„Corpus Delicti“ – Das Beweisstück eines Verbrechens!

25.06.2021, Fahrdorf - Ankerplatz Missunde

Sie soll tatsächlich klappen! Wir wissen aus erster Hand, dass die Funktion der Lindaunisbrücke zur Zeit wiederhergestellt ist. Eine frohe Kunde, allerdings drängt sich uns unweigerlich die Frage auf: "Wie lange?". Aber wir sollten lieber im Hier und Jetzt leben und uns nicht über Dinge der Zukunft scheren.

Jedoch beschert uns die nahe Zukunft ganz unverhofft ein Wochenende in trauter Zweisamkeit. Zwei Nächte ohne ein einziges Kind! Das hatten wir seit 8 Jahren nicht. Wir lieben unsere Kinder über Alles, daran soll nicht der geringste Zweifel bestehen! Aber wir halten auch mal für ganz kurze Zeit ohne sie aus. Unser unermessliche Dank geht an unsere Freunde in Fahrdorf!!

Wir steuern heute einen Ankerplatz gegenüber des Missunder Yachtclubs an. Viel Platz gibt es dort nicht zum Ankern, speziell nicht für das Ankermanöver. Aber es ist einfach eine ungemein schöne Stelle mit wunderbarem Blick auf die vorbeifahrenden Schiffe. Außerdem bleibt uns die Sonne am Abend hier ziemlich lange erhalten. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten können wir mit unserem Tiefgang von 1,10 Meter sehr nahe am Ufer ankern, so dass wir den Schiffsverkehr nicht behindern. Wir müssen das Ankermanöver in Richtung Land durchführen, da wir noch eine Landleine am Heck ausbringen wollen. Wir lassen den Anker in einem genau abgeschätzten Abstand zum Ufer ins Wasser und geben Richtung Land Rückwärts. Dann bringen wir eine Heckleine ans Ufer aus, so dass die Schiffslängsachse einen Winkel von ca. 30 Grad zum Ufer bildet. Die Heckleine holen wir dann etwas dicht, so dass wir durch die moderate Vorspannung Stabilität in unser "Anker-System" bekommen. So bleibt unser Schiff in der vorgegebenen Position und wir verhindern, dass das Heck Richtung Land treibt, denn wir haben nur 0,6 Meter unterm Kiel.

Die Schlei ist an dieser Stelle sehr schmal und geschützt. Das regelmäßige Übersetzen der Fähre hat schon fast eine hypnotische Wirkung. Die nebeneinander liegen Schiffe des Missunder Yachtclubs sind sehr schön anzuschauen. Das beste sind die vorbeifahrenden Schiffe. Es ist wie ein Schaulaufen von zum Teil wunderschönen Holzschiffen und Jollen, aber auch traditionelle Motorboote sind dabei, wie z. B ein Vertenskreuzer.

Später setzen wir mit unserem Schlauchboot zum Steg des Missunder Yachtclubs über und spazieren am Missunder Fährhaus vorbei zu einem kleinen Imbiss, hinter dem Missunder Fährhaus. Das öffnet leider erst am 1. Juli. Aber dieser Imbiss ist auch wirklich sehr gemütlich und man hat einen schönen Blick, auch auf die Schlei. In dieser Gegend ist heute Abend rein gar nichts von Massentourismus zu spüren. Die wenigen Gäste grüßen freundlich und alle wirken sehr entspannt.

Auf dem Rückweg lassen wir uns eine ganze Zeit lang in der untergehen Sonns in unserem Schlauchboot trieben. Traumhaft, einfach die Seele baumeln lassen und die Stille genießen. Keiner will heute was von uns, wir können uns Zeit lassen wie wir wollen - absolut ungewohnt!

