Letzte Etappe nach Fahrdorf

22.05.2022, Rendsburg - Ankerplatz Schlei, Wormshöft

Der starke Wind, der für Samstag den 21.05.2022 angesagt ist, veranlasst uns, unsere letzte Etappe nach Fahrdorf um einen Tag zu verschieben. Wir nutzen diesen Tag, um die Messe "Hamburg Ancora Festival 2022" in Neustadt zu besuchen. Wir treffen dort einige bekannte Gesichter. Unter Anderem sehen wir uns auch den im Eigenbau errichteten Retro-Racer aus Sperrholz von Jan von der Bank an. Ein wirklich imposantes Schiff und die Vorstellung, dass Jan von der Bank den 9,5 m langen Racer bei sich auf seinem Grundstück gebaut hat, ist schon faszinierend; zumal Jan kein Bootsbauer sondern Drehbuchautor und Schriftsteller ist. Wir gratulieren ihm von Herzen zu dieser Meisterleistung!

Am späten Nachmittag fahren wir dann zum Rendsburger Stadthafen, wo wir letzten Sonntag unsere Hanna liegen gelassen hatten. Als ich mich an Bord umziehe, merke ich, dass ich einen fatalen Fehler gemacht habe: Meine Bootsschuhe liegen noch zu Hause und ich habe nur meine Straßenschuhe dabei - echt super!

Wir gehen am Abend mit Freunden zu einem Italiener, mit dem Namen "Ristorante Di Gianni". Es liegt in einem imposanten Kellergewölbe und ist wirklich sehr zu empfehlen.

Am heutigen Morgen, Sonntag, den 22.05.2022 klingelt schon um 5:40 unser Wecker - das ist definitiv zu früh! Ich steige wieder Willen in meine Straßenschuhe, was die Situation auch nicht gerade besser macht! Aber es hilft ja nichts! Nicole setzt einen Kaffee auf und dann geht es auch schon los. Beim Rausfahren aus der Box nehmen wir ein merkwürdiges Poltern war -aus Richtung Welle/Propeller. Wir fahren vorsichtig aus der Boxengasse und versuchen, das Problem einzugrenzen. Wir geben vor und zurück. Irgendwann ist das Poltern dann weg. Hatte sich etwas im Propeller festgesetzt? Keine Ahnung, wir fahren erstmal weiter!

Nach ziemlich genau drei Stunden machen wir am Wartesteg der Schleuse in Kiel Holtenau fest. Wir entrichten am Automaten eine Gebühr von 12 EUR. Und dann heißt es warten, warten, warten. Es gibt auf dem Kanal immer viel zu sehen, so wie diesen Schleppverband, der Segmente eines nicht gerade kleinen Frachtschiffes transportiert.

Wir verfolgen den Funkverkehr auf Kanal 12. Es trudeln nach und nach immer mehr Freizeitboote ein. Nach gut einer Stunde meldet sich ein Skipper von einem der Segelboote über Funk und fragt, warum wir eben nicht mit der Südschleuse Richtung Förde geschleust wurden. Die Sportboote würden schon lange warten. Als Antwort kam nur, dass das egal sei, da die Berufsschifffahrt Vorrang habe und wir weiterhin warten müssten. Nach knapp 2,5 Stunden werden wir dann über Funk aufgefordert, in die Südschleuse zu fahren. Nicole manövriert uns in die Kammer, längsseits zum Schwimmsteg. Um Auffahrunfälle zu verhindern, sollte man immer das Boot vor und hinter sich im Blick zu behalten. Ich versuche indes, trotz meines sicher grotesk anmutenden Schuhwerkes, nicht ganz so bescheuert beim Übersteigen auf den Schwimmsteg auszusehen. Ich bin mir sicher, es ist mir nicht gelungen! Die starren Blicke der anderen Segler auf dem Steg sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache!

