Sommerurlaub 2020 – Von Ankerplatz zu Ankerplatz

11.07.2020, Middelfart, Nyhavn 2 - Ankerbucht Faenø, südöstlich

Heute haben wir uns für eine kurze Etappe Richtung Süden entschieden. Wir steuern die offensichtlich sehr beliebte, kleine Ankerbucht bei Faenø an. Dort liegen außer uns bereits sechs weitere Freizeitskipper mit ihren Booten vor Anker – und es werden im Laufe des Tages noch mehr. Es ist ein schöner Ort zum Ankern: Sehr geschützt bei westlichen Winden und es gibt viel zu sehen, da das südöstlich verlaufende Fahrwasser stark frequentiert wird. Heute bekommen wir dann noch eine besondere Attraktion zu Gesicht: Es ist die „Willem Van Oranje“, die genau heute und genau hier, das zuvor erwähnte Fahrwasser ausbaggert. So ein großes Schiff erwartet man hier nicht, so dass die Anwesenheit dieses Giganten ungewöhnlich erscheint. Beeindruckend ist auch der mehrere Meter variierende Tiefgang des Schiffes. Im entleerten Zustand ist ein Großteil des roten Unterwasserschiffes oberhalb der Wasseroberfläche zu sehen. Hat sich das Schiff mit Meeresboden vollgepumpt, ist nur noch ein kleiner Streifen zu sehen. Das Material, dass das Schiff hier aufgenommen hat, verklappt es dann eben nördlich von Fredericia in der Ostsee. Das können wir bei Marine Traffic mit dem AIS-Signal, das das Schiff aussendet, nachvollziehen. Wir werden den Tag über Zeuge von bestimmt vier solcher Manöver. Auch nachts schaut Nicole bei Marine Traffic nach dem Schiff, dass sich zu diesem Zeitpunkt unweit unseres Ankerplatzes befindet und abermals baggert – wir nehmen eine dumpfes Motorengeräusch war.

Das Wasser hat eine Temperatur von 14,2 °C und die Lufttemperatur beträgt gerade einmal 16,5 °C. Wir lassen uns nicht lumpen und gehen einmal kurz ins Wasser. Ich kann es aber leider nur ein paar Sekunden aushalten. Aber, es ist wirklich erfrischend!

12.07.2020, Ankerbucht Faenø, südöstlich – Torø Vig

Als wir morgens den Anker lichten und dann die Fock ausrollen, rauscht diese uns hinunter und landet größtenteils im Wasser – Fockfall gerissen! Das ist insofern ein ungünstiger Moment, als dass wir auf Fahrt im Schiff angewiesen sind, um dieses durch das Ankerfeld mit bestimmt 10 Schiffen zu navigieren. In solchen Momenten freut man sich dann über einen zuverlässigen Motor, der sofort anspringt, wenn man ihn braucht! Dass das Fockfall gerissen ist, ist keine ganz große Überraschung. Eigentlich mußte das passieren - ich hatte aber schon gedacht, dass es wenigstens noch eine Saison hält! Das Problem: Der Winkel des Fockfalls zum Rollprofils der Rollfockanlage ist einfach zu spitz, so dass sich das Fall beim Aufrollen um das Rollprofil bzw. obere Lager herumwickelt. Also ein Fall fürs Winterlager. Jetzt greifen wir erst einmal auf unser Spifall zurück und ziehen damit die Fock wieder hoch.

Wir nehmen Kurs auf Torø Vig, südlich von Assens gelegen. Der Wind nimmt zu, so dass wir später bei raumem bis achterlichem Wind über 7 Knoten fahren. Wir segeln nur mit Groß durch das sehr schmale Fahrwasser in die Ankerbucht vor Torø. Dort starten wir dann den Motor und suchen uns einen Liegeplatz. Natürlich geht mal wieder ein Schauer auf uns hernieder - man gewöhnt sich an fast Alles!

Hier stehen lauter Pfähle im Wasser, die mal mehr, mal weniger vertrauenserweckend aussehen. Wir machen schließlich an einem Pfahl ganz nahe am Ufer fest. Nach hinten und zum Land hin wird es schnell flach – ist aber ein toller Liegeplatz. Später binde ich unsere Hanna zusätzlich an einem benachbarten Pfahl fest, so dass der Bug etwa in der Mitte beider Pfähle zu liegen kommt. Auf diese Weise liegt unser Schiff sehr ruhig, trotz starker Böen der Stärke 6 Beaufort.

