Sommerurlaub 2020 – Endspurt

16.07.2020, Ankern vor Ærøskøbing – Høruphav -> Høruphav Havn

Die morgentliche Törnplanung, die bei uns sehr oft spontan bei einem kräftigen Kaffee erfolgt, ergibt wiedereinmal verschiedene Varianten: Entweder wir umrunden die Insel Ærø nördlich oder südlich. Die südliche Variante ist „segelbar“, da Raumschotkurs, die nördliche Variante ist für uns heute nur „motorbar“, da Kreuzen zu lange dauern würde und unser jüngstes Crew-Mitglied meutern würde. Die südliche Variante bedeutet, den Hafen Marstal anzulaufen. Wir haben allerdings Bedenken in Bezug auf die Auslastung des Hafens. Wir hatten zu Beginn unseres Urlaubs eine sehr schöne Zeit dort, mit einer großen Auswahl an Liegeplätzen und warmen Wasser- und angenehmen Lufttemperaturen. Das wäre heute sicher nicht gegeben! Wir entschließen uns daher, Ærø nördlich zu umrunden und uns bei Høruphav Havn vor Anker zu legen.

Nachdem wir den Anker vor Ærøskøbing gelichtet haben, laufen wir ersteinmal den alten Hafen von Ærøskøbing an, um zu tanken. Wir haben Glück: Der Platz wird gerade in dem Moment frei, als wir in den Hafen laufen. Pech haben diejenigen, die nach uns kommen, denn unser Tankvorgang dauert extrem lange, da unsere Tankentlüftung nicht so performt, wie sie eigentlich sollte. Das hat zur Folge, dass wir den Tank nur sehr langsam befüllen können, damit genug Luft entweichen kann. Die Hoffnung der beiden wartenden Motorbootfahrer, dass der kleine Tank von so einer "lächerlichen Segelyacht" im Nu betankt sein dürfte, wird quälend langsam aber sicher durch unseren nicht enden wollenden Tankvorgang erstickt. Die steigende Nervosität sowie die zunehmende Verwunderung darüber, was für vermeintlich riesige Mengen an Diesel in unser Schiff passen, bilden sich proportional zur Betätigung des Bugstrahlruders aus. Immer häufiger und zum Ende hin wirklich penetrant, dröhnt dieses nervige Geräusch über den Hafen. Wir haben schließlich knapp 53 Liter Diesel getankt und sind froh, ablegen zu können.

Wir motoren gegen bummelig 4 Beaufort an, bis zur Nordspitze Ærøs. Danach setzen wir Segel. Nach ca. 3 Seemeilen hat der Wind jedoch soweit nachgelassen, dass wir aufgeben und bis Høruphav Havn motoren und uns östlich des Hafens vor Anker legen. Zunächst auf Legerwall, da der Wind später nördlich kommen soll – macht er sogar auch! Es gibt Segler, die sich auf die andere Seite des Høruphav gelegt haben und später „umdisponieren“ müssen.

Am späten Nachmittag fahren wir mit unserem Schlauchboot zum Hafen, um die Belegung zu begutachten. Zu unserer starken Verwunderung gibt es noch viele freie Plätze – der Hafen wirkt etwas leer.

Der neue Hafenmeister feuert gerade Kohle an. Wir schauen uns gegenseitig an. Jeder weiß vom Anderen, was der nächste logische Schritt ist: Wir wollen unsere Hanna hier hin verholen und grillen!

Angefixt durch diese geile Idee sprinte ich zum Schlauchboot und setze zur Hanna über. Mir wird klar, dass ich jetzt das ganze Getüddel alleine machen mußssund dabei Nichts vergessen darf: Fender anbinden und zurechtlegen, Vorleinen und Heckleinen anbinden und zum Anlegen präparieren usw. Das ist einer der Gründe, warum ich es mittlerweile nervig finde, einen Hafen anzulaufen! Beim Ankern lasse ich einfach den Haken runter, Einfahren – fertig! (Weitere Vorteile: Keinen Landstrom legen, kein Liegegeld bezahlen, bessere Aussicht, schnelleres Ablegen, kürzerer Wege zu den Örtlichkeiten, bessere Bademöglichkeiten, usw. usw. - kleines Plädoyer für das Ankern!)

Nachdem ich auch den Außenborder und das Schlauchboot versorgt habe, starte ich den Motor, hole den Anker hoch und mache mich auf zum Hafen. Dort angekommen, springen Piet und Nicole an einem Steg an Bord und wir steuern eine frei Box im westlichen Teil des Hafens an. Wir statten Piet mit Pütz, Krebsangel und Kescher aus, während wir unser Grillgut zusammenpacken und uns bei den Grillplätzen einfinden. Es wird ein entspannter Abend, bei einigermaßen milden Temperaturen und Piet genießt die Gegenwart Gleichaltriger.

17.07.2020, Høruphav Havn – Ankern im Wormshöfter Noor (Schlei)

Nach einer erwartungsgemäß ruhigen Nacht, starten wir mit der Morgensonne Richtung Süden. Wegen Flaute mit „flüssig Wind“. Wir haben den Pinnenpiloten  installiert und den Cockpittisch aufgebaut, den wir schließlich zum Frühstücken eindecken. Als wir Kalkgrund hinter uns haben, sehen wir von Achtern ein Boot der Küstenwache aufkommen. Für uns ist der Zeitpunkt gekommen, den Frühstückstisch abzuräumen und das unseemännische Verhalten zu beenden.

