Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten (2)!

19.07.2021, Faaborg - Ankern bei Dyreborg

Die Beaufschlagung mit Sand und Staub durch den anhaltenden Nordwest-Wind ist wirklich immens, auch die Nacht hindurch. Wir sind uns einig, dass wir heute diesen Liegeplatz verlassen und uns irgendwo vor Anker legen wollen. Ich hatte die zweite Nacht unruhig geschlafen und kämpfe ein wenig mit Übermüdung; ich schlafe leider generell nicht so gut an Bord. Das ist aber nicht schlimm, normalerweise jedenfalls nicht. Heute jedoch wird es uns zum Verhängnis.

Es ist ein schöner Morgen, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Wir treffen die notwendigen Vorkehrungen für ein paar Ankernächte. Wir tanken Diesel und Wasser, den Einkauf hatten wir gestern schon erledigt. Für die Übernahme von Diesel krame ich unseren leeren 20-Liter-Kanister aus der Backskiste und gehe damit zu der Tankstelle, vorne am Hafen. Das Ganze zwei Mal, dann haben wir 40 Liter getankt, und mit den 23 Litern im Tank in Summe 63 Liter Diesel - das reicht fürs Erste.

Die Angst davor, dass ein weiterer Urlaubstag schnell zu Ende gehen wird, ist Grund genug, das Ganze mit mit einem gewissen Schwung anzugehen. Im Nu bin ich mit EC-Karte, Kanister und Handkarre an der Tankstelle. Die Eingabesäule steht an der Kaimauer, während die Tanksäulen mit den Aufschriften "Stander 1" und "Stander 2" direkt dahinter auf einem Steg montiert sind. Ich habe Glück: Es hat gerade ein Segler seinen Tankvorgang beendet, so dass ich sofort loslegen kann! So mag ich es!

Mit schnellem Finger wähle ich an der Eingabesäule "Stander 2". Bei "Stander 1" war der Tankschlauch vertörnt, was beim Tanken zusätzlich Zeit gekostet hätte! In wenigen Minuten ist unser 20-Liter-Kanister befüllt und ich begebe mich schnellen Schrittes auf den Rückweg, schließlich will ich ja noch einen Kanister tanken. An Bord starte ich den Tankvorgang mit unserer selbstgebauten Befüll-Mimik, die aus einem Kupferrohr, einem Handbalg und einem Schlauch besteht. Der Befüllvorgang läuft dann über das "Prinzip der kommunizierenden Röhren" selbständig - in der Zeit kann ich dann anderen Dinge erledigen. Leider hatte ich vergessen, die Quittung von der Eingabesäule mitzunehmen, so dass ich schnell zurück renne, um wenigstens ein Foto von dem Display an der Eingabesäule zu machen. Ich habe Glück, es hat noch Keiner einen weiteren Tankvorgang gestartet. Ich richte die Kamera auf das Display, wo noch "Stander 2" ausgewählt war. Aus der Perspektive kann ich unscharf die zugehörigen Tanksäulen im Hintergrund erkennen, auf der ich eine Aufschrift "Benzin" wahrnehmen kann. Mein daraufhin fokussierter Blick wechselt hektisch zwischen den beiden Tanksäulen "Stander 1", "Stander 2 hin und her. Erst jetzt lese ich die Aufschriften "Diesel" und "Benzin". Mir stockt der Atem: Über die Tank-Mimik an Bord läuft gerade seelenruhig Benzin in unseren Dieseltank!! In Bruchteilen von Sekunden schwanke ich zwischen "panikartig losrennen" oder "Nicole anrufen"! Ich entscheide mich für Beides gleichzeitig! Ich will nicht wissen, was ich in diesem Moment für ein Bild nach außen abgab. Während mir beim Laufen die Luft knapper wird, habe ich Nicole in der Leitung und rufe mit dem Bisschen Restluft: "Benzin! Du must die Mimik rausziehen!" Dank ihrer hervorragenden Auffassungsgabe reißt sie die Tank-Mimik raus.

