Ein Wochenende auf der Schlei

17.05.2019, Fahrdorf - Ankern vor Reesholm

Es ist zwar schon fast dunkel, aber wir wollen unbedingt noch los - die anstrengende Woche hinter uns lassen. In Windeseile baut Nicole die Kuchenbude ab. Dabei schafft sie es, das unhandliche Monstrum mit wenigen Handgriffen zu einem handlichen Päckchen zusammen zu legen. Wie das geht, kann ich immer noch nicht nachvollziehen.

Wir machen den Motor an, schmeißen die Leinen los und legen gegen 21:45 ab. Während Nicole unsere Hanna bei mäßiger Sicht aus dem Hafen steuert, montiere ich noch schnell die Positionslaterne am Bug. Zu meiner großen Freude, geht sie sogar! Der Wind weht mit ca. 5 Beaufort aus Ost und es wird nass an Bord. Auf Empfehlung von unseren Freuden aus Fahrdorf legen wir uns bei der Halbinsel Reesholm vor dem kleinen Wäldchen vor Anker. Wir sind müde und gehen früh in die Kojen.

18.05.2019, Ankerplatz vor Reesholm – Ankerplatz bei Missunde

Der Morgen ist nebelig, die Sicht sehr begrenzt. Ich nutze die Zeit, um das Rigg nachzuspannen. Nicht nur Bernd Meusel sondern auch einige andere erfahrene Segler haben uns darauf hingewiesen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Ich selber war mir dessen aber auch bewusst, hatte aber noch nicht die Zeit und Muße, mich daran zu machen. Leider sind unsere Wantenspanner nicht alle gleich, sondern die Muttern haben unterschiedliche Schlüsselweiten und einige drehen rechts-, andere linksherum – absolut nervig!! Irgendwann werden wir auch diese Hürde beseitigen.

Ich hole also das Werkzeug aus der Werkzeugschublade und mache mich an die Arbeit. Kurz bevor ich als letzte Maßnahme die Muttern der Wantenspanner als Sicherung anziehen will, höre ich Nicole von unten rufen: „Wieso geht die Toilettentür auf einmal so schwer auf und zu??“ Ich weiß sofort den Grund – Nicole wohl auch. Ich verspüre leichten Anflug von Groll und mache mich daran, die Wantenspanner wieder etwas zu lösen.

Nach dieser wenig erbaulichen Aktion wollen wir aufbrechen und segeln. Ich hole den Anker hoch und dann hissen wir die Segel. Wir nehmen Kurs auf Missunde/Brodersby. Als wir aus der Abdeckung herauskommen, begegnen uns Böen mit bis zu 6 Beaufort. Wir haben eigentlich zu viel Segelfläche. Zu unserer Freude performen wir jedoch saugeile Höhe und das noch mit teilweise 6,7 Knoten! Liegt es tatsächlich an der aggressiven Vorspannung unseres Riggs? Das Ganze wird dann noch getoppt, als ein 30er Jollenkreuzer mit uns zeitgleich in das enge Fahrwasser bei Missunde einmündet und wir in eine Regattasituation mit diesem kommen. Die beiden Segler scheinen geübt und fahren 1a-Manöver. Wir sind wirklich überrascht, als sich herauskristallisiert, dass wir nicht nur besser Höhe laufen, sondern auch noch geringfügig schneller sind – genial!

Schräg gegenüber vom Missunder Yachtclub legen wir uns neben einem Schilfgürtel, ganz nahe am Ufer, vor Anker und bringen zwei Heckleinen zum Ufer aus. Wenige Meter weiter macht die Schlei einen Bogen. Von Dort kommen Wellen mit Schaumkronen um die Ecke. Wir liegen hier hinter dem Schilfgürtel und dem hohen Ufer jedoch total windgeschützt und wie in Abrahams Schoß – unglaublich schön, zumal auch noch die Sonne herauskommt. Es gibt viele Segel- und Motorboote, die diese Stelle passieren - einige mit Motor, viele unter Segeln - schön anzusehen!