Nach 20 Minuten verlassen wir die Schleuse wieder und nehmen Kurs auf Schleimünde. Leider ist gar kein Wind, aber wenigstens kommt die Sonne heraus - wunderbar! Die Kieler Förde präsentiert sich mit den vielen Segelbooten und angenehmen Temperaturen und mit wunderschönen Farben von ihrer schönen Seite.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Schleimünde. Wir laufen dann direkt einen unserer Lieblingsankerplätze in der Schlei an: Wormshöft, ganz nahe am Restaurant "Am Schleieck". Der einzige Nachteil hier ist das Seegras, das das Einfahren des Ankers deutlich erschwert. Beim dritten Versuch klappt es dann aber. Wir ankern dieses Mal mit nur 0,8 m unter dem Kiel, ganz nahe am Ufer; im Prinzip nur wenige Meter entfernt davon - ich liebe das! Das geht natürlich nur bei stabilen Wetterlagen, was heute Nacht der Fall sein sollte.

Wir sitzen einen Moment in der Plicht und genießen die traumhafte Aussicht! Schließlich setzen wir die paar Meter mit dem Schlauchboot zum Ufer über und spazieren entlang des Ufers zum Sportboothafen. Für 20 Uhr habe ich einen Tisch im "Tonne 15" reserviert. Wir treffen uns mit Freunden - es wird wieder einmal ein vergnüglicher Abend.

23.05.2022, Ankerplatz Schlei, Wormshöft - Fahrdorf

Nach einer ruhigen Nacht genießen wir am frühen Morgen abermals die Aussicht von der Plicht aus. Die Sonne scheint, angenehme Temperaturen, unglaubliche Stille und dazu einen frisch aufgebrühten Kaffee -WIRKLICH: WAS BRAUCHT MAN MEHR?

Unser heutiges Ziel ist, dass wir die Brückenöffnung der Lindaunisbrücke um 14:45 Uhr nutzen. Bedingt durch die langwierigen Baumaßnahmen der Deutschen Bahn klappt die Brücke Lindaunis nur viermal täglich um 10.45 Uhr, 11.45 Uhr, 14.45 Uhr und 16.45 Uhr.

Um kurz nach 10 Uhr hole ich den Anker hoch. Der leichte Wind dreht den Bug unserer Hanna langsam in die gewünschte Richtung und wir rollen die Fock aus. So schaffen wir es, ohne Motor aus dem Ankerfeld heraus zu manövrieren - wunderbar! Wir segeln nur mit Fock bis nach Kappeln, wo wir die Brückenöffnung um 10:45 gerade verpassen. Daher machen wir uns mit dem Heck an einem der beiden Dalben vor der Klappbrücke fest. Um 11:45 passieren wir schließlich die Brücke in Kappeln. Kurz hinter Arnis setzen wir dann alle Segel und genießen eine Rauschfahrt bei Raumschotkurs - wir kommen teilweise über 7 Knoten - das macht Spaß.

Gegen 13 Uhr gehen wir am Westufer des Süderhakens, ca. 0,6 Seemeilen östlich von der Lindaunisbrücke vor Anker. Wir haben jetzt 1,5 Stunden Zeit für eine Pause. Um halb drei hole ich den Anker wieder hoch und wir lassen uns auf die Lindaunisbrücke zutreiben. Wir laufen vor Top und Takel teilweise über 3 Knoten, bei in Böen ca. 5-6 Beaufort. Ich möchte unbedingt auf das Starten des Motors verzichten. So passen wir genau den Moment nach geöffneter Brücke ab, bei dem wir als letzte die schmale und durch Baumaschinen schlecht einsehbare Durchfahrt passieren können. Viel Platz für Krängung ist dort nämlich nicht vorhanden, so dass ich die Vorschot in der Hand behalte, um im Bedarfsfall schnell Fieren zu können. Direkt nachdem wir die Brücke passiert haben, wird diese auch schon geschlossen.

Wir setzen wieder das Großsegel und ich hole das Schlauchboot, dass wir bisher hinter uns her gezogen hatten an Bord. Bei in Böen 6 Beaufort bei raumen Wind kommen wir schnell auf 7 Knoten. Wir lassen alle anderen Segler hinter uns! Ein tolles Gefühl (leider muss ich aber zugeben, dass wir die Einzigen mit voller Besegelung sind - alle anderen fahren nur die Fock!). Aber ich kann das seltene Gefühl, ausnahmsweise der Schnellste zu sein, trotzdem genießen, zumal auch eine große X-Yacht dabei ist!

