gerade dabei sind, uns in die etwas klammen Klamotten zu zwängen, verstummt das akustische Signal. Offenbar war ein anderer Bootseigner schneller als wir.

Unser morgentliche Blick auf die Wetter- und Wasserstandsvorhersage veranlasst uns, von unserem ursprünglichen Plan, Stade anzulaufen, abzukehren. Wir bleiben einfach hier, schließlich ist es wirklich schön!

Wir haben Zeit zum Lesen oder auch zum Nachholen von Bürotätigkeiten, die wir während der Woche nicht geschafft haben. Dass der Netzausbau in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt (etwas böse, aber nicht ganz von der Hand zu weisen), ist auch hier deutlich zu spüren. Mit O2 habe ich hier nur E-Netz, was richtig nervt. Für solche Fälle kommt dann unser mobiler Router zum Einsatz. Diesen verpacke ich in einen kleinen Beutel und hisse ihn am Mast nach oben. Diese Maßnahme hat oft Erfolg, so auch hier: Wir haben recht guten 4G-Empfang.

Im Grunde vergeht der Tag wie im Fluge. Beim nächsten Hochwasser kommt die "Hol Di Ran" an uns vorbei geschippert. Sie ist seit dieser Saison in der W.Y.K. beheimatet. Der Voreigner musste sein Schiff schweren Herzens abgeben.

Am Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang zur Elbe. Abends sitzen wir wieder in der Plicht und genießen den Blick auf in die schöne  Umgebung.

04.10.2020, W.Y.K. (Krückaumündung) - SVE

Wir haben heute viel Zeit, da das Hochwasser erst am frühen Hafen aufläuft. Es wird allerdings auch heute nicht viel Wasser kommen. Das Problem dabei ist, dass sich die Fluttore der W.Y.K. erst dann öffnen, wenn sich der gleiche Wasserstand in der Krückau im Vergleich zu dem im Hafen eingestellt hat. Das wird heute aber wohl so nichts werden. Damit man überhaupt aus dem Hafen kommt, muss der Wasserpegel im Hafen abgesenkt werden. Netterweise öffnet der Eigner der Polar 34, einen Schieber, so dass der Wasserpegel langsam sinkt. Wir bitten ihn anschließend zu uns an Bord und wir trinken einen Kaffee zusammen. Später kommt dann Frank Homuth und lässt dann noch mehr Wasser ab, sogar bis an die kritische 2m-Marke, was das Auslösen des Alarms zur Folge hat. Durch diese Maßnahme wird es uns dann am Abend ermöglicht, rechtzeitig abzulegen. Danke Frank!

Auf der Rücktour  erleben wir ein eindrucksvolles Farbspiel auf der Krückau, dass sich durch die tiefliegende Sonne und die dunklen Wolken am Horizont ergibt - traumhaft!

Wir sind dann sehr zeitig vor Eintreten des Hochwassers im SVE. Allerdings kommen wir noch nicht auf unseren Platz. Wir warten ungefähr eine halbe Stunde, dann können wir unser Schiff Kraft unseres Motors in die Box drücken.

Fazit: Ein sehr erholsames Wochenende zum Krafttanken liegt hinter uns. Es hat sich wieder einmal gelohnt, zumal es unser letzter Törn für diese Saison sein wird. In der kommenden Woche wird abgeriggt und voraussichtlich am Wochenende hochgeslippt.

 


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