Der Tag vergeht, wie immer an Bord, viel zu schnell. Am Abend kocht Nicole wieder leckeres Essen und wir rudern im Anschluss mit dem Schlauchboot nochmal rüber zum andere Ufer. Das Fährhaus Missunde ist sehr hübsch gelegen. Ein guter Anlaufpunkt zum Kaffeetrinken, da direkt davor Boxen zum Anlegen vorhanden sind.

 19.05.2019, Ankerplatz bei Missunde – Fahrdorf

Auch heute Morgen ist die Landschaft in dicken Nebel gehüllt. Erst am späten Vormittag lichten wir den Anker und segeln, zunächst nur mit ausgerollter Fock (damit es nicht zu schnell geht). Wir lassen uns Zeit und fahren auf der Großen Breite einen großen Bogen entlang des schönen Schleiufers, vorbei am malerisch gelegenen Internat Louisenlund. Es ist herrlicher Segelwind, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Es könnte unseretwegen gerne so weitergehen, aber es ist ja leider schon Sonntag.

 

Kaffefahrt auf der Schlei

11.05.2019, Schlei

Heute sind wir an der Schlei, um mit unserer „erweiterten“ Familie, die teilweise aus München angereist sind, ein paar kurze Törns zu machen. Es ist zwar kühl, aber die Sonne scheint. Nachmittags kommt sogar noch etwas Wind aus Nord-Ost auf. Schräg gegenüber von Fahrdorf, gibt es ein brachliegendes Gelände, das gerne von Campern genutzt, da man hier direkt am Wasser stehen kann. Der Ort heißt "Große Freiheit". Wir können dort an einer (teilweise baufälligen) Kaimauer festmachen und unsere Familien grüppchenweise an Bord holen, um eine paar Schläge auf der Schlei zu machen. Diejenigen, die an Land bleiben, genießen auf extra dafür mitgebrachten Gartenstühlen, die tolle Aussicht.

Wir freuen uns sehr, als sich die Crew von der „Joker“ (Monika und Bernd Meusel)
meldet. Sie machen hinter uns fest und wir können fachsimpeln. Ich bin wieder einmal beeindruckt von Bernds enormem Fachwissen. Er hat wirklich, gefühlt, für jedes Problem eine Lösung!

Abends verlagern wir das Familientreffen nach Fahrdorf und spielen u. a. Karten. Es ist zwar voll an Bord, aber Dank der Kuchenbude haben wir etwas Platz dazu gewonnen. Die Nacht wird für Alle ziemlich kurz, insbesondere für unsere Kinder, die mit den Jungs aus München bis tief in die Nacht Mau Mau spielen.

 

Es kann weiter gehen!

01.05.2019, Flemhuder See - Kiel Schilksee

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker und einer funktionierenden Dichtung (die alte Stopfbuchsdichtung), geht es heute Morgen früh los. Gegen 6:50 starten wir den Motor und holen das Eisen hoch. Die Strecke bis zur Schleuse in Kiel Holtenau ist ja nicht mehr lang. Gegen 8 Uhr machen wir am Wartesteg in Kiel fest und ziehen ein Ticket für das Passieren des Kanals. Dann warten wir auf "unterbrochen weiß", das Signal für die Einfahrt für Sportboote. Mit "Warten" ist in diesem Fall das Verweilen an dieser Stelle von 4 Stunden gemeint! Zum Glück können wir die Zeit gut nutzen. Nach und nach trudeln viele Sportboote ein. Die Schleusenkammer ist gut gefällt mit Berufsschifffahrt und Sportbooten.

Unser heutiges Ziel lautet Schilksee – es ist kalt, windig und nass.

03.05.2019, Kiel Schilksee – Ankerplatz bei Ketelby Lindaunis

Gestern haben wir einen Hafentag eingelegt. Das Wetter war einfach zu kalt, windig und naß! Heute aber wollen wir weiter und versuchen in die Schlei zu kommen. Der Wind bläst aus Westnordwest mit Böen bis 8 Beaufort. Wir planen die Strecke bis zur Eckernförder Bucht möglichst dicht an der Küste, unter Abdeckung zu fahren. Dann wollen wir nördlich von „Stoller Grund“ rechts abbiegen  und die Bucht auf kürzestem Wege queren. Auf Höhe von Mittelgrund, wo die Eckernförder Bucht bis 25 Meter tief ist, treffen wir dann auf äußerst unangenehme Kreuzsee – Augen zu und durch! Und das ist teilweise wörtlich zu nehmen, denn es prasseln Hagelschauer auf uns nieder. Ohne Brille hat man keine Chance nach vorne zu schauen!