In der Abdeckung in der Missunder Enge müssen wir dann bei der Fähre kurz den Motor starten. Wir hatten keine Fahrt und nach Lee keinen Platz mehr - schade! Auf der Großen Breite aber kann sich der Wind dann wieder voll entfalten und wir erleben abermals eine tolle Rauschfahrt.

In Fahrdorf angekommen, machen wir Klarschiff. Unsere lieben Freunde bringen uns dann mit dem Auto nach Rendsburg, wo wir Nicoles Auto abgestellt hatten. Unsere Dankbarkeit, nicht mit der Bahn fahren zu müssen, ist schwer in Wort auszudrücken - Anja: Tausend Dank!!

Wenn das Wetter mitspielt, geht es über Himmelfahrt wieder los.

 




Äußerst nebulös!

14.05.2022, Glückstadt

Nicole ist gestern Abend erst spät aus Salzburg zurück gekommen, daher fahren wir erst heute, am frühen Samstag Nachmittag, mit der Bahn nach Glückstadt. Dort hatten wir letztes Wochenende unser Schiff liegen gelassen.

Morgen wollen wir ca. die Hälfte des Nord-Ostsee-Kanals schaffen. Dafür müssen wir allerdings mit dem frühen, ablaufenden Wasser nach Brunsbüttel motoren. Leider setzt die ablaufende Tide in Glückstadt in der Nacht von Samstag auf Sonntag schon um 3:04 ein. Wir rechnen ungefähr 2,5 Stunden nach Brunsbüttel. Wir werden also heute an Bord schlafen und dann gegen 6 Uhr ablegen.

Im Laufe des frühen Abends füllt sich der Glückstädter Hafen. Der Hafenmeister hatte uns schon vorgewarnt: Es kommen zusätzlich ca. 30 Boote von der "Glückstadt-Regatta", die vom Hamburger Segel Club und dem Norddeutschen Regatta Verein ausgetragen wird. Da wir längsseits am Außensteg liegen, wollen wir Platz machen für die Neuankömmlinge, da bei diesen sicherlich kein großes Interesse daran besteht, uns morgen zu unchristlichen Zeiten heraus zu lassen.

Es dauert dann auch nicht lange und die ersten Schiffe treffen ein. Dann geht es Schlag auf Schlag und der Hafen füllt sich rapide. Es sind auch viel Jollen dabei, die teils vollbesegelt in den Hafen fahren. Es ist mächtig was los. Für Außenstehende sieht das Ganze Treiben sicher nach totalem Chaos aus, aber bei dem Gewusel gibt es keine Zwischenfälle oder Berührungen der Boote - ein tolles Schauspiel!

Den Abend verbringen wir auf der "Wiebke", deren Eigner sehr erfahren Segler sind. Es gibt immer spannende Geschichten zu erzählen. An Bord ist auch der Eigner des Ewers "Frieda". Er ist stellvertretender Direktor der Bundestelle für Seeunfalluntersuchung. Es wird ein sehr kurzweiliger Abend mit spannenden Themen - das lieben wir! Im laufe des Abends kommt dann der Moment, wo ich meiner Frau fragende Blicke zuwerfe. Der Grund ist der, dass sie anscheinend nicht nur mit dem Thema "Segeln" im Allgemeinen vertraut ist, sondern sich auch noch als Expertin für Traditionsschiffe entpuppt. Das war mir jedenfalls bis heute Abend nicht bewusst. Zu späterer Stunde sehe ich mich dann in der Situation des staunenden Zuhörers, während sich Nicole mit den alten Hasen im regen Austausch über den Verein "Clipper DJS e. V." und den Traditionsseglern "Amphritite" und co. befindet. Aber, was soll's, ich kann das ab (jedenfalls tue ich so)!

