Endlich traumhafte Bedingungen – wenn nicht ….

19.07.2024, Marina Minde - Ankern vor Iller Strand

Endlich ist es da: Das Wochenende, an dem wir perfekte Bedingungen haben! Es ist warm, die Sonne scheint und es gibt sogar Wind zum Segeln.

Außerdem muss ich erwähnen, dass wir vorgestern noch ganz kurzentschlossen einen Optimisten aus Buxtehude geholt haben. Er war wirklich günstig und ist in einem ganz tollen Zustand - sogar mit Messbrief. Nicole und ich hatten schon öfter darüber gesprochen, einen Opti anzuschaffen, damit unser Jüngster beim Ankern ein bisschen Segeln kann. Im übrigen macht es auch als Erwachsener mächtig Spaß!

So geht es heute mit Anhänger mit darauf festgezurrtem Optimisten nach Marina Minde. Außerdem haben wir noch einen Pflegehund dabei, da Frauchen an Corona erkrankt ist.

Zugegeben: Das Handling mit einem Opti ist beim Tourensegeln nicht ganz ohne! Das merken wir bereits heute, als wir das erste Mal mit hintergehängtem Opti ablegen. Aber auch das Hinterherschleppen während der Fahrt hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Zum einen kommt während der Fahrt Wasser durch den Schwertkasten in den Opti (davon hatte ich schon gehört) und zum Anderen zeigt sich unsere "Krabbe" etwas zabbelig an der Leine. Das Schwert in den Schwertkasten zu stecken ist leider keine Lösung, da der Opti dann hin- und herpendelt. Wir merken schnell, dass dieses Setup nichts für Bedingungen mit Starkwind und womöglich sogar Welle ist. Da bleibt nur, das Boot vorne an Deck zu vertäuen. Leider ist in unserem Fall dieser Platz schon durch unser Schlauchboot besetzt, auf das wir beim Ankern angewiesen sind. Und die Idee, das Schlauchboot durch den Opti als Tender zu ersetzen, muss ich leider auch verwerfen. Daher werden wir den Einsatz unserer "Krabbe" wohl auf Wochenendtörns bei guten Bedingungen beschränken.

Damit wir noch etwas Zeit zum Optisegeln haben, verholen wir uns heute nur um die Ecke nach Iller Strand, wo wir neben zahlreich anderen Booten vor Anker gehen. Den Opti aufzuriggen, ist die nächste Herausforderung! Ich versuche es heute erstmal auf dem Opti, um Nicoles Nerven nicht gleich all zu sehr zu strapazieren. Sie hat natürlich, nicht ganz unbegründet, Angst um unsere Hanna. Leider stoße ich immer mal wieder mit dem Opti gegen den Schiffsrumpf unserer Hanna und ernte dafür gerechtfertigter Weise, genervte Blicke.

Aber: Als der Opti dann aufgeriggt ist, bin ich hellauf begeistert (bis zum jetzigen Zeitpunkt ist das allerdings noch mein Alleinstellungsmerkmal, was sich hoffentlich noch ändert). Natürlich erkläre ich mich, selbstlos, wie ich bin, bereit, die erste Testfahrt zu machen. Und ich muss wirklich sagen, es macht unglaublich Spaß! So gleite ich in der Abendsonne ganz entspannt durch das Ankerfeld hin und her. Piet ist als nächster dran und auch er schlägt sich wacker bei den immerhin guten drei Windstärken. Nicole wird es morgen versuchen.

Es wird ein traumhafter Abend und wir genießen den wunderschönen Sonnenuntergang. Allerdings setzt mir heute Abend das Bier ungewöhnlich zu zu, außerdem habe ich eine verstopfte Nase - Ich frage mich, warum und werde morgen früh schlauer sein!

20.07.2024, Ankern vor Iller Strand

Normalerweise hatten wir das Ansinnen, heute Morgen weiter Richtung Norden zu fahren, am liebsten in den Als Fjord, um in der schönen Bucht "Sandvig" vor Anker zu gehen. Leider haben sich bei mir über Nacht die Erkältungssymptome weiter verstärkt. Nicole schlägt vor, einen Corona-Schnelltest zu machen. Zu meiner Überraschung fällt der leider positiv aus. Ich muss nicht lange überlegen, um den Infektionsherd zu identifizieren. Wir waren vor ein paar Tagen bei einer Großen Veranstaltung anlässlich der Freisprechung unserer ältesten Tochter im Elysee in Hamburg. Dort saß ich über drei Stunden neben einer Besucherin mit Schnupfen und Husten. Ich dachte noch, wenn das Corona ist, komme ich aus der Nummer nicht raus! Leider war es dann genau so.