Unser Kleinster schlägt sich derweil sehr tapfer unter Deck! Eigentlich versuchen wir solche Bedingungen zu vermeiden, denn er soll nicht den Spaß am Tourensegeln verlieren. Aber manchmal lässt es sich eben nicht vermeiden, denn wir müssen weiter. Auf Höhe Damp wird die See deutlich ruhiger. Der Wind hatte noch einmal zugelegt. Wir haben nur die Fock ausgerollt und die auch nur zur Hälfte. In Böen war das schon eindeutig zu viel.

In der Schlei suchen wir uns dann einen Ankerplatz. Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, denn heute kommt es bei dem Wind auf gute Abdeckung an. Das war im Wormshöfter Noor (Bucht bei Maashol) leider nicht gegeben, so dass wir weiterfahren. Vor der Brücke bei Kappeln machen wir ersteinmal provisorisch fest und Piet bekommt ein Eis – hat er sich verdient! Naja, und wir natürlich auch.

Gegen 15 Uhr legen wir dann wieder ab und passieren die Klappbrück von Kappeln. Bei Böen bis knapp 7 Beaufort ist es teilweise auch auf der Schlei ungemütlich. Die Gischt fliegt uns ins Gesicht, was bei Außentemperaturen von 8 Grad auf Dauer echt kalt wird. Eine gute Seemeile vor der Brücke von Lindaunis gehen wir in einer kleinen Bucht vor Anker. Bei so einem Wetter kann es an Bord sehr gemütlich sein – Voraussetzung dafür ist allerdings eine gut funktionierende Heizung. Die läuft bei uns im Grunde seit Tagen durch.

Den Rest des Tage und am Abend kommen immer wieder heftige Regenschauer, teils mit Graupel oder Hagel, begleitet von starken Böen, die unsere Hanna hin und her schwoien lassen. In den Pausen kommt teilweise die Sonne durch und wir nutzen die trockenen Phasen, um in der Plicht zu sitzen und den traumhaften Ausblick zu genießen. In der Nacht nimmt der Wind etwas ab. Wir haben mittlerweile Vertrauen in unser Ankergeschirr, so dass wir eine sorglose Nacht verbringen.

04.05.2019, Ankerplatz bei Ketelby Lindaunis - Fahrdorf

Der Wind ist auch heute sehr kalt, aber die Sonne scheint. Sie hat genug Kraft, so dass wir im Windschatten der Sprayhood in der Plicht frühstücken können – wirklich traumhaft! Gegen 10:20 holen wir erst den Anker hoch. Das ist leider eine ziemliche Sauerei, da die Ankerkette derart voll mit Schlick und Sand ist, dass die Kettenglieder nicht mehr als solche zu erkennen sind. Mit unserem Bordschrupper versuche ich den gröbsten Dreck abzubekommen, während Nicole versucht, den Bug im Wind zu halten.

Die Fahrt durch die Schlei ist wirklich unglaublich schön. Wir müssen uns allerdings recht genau an das Fahrwasser halten, da der Pegel der Schlei durch die westlichen Wind der letzten Tage stark gesunken ist. Das wird dann auch einer Bavaria 38 zum Verhängnis, die unter Vollzeug auf ein Flach gelaufen ist. Wir machen uns auf den Weg zu dem Havaristen und bieten unsere Hilfe an. Sie hatten allerdings schon den SAR gerufen, der sie freischleppen wird.

Gegen halb eins machen wir in dem schönen Hafen des FSC in Fahrdorf fest. Ich mache mich derweil auf den Weg nach Rendsburg, um unser Auto dort abzuholen. Ich fahre mit unserem kleinen Bordroller, dessen Minireifen mir an einer Borsteinkante zum Verhängnis werden. Der Roller kommt schlagartig zum Stehen während der Rest auf Grund seiner „trägen Masse“ seine Geschwindigkeit ungebremst fortsetzt. Ich lande in hohem Bogen auf der Straße. Ich will mir Nichts anmerken lassen und berappel mich umgehend, um mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter zu fahren.