14.05.2022, Glückstadt - Yachthafen Rendsburg

Nach einer kurzen Nacht schellt der Wecker um 6 Uhr. Wir stehen direkt auf. Nicole macht schnell einen Kaffee. Der Blick nach draußen verheißt nichts gutes! Dichter Nebel - nicht schon wieder, das hatte ich doch erst letzten Freitag! Mit der Ungewissheit, ob wir das Richtige tun, hole ich das Landkabel ein und wir legen gegen 6:20 ab. Ich montiere wieder unsere Positionslampe. Wir hangeln uns dann zunächst Richtung nordwest am östlichen Ufer der Rhinplate entlang. Wir beabsichtigen, nicht den Fähren der Verbindung Glückstadt/Wischhafen in die Quere zu kommen. An der Nordspitze der Rhinplate queren wir dann das Fahrwasser auf direktem Wege. Unser Blick ist nach vorne, auf das in Nebel getauchte Nichts sowie auf die AIS-Signale auf dem Plotter sowie auf unsere redundant ausgelegte Navigation gerichtet. Uns ist wirklich mulmig zu mute! Wir hangeln uns dann von Tonne zu Tonne, die auf Grund der geringen Sichtweite erst im letzten Moment aus dem Nichts erscheinen - wirklich gruselig! Wir haben den Pinnenpiloten eingerichtet, da das Kurshalten bei fehlenden Orientierungspunkten und nur mit Kompass auf der Elbe eine Herausforderung darstellt. Eine Untiefetonne, deren Position auf den elektronischen Navigationskarten offensichtlich nicht mit der tatsächlichen Position übereinstimmt, bemerken wir beängstigend spät. Obwohl wir mit niedriger Drehzahl unterwegs sind, fahren wir aufgrund des ablaufenden Wassers teilweise 7 Knoten über Grund. Wir brauchen nämlich unbedingt auch etwas Fahrt durch das Wasser, um ausreichende Manövrierfähigkeit sicher zu stellen. Jedenfalls können wir ein Kollision mit der Untiefetonne verhindern!

Da wir bei diesem Nebel nicht in den Nord-Ostsee-Kanal fahren können, steuern wir den Bereich westlich des Elbehafens Brunsbüttel an. Dort navigieren wir zum Ufer und wir fahren diesen Bereich, zwischen zwei Buhnen ab. Dabei haben wir auch immer einen Blick auf das Echolot. Anhand des aufgezeichneten Tracks können wir dann eine Stelle mit nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Tiefe ausfindig machen, wo wir für kurze Zeit vor Anker gehen können. Aus der Ferne können wir akustische Signale der Berufsschifffahrt hören. Eines davon wird immer lauter. Obwohl sich der dichte Nebel langsam lichtet, ist kein Schiff zu sehen. Nur das AIS-Signal können wir auf unserem Plotter verfolgen. Wir sind froh, dass wir hier aus dem Gefahrenbereich heraus sind. Nach ca. 20 Minuten kommt ein holländisches Traditionsschiff aus Hamburg. Auch dieses AIS-Signal hatten wir im Blick. Da sich der Nebel passender Weise so weit verzogen hat, dass wir sogar von hier aus die Einfahrt zum NOK erahnen können, heften wir uns das Traditionsschiff. Wir können dann sogar direkt in die Schleuse fahren - genial! Wir sind mehr als heil froh, sicher in der Schleuse zu sein. Als wir dann aus der Schleuse fahren, hat sich der Nebel komplett verzogen und die Sonne scheint  - traumhaft!!

Der Rest der Fahrt durch den NOK ist ebenso schön wie unspektakulär. Es ist viel Verkehr und auch die "Stettin" (Eisbrecher) kommt uns entgegen. Wir freuen uns, dass nach Jahren die (neue) Schwebefähre in Rendsburg wieder in Betrieb ist!

Gegen 16 Uhr machen wir im Yachthafen Rendsburg fest. Als "Belohnung" gönnen wir uns einen "Yacht-Burger" im ehemaligen "Riverside", das jetzt von neuen Betreibern unter dem Namen "Yachthafen Meisterei" betrieben wird.

Um 19:58 nehmen wir dann den Zug nach Elmshorn. Nächstes Wochenende planen wir, in die Schlei zu kommen, sofern das Wetter uns dazu animiert.

