Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten (3)!

20.07.2021, Ankerplatz Dyreborg - Faaborg - Svendborg

Knack! Höllische Schmerzen! Ein kleiner Stein oder sonst irgendwas Hartes ist beim Kauen zwischen meine Zähne gekommen -  Und, ich habe sofort das Gefühl, dass das nicht gut war. Nicole, als Frau vom Fach, reicht ein kurzer Blick auf den 1/5-er Zahn: Ein Großteil der Innenwand des Zahnes ist gebrochen. Im Prinzip ist der Zahn einmal in der Mitte gespalten, wobei der lose Teil noch unten im Knochen feststeckt und beim Kauen unter starken Schmerzen hin und her klappt.

Wut steigt in mir auf, denn von 365 Tagen im Jahr muss das genau im lang ersehnten Urlaub passieren! Ich nehme mir vor, erst einmal nichts zu unternehmen und zu versuchen, den Zahn beim Kauen zu meiden. Leider geht der Plan nicht auf. Die Schmerzen nehmen weiter zu. So sehr ich es auch will, aber so geht es nicht weiter. Ich muss einen Zahnarzt aufsuchen! Nicole nimmt es gelassen, wir fahren zurück nach Faaborg und gehen dort hinter der Marina vor Anker. Hier kommt auch kein Sand durch den nach wie vor anhaltenden, starken Nordwest auf unser Deck (vgl. Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten! (1) ) - das hat schließlich oberste Priorität.

Ich setze mit dem Schlauchboot über und klappere drei Zahnärzte ab. Jedoch, Keiner will mir einen Termin geben - was für ein Mist! Optimistisch, wie meine Frau ist, schlägt sie vor, es nochmal in Svendborg zu versuchen. Ich bin skeptisch: Wieso soll es in Svendborg anders sein?

Wir legen ab und werden wenigstens mit einer schönen Segeltour belohnt. Zu allem Überfluss begrüßt uns "Delle" vor den Toren Svendborgs. "Delle" ist ein Delphin, der seit letztem Jahr häufiger nach Svendborg kommt und sich hier sehr wohl zu fühlen scheint. Er springt sogar ganz in der Nähe von uns aus dem Wasser. Leider bekommen wir das nicht mit unseren Handys eingefangen.

Kurz nach dem Einbiegen in die Hafeneinfahrt von Svendborg, kommen uns Segler entgegen und geben uns mit unmissverständlichen Gesten zu verstehen, dass der Hafen randvoll ist - keine Chance auf einen Liegeplatz! Wieder kommt Nicoles unersättlicher Optimismus zum Tragen. Sie steuert unsere Hanna weiter in den Hafen. Ich weigere mich jedoch, den ganzen Tütelkram, der zum Festmachen in einem Hafen notwendig ist, vorzubereiten. Der ganze Mist, wie Fender und Leinen bleibt schön am Heckkorb bzw. in der Backkiste - ich lasse mich doch nicht verarschen, wir gehen doch sowieso notgedrungen irgendwo vor Anker! Und, je näher wir dem Hafen kommen, desto mehr fühle ich mich bestätigt! Ausschau haltend stehe ich vorne am Bugkorb und zeige Nicole zufrieden immer wieder den Daumen nach unten - herrlich, wenn man Recht hat! Das der Hafen voll ist, ist stark untertrieben! Hier geht gar Nichts!! Nicole fährt unbeirrt meiner abwinkenden Gesten, jeden Winkel des Hafens weiter ab, während meine Genugtuung stetig zunimmt. Als Nicole dann aus dem vorderen Teil (bei der Straße) zurück in Richtung der Hafeneinfahrt fährt, legt ausgerechnet genau in diesem Augenblick ein Boot ab! Und das auch noch von einem der besten Plätze des Hafens, nämlich mit freier Sicht auf die Werft und die Hafeneinfahrt. Ich kann es nicht fassen! Leider stehe ich in diesem Moment ziemlich dumm da, denn ich hatte ja nichts, also überhaupt nichts, zum Anlegen vorbereitet. Ziemlich doof, denn hinter uns kreisen bereits mehrere Boote, um uns den Platz streitig zu machen! Nicole fährt bis kurz vor die Box und versucht unser Schiff dort zu halten, was aufgrund einer Querströmung nicht einfach ist. Ich haste derweil an Deck umher und binde Fender fest und bereite Leinen vorne und achtern vor (ich "liebe" diese Arbeit - beim Ankern brauche ich bloß das Eisen ins Wasser lassen!). Rechts und links von unserer Box stehen bereits dänische Skipper auf ihren Schiffen, um uns beim Anlegen zu helfen, oder vielleicht, um vermeintlichen Schaden abzuwenden. Ein äußerst peinlicher Moment, denn es dauert einfach eine gewisse Zeit, bis ich das ganze Zeug fertig vorbereitet habe! Das dänische Paar des Bootes auf unserer Backbordseite empört sich sogar über diese Fehlleistung: Wir kann man in einen Hafen fahren, ohne was zum Anlegen vorzubereiten! Die Beiden haben dann die gesamten zwei Tage, die wir dort lagen, nicht mit uns geredet, geschweige denn, sich beim Ablegen von uns verabschiedet - sie lassen uns in totaler Ignoranz ersaufen. Man, wie peinlich! Bei der späteren Nachlese des Manövers mit Nicole mache ich logischerweise keine sonderlich gute Figur! Aber, man muss auch einstecken können!