Im BYC in Büdelsdorf treffe ich den Hafenmeister des BYC. Er erzählt, dass er noch eine Yacht von der Elbe wegen Probleme slippen musste. Es ist schon merkwürdig in diesem Jahr, weil auch beim uns im SVE viele Schiffe wegen technischer Probleme wieder aus dem Wasser mussten.

Heute bleiben wir noch bei Freunden und fahren dann morgen Vormittag nach Hause.

Es war, trotz der kühlen Temperaturen und des starken Windes mit Regen und Graupel eine tolle Zeit an Bord! Wir freuen uns schon auf die nächste Gelegenheit loszukommen!

Das war wohl nix!

27.04.2019; SVE - Glückstadt (Rendsburg)

Das schöne Wetter über Ostern konnten wir leider nicht nutzen, da wir mit unserem Jüngsten im Krankenhaus in Eppendorf verbringen mussten. Er hatte einen Schlag auf sein linkes Auge bekommen, so dass er stationär behandelt werden musste.

Die Aussichten für dieses Wochenende sind zwar nicht so berauschend, aber wir wollen trotzdem los. Samstag gegen 8 Uhr klarieren wir unser Schiff und bereiten Alles fürs Ablegen vor. Ein Vereinskamerad hat sein selbstgebautes Holzschiff „Optimist“ aus Altersgründen verkauft – ein wunderhübsches Boot. Wir können unserem Vereinskameraden seine Wehmut anmerken. Die neuen Eigner bringen ihr neues Schiff in die Boddengewässer am Darß und werden hinter uns herfahren, da heute wenig Wasser kommt und beim Befahren der Krückau Vorsicht geboten ist.

Wir müssen gleich zu Anfang Alles aus der Maschine herausholen, um aus dem Schlick zu kommen. Das Wetter ist sehr angenehm – die Sonne scheint und es ist mild. Uns kommt die Idee, heute schon in den Kanal zu fahren, denn es sind ideale Bedingungen. Wir kommen mit ablaufendem Wasser und seitlichen Winden gut voran. Vor der Schleuse in Brunsbüttel müssen wir auch nur ca. 20 Minuten warten. Wir schleusen mit 5 weiteren Sportbooten, darunter auch der „Optimist“. Auf dem Kanal setzen wir uns zügig vom auslaufenden Geschwader ab. Wir haben den Eindruck, dass sich die Revision unserer Wellenanlage positiv auf die Geschwindigkeit bei Marschfahrt auswirkt. Wir schätzen 0,2 Knoten – eigentlich zu schön um wahr zu sein! Leider sollte sich unsere Skepsis nicht unbegründet bleiben! Bei meinem routinemäßigen Blick durch die geöffnete Luke in der Plicht auf die Wellenanlage bekomme ich einen Riesenschreck! Rechts und links der Gleitringdichtung sammelt sich schwarze Masse, wir vermuten Schlick. Außerdem stellen wir fest, dass sich der Gleitring um mindestens 4 mm abschliffen hat, und das auch noch schräg! Unglaublich! Der Abtrag war derart weit fortgeschritten, das der Querschnitt für den radialen Anschluss für den Entlüftungsschlauch droht, freigeschliffen zu werden. Dadurch hätten wir eine zusätzliche, schwer zu beherrschende Undichtigkeit.

Wir nehmen erst einmal Fahrt aus dem Schiff. Die Sportboote, die wir eben noch hochmütig hinter uns gelassen hatten, überholen uns nach und nach. Einige bieten ihre Hilfe an - sehr nett! Aber mit der Situation müssen wir ersteinmal alleine klar kommen.

Wir versuchen zu analysieren, was zu diesem krassen Abrieb führen konnte. Fakt ist: Dadurch, dass wir bei uns im Hafen, bedingt durch die Gezeiten, im Schnitt zwei Mal täglich im Schlick liegen, steht dieser von innen an den Dichtflächen der Gleitringdichtung an. Schlick ist im Prinzip ein ideales Schleifmittel, gerade in Verbindung mit Wasser. Das war uns beim Einbau der Gleitringdichtung schon bewusst, aber wir hätten im Leben nicht mit einem derart starken Abrieb gerechnet! Wir haben mit der Dichtung höchsten 20 Stunden motort!