 

 

 

 

 

 

City Sporthafen Hamburg – per Schlauchboot durch Hamburgs Fleete

06.05.2022, SVE - Glückstadt

Der Östliche Teil der Unterelbe ist vom SVE aus an einem normalen Wochenende schwer zu erreichen, da wir aufgrund unseres Tiefganges frühestens 1 bis 2 Stunden vor Hochwasser in Elmshorn ablegen können. Wenn wir dann nach einer Stunde Fahrt auf der Krückau die Elbe erreichen ist nicht viel mehr als eine Stunde Zeit, um noch das auflaufende Wasser Richtung Hamburg zu nutzen.

Daher habe ich mir heute einen Tag Urlaub genommen, damit ich unsere Hanna mit dem Morgenhochwasser von Elmshorn nach Glückstadt bringen kann. Dort soll dann Nicole mit unserem Sohn nach der Schule an Bord kommen, so dass wir mit auflaufendem Wasser von Glückstadt die Elbe Richtung Hamburg hinauf fahren können.

Gegen 08:00 Uhr ist Hochwasser in Elmshorn. Leider soll dieses einige Zentimeter niedriger als das mittlere Hochwasser auflaufen. Ich bin gespannt, ob ich vom Platz komme. Gegen viertel vor 7 steige ich an Bord. Neben der Unsicherheit mit dem Wasser kommt leider noch dichter Nebel hinzu - ich bin mal wieder begeistert! Unbeirrt der vorgenannten Unwägbarkeiten treffe ich alle notwendigen Vorbereitungen und starte gegen 7 Uhr den Motor. Nach drei Anläufen überwinde ich dann den Schlickhügel hinter unserem Platz und steuere auf die in Nebel gehüllte Krückau. Die Sicht ist wirklich schlecht. Als ich am Schwimmsteg des Ruderclubs Elmshorn vorbeifahre, sehe ich Schuhe darauf liegen. Na super, ich muss wohl noch mit Ruderern rechnen. Leider habe ich unser Signalhorn unten im Schapp vergessen. Ich bin hochkonzentriert und taste mich mit geringer Fahrt voran. Wie erwartet, erahne ich wenig später die dunkle  Silhouette eines Ruderers. Der rechnet wohl nicht unbedingt mit Verkehr bei dem Nebel. Ich stoppe auf und versuche unsere Hanna ganz rechts am Ufer zu halten. Nach einer Weile kommt mir eine Ruderin entgegen. Sie weist mich dann freundlich darauf hin, dass sie die letzte sei - sehr nett! Ich frage sie noch, ob meine Beleuchtung zu sehen sei. Ihr fragender Blick verrät mir, dass möglicherweise nicht viel, bzw. gar nichts von meiner Beleuchtung zu sehen ist.

Nach einer guten Stunde erreiche ich das Krückausperrwerk. Zu meinem Erstaunen ist die Brücke geschlossen. Ich nähere mich dem Sperrwerk vorsichtig, um auf mich aufmerksam zu machen. Es ist bereits ablaufendes Wasser und ich muß darauf achten, dass ich nicht unter die Brücke treibe. Es tut sich leider eine Weile rein gar Nichts am Sperrwerk. Ich kümmere mich derweil noch schnell um meine Positionslampen. Nach einigem Hin- und Herruckeln am Stecker bekomme ich die Positionslampe dauerhaft zum Leuchten - ein Glück! Da sich immer noch Nichts beim Sperrwerk tut, greife ich zum Handy und wähle 04124 - 916065. Just in diesem Moment höre ich ein Klingeln: Die Schranken werden geschlossen und die Brücke wird geöffnet - ein Glück!

Auf der Elbe ist die Sicht nicht viel besser, ich meine, sogar schlechter. Ich kann das Ufer größtenteils nicht sehen; also um mich herum ist überhaupt Nichts zu sehen, außer Nebel! Ohne Plotter wäre ich jetzt wirklich aufgeschmissen. Ich ziehe auch in Erwägung, vor Anker zu gehen. Aber ich entschließe mich dann doch, mich langsam vorzutasten. Eine Herausforderung ist dann noch das Abbiegen auf die Glückstädter Nebenelbe. Die Durchfahrt ist stark verschlickt und ich muss möglichst die Mitte des tiefen Bereiches treffen. Teilweise habe ich nur 0,9 m unter dem Kiel.

