Dänische Südsee – Himmelfahrt 2024

08.05.2024, Marina Minde - Høruphav Havn

Der letzte Blog-Beitrag endete mit den Worten: "Ich hoffe sehr, dass ich noch in dieser Woche eine Ersatzheizung auftreiben kann!." Leider hatte ich vergebens gehofft! Das Paket, dass von einem namenhaften Paketdienstleister von Ahrensfelde nach Elmshorn transportiert werden soll, wird tagelang nicht bearbeitet. Seit Samstag, den 04.05.2024, ist es "unterwegs", seit nunmehr über einer Woche! Ich halte mich mit weiteren Kommentaren an dieser Stelle lieber zurück!

Fahren wir also heute OHNE Heizung los. Auf Kälte habe ich mich dieses Mal besser vorbereitet: Warme Jacke, Thermohose, Handschuhe etc. sind eingepackt. Trotzdem werden wir wohl wegen der kühlen Nächte zunächst einmal Häfen anlaufen und nicht vor Anker gehen.

Auf der Fahrt nach Marina Minde sitze ich etwas einsilbig am Steuer, denn die Heizung lässt mich immer noch nicht los. Es ist nicht nur die nicht mehr gegebene Unabhängigkeit von Häfen was im Innern nagt, sondern es ist auch die Tatsache, dass wir mit einer Baustelle in der Toilette losfahren: Hängende Schläuche und Kabel, sowie Halterungen der Heizung, an denen man sich verletzten kann. Außerdem hatte ich heute am frühen Morgen einen zweistündigen Zahnarzttermin, dessen Nachwirkungen ich nun deutlich zu spüren bekomme.

Als wir dann aber mit unserer "Hanna" den Hafen von Marina Minde verlassen, beruhige ich mich und wir freuen uns auf die kommenden Tage.

Wir sind uns einig, dass wir morgen nach Søby segeln wollen, daher ist Høruphav Havn ein guter Ausgangspunkt. Viel los ist hier nicht, so dass wir einen wunderschönen Liegeplatz, direkt neben der Hafeneinfahrt bekommen. Høruphav Havn hatte ebenfalls einiges bei der Sturmflut im Oktober 2023 abbekommen. Offensichtlich war man hier sehr fleißig, die Stege sind repariert und auch die Stromsäulen angeschlossen. Bei dem "Hotel Baltic" hat man für freie Sicht auf den Hafen und das Haff gesorgt. Der Hang wird mit einer Spundwand gesichert. Die Holzkohlegrills wurden offensichtlich gegen einen großen Gasgrill ausgetauscht.

Wir genießen den wunderschönen Abend in der Abendsonne, morgen geht es weiter Richtung Osten.

09.05.2024, Høruphav Havn - Søby Havn

Der Tag beginnt sonnig und wir legen um halb neun Uhr morgens ab. Wind zum Segeln haben wir nicht. Der Hafen von Søby ist ziemlich leer, so dass wir freie Platzwahl haben. Später gehen wir hoch zum Bäcker und trinken dort auf der Terrasse einen Kaffee. Die Bäckerei wird von Deutschen Einwanderern betrieben. Am späten Nachmittag gehe ich joggen und komme in Søby an dieser Firma (siehe Bild), die kleine Hausboote herstellt, vorbei. Was es hier auf der Insel alles so gibt?

Direkt im Anschluss an meine Joggingrunde gehe ich zum hiesigen Brugsen am Hafen. Ich bin auf der Suche nach roten Rosen, denn dummerweise kam es für mich sehr überraschend, dass wir heute 10-jährigen Hochzeitstag haben! Die Farbe rot ist zwar vergriffen, aber dafür finde ich schöne rosafarbene Rosen, aus denen ich einen Strauß mit selbst gepflücktem Grün binde. Ich finde direkt beim Spielplatz am Hafen einen Tisch, wo ich mich an die Arbeit mache. Als ich zwischendurch einmal kurz hochschaue, sehe ich drei junge Mütter zusammenstehen, die ganz offensichtlich Freude an meiner Hingabe beim Binden meines Rosenstraußes haben. Schließlich mache ich mich mit meinem Jogging-Outfit und dem Blumenstrauß hinter dem Rücken auf den Weg zum Schiff, welches wir sinnigerweise ganz hinten am vorletzten Steg festgemacht haben. Vielfältige Sprüche von den mittlerweile zahlreich eingetroffenen Seglerinnen und Segler sind vorprogrammiert. Aber ich bin ja auch selber Schuld, das hätte ich sicher vermeiden können! Dennoch, die Freude bei uns an Bord ist glaube ich groß; ich hab's gerade nochmal gerettet!

