Regenschauer, Kälte, Gewitter? Egal!

30.04.2021, SVE – Ankern Haseldorfer Binnenelbe

Unsere Motivation ist einfach zu groß, um ein freies Wochenende auf Grund einer Wettervorhersage mit Regen und Kälte sausen zu lassen! Wir fahren einfach los! Hochwasser ist in Elmshorn um 19:18. Wir kommen dann gegen 17:30 vom Platz. Es ist gar nicht so kalt, wie wir befürchtet haben. Die Sonne ist sogar rausgekommen und es weht nur ein laues Lüftchen – traumhaft! Die Fahrt auf der Krückau ist mittlerweile Routine. Wie immer, erreichen wir nach einer Stunde das Krückausperrwerk. Hinter dem sogenannten „Grünen Mann“ (Seezeichen zur Markierung der Krückaumündung) biegen wir links ab und steuern die Haseldorfer Binnenelbe an. Wir fahren dann eine geeignete Stelle fürs Ankern ab, um die Tiefe auszuloten. Andernfalls könnten mögliche Untiefen bei einsetzender Ebbe zum Problem werden. Gegen 19:30 Uhr liegen wir dann vor Anker und wir  können in der Plicht sitzen und Abend essen. Wunderschön ist es hier! Die Sonne scheint immer noch und durch das ablaufende Wasser hat sich das Heck unseres Schiffes zur untergehenden Sonne hin gedreht – perfekt! Wir verbringen einen stimmungsvollen Abend in einer abwechslungsreichen Umgebung. Unweit von uns liegen mehrere Seehunde am Ufer. Außerdem können wir einen Seeadler beobachten.

01.05.20201, Ankerplatz Haseldorfer Binnenelbe

Der neue Morgen bringt, entgegen der Vorhersage, viel Sonne mit sehr wenig Wind. Am benachbarten Ufer finden sich immer mehr Seehunde ein. Wir zählen später 11 von den possierlichen Tieren.

Ich baue schließlich das Schlauchboot, einschließlich Außenborder auf und drehe ein paar Runden – ziemlich entspannt. Am frühen Nachmittag wird es dann ungemütlich. Aus Richtung Süden ziehen dunkle Wolken auf. Mit von der Partie sind ein paar kurze Gewitter. Bei fast Ebbe nähert sich aus Nord West (aus Richtung Pagensand) ein ca. 38 Fuß großes Segelschiff. Wir wundern uns, dass er es überhaupt bis zu uns schafft, denn wir haben nur noch 30 cm unter unserem Kiel, bei einem Tiefgang von 1,10 m. Das andere Schiff hat einen Tiefgang von 1,60 m! Als der Segler dann auf unserer Höhe ist passiert, was passieren muss: Er läuft ziemlich spektakulär auf festen Grund auf. Das Schiff neigt sich ordentlich nach vorne und kommt jäh zum Stehen. Leider passiert das Ganze nur wenige Meter neben uns. So nimmt das Unheil seinen Lauf: Der für jetzt vorhergesagte Regen mit auffrischendem Wind setzt tatsächlich genau jetzt ein! Es ist wirklich kaum zu glauben, aber so ist es! Leider kommen nun zwei Unheil bringende Faktoren zusammen: Der plötzlich einsetzende Wind aus West, der uns genau in Richtung des festsitzenden Schiffes treibt und die kenternde Tide! Unsere Hanna wird von jetzt auf gleich mit enormen Tempo auf das andere Schiff gedrückt. Nicole startet schnell den Motor während ich nach vorne zum Anker sprinte, um die Kette etwas einzuholen und um zu versuchen, den Anker ganz hoch zu holen. Leider kommen wir so schnell nicht gegen die Urgewalt des Windes und des auflaufendes Wassers an. Wir müssen mit aller Kraft einen Aufprall durch Abdrücken und Abfendern versuchen zu verhindern. Das gelingt uns man gerade eben. Dem havarierten Segler ist die Situation sichtlich unangenehm und entschuldigt sich, während Nicole und ich versuchen, unser Schiff aus dieser äußerst misslichen Lage zu befreien. Der Anker sitzt unfassbar fest, aber irgendwie gelingt es uns, ihn dann schließlich auszubrechen und an Decke zu hieven. Nicole setzt unsere Hanna dann rückwärts aus dem Gefahrenbereich, während der andere Segler und ich mit aller Kraft versuchen, die Schiffe von einander abzudrücken.

Das war echt eine wirklich kitzlige Situation, bei der fast richtig viel kaputt gegangen wäre! Wir verholen unser Schiff dann ein Stückchen weiter in Richtung Haseldorfer Binnenelbe, wo wir bei starkem Westwind und Regen vor Anker gehen.

Später als das Wetterspektakel vorbei ist, lasse ich erneut das Schlauchboot zu Wasser und fahre mit unserem Jüngsten ans Ufer. Dort sehen wir die Reste einer alten Warft, auf der einmal eine Gebäude des im 18. Jahrhundert bei einer Sturmflut versunkenen Dorfes "Bishorst" zu sehen ist. An Land kommen wie auf Grund des Schlickes hier leider nicht ohne Weiteres.

