Holpriger Start in den Urlaub

16.07.2022, Fahrdorf - Ankerplatz nördlich Rabølsund

Dafür, dass Segelsaison ist, habe ich lang keinen Beitrag mehr veröffentlicht. Schuld ist ein Erysipel, allgemein geläufig unter dem Namen "Wundrose". So etwas ist ebenso überflüssig wie schmerzhaft und kann ziemlich beeinträchtigend sein. So kam ich u. a. in den Genuss eines mehrtägigen Krankenaufenthaltes, und das kurz vor unserem Urlaub! Ein Albtraum! Eine Schnittverletzung am Fuß, der ich im Nachgang wenig Aufmerksam schenkte, artete aus und wurde zu einem richtigen Problem mit Schwellung, Rötung und Fieber. Wir haben uns nun entschieden, trotzdem mit unserer Hanna zu starten, mal sehen wie es kommt.

Ein weiteres Problem, dass mich beschäftigt, ist die Tatsache, dass wir unser Schiff längere Zeit nicht bewegt haben. Damit verbunden sind die schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf den Bewuchs unseres Unterwasserschiffe. Denn Pocken sind im wahrsten Sinne des Wortes Spaßbremsen!

Aufgrund meines Fußes kehren wir nun endgültig von unserem ursprünglichen Plan ab, nach Kopenhagen zu fahren. Statt dessen wollen wir uns entlang der Ostküste Jütlands Richtung Norden entlang hangeln.  Für den Fall, dass die Entzündung in meinem Fuß wieder schlimmer wird, kann ich mit überschaubarem Aufwand wieder nach Elmshorn kommen. Die erste Etappe soll nun durch den Alssund gehen.

Heute ist der Wind mit 6 bis 7 Beaufort aus West einfach sehr verlockend, um zu starten. Unser Ziel ist es, die Brückenöffnung in Lindaunis um 16:45 zu nehmen. Auf dem Weg treffen wir einen sogenannten "Delphin 80", also Konstruktionsjahr 1980, mit leicht verändertem Rumpfform und Deckssalon. Mit achterlichem Wind und voller Besegelung schaffen wir es, rechtzeitig vor der Brücke zu sein. Es ist sehr böig und es ist auch die eine oder andere 7er-Bö dabei. Als um 16:45 die Lindaunisbrücke hochklappt, stellen wir uns hinten an. Viele Verkehr ist nicht, vor allem kein Gegenverkehr, so dass in mir der Gedanke keimt, mit voller Besegelung hindurch zu fahren. Ich muss nur darauf achten, nicht zu viel Krängung zuzulassen und sofort bei einer einfallenden Bö einem sogenannten "Sonnenschuß" entschlossen entgegen zu wirken. Unsere Wachsamkeit wird belohnt und wir kommen ohne Komplikationen durch die baubedingt enge Passage hindurch.

Der wiederholte Blick auf unser GPS verheißt Nichts gutes. Wir haben bestimmt 0,8 Knoten weniger Fahrt im Schiff - der Bewuchs muss beachtlich sein - das nervt richtig!

Gegen 19:30 fahren wir dann den Anker auf der Nordseite des Rabølsunds ein. Unsere Anker-Nachbarn kommen aus Norwegen und Schweden. Dieser Ankerplatz ist neu für uns und wir finden ihn richtig schön. Wir erleben eine romantische Abendstimmung. Bei westlichen Winden werden wir hier wieder vor Anker gehen.

17.07.2022, Ankerplatz nördlich Rabølsund - Ankern vor Høruphav Haven.

Nachdem wir nun gestern tapfer die mit Abstand meiste Strecke gesegelt sind (und nur wenig motort), wollen wir uns heute auch der Herausforderung stellen und Richtung Norden kreuzen. Nur mit Fock segeln wir bei achterlichem Wind auf Schleimünde zu. Auf der Ostsee biegen wir Richtung Norden ab und machen uns an die Vergrößerung unserer Segelfläche. Das Groß ziehe ich ohne Mühe hoch. Dann will ich schnell noch den Baumniederholer anziehen und lege mich dafür voll ins Zeug. Dabei verabschiedet sich der untere Schekel am Mastfuß, was dazu führt, dass ich ohne Widerhalt nach hinten auf die Reling falle - ich bleibe auf wundersame Weise an Bord, gefühlt lag ich schon in der kalten Ostsee! Die Schmerzen die sich danach in der Nierengegend einstellen, sind beachtlich! Allerdings kommt es noch schlimmer: Als ich wieder im Cockpit sitze und meinen Elbsegler zurechtrücken will, geht der Griff ins Leere! Jetzt steigt in mir erst Recht die Wut auf. Gerade bin ich meinen neuen Elbsegler von Klingbeil aus Glückstadt verlustig geworden - das ist richtig gemein! Meine Gedanken kreisen während der Fahrt um den Gedanken, wie ich eines neuen Elbseglers habhaft werden könnte. Ich gebe zu, dass meine Phantasie in diesen Momenten mit mir durchgeht und ich auf die irrwitzigsten Idee komme, um das Objekt meiner Begierde zu gelangenen. Letztlich wird es dann aber ganz unspektakulär: Unser Freund Kay von Eitzen weiß Rat: Bei "Fahnen Fischer" in Flensburg würde ich fündig werden. Was liegt da näher, als Nicole und unserem Jüngsten einen Abstecher nach Flensburg schmackhaft zu schwätzen! Wenn ich will, kann ich! Beide wollen mitmachen!

Für heute lautet unser erstes Ziel "Høruphav". Wir legen uns vor dem Hafen vor Anker. Es ist wunderbares Wetter. Abends rudern wir an Land und spazieren zu den vier Kiefern, die beim Einlaufen nach Høruphav fast schon ein Wahrzeichen  darstellen. Die Landschaft ist so wunderschön hier. Auf dem Rückweg steigen wir auf eine in die Jahre gekommene Plattform, von wo aus man eine wunderschöne Aussicht auf ein Feuchtgebiet und den Hafen Høruphav Havn hat.

Morgen geht es also weiter Richtung Flensburg.

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.