25.06.2021, Ankerplatz Missunde - Wormshöfter Noor

Es war eine sehr ruhige Nacht. Da wir die Brückenöffnung Lindaunis um 10:45 nutzen wollen, legen wir rechtzeitig ab. Ich würde mir gerne die alte Brückenkonstruktion nochmal aus der Nähe anschauen. Denn eigentlich ist es ein schönes und technisch interessantes Bauwerk und es ist schade, dass es einer neuen Konstruktion weichen soll. Nun hat die historische Klappbrücke eher etwas von einem "Corpus Delicti" - also ein Gegenstand bzw. Beweisstück, an dem sich anhand äußerer Merkmalen ein Verbrecher oder Verbrecherin überführen lässt. Nicht, dass ich die DB als "Verbrecherin" zu bezeichnen beabsichtige. Aber "gefühlt" (fühlen darf man ja Alles!) sind die sich an dieser Brücke sowohl im äußeren Erscheinungsbild als auch in der mangelnden Funktion vereinenden Merkmale Indizien für Nachlässigkeit und die von mir schon erwähnte Impertinenz, die ich auch im täglichen Pendelverkehr mit der Bahn spüre.

Heute aber kann ich nicht meckern: Pünktlich um 10:45 Uhr öffnet sich das Tor zur großen weiten Welt! Da wir zeitig bei der Brücke waren, konnten wir uns ganz vorne einreihen. Nicole kam nämlich die Idee, dass wir es heute, aufgrund der günstigen Voraussetzungen wie Wind- und Strömungsverhältnisse, innerhalb einer Stunde bis zur Öffnung der Klappbrücke in Kappeln schaffen könnten. Dafür bräuchten wir eine Motordrehzahl von 2.300 U/min. Die stelle ich dann auch genau ein. Und tatsächlich, wir schaffen es bis auf die Minute genau zur Brückenöffnung. Faszinierend, diese Frau!

Wir steuern dann das Womshöfter Noor bei Kappeln an und legen uns vor Anker. Das Ankerfeld wächst den Tag über kontinuierlich an. Am Abend setzen wir dann mit dem Schlauchboot über und gehen nach Maasholm. Es gibt diverse Sitzbänke mit traumhaftem Ausblick, sowohl auf das Ankerfeld hier im Wormshöfter Noor, als auch auf der anderen Seite von Maasholm auf Schleimünde. Wir haben uns Getränke eingepackt und wechseln von einer zu nächsten Bank mit schöner Sicht. Später kehren wir dann in die Gaststätte "Am Schleieck" ein. Wir stellen uns in die mittlerweile kleiner gewordene Warteschlange, bis uns ein einzelner Herr an einem Tisch zu uns bittet. Wirklich sehr nett! So mussten wir nur wenige Minuten warten. Wie wir erfahren, hat er sein Segelboot seit 25 Jahren in Maasholm liegen und ist Stammgast bei "Schunta", ein bekanntes und beliebtes Restaurant am Hafen. Leider muss man sagen "war", denn es gab im letzten Jahr ein Betreiberwechsel. Der Pensionierte Mitarbeiter bei "Blohm + Voss" in Hamburg hat viele interessante Geschichten zu erzählen. Direkt neben uns sitzen dann noch Bekannte aus Elmshorn, sehr lustig!

Die untergehende Sonne genießen wir dann an Bord. Ein schöner und viel zu kurzer Tag geht zu Ende.

 

25.06.2021, Ankerplatz Missunde - Fahrdorf

Den Rückweg nach Fahrdorf treten wir heute in Ruhe an. Wir lassen uns eine Stunde mehr Zeit zwischen den Brückenöffnungszeiten von Kappeln und Lindaunis. Bei Stexwig machen wir noch einen kurzen Badestop, dann geht es nach Fahrdorf. Unser Jüngster hat die Zeit bei unseren Freunden offensichtlich sehr genossen. Es gibt noch selbstgemachte Erdbeertorte mit von den Kindern selbst gepflückten Erdbeeren - richtig toll!!

Eine kompakte Arbeits- und Urlaubsvorbereitungswoche liegt vor uns. Wenn Alles gut geht, brechen wir Freitag in Urlaub auf. Eine gewisse Vorfreude läßt sich nicht verheimlichen!

 






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