Zu unserer Großen Freude bekommen wir am Nachmittag Besuch von Kay von Eitzen. Er bringt uns sogar noch frischen Kuchen vom Bäcker mit! Kay: Ein großes Danke an dieser Stelle für diese tolle Idee. Wie immer, vergeht die Zeit wie im Fluge, bis Kay wieder aufbrechen muss. Das Bording, das sei hier nochmal erwähnt, geschieht mittels unseres winzigen Schlauchbootes und ist für so gestandene Männer wie Kay, nicht das bequemste Fortbewegungsmittel auf See. Aber mit beeindruckender Leichtigkeit besteigt Kay das kleine Dingi, in dem es auch keine Bodenbretter mehr gibt. Ich hatte das Dingi mit einer sehr langen, dünne Leine versehen, um es wieder zurückholen zu können. Auf diese Weise konnte Kay alleine im Dingi übersetzen. Auch hierfür danken wir Kay, dass er das sang- und klanglos mitgemacht hat!

Am späten Nachmittag erkunden wir dann die Gegend. Der kleine Ort Torø ist sehr nett, und sehr hübsch gelegen. Von dort aus gehen wir dann an das südöstlich gelegene Ufer, an dem eine stattliche Brandung auf Grund des starken Westwindes steht. Piet und ich steigen in die Fluten. Ich halte es allerdings nicht lange bei den eisigen Temperaturen aus.

Zurück an Bord erleben wir dann einen wunderschönen Abend. Die Sonne ist mittlerweile rausgekommen und wir können, seit langem mal wieder, auf unserem Vorschiff sitzen und einen Drink zu uns nehmen.

13.07.2020, Torø Vig – Ankerbucht Lyø

Der heutige Tag beschert uns überwiegend Sonne – eine willkommene Abwechslung! Leider mangelt es heute an Wind, aber wir wollen ja nicht unbescheiden sein! Die Fahrt aus der idyllisch gelegenen Ankerbucht vor Torø, genießen wir sehr. Die Landschaft ist wunderschön hier, so dass wir uns mit knapp 3 Knoten Fahrt viel Zeit lassen.

Als wir gegen halb zwei nachmittags die Insel Lyø erreichen, suchen wir uns einen Ankerplatz, der nicht so weit weg vom Hafen ist und andererseits günstig für den ab heutigem Abend vorhergesagten Südwind ist. Anfangs liegen hier höchsten eine Hand voll Schiff in der Bucht. Abends zählt Nicole über 60!

Aus dem riesigen Ankerfeld hallen immer wieder laute Schreie über die Bucht: Ein klares Zeichen dafür, dass eine weitere Crew einen Versuch unternimmt, den kalten Temperaturen der Ostsee zu trotzen. Nach dem Abendessen fahren wir mit dem Schlauchboot zum Hafen. Dieser ist gut besucht. Die Stege wurden größtenteils erneuert und der Steg, direkt an der Kaimauer verbreitert und mit Sitzgarnituren ausgestattet.

Zurück an Bord erleben wir schließlich einen wunderschönen Sonnenuntergang.

14.07.2020, Ankerbucht Lyø - Ankern vor Ærøskøbing

Der Morgen beginnt mit feinem Nieselregen, der später in leichten Regen übergeht. Wir holen den Anker an Deck und rollen dann die Fock aus. Wir navigieren durch das Ankerfeld. Dabei etablieren sich ganze 2,5 Knoten Fahrt, die uns jedoch nach kurzer Zeit zu nerven beginnen. Wir starten den Motor und nehmen Kurs auf Ærøskøbing. Dort laufen wir einen schönen Ankerplatz, südöstlich des alten Hafens an. Am Nachmittag setzen wir dann mit dem Schlauchboot über zum alten Hafen. Die Stadt ist ziemlich voll – erstaunlich. Im "På Torvet" gönnen wir uns einen kleinen Kaffee und Piet bekommt ein Eis. Nicole und ich sind sicher, dass viele Dänen in diesem Jahr im eigenen Land Urlaub machen. Der Parkplatz bei der Fähre ist voll mit Autos.

15.07.2020, Ankern vor Ærøskøbing

Heute machen wir einen „Ankertag“. Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Nicole und Piet gehen baden – ich habe gerade „nicht so viel Lust“. Auch heute ist die Warteschlange vor dem Eisladen beim Hafen nicht viel kleiner als gestern. Nach dem improvisierten Abendessen auf einer Sitzgarnitur im Marina-Hafen mit Brot, darauf Fisch und Würstchen, Schinken und Remoulade, stellen wir uns vor dem Eisladen in die Warteschlange und werden mit einem sehr leckeren Eis belohnt.

 




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