Ich bin ehrlich: Als ich zurück an Bord bin, hat meine Stimmung ein kleines "Zwischentief" erreicht. Wie soll ich jetzt den Tank leerpumpen; und, wohin damit? Wir hatten jetzt eine Situation, die uns richtig Zeit kosten wird, und das, durch so eine bekloppte Unkonzentriertheit! Oder sind das Alterserscheinungen?? Ich hoffe, dass es in der latenten Übermüdung begründet ist!

Bei dem kleinen Maritim-Shop, direkt gegenüber der Zapfsäulen, will ich mich nach der Möglichkeit, Diesel-Benzin-Gemisch zu entsorgen, erkundigen. Leider hat der Shop noch nicht geöffnet. Im Hintergrund höre ich einen älteren Mann, der auf deutsch mit dänischen Akzent lautstark Deutsche Segler zurechtweist: Sie sind nach dem Tanken einfach mit ihrem Schiff vor den Tanksäulen liegengeblieben und sind ganz unverfroren am frühstücken. Dabei haben sie ganz offensichtlich völlig außer Acht gelassen, dass vielleicht noch andere Freizeitskipper aus dem randvollen Hafen an die Zapfstelle möchten. Als ich gerade frustriert zurück zum Schiff gehen will, geht dieser ältere Herr nach seiner berechtigten Zurechtweisung zum Maritim-Shop und öffnet diesen, obwohl dieser erst offiziell in einer Stunde geöffnet wird. Ich hatte einfach Glück! Ich spreche den Mann auf Dänisch an und sammle damit Pluspunkte. Er entpuppt sich als ein sehr sympathischer und auch hilfsbereiter Zeitgenosse. Ich erörtere mein Problem und er kann mir tatsächlich helfen: Direkt neben dem Shop darf ich mein Diesel-Benzin-Gemisch entsorgen. Außerdem erfahre ich von ihm, dass man Diesel bis 20% mit Benzin anreichern darf. Als Absicherung hat er extra noch einen Motorexperten angerufen. Ich kaufe daraufhin einen 10l-Kanister, nicht nur, um dort den Rest des Benzins aus unserem Diesel-Kanister zu füllen, sondern auch, um mich etwas erkenntlich zu zeigen.

Mit unserer Tank-Mimik pumpe ich dann mit dem Hand-Balg 20 Liter des Diesel-Benzin-Gemisches aus unserem Dieseltank in unseren geleerten Dieselkanister. Leider bekomme ich den Dieselkanister nicht tiefer als unseren Dieseltank, so dass ich hier nicht mit dem "Prinzip der kommunizierenden Röhren" arbeiten kann. Das restliche Diesel-Benzin-Gemisch kann im Tank bleiben, da ich im Anschluss noch 60 Liter Diesel tanke (bedeutet: 3 x Laufen und die richtige Säule wählen!). Ende gut, Alles Gut: Wir haben schließlich 75 Liter Diesel mit einem ganz geringen Anteil Benzin im Tank - das ist ok!

Schnell haben wir dann noch unseren Wassertank aufgefüllt und wir legen ab. Und tatsächlich: Wir passen durch die beiden Heckpfähle ohne diese auch nur zu berühren (vgl. Link zum Beitrag). Wir haben es nicht weit, denn wir legen uns quasi gegenüber von Faarborg vor Anker. Abends fahren wir mit dem Schlauchboot nach Dyreborg. Ein sehr netter, kleiner Hafen, den wir gerne auch mal mit dem Schiff anlaufen wollen. Wir erkunden ein wenig die Umgebung und sind begeistert von den idyllisch gelegenen Häusern mit ihren hübsch angelegten Gärten - wirklich wunderschön!

Abends sitze ich noch lange in der Plicht. Nach der ressourcenfressenden Tank-Aktion, lassen wir es etwas ruhiger angehen und ich hoffe, dass uns nicht noch weitere Stolpersteine in den Weg gelegt werden. Aber: Neues Ungemach bahnt sich leider an!

 

 


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