Auf ein Neues: Regen und Kälte!

13.05.2021, SVE - Ankerstelle Pagensand Süd

Wieder einmal ist die Wettervorhersage ziemlich mäßig. Wir werden es mit Tageshöchsttemperaturen von 12 °C und Regen zu tun haben. Eigentlich wollten wir das lange Himmelfahrtswochenende nutzen, um (für uns) neue Ankerplätze zu erkunden. So z. B. die Ostemündung, wo es sehr schön sein soll.

Um 17:38 ist Hochwasser in Elmshorn. Wir werden gegen 15:30 ablegen können, da genug Wasser auflaufen wird. Wir schaffen es dann aber doch erst gegen 16 Uhr. Nicole hat noch schnell Proviant eingekauft; vorsichtshalber für vier Tage, damit wir flexibel sind, falls das Wetter wider Erwarten besser als vorhergesagt wird. Wir tanken noch Frischwasser und legen dann ab. Hinter dem Ruderclub befinden sich bestimmt 12 Ruderer in Wartestellung. Wir passieren sie mit langsamer Fahrt. Danach beschleunigen wir. Es dauert nicht lange, und wir werden von zwei Ruderern überholt - Respekt, die sind echt schnell!

Während Nicole mit gewohnt ruhiger Hand unsere Hanna durch die Krückau zur Elbe steuert, nutze ich die Zeit, um unseren mobilen Router für krassen Daten-Traffic einzurichten. Ich habe den Laptop von Piet eingepackt, damit er zur Abwechslung einen Ego-Shooter (Quake) mit einer Freundin spielen kann. Das hatten wir bereits im Winter als Ausgleich zu den ebenso notwendigen wie entsozialisierenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bereits ermöglicht. Dank der grobpixeligen Grafik sehen wir keine Gefahr,  dass  hierdurch  ein  ernsthafter  psychischer  Schaden  entstehen wird. Das Spiel wird mit einer CD (die stammt noch aus meiner Studentenzeit) auf dem Rechner von Piet gehostet. Über einen VPN-Client-Anbieter (hier: Hamachi) können sich dann bis zu 50 Mitspieler einloggen. Das Spiel "Quake" wurde nämlich ende der 90er veröffentlicht und funktioniert eigentlich nur über lokale Netzwerke. Eine LAN-Session war damals noch richtig mit körperlicher Arbeit verbunden, da wir unsere Computer sowie Röhrenmonitore in einer Studentenbude, gerne im dritten oder vierten Stock, zusammentragen mussten, um dann die Rechner per BNC-Technik zu vernetzten. Sowohl  der  Rechner  als  auch  der  Monitor  wogen  ein  Vielfaches  der heutigen  Geräte.  Man musste  mindestens zweimal  laufen: Einmal  für  den  Monitor, einmal  für  den Rechner.  Im Rucksack  transportierte  man günstigenfalls  das ganze  Zubehör, wie Tastatur, Maus, Kabel usw.

Wie auch immer, jedenfalls war ich zu  dem Zeitpunkt, als wir das Sperrwerk durchfahren soweit, dass eine LAN-Session von einem beliebigen Ankerplatz möglich sein würde.

Nachdem wir den grünen Mann umrundet haben, rollen wir die Fock aus und segeln - herrlich, diese Ruhe! Wir schaffen es, das Ankermanöver bei Pagen Süd ohne Motor zu fahren. Dazu hatten wir zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit das Schwert etwas heruntergelassen. Wir verbringen dann einen wirklich schönen Abend in der Plicht, sogar mit einem farbenreichen Sonnenuntergang, den wir trotz der hohen Bäume auf der Insel Pagensand beobachten können. Wir bekommen dann im Laufe des Abends noch fünf Ankernachbarn dazu.

Nachts stellen wir uns für 1 Uhr den Wecker, um zu schauen, ob der Anker nach dem Wechsel der Tide hält. Der Blick aus der Lucke ist schon beeindruckend! Im Hintergrund ist der hell erleuchtete Elbehafen Bützfleth zu sehen. Davor Ankerlieger mit ihren Ankerlichtern.