Vor Glückstadt lege ich mich dann erst einmal vor Anker. Genau in diesem Moment lichtet sich der Nebel und die Sonne kommt sogar hervor - traumhaft! Nun ist es Zeit für einen Kaffee und ein kleines Frühstück. Nicole hatte in weiser Voraussicht den Kühlschrank mit ein paar kulinarischen Köstlichkeiten bestückt.

06.05.2022, Glückstadt - Hanskalbsand

Gegen 14:45 fahre ich in den Glückstädter Hafen und sammle Nicole und unseren Sohn ein. Mit dem auflaufenden Wasser machen wir uns auf den Weg Richtung Hamburg. Wir können sogar mal etwas segeln.

Auf Höhe von Pagensand kommt uns ein großes Containerschiff entgegen, das ein ungewöhnlich hohe Heckwelle hinter sich her laufen lässt. Der Bug unserer Hanna taucht in dem Wellental komplett unter und schaufelt riesige Wassermengen nach achtern - unfassbar. Trotz geschlossenem Vorluck (wir haben schon dazu gelernt!), kommt doch eine geringe Menge Wasser hindurch und tropft auf unser Bettzeug. Wir fragen uns immer wieder, wie kleinere Schiff, vielleicht auch ohne Kiel, mit so einer Welle umgehen!

Auf Höhe von Lühesand nähern wir uns dann einer Bootsfahrerin, die ihre blaue Jolle mit Außenborder ohne Schwimmweste steuert. Das finden wir sehr mutig!

Gegen 17 Uhr erreichen wir Hanskalbsand und legen uns dort in der Nähe eines Fischkutters vor Anker. Es ist wirklich sehr schön hier. Nach dem Abendessen klariere ich unser Schlauchboot und wir setzen zur Insel über. Dort gibt es einen kleinen Sandstrand. Leider darf man die Insel nicht weiter betreten. Wir fahren dann noch ein kurzes Stück in einen kleine Wasserarm mit wunderschöner Natur hinein. Anschließend fahren wir noch zum Yachthafen Neuenschleuse.

 

 

07.05.2022, Hanskalbsand - City Sporthafen Hamburg

Wir stehen früh auf und nutzen noch den Rest des auflaufenden Wasser, um nach Hamburg zu kommen. Uns erwartet eine phantastische Landschaft entlang der Inseln Hanskalbsand, Neßsand und dann Blankense, bis nach Hamburg. Auf Steuerbord liegt dann das riesige Gelände von Airbus, später ragen riesige Kräne am Ufer empor. Zwei kolossale Containerschiffe werden gerade mit Schleppern in die seitlichen Hafenbecken manövriert - ein Erlebnis. Für kurze Zeit ist dann das Befahren der Elbe untersagt. Das hatten wir etwas spät mitbekommen. Ein aus der Ferne schwer von anderen Wasserfahrzeugen zu identifizierendes Polizeiboot hatte ein entsprechendes Seezeichen gesetzt. Das Polizeiboot kommt auf uns zu und weist uns freundlich darauf hin, dass die Elbe gesperrt war, jetzt aber wieder freigegeben ist.

Beim Befahren dieses Abschnitts der Elbe ist größte Aufmerksamkeit erforderlich. Unzählige Barkassen, Schlepper, Fähren und was es sonst noch so gibt, sind hier mit großer Geschwindigkeit unterwegs. Dazu kommt das sehr unruhige Wasser mit Kreuzsee. Leicht ist man durch den atemberaubenden Blick auf die Landungsbrücken und die imposante Hafenkulisse abgelenkt.

Kurz vor der Elbphilharmonie biegen wir links ab und fahren in den City Sporthafen Hamburg. Der Hafenmeister weist uns einen Platz, ganz außen am Steg, quasi am Fuße der Elbphilharmonie zu - traumhaft! Zu dieser Tageszeit ist der Hafen noch sehr unruhig. Es ist die Hauptzeit für Hafenrundfahrten. Trotzdem, so schlimm ist es dann doch nicht. Nach dem Vertäuen baue ich den Cockpittisch auf und Nicole bereitet ein leckeres Frühstück vor. Der Blick auf die Elbe und das Treiben im Hafen ist wirklich spektakulär! Später kommt der ungemein nette Hafenmeister vorbei. Wir bezahlen 22 EURO für eine Nacht inklusive Strom. Das bezahlen wir wirklich gerne! Er klärt uns darüber auf, dass der Hafen heute voll werden wird, da der MYC heute hier her zum Anschippern kommt. Er hat nicht untertrieben. Der Hafen wird proppevoll.