Da ich zur Zeit nicht "so gerne" esse (kaue), versteife ich mich mehr aufs Trinken. Bier hat ja auch einen gewissen Nährwert, außerdem wirkt es schmerzlindernd - ideal! Es wird ein wirklich toller und lustiger Abend. In Svendborg ist ordentlich was los. An unserem Steg findet dann sogar noch ein kleines Konzert statt. Einziger Haken: Unser Kabel für Landstrom führt quer über die provisorische Bühne und ausgerechnet in der Mitte befindet sich dann auch noch eine Steckerverbindung, die eine ideale Stolperfalle darstellt (siehe gelbes Kabel im Bild). Wir waren nach dem Anlegen zu langsam, so dass der frei gewordenen Stecker vom Segelboot, dessen Platz wir ergattern konnten, schon belegt war. Ich habe dann alle Verlängerungen (einschließlich einer Kabeltrommel) herausgekramt und die Säule am Hauptsteg angezapft. Die ist wirklich weit weg von unserem Liegeplatz und ich musste dafür die Kabel auch über eine schmale und von Touristen stark frequentierte Brücke verlegen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sich Jemand beschwert oder sogar über unsere Kabel stolpert.

21.07.2021, Svendborg

Heute ist Hafen- (Zahnarzt-) tag! Gestern schon hatte ich bei der ersten Praxis, die ich anlief Erfolg und einen Termin für heute 10 Uhr bekommen. Ich muss gestehen, ich freue mich auf den Termin! Nach nur 15 Minuten Wartezeit sitze ich auf dem Stuhl im Behandlungszimmer. Der nette "Tandlæge" (Zahnarzt) kann kein Wort Deutsch, ich aber dafür ein wenig Dänisch. Er ist ein älterer und offensichtlich auch erfahrener Zahnarzt. Schnell hat er verstanden, was das Problem ist und die Rückenlehne wird nach hinten gefahren; schnell ist eine Zange zur Hand. Das ist der Augenblick, wo ich meine Augen schließe. Er packt sich den abgebrochenen Teil des Zahns, um ihn herauszuziehen. Leider gelingt das nicht auf Anhieb. Er beginnt, das Stück nach innen zu biegen, um es unter gleichzeitigem Ziehen herauszulösen. Alleine die knackenden, knirschenden Geräusche führen bei mir zu leichten Kreislaufproblemen, von den Schmerzen ganz zu schweigen. Ich schaffe es, kein Laut von mir zu geben und der Zahnarzt bekommt das Teil schließlich heraus. Ich bin mir sicher, dass er sich das einfacher vorgestellt hat, denn erst jetzt bekomme ich eine örtliche Betäubung. Der Zahn wird dann notdürftig versorgt. Bezahlen muss ich dann in bar, wofür ich vollstes Verständnis habe. Es ist wohl schon häufiger vorgekommen, dass dänische Ärzte nach der Behandlung ausländischer Patienten auf ihren Kosten sitzen geblieben sind. Sehr zufrieden und frei von Schmerzen verlasse ich die Praxis. Ich freue mich schon auf heute Abend, auf ein schmerzfreies Abendessen!

Am Nachmittag bummeln wir durch die schönen Einkaufsstraßen von Svendborg. Abends gehen wir thailändisch essen - sehr zu empfehlen, der Thailänder am Hafen!

 


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