 

13.05.2021, Pagen Süd - Dwarsloch - Haseldorfer Binnenelebe

Der heutige Morgen ist zwar noch trocken, aber es ist ziemlich frisch draußen. Ich nutze die Zeit, um noch einen ausländischen Kunden zufrieden zu stellen (dort kennt man keinen Himmelfahrtstag). Dank des mobilen Routers und dem großen Monitor, den ich gestern auch mit an Bord genommen hatte, macht das Arbeiten vor Anker richtig Spaß. Gegen Mittag setzt leichter Regnet ein. Genau jetzt wollen wir aber los, um mit dem auflaufenden Wasser von der Elbeseite in das sog. "Dwarsloch" zu fahren. Und das bewusst bei möglichst niedrigem Wasserstand, weil sich dadurch besser der Verlauf der tieferen Bereiche des Fahrwassers erkunden lässt. Die südliche Seite der Einfahrt zum Dwarsloch wird von einem Ufer mit Steinen und Buhnen flankiert. Genau dort ist es aber leider auch am tiefsten, so dass wir im Prinzip möglichst dicht an dem Steinwall entlang fahren müssten. Sollte jedoch die Maschine unerwarteter Weise ausfallen, würde uns der von schräg achtern einfallende, westliche Wind auf die Steine drücken. Mit einem etwas mulmigen Gefühl motoren wir bei geringer Fahrt in das Dwarsloch hinein. Wir haben teilweise nicht mehr als 50 cm unter de Kiel. Dann wird es aber auch schnell tiefer (1,2 m), später sogar deutlich mehr. Hier wäre es eigentlich tief genug zum Ankern. Aber durch starke Strömung und dem geringen Platz zum Ufer wird ein sorgenfreies Ankern schwierig. Wir legen uns mit Sicht auf den Haseldorfer Hafen trotzdem erst einmal vor Anker. Wir sehen, dass der Parkplatz voll mit parkenden Autos ist. Es werden auch einige kleine Motorboote geslippt.

Ich unternehme derweil einen Anbadeversuch. Aber die 12,2 °C Wassertemperatur hindern mich daran, tiefer als bis zur Hüfte in die Elbe zu steigen.

Später entscheiden wir uns, dann doch noch weiterzufahren. Wir verholen uns eine knappe Meile weiter in die Haseldorfer Binnenelbe, wo wir die Nacht über ankern. Wir bauen, entgegen jeder Seemannschafft, die Kuchenbude auf. Der Mehrgewinn ist dadurch heute einfach zu groß. Denn bei ablaufendem Wasser dreht sich unser Schiff mit seinem Heck in den Wind und es würde in der Plicht unangenehm zugig werden. Durch die Kuchenbude wird der nutzbare Raum enorm vergrößert und außerdem können wir in der Plicht sitzend, die wunderschöne Natur genießen. So können wir später zwei Seeadler beobachten, die versuchen, einen trockengefallenen Fisch von kapitaler Größe zu ergreifen. Ein phantastisches Schauspiel, dass wir so nur aus dem Fernsehen kennen.

14.05.2021, Haseldorfer Binnenelebe - SVE

Heute morgen "parken" wir erst einmal um. Wir verholen uns aus dem flachen Bereich weiter in Richtung Pagensander Nebenelbe, um heute Nachmittag rechtzeitig zum auflaufenden Hochwasser in die Krückau fahren zu können. Wir haben beschlossen, auf Grund des regnerischen Wetters mit dem Abendhochwasser zurück zum SVE zu fahren. Wir lassen für die kurze Strecke die Kuchenbude aufgebaut. Nicole betont aber noch einmal, wie unseemännisch das ist!

An der Nordspitze vom Bishorster Sand lassen wir das Eisen fallen. Neben uns liegen wieder einmal Seehunde, die auf das auflaufende Wasser warten, um sich dann mit dem Fischfang zu beschäftigen. Im Laufe des Vormittags setzt dann Regen ein. Piet kommt nun mit seinem Quake-Spiel voll zum Zuge. Das hat er sich verdient, denn er war bisher an Bord ein sehr umgänglicher Kamerad!

Gegen 15 Uhr steige ich in die Schwerwetterkleidung, die alleine ein Schutz gegen die penetrante Kälte sein soll. Das Bewegen an Deck ist damit deutlich schwieriger - mit den Gummistiefeln bleibe ich gerne mal irgendwo hängen. Bei strömendem Regen bauen wir die Kuchenbude ab. Das Schwert kurbeln wir 30 cm hinunter. Ich hole den Anker hoch und wir rollen die Fock aus. Wir müssen möglichst schnell Fahrt ins Schiff bekommen, da uns sonst der Wind der Stärke 3 auf den nahe gelegenen Schlickberg treibt. Wir machen dann nur mit der ausgerollten Fock und gegen das auflaufende Wasser deutlich über 3 Knoten Fahrt über Grund. Das freut uns! 1,1 SM vom Grünen Mann entfernt (ein Stück südlich von der roten Fahrwassertonne PN 12) starten wir dann den Motor. Die nasse Kälte kriecht langsam durch die Kleidung. Unser Außenthermometer zeigt 10,2 °C an. Auf der Krückau sind dieses Mal keine Ruderer unterwegs. Bei strömendem Regen fahren wir in unsere Box im SVE.

Wir freuen uns schon auf etwas schönere Tage mit höheren Temperaturen.

 





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