Mit den gewonnen Erkenntnissen mache ich mich an die Arbeit, um die Schlickreste aus der Dichtung zu spülen. Ich nehmen dafür unsere Tauchpumpe und fördere Kanalwasser aus einem Eimer durch den Entlüftungsschlauch in die Dichtung. Die erhoffte Wirkung stellt sich leider nicht ein. Dann greife ich zu radikaleren Methoden und schiebe den Gleitring nach hinten, so dass Wasser durch den entstehenden Spalt strömt. Es ist schon beeindrucken, wieviel Wasser durch so einen kleinen Spalt rauscht! Aber diese Maßnahme ist schließlich von Erfolg gekrönt: Der Schlick wird vollständig weggespült und sammelt sich in der Bilge – eine schöne Sauerei! Die schwarze Masse besteht nicht nur aus Schlick, sondern ist auch mit dem Abrieb des Kohlenstoff/Aramid-Ringes der Gleitringdichtung zersetzt. Ein Teufelszeug! Man bekommt es kaum wieder von den Händen!

Wir hatten inzwischen die Fock gesetzt, so dass wir nach dem Auskuppeln noch ein wenig Restfahrt im Schiff haben und damit manövrierfähig bleiben. Ich mache mich derweil an die Arbeit und versuche das Schiff wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Als kleines „Add On“ bekommen wir noch Regen von oben.

Wir sind ca. bei Kilometer 22, und Rendsburg ist bei Kilometer 66, also noch 44 Kilometer motoren. Wird die Dichtung bis dahin halten?

Während wir leicht angespannt unsere Fahrt durch den Kanal fortsetzen, beginnen wir mit der Lösungsfindung für unser Dichtungsproblem. Klar für uns ist: Wir müssen aus dem Wasser und eine andere Dichtung einbauen. Dafür kommt eigentlich nur Rendsburg in Frage. Bis Kiel wollen wir nicht warten.

Gegen 19 Uhr laufen wir in den Obereiderhafen ein und machen am Außensteg des BYC (Büdelsdorfer Yachtclub) fest. Der sehr nette Hafenmeister Delfin begrüßt uns freundlich und wir fragen ihn gleich nach der Möglichkeit, unser Schiff aus dem Wasser zu bekommen. Er sagt sofort, dass es kein Problem sei. Sie verfügen, so wie wir im SVE auch, über eine Slipanlage. Das ist uns gleich sympathisch.

Jetzt setzten wir uns ersteinmal in die Plicht und trinken ein kleines Bierchen/Weinchen. Nicole kocht uns später noch etwas Leckeres. Mal sehen, wie es die nächsten Tage weitergeht und ob wir das Problem zeitnahe in den Griff bekommen.

28.04.2019, BYC (Büdelsdorfer Yachtclub)

Den Vormittag verbringen wir mit der Planung für den Dichtungstausch. Wir machen uns Gedanken, welchen Dichtungstyp wir als nächstes ausprobieren. Schnell sind wir uns einig, welche dieses sein könnte. Natürlich gibt es für uns keine Alternative mehr: Es kann nur die von Peter Horn empfohlene Stopfbuchsdichtung sein (siehe Vortrag von Peter Horn bei unserem diesjährigen Delphin 66-Treffen), zumal wir unsere Alte noch zu Hause liegen haben.

Wir verabreden mit dem Hafenmeister des BYC, dass wir Dienstag Nachmittag gerne aufslippen möchten, natürlich mit gestelltem Mast.

30.04.2019; BYC – Flemhuder See

Um ehrlich zu sein, ich bin schon einwenig nervös. Wird der Tausch der Dichtung so reibungslos vonstatten gehen, wie geplant? Dem Hafenmeister des BYC hatten wir gesagt, dass wir für ca. 1 Stunde aus dem Wasser wollen und dann auch gleich wieder zurück ins Wasser. Denn eigentlich ist das ganze Vorhaben nicht sehr aufwendig: Die Welle von der Kupplung montieren, Schlauchschellen und den rotierenden Metallring der Gleitringdichtung lösen, die Welle nach hinten drücken und die Dichtungskomponenten von der Welle ziehen. Unsere alte Stopfbuchse hatte ich schon gereinigt und komplett vormontiert. Diese muss ich also einfach nur auf die Welle schieben, die Welle mit der Kupplung verschrauben und die Schellen der Dichtung anziehen - soweit die Theorie.

