Letzte Etappe nach Fahrdorf

22.05.2022, Rendsburg - Ankerplatz Schlei, Wormshöft

Der starke Wind, der für Samstag den 21.05.2022 angesagt ist, veranlasst uns, unsere letzte Etappe nach Fahrdorf um einen Tag zu verschieben. Wir nutzen diesen Tag, um die Messe "Hamburg Ancora Festival 2022" in Neustadt zu besuchen. Wir treffen dort einige bekannte Gesichter. Unter Anderem sehen wir uns auch den im Eigenbau errichteten Retro-Racer aus Sperrholz von Jan von der Bank an. Ein wirklich imposantes Schiff und die Vorstellung, dass Jan von der Bank den 9,5 m langen Racer bei sich auf seinem Grundstück gebaut hat, ist schon faszinierend; zumal Jan kein Bootsbauer sondern Drehbuchautor und Schriftsteller ist. Wir gratulieren ihm von Herzen zu dieser Meisterleistung!

Am späten Nachmittag fahren wir dann zum Rendsburger Stadthafen, wo wir letzten Sonntag unsere Hanna liegen gelassen hatten. Als ich mich an Bord umziehe, merke ich, dass ich einen fatalen Fehler gemacht habe: Meine Bootsschuhe liegen noch zu Hause und ich habe nur meine Straßenschuhe dabei - echt super!

Wir gehen am Abend mit Freunden zu einem Italiener, mit dem Namen "Ristorante Di Gianni". Es liegt in einem imposanten Kellergewölbe und ist wirklich sehr zu empfehlen.

Am heutigen Morgen, Sonntag, den 22.05.2022 klingelt schon um 5:40 unser Wecker - das ist definitiv zu früh! Ich steige wieder Willen in meine Straßenschuhe, was die Situation auch nicht gerade besser macht! Aber es hilft ja nichts! Nicole setzt einen Kaffee auf und dann geht es auch schon los. Beim Rausfahren aus der Box nehmen wir ein merkwürdiges Poltern war -aus Richtung Welle/Propeller. Wir fahren vorsichtig aus der Boxengasse und versuchen, das Problem einzugrenzen. Wir geben vor und zurück. Irgendwann ist das Poltern dann weg. Hatte sich etwas im Propeller festgesetzt? Keine Ahnung, wir fahren erstmal weiter!

Nach ziemlich genau drei Stunden machen wir am Wartesteg der Schleuse in Kiel Holtenau fest. Wir entrichten am Automaten eine Gebühr von 12 EUR. Und dann heißt es warten, warten, warten. Es gibt auf dem Kanal immer viel zu sehen, so wie diesen Schleppverband, der Segmente eines nicht gerade kleinen Frachtschiffes transportiert.

Wir verfolgen den Funkverkehr auf Kanal 12. Es trudeln nach und nach immer mehr Freizeitboote ein. Nach gut einer Stunde meldet sich ein Skipper von einem der Segelboote über Funk und fragt, warum wir eben nicht mit der Südschleuse Richtung Förde geschleust wurden. Die Sportboote würden schon lange warten. Als Antwort kam nur, dass das egal sei, da die Berufsschifffahrt Vorrang habe und wir weiterhin warten müssten. Nach knapp 2,5 Stunden werden wir dann über Funk aufgefordert, in die Südschleuse zu fahren. Nicole manövriert uns in die Kammer, längsseits zum Schwimmsteg. Um Auffahrunfälle zu verhindern, sollte man immer das Boot vor und hinter sich im Blick zu behalten. Ich versuche indes, trotz meines sicher grotesk anmutenden Schuhwerkes, nicht ganz so bescheuert beim Übersteigen auf den Schwimmsteg auszusehen. Ich bin mir sicher, es ist mir nicht gelungen! Die starren Blicke der anderen Segler auf dem Steg sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache!

Nach 20 Minuten verlassen wir die Schleuse wieder und nehmen Kurs auf Schleimünde. Leider ist gar kein Wind, aber wenigstens kommt die Sonne heraus - wunderbar! Die Kieler Förde präsentiert sich mit den vielen Segelbooten und angenehmen Temperaturen und mit wunderschönen Farben von ihrer schönen Seite.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Schleimünde. Wir laufen dann direkt einen unserer Lieblingsankerplätze in der Schlei an: Wormshöft, ganz nahe am Restaurant "Am Schleieck". Der einzige Nachteil hier ist das Seegras, das das Einfahren des Ankers deutlich erschwert. Beim dritten Versuch klappt es dann aber. Wir ankern dieses Mal mit nur 0,8 m unter dem Kiel, ganz nahe am Ufer; im Prinzip nur wenige Meter entfernt davon - ich liebe das! Das geht natürlich nur bei stabilen Wetterlagen, was heute Nacht der Fall sein sollte.