Meine Begeisterung über den positiven Corona-Test hält sich stark in Grenzen. Es hilft nichts, wir machen das Beste daraus und bleiben hier einfach vor Anker und schauen, wie wir über die Runden kommen. Auf Separieren verzichten wir bewusst, da die Aussicht auf Erfolg, eine Ansteckung von Nicole und Piet jetzt noch zu verhindern, äußerst gering sein wird.

Abgesehen von meinen Wehwehchen wird es wirklich ein wunderschöner Tag und der Opti kommt oft zum Einsatz. Das Wasser hat sogar 20°, so dass wir auch baden gehen - herrlich. Unser Pflegehund macht alles prima mit, nur das Einsteigen ins Schlauchboot für die Gassirunde liebt "Sissi" nicht wirklich. Sie wird dabei jedes Mal zur Katze und fährt ihre Krallen aus und versucht, sich überall damit festzuhaken. Aber es wird mit der Zeit besser. Ansonsten ist "Sissi" sehr entspannt an Bord, was zum großen Teil an Piet liegt, da er die Bezugsperson für sie ist. Die beiden sind unzertrennlich, auch währen der Nacht, bei der beide sich die kleine Hundekoje teilen.

21.07.2024, Ankern vor Iller Strand - Marina Minde

Heute wird klar, dass ich gestern mal wieder übertrieben habe. Über Nacht gibt es Fieber und Schüttelfrost. Wir legen daher im Laufe des späten Vormittags ab, Richtung Marina Minde. Ungeachtet dessen, hat es sich gelohnt, loszufahren und auch gestern der Tag war wirklich traumhaft.

Wenn alles gut läuft, kommen wir nächstes Wochenende wieder gesund zum Schiff, bevor wir dann das darauf folgende Wochen in den Urlaub starten - wir werden sehen.

Nachtrag: Leider bekamen wir heute Morgen die traurige Nachricht von Bernd Meusels Frau, dass er friedlich über Nacht eingeschlafen ist Wir sind wirklich sehr traurig, dass Bernd ("Joker" - Baunummer 20) nicht mehr unter uns ist. Wir haben ihn zwar erst spät kennen, dafür aber um so mehr schätzen gelernt. Aber wir haben schnell verstanden, was für ein feiner Kerl und was für ein begnadeter Bootsbauer er ist. Bernd, wo auch immer Du bist, wir denken an Dich - Du fehlst!


Hanna, das Hausboot!

13.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Es ist wirklich so: Langsam entwickelt sich unsere "Hanna" zu einem Hausboot, oder zu einer Ferienwohnung auf dem Wasser. Denn auch dieses Wochenende legen wir nicht ab, sondern bleiben im Hafen - die Kuchenbude ist seit Wochen aufgebaut. Wir wollen nicht ganz auf unser Schiff verzichten, so dass wir uns entschlossen haben, wenigstens von Samstag auf Sonntag an Bord zu sein.

Am Nachmittag gehe ich mit unserem Jüngsten Joggen, was für ihn leider gar keine Herausforderung darstellt. Ich dagegen bin heute ordentlich am Schnaufen, insbesondere die Steigungen machen mir zu schaffen! Für das Abendessen kaufen wir dann beim Brugsen in Gråsten ein. Wir gönnen uns als Aufhellung leckere "Rejer" und geräucherten Lachs, dazu ein leckeres dänisches Bier. Nicole rafft sich am späteren Abend noch auf und macht einen schönen Spaziergang Richtung Osten, entlang der Flensburger Förde.

14.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Nach dem Frühstück packen wir dann im Prinzip auch schon wieder unsere Sachen  zusammen und treten gegen Mittag die Heimfahrt an.