02.05.2021, Ankerplatz Haseldorfer Binnnelbe - Pagen Süd - SVE

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker stehen wir heute morgen gegen 7 Uhr auf. Die Sonne scheint mal wieder. Wir trinken einen frisch aufgebrühten Kaffee und lichten dann den Anker um ziemlich genau 8 Uhr. Unser Ziel ist Pagen Süd, wo wir letztes Wochenende auch gelegen hatten. Dort treffen wir wieder die selben Ankerlieger wie letztes Mal: Ein Monohull und die beiden großen Multihulls!

Als unser Anker sitzt, lasse ich das Schlauchboot in Wasser und wir motoren zur Insel Pagensand hinüber. Wir erkunden ein wenig die Insel. Unser Jüngster findet es sehr spannend. Er hat sich sicherheitshalber mit einer Alles vernichtenden Wasserpistole ausgerüstet - man was ja nie, was einem da so in der Wildnis begegnet! Vom Leuchtfeuer "Pagendsand Süd" aus hat man einen tollen Blick auf das Hauptfahrwasser der Elbe. Gegenüber sehen wir Bützfelth mit den großen Industrieanlagen. Dann gehen wir Richtung Norden und zweigen dann irgendwann links ab in Richtung des westlichen Ufers der Insel. Dort treffen wir auf einen schönen Sandstrand. Wäre es nicht so kalt (die Elbe hat 10,5 °C), würden wir glatt baden gehen.

Nach unserer Erkundungstour frühstücken wir. Die Sonne ist noch da, so dass wir in der Plicht sitzen können.

Heute ist um 20:45 Hochwasser in Elmshorn. Auf Grund des für heute Nachmittag vorhergesagten Westwindes der Stärke 6, kommt viel Wasser und wir werden sehr früh in die Krückau hineinfahren können. Gegen 15 Uhr brechen wir dann auf und umrunden die Elbinsel Pagensand von der westlichen Seite. Der Wind nimmt bereits zu. Von Niedersachsen her ziehen dunkle Wolken auf. Ich ziehe mir noch gerade rechtzeitig Schwerwetterkleidung an, bis der erste Schauer über uns hereinbricht. Es hat sich in Kürze eine beachtliche Welle auf der Elbe aufgebaut und unsere Fahrt über Grund reduziert sich auf teileweise unter 4 Knoten (bei 2.200 U/min). Das Außenthermometer zeigt 10.4°C an und die überkommende Gischt ist in Verbindung mit dem Wind von 13 m/s beißend kalt im Gesicht. Eben lagen wir noch beschaulich vor Pagen Süd vor Anker - 45 Minuten später haben wir unsere erste Schwerwetterfahrt der Saison! Wir umrunden die Nordspitze von Pagensand und müssen beim Ändern des Kurses in Richtung Osten darauf achten, ausreichend vorzuhalten, da der enorme, auflaufende Strom uns stark quer versetzt.

Wir wollen eigentlich noch einmal irgendwo vor Anker gehen, da wir noch etwas Zeit haben, bevor wir in die Krückau fahren. Vor Kollmar finden wir keinen geeignet Platz. Entweder ist es zu tief (über 6 Meter bei ziemlich Niedrigwasser) oder zu wenig Platz wegen der Bunen. Wir laufen dann ein Flach auf der östlichen Seite von Pagensand an und lassen den Anker ins Wasser. Wir bekommen den Anker jedoch auf Grund des starken Stromes sowie des Windes mit teilweise 40 cm Welle, nicht zum Halten - trotz großzügig ausgebrachter Ankerkette.

Wir versuchen dann unser Glück ein Stück südlicher - mit Erfolg. Aber nach einer guten halben Stunde holen wir den Anker wieder ein, weil es sich einfach nicht gut anfühlt. Die Welle hat mittlerweile weiter zugenommen. Als ich die Ankerkette vorn am Bug einhole, taucht dieser teilweise schon ins Wasser. Die Fahrt zur Krückaumündung ist sehr schaukelig und nass. Als wir dann (ca. 3 Stunden vor Hochwasser in Elmshorn) in die Krückau einlaufen, wird es schlagartig ruhig - wirklich ein tolles Gefühl!  Das Sperrwerk öffnet für uns die Brücke. Gegen 18:45 erreichen wir dann den SVE, wo wir direkt in unsere Box fahren können (2 Stunden vor Hochwasser!). Das Außenthermometer zeigt jetzt nur noch 8 Grad an. Wir lassen es uns dann aber nicht nehmen, noch ein kleines Feierabend-Bierchen an Bord zu trinken. Es war ein sehr abwechslungsreiches Wochenende mit Regen, kurzen Gewittern, Kälte aber auch mit sonnigen Abschnitten mit Wärme und fast Windstille! Echtes Aprilwetter! Es hat sich jedenfalls wieder gelohnt, loszufahren!

 

 





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