Im Geschwader nach Marstal

03.06.2022, Fahrdorf (FSV) - ASC (Arnis/Kappeln)

Aufgrund der Vorhersagen für den Pfingstverkehr, machen wir uns heute etwas früher auf den Weg nach Fahrdorf. Dennoch stehen wir eine Weile vor der Rader Hochbrücke im Stau. Um so schöner ist es dann, als wir in Fahrdorf bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen unser Schiff beladen. Wir legen dann zügig ab. Zusammen mit einigen Vereinsmitgliedern des FSV treffen wir uns beim ASC (Arnisser Segelclub), direkt vor der Klappbrücke in Kappeln. Wir bestellen Pizza und versammeln uns auf dem Außensteg mit toller Sicht auf die Schlei. Es wird ein vergnüglicher Abend. Als morgiges Ziel steht am Ende dieses Tages Marstall fest.

04.06.2022, ASC (Arnis/Kappeln) - Marstal Havn

Um genau 08:30 starten wir unseren Motor und legen ab. Wir passieren die Klappbrücke zur geplanten Öffnungszeit um 08:45. Der Wind ist zu schwach zum Segeln. Auf der Ostsee installieren wir den Pinnenpiloten und nehmen Kurs auf die Südspitze von Ærø. Die Zeit vergeht schnell. Wir frühstücken und spielen "Dooble" mit unserem Jüngsten. Nach ungefähr vier Stunden laufen wir in den (weitaus weniger als befürchtet) gefüllten Hafen von Marstal ein. Sicherlich ist es ein guter Zeitpunkt, um in einen Hafen zu fahren, da bis Mittag viel Segler, die sich ein Ziel gesetzt haben, bereits abgelegt haben. Als wir in die Hafeneinfahrt von Marstal abbiegen, fühlt es sich sofort an wie Urlaub! Wir bekommen einen sehr schönen Platz am südlich gelegenen, letzten Steg des Hafens. Piet und ich rudern später mit unserem Schlauchboot zum südlich gelegenen Strand, wo wir einen Badesversuch unternehmen  - mehr kann man das nicht nennen, die Ostsee ist noch ziemlich kalt.

Zwischenzeitlich sind alle Teilnehmer der Geschwaderfahrt des FSV eingetroffen. Am Nachmittag gehen wir in die Stadt; es gibt ein Eis und wir kaufen noch etwas beim hieisigen Brugsen ein.

Die Grillplätze sind alle belegt, der Hafen ist mittlerweile proppevoll. Wir versammeln uns auf der Wiese südlich vom Toilettenhaus und grillen dort. Es wird ein langer und geselliger Abend.

04.06.2022, Marstal Havn - Ankern vor Arnis

Es ist ein wunderschöner Morgen und die bunten Strandhütten am gegenüberliegenden Strand werden wunderhübsch von der Morgensonne angestrahlt. Dazu gibt es einen frisch aufgegossenen Kaffee. Erneut die Frage: Was braucht man mehr? Heute geht es mit dem Geschwader nach Maasholm. Gegen viertel nach neun legen wir ab und wir genießen mit langsamer Fahrt den Blick auf den Hafen mit den vielen Segelschiffen. Es liegen auch einige Traditionssegler im vorderen Teil des Hafens - ein wunderschöner Anblick!

Der Wind kommt westlich, aber leider reicht er nicht für uns. Wir lassen den Motor auf kleiner Drehzahl mitlaufen. Als wir uns Schleimünde nähern, fassen wir den Entschluss, noch weiter zu fahren, damit wir morgen rechtzeitig vor der Lindaunisbrücke für die Brückenöffnung um 10:45 sind. Wir haben noch familiäre Verpflichtungen und wollen rechtzeitig zu Hause sein.