Als der Slipwagen im Wasser ist, machen wir quer, nicht längs (!) auf diesem fest. Die Rungen befinden sich auf unserer Backbordseite. Geslippt wird hier mit quer liegendem Schiff, für uns etwas ungewohnt. Außer dem Hafenmeister stehen noch zwei hilfsbereite Vereinsmitglieder des BYC bereit. Es dauert vielleicht eine viertel Stunde und unsere Hanna „schwebt“ über dem Wasser (siehe Bild). Die Rungen befinden sich hinter dem Schiff. Wir machen uns sofort an die Arbeit. Beim Versuch die radialen Madenschrauben (Stiftschrauben) des rotierenden
Metallringes mit einem Inbussschlüssel zu lösen, „gnubbeln“ dies über. Ich bekomme fast einen Wutanfall! Ich muss diese blöden Madenschrauben losbekommen, sonst können wir gleich wieder abslippen. Muß ich jetzt die Sch…-dinger ausbohren, und das mit dem Akkuschrauber? Wie lange soll der Akku das durchhalten, es sind nämlich zwei Madenschrauben hintereinander verschraubt. Bei meinem Versuch die Schrauben mit einem Bit-Sechskant zu lösen haben ich dann mehr Glück, sie lösen sich und unsere Stimmung erhellt sich leicht!

Dann geht eigentlich Alles ganz schnell. Alle anderen Schrauben lassen sich leicht lösen, ich kann die Welle nach hinten ziehen, die Gleitringdichtung abziehen und die vormontierte Stopfbuchse draufschieben. Wir können unser Glück kaum fassen. Dennoch, das Schadensbild der Gleitringdichtung ist schon niederschmetternd. Nicht nur an der Dichtfläche wurde reichlich Material abgetragen sondern auch an der der Innenfläche der Bohrung. Wir halten fest: Diese Gleitringdichtung ist nicht für tidenabhängige Reviere geeignet, da beim Trockenfallen Schlick von innen an die Dichtflächen gelangt und im Betrieb die Dichtflächen zerstört. Daher auch der Titel diese Beitrages: "Das war wohl nix!"

Nach ca. 30 Minuten geben wir Zeichen, dass wir wieder zu Wasser können. Ein kurzer Testlauf verläuft positiv – unglaublich!!

Jetzt sind wir erst recht motoviert, wir wollen gleich ablegen und weiter fahren. Vorher jedoch sprechen wir dem Hafenmeister und den beiden netten Vereinskameraden unseren verbindlichsten Dank aus. Wir kommen noch ein wenig ins Gespräch und der Hafenmeister Delfin erzählt, dass er viele Jahre zur See gefahren ist und anschließend beim Wasserschifffahrtsamt angestellt "war". Wieso „war“ fragen wir uns. Dann ist er jetzt wohl hauptamtlicher Hafenmeister, den wir auf Anfang 50 geschätzt haben. Als er uns sein Geburtsjahr ’52 nennt, können wir das wirklich kaum glauben!

An dieser Stelle bedanken wir uns nocheinmal für die Hilfsbereitschaft der Mitglieder des BYC und können nur allen Freizeitschippern empfehlen, den BYC einmal anzulaufen. Ein wirklich schöner Hafen, mit neuen Sanitäreinrichtungen. Wir jedenfalls kommen gerne wieder!

Wir entschließen uns, heute noch zum Flemhuder See zu motoren, um dort die Nacht vor Anker zu verbringen. Dort ist es sehr schön und wir können noch bei Sonne in der Plicht sitzen. Weil unser Jüngster wiedereinmal so tapfer durchgehalten hat, pumpe ich noch zu seiner großen Freude das Schlauchboot auf und gehen noch auf Entdeckungstour. Am späten Abend genießen wir die Ruhe und Idylle – endlich!