Kleiner Törn durch die Dänische Südsee

01.08.2022, Ankern vor Lyø - Drejø Havn

Von Lyø segeln wir bei achterlichen 5 Beaufort nach Drejø und versuchen dort, südlich des Hafens, nur mit Fock, vor Anker zu gehen. Der Anker hält dann aber nicht beim ersten Mal und außerdem können wir Feuerquallen im Wasser erkennen, so dass wir kurzentschlossen in den Hafen fahren. Man hatte unser Manöver vom Hafen aus beobachtet und uns dann auch darauf angesprochen, da unser Vorhaben offensichtlich nicht selbsterklärend war.

Drejø ist wirklich schön, aber die Liegegebühren sind aus unserer Sicht zu hoch. Für 250 DKK bietet der Hafen dann doch zu wenig.

Nachmittags spazieren wir den Weg zum Ortskern von Drejø hoch und gönnen uns dort einen Kaffee und für unseren Jüngsten natürlich ein Eis. Wir erleben eine wunderschöne Abendstimmung (siehe erstes Bild).

 

02.08.2022 - 03.08.2022, Drejø Havn - Ærøskøbing (südl. Gammel Havn) - Ankerbucht nordöstlich von Ærøskøbing

Von Drejø nach Ærøskøbing sind wir unter Motor eine knappe Stunde unterwegs. Wir machen zunächst im Gammel Havn bei der Tankstelle fest und Nicole springt von Bord, um bei Netto das Notwendigste für ein Frühstück zu besorgen. Im Anschluss legen wir uns südlich vom Gammel Havn vor Anker. Hier sind wieder einmal mehrere Versuche erforderlich, um den Anker zum Halten zu bekommen. Schuld daran ist das zum Teil dichte Seegras. Wir haben später erleben können, wie ein Segler fast 1,5 Stunden für sein Ankermanöver brauchte! So viel Durchhaltevermögen muss man erst einmal haben - Respekt!

Während wir frühstücken, können wir das Beladen eines deutschen Frachters mit Getreide beobachten. Das Szenario war uns eben schon im Gammel Havn aufgefallen. Wir hatten noch nie ein so großes Schiff im Gammel Havn liegen sehen, ebenso wenig  das damit verbundene Beladen mit Getreide. Das Wasser im Hafenbecken war gelb vom verwehten Getreide Wir glauben auf den ersten Blick, die neue "Kornkammer" Deutschlands entdeckt zu haben. Der Bereich bei den Toilettenhäusern ist extra für das Beladen temporär abgesperrt. Im Minutentakt werden LKW-Ladungen auf den gepflasterten Bereich entleert und mit einem Tieflader sowie einem Schaufelbagger in den Schiffsrumpf des Frachters verbracht. Das Ganze scheint unter Zeitdruck zu geschehen. Für heute Abend ist Regen angesagt und wir sind gespannt, ob sich unsere Vermutung bestätigt, dass dann die großen Platten des Frachters rechtzeitig vorher zugefahren werden.

Nach unserem Frühstück setzen wir mit unserem Schlauchboot zum Gammel Havn über und spazieren zum Fähranleger und zur alten Werft, dessen ehemalige Werfhalle für den morgigen Begin des "Ærø Jazzfestival" vorbereitet wird -  einschließlich Soundcheck. Das erinnert mich stark an meine aktive Zeit als Pianist in meiner alten Band, dem 'Jammin' Jazz Quartet"! Ich habe sogar ein Klavier an Bord, aber benutzt habe ich es in unserem Urlaub bisher leider noch nicht! Neben der Werfthalle wird auch dieses kleine "Outdoor Cafe", ein sehr gemütlicher Ort, präpariert.

Nachdem wir einen Bummel durch den Ort Ærøskøbing gemacht haben, kaufen wir bei dem Netto am Hafen für unser Abendessen ein. Dann müssen wir uns auch schon beeilen, zurück an Bord zu kommen, da der vorhergesagte Regen offensichtlich im Anmarsch ist. Wir sitzen schließlich mit unserem Sonnensegel als Regenschutz in Plicht und essen zu Abend. Kurz bevor der Regen einsetzt, wird das Beladen des Frachter beendet und die großen Platten über den Laderaum des Schiffes gefahren. Wenig später beginnt es zu regnen - was für ein Timing!

Am nächsten Morgen bringen wir unsere Frühstücksutensilien zu den Sitzgarnituren am Gammel Havn, vor dem netten Laden "LAG" bzw. der alten Werft. In der alten Werfthalle starten heute die ersten Konzerte des "Ærø Jazzfestival". Wir genießen die entspannte Atmosphäre und lauschen den jazzigen Klängen - traumhaft!

Zum Abend setzen wir erneut zum Gammel Havn über und holen uns ein Bierchen, dass wir direkt an der Hafeneinfahrt des alten Hafens verköstigen. Der Getreidefrachter von gestern hatte gestern noch abgelegt. Jetzt ist ein weiterer im Anmarsch und manövriert, zentimetergenau durch die enge Hafeneinfahrt.

Die Kinder können den Schiffrumpf sogar berühren. Das ist wirklich eine Leistung! Der Hafen hatte sich mittlerweile anlässlich des "Ærø Jazzfestival" mit Sportbooten gut gefüllt. Nicht zu Unrecht entstand eine gewisse Unruhe bei den Schiffeignern, denn zum einen passt zwischen die Bootsrümpfe der Sportboote und des Frachters nicht viel mehr als ein großer Fender und zum anderen ist das Manövrieren mit ordentlich Schraubenwasser verbunden. Der Frachter ist nachvollziehbarerweise wirklich sehr langsam unterwegs - zu langsam für eine Chartercrew, die voreilig erdreistet, mit ihrer 46-Fuß Yacht einen Liegeplatz, ganz in der Nähe des manövrierenden Frachters anzusteuern. Es kommt, wie es kommen musste: Die Yacht vertreibt stark und wird gegen das Heck des Frachter gedrückt, so dass das Rigg der Yacht ordentlich durchgerüttelt wird. Diese Ungeduld der Chartercrew wird dann auch mit einer entsprechend heftigen Reaktion des deutschen Kapitäns bestraft, der wutentbrannt auf den offenen Teil der Brücke stürmt und lautstark seinen Unmut über dieses Fehlverhaltens äußert. Das ganzen Spektakel findet auch noch vor einer Masse von Schaulustigen, die den gesamten Hafen umsäumen (und zu denen wir uns wohl auch zählen müssen) statt - extrem peinlich!

Nachdem wir einen Burger in dem Imbiss am Hafen zu uns genommen haben, wechseln wir den Schauplatz und gehen hinüber zum Sportboothafen. Dort gibt es einen schönen Spielplatz, wo sich unser Jüngster austobt. Just in diesem Moment schickt ein alte Freund von mir seinen Standort: Er ankert in der Schönen Bucht westlich von Ærøskøbing. Da wir in unserem Urlaub schon das eine und andere Mal nahe aneinander vorbeigefahren sind, ohne uns zu treffen, verholen wir uns kurzentschlossen in die schöne Ankerbucht. Wir verbringen dann einen lauschigen und äußerst geselligen Abend an Bord der 40-Fuß großen "Hallig". Ein riesen Dampfer mit nur 80 cm Tiefgang, aber natürlich mit Hubkiel.

 



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.