Als wir mit dem Auto Marina Minde verlassen und oben vom "Rendbjergvej" auf die Hauptstraße nach Gråsten abbiegen, sieht Nicole eine ältere Dame an der Bushaltestelle stehen, die uns bekannt vorkommt. Es ist die Eignerin eines Segelbootes, dass schräg gegenüber von unserer "Hanna" am Steg liegt. Wir hatten erfahren, dass sie aus Othmarschen kommt und kein Auto hat, so das sie die Strecke von Hamburg hier nach Minde jedes Mal mit Bus und Bahn bestreitet, was ich als sehr tapfer empfinde! Nicole und ich sind uns sofort einig, dass wir sie nach Deutschland mitnehmen. Sie nimmt unser Angebot schließlich gerne an - und, was soll ich sagen? Es wird eine ungemeine kurzweilige Rückfahrt, denn, wie sich herausstellt, ist Ilka eine außergewöhnliche Person, die enorm viel zu erzählen hat. Man merkt sofort, dass sie Kinder über Alles liebt und ihre quirlige und zugleich liebenswürdige Art ist wirklich faszinierend. Sie ist eine weitgereiste, jung gebliebene und vor Energie und Lebenslust übersprühende Dame, im Alter von Mitte 70. Sie hat berufsbedingt viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun und führt ungeachtet ihres Alters ein beeindruckend vielseitiges Leben. Sie ist immer noch berufstätig, nicht weil sie muss, sondern weil sie einfach totalen Bock darauf hat! Sie hat ihre Berufung zum Beruf gemacht! Solche Menschen können wirklich ein Vorbild für uns sein!

Wir nehmen Ilka dann mit nach Elmshorn, wo wir sie dann zum Bahnhof bringen. Von hier ist sie in einer guten halben Stunde zu Hause.

Nun bleibt uns Nichts mehr, als zu hoffen, dass wir nächstes Wochenende mehr Glück mit dem Wetter haben. Ein Wochenende vor Anker wäre ein Traum!

Hafentag in Marina Minde bei Starkwind

06.07.2024, Marina Minde - Hafentag

Laut Vorhersage für dieses Wochenende soll der Südwest-Wind eine Stärke bis 8 Beaufort erreichen. Bei dieser Windrichtung können die Böen entlang der Flensburger Förde ihre volle Energie entfalten. Es ist klar, dass wir bei solchen Bedingungen nicht den Hafen mit unserem Boot verlassen. Nicole und ich haben uns am heutigen Samstag Vormittag daher auf den Weg zu unserem Schiff gemacht, um mögliches Unheil abzuwenden.

Bei unserer Ankunft in Marina Minde ist die Flensburger Förde, entgegen der Vorhersage, zunächst spiegelglatt, es muss wohl die wahrhaftige Ruhe vor dem Sturm sein. Die Sonne hat sich sogar etwas durch die Wolken gekämpft und es ist angenehm warm. Wir verbringen einen entspannten Nachmittag, der angesagte Wind bleibt bisher aus. Die EM-Spiele lassen wir am frühen Abend nebenbei auf dem Laptop laufen. Nicole ist gerade dabei zu kochen, als unvermittelt die ersten starken Böen eintreffen und im Hafen eine beeindruckende Klangkulisse aus heulenden und fauchenden Masten sowie klappernden Leinen entfalten. Unser Schiff beginnt schlagartig zu krängen und Nicole versucht noch schnell, ihre Kochutensilien zu sichern. Draußen am Steg entsteht leichte Hektik, die Bootseigner kommen von ihren Schiffen und bringen Extra-Leinen aus, man hilft sich gegenseitig. Auch wir müssen tätig werden, da unser luvseitiges Nachbarschiff, dessen Eigner selten an Bord ist, zu lose gebunden ist und gegen unsere Backborseite gedrückt wird. Außerdem ist seine luvseitige Vorleine an der Schanzlippe stark abgerieben (siehe Bild rechts unten), so dass wir uns genötigt sehen, hier eine zusätzliche Leine auszubringen.

Inzwischen hat sich auch eine nennenswerte Welle auf der Flensburger Förde aufgebaut, die abermals den Schwachpunkt an dieser Stelle des Hafens ersichtlich macht. Der Steinwall, der die Wellen aus Richtung Südwest abbremsen soll, ist hier etwas niedrig ausgefallen. Die Wellen, die es über den Wellenbrecher schaffen, treffen genau auf die Stirnseite unseres Schwimmsteges und laufen unter diesem hindurch. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die einzelnen Module des Schwimmsteges mit den Wellen hoch und runter bewegen, als ob die Welle durch den Schwimmsteg laufen würde.

Das ganze Spektakel hält den Abend über an und erst zur Nacht nimmt der Wind spürbar ab. Wie wir von Nachbarliegern hören, haben einige Böen die Stärke 9 Beaufort erreicht. Unser Windmesser zeigte nicht mehr als 15 m/s an, was definitiv zu wenig ist. Da muss ich mir wohl in der nächsten Hallensaison den Windgeber (Lagerung des Paddelrades) anschauen

07.07.2024, Marina Minde

Gegen Mittag machen wir uns wieder auf den Heimweg, um rechtzeitig unseren Sohn einzusammeln. Wir hoffen inständig, dass wir nächstes Wochenende mal wieder losfahren können!