Als wir Schleimünde erreichen, machen wir den Motor aus segeln mit vollem Tuch und achterlichem Wind deutlich über vier Knoten. Es ist viel los auf der Schlei und das Fahrwasser ist recht eng. Da wir wenig Tiefgang haben, lassen wir einige der grünen Tonnen anstatt auf der Backbordseite, auf der Steuerbordseite liegen. Dabei müssen wir darauf achten, dass unser weit nach Steuerbord überstehende Großbaum nicht an den Tonnen hängen bleibt. Ungefähr 600 m vor der Brücke in Kappeln machen wir einen Aufschießer am östlichen Ufer der Schlei und gehen dort vor Anker. Ein toller Ort zum Ankern, wie wir feststellen. Wir überlegen, hier einfach die Nacht über zu bleiben, entschließen uns dann aber doch noch, die Brückenöffnung um 14:45 zu nehmen. Wir holen dann rechtzeitig den Anker hoch und nähern uns der Brücke, nur mit partiell ausgerollter Fock. Dann starte ich aber lieber doch noch kurz den Motor, da wir für das Passieren der Brücke einfach zu langsam sind. Aber hinter der Brücke machen wir den Motor wieder aus und wir segeln. Der Wind hat inzwischen ordentlich zugelegt und wir laufen teilweise über 6 Knoten. Als wir uns Arnis nähern müssen wir sehr hoch am Wind segeln und schaffen es gerade ebenso um Arnis herum. Gegenüber von der "Schleiperle" machen wir wieder einen Aufschießer und lassen in der kleinen Bucht den Anker fallen. Wirklich ein sehr schöner Platz zum Ankern. Wir verbringen eine "chillige" Zeit an Bord. Nicole bereitet zum Abendessen Curry-Wurst mit Kartoffelsalat vor. Ein wahrer Gaumenschmaus. Die Idee dazu kam ursprünglich von unserem Jüngsten.

Wir erleben eine traumhafte Abenddämmerung über Arnis. Am späten Abend rudere ich noch mal schnell mit unserem Dingi nach Arnis hinüber und gehe zu Fuß durch die kleinste Stadt Deutschlands.

05.06.2022, Ankern vor Arnis - Fahrdorf

In der Nacht hat es viel geregnet und umso gemütlicher ist es in unseren Kojen. Der Wind kommt mittlerweile aus West, so dass wir hier nun mit auflandigem Wind vor Anker liegen. Ich möchte unbedingt ohne Motor versuchen, aus der kleinen Bucht zu kommen. Leider haben wir nicht viel Spielraum, zu beiden Seiten hin. Die Kunst besteht nun darin, ab dem Moment, wo der Anker beim Einholen der Ketter nicht mehr hält, möglichst schnell Fahrt ins Schiff zu bekommen. Ansonsten würden wir quer vertreiben und auf das nahegelegene Ufer treiben. Wir bereiten den Motor als "Hosenträger" für einen Notstart vor. Als der Anker dann vorne am Bug lose an der Kette hängt, rollen wir eine kleines Dreieck unserer Rollfock aus. so dass ich es so in den Wind halte, dass sich der Bug unseres Schiffes nach nordosten dreht. Dann rollen wir schnell die Fock komplett aus. Wir beobachten die langsamen Bewegungen unseres Schiffes genau, um schnell reagieren zu können, denn viel Platz haben wir nicht. Aber tatsächlich nimmt unsere über 6 Tonnen schwere Hanna Fahrt auf und wir können aus dieser Zwangssituation heraussegeln - wunderbar. Wir haben in dem engen Fahrwasser vor Anris nicht viel Platz zum Kreuzen. Nach jeder Wende ist es immer wieder spannend, ob wir einerseits den Bug durch den Wind bekommen und andererseits dann auch schnell genug Fahrt aufnehmen, denn der Wind bläst vielleicht gerade einmal mit 2 Beaufort. Wir schaffen es aber tatsächlich aus der Bucht heraus zu kreuzen. Dann aber kommt die Stunde der Wahrheit: Wir wollen ja die Brückenöffnung in Lindaunis nutzen, was bei dem Wind so nicht schaffen ist. Wir starten schweren Herzens den Motor und nehmen Kurs auf Lindaunis. Es dauert keine 10 Minuten und der Wind frischt auf einmal richtig auf! Was für eine Sauerei!

Als wir in Fahrdorf ankommen ist unser Liegeplatz noch belegt. Wir machen uns erstmal an einem Heckpfahl fest und warten bis die Segler aus Glückstadt abgelegt haben. Dafür, dass wir nun so rechtzeitig wieder zurück sind, werden wir mit einer fast staufreien Rückfahrt belohnt - immerhin!

 





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