Zum Abend hin bedeckt sich der Himmel. Mit warmen Klamotten sitzen wir draußen und genießen ein dänisches Abendbrot mit "Karry Silt", "dansk leverpostej" usw. - traumhaft lecker!

10.05.2024, Søby Havn - Falsled

Gegen 9 Uhr legen wir ab und motoren mit nordwestlichem Kurs gegen Wind und Welle an. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell sich eine Welle aufbaut, denn viel mehr als 4 Beaufort sind es nicht. Auf Höhe des Fähranlegers Bøjden (Fähre Korshavn - Bøjden) setzen wir die Segel und genießen die letzten Meilen ohne Motorlärm. Im Hafen von Falsled sehen wir nicht ein einziges deutsches Boot. Das Meiste spielt sich an diesem langen Himmelfahrtswochenende wohl eher in den bekannten Häfen von Ærøskøbing, Lyø usw. weiter ab. Wir finden im Hafen von Falsled einen wirklich schönen Liegeplatz, ganz außen, längsseits am Steg mit wunderschönem Blick aufs Wasser und den Hafen.

Am frühen Nachmittag kommt ein langjähriger Freund zu Besuch. Er ist zufällig hier mit seinem Fahrrad, ausgerüstet mit Zelt und Isomatte, unterwegs. Er bereist die dänische Südsee auf dem Landwege. Die hierfür erforderliche Infrastruktur ist in Dänemark mit einem Netz von Naturlagerplätzen und Shelters gegeben. Wie unser Freund berichtet, sind die bereitgestellten Örtlichkeiten häufig in einem bemerkenswert sauberen Zustand. Teilweise sind diese Plätze in besonders exponierten Lagen mit traumhaftem Blick gelegen. Wenn man das so hört, bekommt man direkt Lust, das auch mal zu probieren.

Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang am Wasser entlang, Richtung  Süden. Wir kommen dann zu einem Campingplatz, der unglaublich schön gelegen ist. Hier stehen auffällig viele kleine Camper. Der Platz ist sauber und schön angelegt und es gibt noch viele freie Plätze ("Falsled Strand Camping").

11.05.2024, Falsled - Ankern Alssund (Arnkil)

Wir liegen günstig zur Hafeneinfahrt, so dass wir unser Schiff um viertel nach acht Uhr entlang des Steges nach hinten rausdrücken, die ausgerollte Fock backhalten und bei 1 bis 2 Windstärken aus dem Hafen segeln. Später greifen wir allerdings auf unseren Motor zurück, da wir nur 2 bis 3 Knoten laufen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und als wir die Nordspitze von der Insel Als umrunden, erstrahlen die Rapsfelder in einem leuchtenden Gelb, davor das blaue Wasser - schon schön!

Gegen viertel vor zwei am Nachmittag erreichen wir unseren Ankerplatz. Leider haben wir erneut große Probleme, den Anker im bewachsenen Grund des Alssundes fest zu bekommen. Fünf Anläufe sind notwendig. Der Anker muss halten, weil wir ziemlich dicht am Ufer sind. Belohnt werden wir durch ein wahres Schauspiel in Form einer Kuhherde mit vielen Kälbern, die am Ufer entlang traben und vor lauter Lebensfreude kleine Luftsprünge vollführen. Das Muhen und der landwirtschaftliche Geruch passen im ersten Moment gar nicht zu dem ansonsten recht maritimen Ambiente.

Das Wasser hat 14,4 Grad , so das angebadet werden kann - naja, es beschränkt sich auf einmal Untertauchen.

Heute ist der erst warme und sonnige Abend vor Anker - ein Traum!

12.05.2024, Ankern Alssund (Arnkil) - Marina Minde

Ein wunderschöner Morgen, wir trinken unseren obligatorischen Kaffee draußen in der Plicht. Erst spät lichten wir den Anker. Heute ist Muttertag und wir sind heute Abend noch mit meiner Mutter verabredet. Außerdem sind Freunde von uns auf Überführungsfahrt nach Marina Minde, die wir dann mit dem Auto mit nach Elmshorn nehmen.