 

 

EM 2024: Dänemark gegen Deutschland in Sønderborg

28.06.2024, Marina Minde

Wieder mussten wir vergangenes Wochenende auf unser Schiff verzichten, was uns echt krass annervt! Heute lassen wir uns aber durch Nichts davon abhalten! Als wir abends beim Schiff in Marina Minde ankommen, bleiben wir einfach im Hafen. Bei Böen von 7 Beaufort wollen wir nicht rausfahren - Alles gut, wir verbringen einen gemütlichen aber unspektakulären Abend in Marina Minde - Hauptsache an Bord sein! Im Anschluss ans Abendessen spazieren wir durch den Hafen und erfreuen uns an der Abendstimmung, die sich mit zunehmender Dämmerung über den Hafen legt.

29.06.2024, Marina Minde - Sønderborg Lystbådehavn

Mit Freunden sind wir heute in Sønderborg Lystbådehavn verabredet. Wir wollen gemeinsam das EM-Spiel Dänemark gegen Deutschland schauen. Gegen halb neuen legen wir in Marina Minde ab und motoren mit installiertem Pinnenpiloten Richtung Osten. Wir frühstücken unterwegs. Schließlich setzen wir die Segel und wir laufen bei guten 4 Windstärken mit Raumschotkurs gute 6 Knoten. Das macht Spaß! Im Sønderborg Lystbådehavn legen wir uns am südöstlichsten Steg mit dem Bug Richtung Osten, denn der Wind soll am Abend auf Nordost drehen. Die Sonne setzt sich im Laufe des Tages zunehmend durch. Ich nutze das gute Wetter und absolviere meine obligatorische Joggingrunde. Meine Route führt mich entlang des „Gendarmenstien“, mit wunderbarem Blick über die Flensburger Förde bzw. die Sønderborg Bugt. Am frühen Nachmittag gehen wir in die Stadt und machen einen Zwischenstopp an dem Kiosk, unweit des "Sønderborg Slot". Unser Jüngster bekommt natürlich ein Eis, Nicole und ich nehmen einen Kaffee.

Schließlich gehen wir in das Einkaufszentrum „Borgen“ und besorgen für Piet ein DK-Trikot für das heutige EM-Spiel. Ich weiß gar nicht genau, für welche Mannschaft ich heute Abend mitfiebern soll. Durch den familiären Bezug nach Dänemark und auch dadurch, dass ich das Land und die dänische Mentalität sehr schätze, wünsche ich keinem Land eine Niederlage.

Als wir zurück an Bord kommen, haben unsere Freunde bereits neben uns fest gemacht. Wir starten mit den Vorbereitungen für unser gemeinsames „Public Viewing“ bei uns an Bord, was sich in der technischen Umsetzung als kniffelige Herausforderung erweist! Denn es ist gar nicht ohne Weiters möglich, als Deutsche im Ausland Zugriff auf einen deutschen Live-Stream zu bekommen; so wie z. B. beim ZDF, die heute das EM-Spiel um 21 Uhr übertragen. Das Problem: Man kann das ZDF nur mit einer deutschen IP-Adresse streamen. Versucht man das aus dem Ausland, erkennt der betreffende Streaming-Server, dass man sich im Ausland befindet und lehnt den Zugriff ab. Leider ist das Streamen über einen dänischen Anbieter, wie z. B. "TV2play", nur mit einem kostenpflichtigen Abo möglich.

Es gibt allerdings noch einen Trick, mit dem man, allen Hürden zum Trotze, Zugriff auf einen deutschen Live-Stream erhält. Dafür benötigen wir lediglich eine VPN-Verbindung zu einem deutschen Server, so dass unserem Laptop eine deutsche IP-Adresse zugewiesen wird. Dadurch wird dem Streaming-Dienst quasi eine deutsche IP-Adresse "vorgekaukelt", womit ein Zugriff auf den Live-Stream des ZDF möglich wird.