Um so seemännischer ist es dann, das Nicole daran denkt, die dänische Gastlandflagge (unter Tränen!) zu bergen. Wie wir auf der Schlei und auch sonst auf deutschen Gewässern schon oft gesehen haben, wird das gerne vergessen. Wir haben es ehrlich gesagt auch schon geschafft, in der Schleuse von Brunsbüttel von Bekannten auf unser Versäumnis aufmerksam gemacht zu werden!

Im Wormshöfter Noor (bei Maasholm) wollen wir ankern und abends im „Am Schleieck“ abwechslungshalber essen gehen. Ein Plan, der sich dann nicht umsetzen lässt, da ein enormer Ansturm auf derartige Lokale herrscht. Stattdessen nutzen wir die gerade verhältnismäßig kurze Warteschlange beim Eisladen am Hafen, um Piet ein unvernünftig großes Eis vor dem eigentlichen Abendessen zu kaufen. Nicole und ich haben uns einen kleinen Weißwein und Pappbecher mitgenommen – wir waren auf Alles eingestellt. Wir nehmen auf einer zufällig frei gewordenen Bank Platz und genießen den Ausblick auf den Hafen und die Schlei und beobachten das Treiben um uns herum – auch solche Momente sind sehr schön und kommen meist unverhofft.

Unser Abendessen bereitet Nicole dann noch an Bord zu. Als wir zu unserem Schlauchboot zurückgehen, und ein Blick auf unser Schiff werfen, können wir nicht so ganz glauben, was wir dort sehen: Direkt hinter unserer Hanna quält sich ein Ausflugsdampfer durch das ziemlich enge Ankerfeld! Das geschieht ohne jeglichen Zwang, da hinter dem Ankerfeld noch genügend Platz und ausreichend Wassertiefe vorhanden ist. Aus unserer Sicht ein völlig unnötiges Risiko, was der Kapitän zur Unterhaltung der Fahrgäste eingeht!

Zum Sonnenuntergang gehen Piet und Nicole nochmal zu Bach - die Schlei hat hier bereits wieder über 20°C.

18.07.2020, Ankern im Wormshöfter Noor (Schlei) – Ankern im Lindauer Noor

Wir laufen unser letztes Zwischenziel vor Ende unseres Urlaubes an. Bevor wir, auch wieder kurzentschlossen, ins Lindauer Noor fahren, gehen wir gegenüber von Arnis, in einer kleinen Bucht vor Anker. Hier genießen wir die Zeit an Bord und natürlich gehen wir ausgiebig baden (22°C Wassertemperatur).

Am späten Nachmittag fahren wir dann weiter und passieren die Lindaunisbrücke um 16.45 Uhr. Ganz spontan entschließen wir uns, einmal in das Lindauer Noor zu fahren. Dafür muss Nicole die Pinne beherzt umlegen, da wir fast schon vorbei gefahren sind. Mit geringer Fahrt steuern wir in das Noor. Für nicht Ortskundige: Hier ist es sehr flach, bedeutet max. Wassertiefe ist 1,7 m, meistens jedoch noch darunter. Wir können erstaunlich weit in das Noor hineinfahren, wobei wir den größten Teil der Strecke lediglich um die 40 cm unter dem Kiel haben.

Die ist ein sehr ruhiger und geschützter Ort, der auch bei stärkerem Wind ausreichend Schutz bietet – das gefällt uns. Gegenüber der „Schleimarina Lindauhof“ gehen wir schließlich vor Anker. Natürlich gehen wir baden und Piet entdeckt das SUP für sich, mit dem er nach kurzer Zeit virtuose Manöver durchführt. Wir genießen den letzten Abend unseres Urlaubs bei angenehmen Temperaturen auf unserem Schiff, umgeben von wunderschöner Natur.

19.07.2020, Ankern im Lindauer Noor - Fahrdorf

Wir starten, für uns ungewöhnlich spät am Morgen und navigieren entlang unseres gestern aufgezeichneten Tracks aus dem Noor. Die Schlei ist wiedereinmal so wunderschön und wir begegnen wahren Schönheiten der Meere. Elegante Holzboote mit prall gefüllten Segeln, die sanft durch die Gewässer der Schlei gleiten. Bei uns schippert derweil ein wenig Wehmut mit – aber nach dem Törn ist vor dem Törn!

Bevor wir in Fahrdorf festmachen, legen wir einen kurzen Badestopp, eine knappe Meile hinter der Stexwiger Enge ein.

Als Resümee unseres Urlaubes: Wir haben wunderschöne neue Orte kennengelernt und haben viele stimmungsvolle Momente erleben dürfen. Außerdem haben wir ein großes Spektrum an Temperaturen und Wind erlebt. Wir sind bei Wassertemperaturen von 28°C in der Schlei gestartet. In der Ostsee haben wir im Kleinen Belt einen Tiefstwert von 11,2°C (!) gemessen. Der langanhaltende, stürmische Wind, den wir in Assens abgewettert haben, war schon beeindruckend. Wir sind sehr viel gesegelt und waren teilweise sehr schnell unterwegs - das hat richtig Spaß gemacht! Wir freuen uns auf mehr!

 








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