Wir lichten den Anker, drehen den Bug unseres Schiffes, mit 30 cm heruntergelassenem Schwert und backgehaltener Fock, in Richtung Süden. Mit einem harten Amwindkurs segeln wir mit ordentlich Krängung Richtung Süden. Später auf der Flensburger Förde fahren wir bei achterlichem Wind und ausgebaumter Fock über 7 Knoten - das macht Spaß. Was dann allerdings keinen Spaß mehr macht ist die Tatsache, dass ich nach dem Starten unseres Motors vor der Hafeneinfahrt in Marina Minde trockene/hole Geräusche vom Auspuff her wahrnehme. Meine Befürchtung bewahrheitet sich sogleich: Kein Wasser aus dem Auspuff - was für eine Riesenschei...! Wir lassen den Motor an und fahren damit zügig in unsere Box. Ich kann es nicht glauben, was soll das jetzt wieder sein?? Obwohl wir eigentlich los wollen/müssen, mache ich mich noch schnell an die Fehlersuche:

  1. Filtergehäuse abmontieren, Filterdeckel losschrauben und mit dem Wasserschlauch bei laufender Maschine den Filter stetig nachfüllen. Ergebnis: Das Wasser wird von der Pumpe weggefördert (ist aber auf Zulauf) und aus dem Auspuff kommt in gewohnten Mengen Wasser gelaufen. Also keine Verstopfung auf der Druckseite der Wasserpumpe.
  2. Wasserschlauch in den Seewasserzulauf halten und schauen, ob der Durchgang nach draußen gegeben ist: Das Wasser fließt einwandfrei ab: Also keine Verstopfung in dem Bereich des Ansaugstranges (z.B. durch eine Qualle oder so).
  3. Seewasserpumpe ausbauen und Deckel aufschrauben: Impeller sieht gut aus, alle Flügel noch vorhanden und nicht eingerissen. Keine sonstigen Beschädigungen zu sehen.
  4. Seewasserventil schließen, Wasser in den Seewasserfilter gießen, bis der Filter randvoll ist. Dann Deckel auf das Filtergehäuse schrauben und schauen, ob bei laufender Maschine der Wasserstand im Filter sinkt. Das wäre ein Hinweis auf eine Leckage im Ansaugstrang (Tipp kam von unserem backbordseitigen Nachbarn - danke!) Ergebnis: Der Wasserstand sinkt nicht, also keine Undichtigkeit im Ansaugbereich des Systems.
  5. Abkotzen und Wutanfall in den Griff bekommen.

Und jetzt kommt das Unglaublichste überhaupt: Unsere Freunde laufen derweil mit ihrem Schiff ein und machen einige Plätze neben uns fest. Neben den etwas auffälligen Motorgeräuschen sind dabei deutlich Laute und Gesten wahrzunehmen, die üblicherweise mit einem ausgeprägten Wutanfall in Verbindung zu bringen sind!  Während ich noch mit meinen eigenen Wallungen vor unserem Motor knieend zu kämpfen habe, nimmt Nicole die Leinen unserer Freunde an und erfährt sogleich den Grund der unsäglichen Gemütsverfassung meines langjährigen Musikerfreundes: Nach dem Starten des Motors, eben vor der Hafeneinfahrt, kommt kein Wasser aus dem Auspuff! Mal im Ernst, kann das wirklich wahr sein oder was findet hier statt? Bei so etwas muss es doch wohl einen kausalen Zusammenhang geben!

Unsere Freunde ergreifen ähnliche Maßnahmen, wie die zuvor beschriebenen und sind im Gegensatz zu mir, schnell einen Schritt weiter: Nach dem Durchspülen des Anlaufstranges kommt wieder Wasser aus dem Auspuff. Ich komme derweil dem Wahnsinn immer näher. Mein alter Kumpel, der mittlerweile wieder deutlich klarer denken kann als ich, kommt schließlich an Bord und schlägt vor, den Ansaugschlauch der Pumpe am Filter zu lösen und aus einem Eimer Wasser, der unten auf dem Boden des Schiffes steht, das Wasser ansaugen zu lassen -  hierdurch simulieren wir im Prinzip das Ansaugen von außen. Tja, was soll ich sagen: Null, null Ansaugen, nur wenn ich den Filter hoch halte (auf Zulauf) gelangt Wasser zur Pumpe und durch den Auspuff nach draußen. Als Fehler bleibt hier nur noch ein Dysfunktion oder auch ein unsäglich niedriger Wirkungsgrad der Wasserpumpe. Ist die Papierdichtung undicht? Bei zwei der 6 Deckelschrauben der Seewasserpumpe bemerkte ich, dass ich nicht genügend Drehmoment aufbringen kann und dann das Gewinde und auch der Schraubenkopf "übergnaddeln". Zieht die Pumpe hier Luft? Da wir jetzt einfach keine Zeit mehr haben und los müssen, ist das jetzt per Definition der Fehler: Ich kümmere mich also umgehend um eine Ersatz-Seewasserpumpe, natürlich bis nächsten Freitag, da wir ja Pfingsten wieder los wollen! Ich hoffe inständig, dass wir Freitag mit Ersatzpumpe nach Marina Minde fahren können!!

 





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