Wir machen uns rechtzeitig an die erforderlichen Vorbereitungen, damit wir bei unvorhersehbaren Problemen noch reagieren können. In Summe muss dann eben doch Einiges zusammenpassen: Der Bildschirm muss standsicher am Heck der Hanna aufgebaut werden und mit einer Decke gegen die Abendsonne abgedunkelt werden. Es müssen genügend Steckplätze in der Plicht für Laptop, Bildschirm, Netzteil des mobilen Routers sowie des Bluetooth Lautsprechers zur Verfügung stehen und alles verkabelt bzw. per Bluetooth gekoppelt werden. Der mobile Router muss genügend Datenvolumen haben und in Bezug auf eine stabile Funkverbindung richtig positioniert werden. Tja, was soll ich sagen? Der erste Testlauf mit meinem Laptop verläuft negativ! Da ich weiß, wie wichtig es für meinen Freund ist, dieses Spiel ruckfrei und ohne jegliche Einschränkungen zu schauen, steigt bei mir mal wieder der Puls! Tatsächlich wird beim Aufrufen des Live-Streams des ZDF der Zugriff abgelehnt! Ich kann es nicht glauben! Nicole bleibt (wie immer) ruhig und holt ihren Firmenlaptop raus. Und tatsächlich, damit geht es! Aber warum - liegt es daran, dass ich einen kostenfreien VPN-Dienst verwende? Ich habe keine Ahnung, jedenfalls läuft es jetzt!

Da alle Vorbereitungen für das Streaming-Event abgeschlossen sind, können wir nun ein leckeres Abendessen, Schiff an Schiff mit unseren Freuden genießen. Dazu ein kühles Bier und ein schönes Gläschen Weißwein - die Abendsonne scheint ins Cockpit und die Stimmung kann man als ausgelassen bezeichnen. Wir führen angesichts dieser schönen Atmosphäre eine angeregte aber nicht über die Maße laute Konservation, denn der Alkohol floss bisher nur spärlich und Rücksichtnahme ist eine uns immanent gewordene Eigenschaft. Mit dieser Einschätzung scheinen wir allerdings gründlich daneben zu liegen, denn plötzlich steht eine aufgebrachte Dame mittleren Alters in der Plicht des Nachbarschiffes (eine Comfortina 35) unserer Freunde und beginnt, ohne dass wir vorher ein Interesse an einer Konversation bekundet hätten, eine Tirade von Anschuldigungen abzufeuern. Diese Situation ist bizarr und passt so gar nicht zur an sich ausgelassenen Atmosphäre. Die in Rage geratene Dame hat einen ungewöhnlich langen Atem und ist in der Lage, in einem nicht enden wollenden Redefluss unsere Unterhaltung als Ursache dafür darzustellen, dass sie aus ihrem kostbaren Schlaf (es ist 17:30) gerissen wurde. Unsere Freunde, die als direkte Ansprechpartner für diese Problematik auserkoren wurden, werden hingegen nicht müde, sich immer und immer wieder für unser offensichtlich unflätiges Verhalten zu entschuldigen. Nicole und ich üben uns (zunächst) in Zurückhaltung. Irgendwann lässt die Dame dann von unseren Freunden ab und wir widmen uns, noch ein wenig benommen, wieder unseren kulinarischen Belangen. Die vorherige ausgelassene Stimmung hatte nun eine Art Reset erfahren und statt einer Fortsetzung der Unterhaltung mit unseren Freunden erfolgte der Griff zum Glas Bier bzw. Wein. Der Abbau des gerade auf Hochtouren produzierten Adrenalins in meinem Körper dauert immer etwas, aber er kommt und meine Herzfrequenz erreicht nach einer knappen viertel Stunde fast den Ruhepuls. Entgegen aller Erwartung, hat die herrische Dame wohl das Bedürfnis, noch Einen nachzusetzen und stellt sich abermals ins Cockpit, um uns aufzufordern, einen "Trost" auf sie auszusprechen! Nun hatte sie leider das Fass zum Überlaufen gebracht und mein Blut wurde explosionsartig mit Adrenalin geradezu überschwemmt, was zu einer entsprechenden verbalen Reaktion (nicht Entgleisung!) führt. Gott sei Dank verwende ich keine Schimpfwörter und formuliere auch keine schwerwiegenden Beleidigungen, wie ich mich im Nachgang bei meiner Frau nochmal versichere. Letztendlich fehlte anscheinend der an Impertinenz kaum zu übertreffenden Dame wohl dieses Quäntchen an Eskalation, um nun endgültig von weiteren verbalen Attacken abzusehen.

Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall verbringen wir einen amüsanten und äußerst kurzweiligen Abend mit unseren Freunden, bei einem spannenden Spiel. Der Kontrast des Bildschirms verbessert sich zunehmend mit einsetzender Dämmerung.

30.06.2024, Sønderborg Lystbådehavn - Marina Minde

Heute findet nicht mehr viel statt: Am späten Vormittag legen wir bei leichtem Regen ab und motoren nach Marina Minde. Angesichts des Wetters, machen wir uns dann auch schon auf den Heimweg.