Nachmittags gehen wir auf die "Jan Fedder Promenade". Die "Cap San Diego" legt gerade ab. Im Anschluss schauen wir uns um und machen einen Abstecher ins Portugiesenviertel. Unser Jüngster bekommt ein Eis. Später gehen wir zur "Kehrwiederspitze", zum Sandtorhöft, vorbei an der Elbphilarmonie, entlang des Dalmannkais, zum Strandkai. Hier haben wir einen tollen Blick auf die Elbe und den Container-Hafen. Anschließend geht es entlang des Sandtorparks zum Überseeboulevard und dann wieder zurück zum Schiff. Da sind ein paar Kilometer Fußmarsch zusammengekommen.

Am frühen Abend bereitet Nicole eine kleine Vorpseise zu. Im Anschluss gehen wir ins Portugiesenviertel und setzen uns bei einem Italiener draußen hin. Wirklich eine tolle Stimmung hier - wir fühlen uns wie im Urlaub und ganz weit weg von zu Hause.

Im Anschluss klarieren wir das Schlauchboot und wir unternehmen eine Fleetfahrt, quasi auf eigenem Kiel. Das ist sehr empfehlenswert! Zum Beispiel ist der Nicolaifleet sehr zu empfehlen. Dort gibt es Schwimmstege, auf denen man sitzen und essen kann.

Zurück an Bord genießen wir die berauschenden Farben der durch die untergehende Sonne in dezent rötliche Farben gehüllte Silhouette des Hafens und der Stadt Hamburg. Bei zunehmender Dunkelheit kommen die beleuchteten Gebäude am Hafen besonders zur Geltung.

Das war ein sehr ereignisreicher und eindrücklicher Tag! Mal sehen, wie "ruhig" die Nacht wird.

08.05.2022, City Sporthafen Hamburg - Glückstadt

Die Nacht war ab 0 Uhr erstaunlich ruhig, es gab kaum Schiffsbewegung. Nach einem anständigen Kaffee legen wir gegen 9 Uhr ab. Bis zum ablaufenden Wasser ist noch ein bisschen Zeit, so dass wir uns entschließen, noch einmal Richtung Elbbrücken abzubiegen. Noch ist die Elbe wie leer gefegt. Die Sonne scheint und es herrscht eine schwer in Worte zu fassende Stimmung!

Die Bauten, direkt an der Elbe sind schon sehr beeindruckend. Es geht auf der Norderlebe vorbei an der Elbphilharmonie, am Grasbrookhafen, sowie an der Großbaustelle beim Überseeplatz mit unzähligen Kränen bis kurz vor die Freihafenbrücke, wo wir umkehren und das ablaufende Wasser nutzen, um nach Glückstadt zu kommen.

Nun ist die Schifffahrt wieder in vollem Gange, so dass wir uns wieder auf den Verkehr konzentrieren müssen. Das ist nicht immer einfach, weil es so wahnsinnig viel zu sehen gibt. Mit uns nehmen noch einige andere Sportboote Kurs Richtung Westen. Es ist wirklich ein unfassbares Erlebnis, so nahe an den vielzähligen Sehenswürdigkeiten auf dem Wasserwege vorbei zu fahren. Dazu noch Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

Gegen halb zwei erreichen wir Glückstadt und machen dort am Außensteg fest. Wir wollen unser Schiff hier bis zum nächsten Wochenende liegen lasse, da wir dann Richtung Schlei überführen wollen - mal sehen, wie das Wetter mitspielt.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass Hamburg ein absolut lohnenswertes Ziel ist! Das werden wir ganz sicher wieder einmal machen, gerade in Verbindung mit einer Fleetfahrt mit dem eigenen Schlauchboot!