Wir sitzen einen Moment in der Plicht und genießen die traumhafte Aussicht! Schließlich setzen wir die paar Meter mit dem Schlauchboot zum Ufer über und spazieren entlang des Ufers zum Sportboothafen. Für 20 Uhr habe ich einen Tisch im "Tonne 15" reserviert. Wir treffen uns mit Freunden - es wird wieder einmal ein vergnüglicher Abend.

23.05.2022, Ankerplatz Schlei, Wormshöft - Fahrdorf

Nach einer ruhigen Nacht genießen wir am frühen Morgen abermals die Aussicht von der Plicht aus. Die Sonne scheint, angenehme Temperaturen, unglaubliche Stille und dazu einen frisch aufgebrühten Kaffee -WIRKLICH: WAS BRAUCHT MAN MEHR?

Unser heutiges Ziel ist, dass wir die Brückenöffnung der Lindaunisbrücke um 14:45 Uhr nutzen. Bedingt durch die langwierigen Baumaßnahmen der Deutschen Bahn klappt die Brücke Lindaunis nur viermal täglich um 10.45 Uhr, 11.45 Uhr, 14.45 Uhr und 16.45 Uhr.

Um kurz nach 10 Uhr hole ich den Anker hoch. Der leichte Wind dreht den Bug unserer Hanna langsam in die gewünschte Richtung und wir rollen die Fock aus. So schaffen wir es, ohne Motor aus dem Ankerfeld heraus zu manövrieren - wunderbar! Wir segeln nur mit Fock bis nach Kappeln, wo wir die Brückenöffnung um 10:45 gerade verpassen. Daher machen wir uns mit dem Heck an einem der beiden Dalben vor der Klappbrücke fest. Um 11:45 passieren wir schließlich die Brücke in Kappeln. Kurz hinter Arnis setzen wir dann alle Segel und genießen eine Rauschfahrt bei Raumschotkurs - wir kommen teilweise über 7 Knoten - das macht Spaß.

Gegen 13 Uhr gehen wir am Westufer des Süderhakens, ca. 0,6 Seemeilen östlich von der Lindaunisbrücke vor Anker. Wir haben jetzt 1,5 Stunden Zeit für eine Pause. Um halb drei hole ich den Anker wieder hoch und wir lassen uns auf die Lindaunisbrücke zutreiben. Wir laufen vor Top und Takel teilweise über 3 Knoten, bei in Böen ca. 5-6 Beaufort. Ich möchte unbedingt auf das Starten des Motors verzichten. So passen wir genau den Moment nach geöffneter Brücke ab, bei dem wir als letzte die schmale und durch Baumaschinen schlecht einsehbare Durchfahrt passieren können. Viel Platz für Krängung ist dort nämlich nicht vorhanden, so dass ich die Vorschot in der Hand behalte, um im Bedarfsfall schnell Fieren zu können. Direkt nachdem wir die Brücke passiert haben, wird diese auch schon geschlossen.

Wir setzen wieder das Großsegel und ich hole das Schlauchboot, dass wir bisher hinter uns her gezogen hatten an Bord. Bei in Böen 6 Beaufort bei raumen Wind kommen wir schnell auf 7 Knoten. Wir lassen alle anderen Segler hinter uns! Ein tolles Gefühl (leider muss ich aber zugeben, dass wir die Einzigen mit voller Besegelung sind - alle anderen fahren nur die Fock!). Aber ich kann das seltene Gefühl, ausnahmsweise der Schnellste zu sein, trotzdem genießen, zumal auch eine große X-Yacht dabei ist!

In der Abdeckung in der Missunder Enge müssen wir dann bei der Fähre kurz den Motor starten. Wir hatten keine Fahrt und nach Lee keinen Platz mehr - schade! Auf der Großen Breite aber kann sich der Wind dann wieder voll entfalten und wir erleben abermals eine tolle Rauschfahrt.

In Fahrdorf angekommen, machen wir Klarschiff. Unsere lieben Freunde bringen uns dann mit dem Auto nach Rendsburg, wo wir Nicoles Auto abgestellt hatten. Unsere Dankbarkeit, nicht mit der Bahn fahren zu müssen, ist schwer in Wort auszudrücken - Anja: Tausend Dank!!

Wenn das Wetter mitspielt, geht es über Himmelfahrt wieder los.

 




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