Sommerurlaub 2023 – Abwettern in Aarhus

07.08.2023 - 09.08.2023, Ankern in der Betrup Vig - Aarhus

Die Nacht hier vor Anker in der "Betrup Vig" war sehr schön und ruhig. Heute sind es gerade einmal 10 sm mit westlichem Kurs nach Aarhus. Der Wind hat, wie angekündigt, auf Ost gedreht und wir segeln mit fast achterlichem Wind bei um die 4 Knoten vor den Hafen Marselisborg Lystbådehavn. Unsere Freunde mit ihrer Bianca waren gestern schon von Ballen aus dort hingefahren und haben uns für heute einen Liegeplatz reserviert. Wir wollen gemeinsam das Sturmtief "Zacharias" hier abwettern. Das gelingt uns wirklich hervorragend und trotzdem erwischt uns Alle nach vier Tagen der Hafenkoller!

Spannend gestalten sich jedoch die ersten Stunden nach dem Festmachen auf dem Liegeplatz Nr. 141. Für das Reservieren bzw. Verlängern eines Liegeplatzes muss man drei Dinge wissen:

  1. In dem Hafen Marselisborg Lystbådehavn wurde ein Online-Reservierungssystem etabliert - die entsprechende Weboberfläche lässt sich über einen QR-Code vorne am Steg aufrufen -Top!
  2. Es existieren dann aber auch noch die sonst üblichen, rein analog ausgeführten Schilder (rot/grün) zur Kennzeichnung, ob ein Liegeplatz frei oder bereits reserviert ist. Sie sind letztlich völlig unabhängig vom vorgenannten Online-Reservierungssystem. Kein Hafenmeister kann und wird diese Schilder händisch mit dem Online-System ständig abgleichen - Flopp!
  3. Das Online-Reservierungssystem benötigt (viel) Zeit zum Updaten des Belegungs-Istzustandes, d.h. ein schon belegter Platz ist noch als "frei" im Onlinesystem dargestellt oder ein physisch freier Platz als belegt oder er ist gar nicht erst im Online-Reservierungssystem aufrufbar -Flopp!

Hätten wir vor Einlaufen in diesen Hafen über dieses Wissen verfügt, hätten wir uns die Achterbahnfahrt der Gefühle, hervorgerufen durch vermeintliche Erfolge und Misserfolge beim Reservieren bzw. Verlängern der Liegeplätze, ersparen können.

In Unkenntnis der vorgenannten drei Fakten, waren wir beim Reservieren und Bezahlen unseres Liegeplatzes Nr. 141 mit unserem Latein schnell am Ende und sahen uns gezwungen, den Hafenmeister aufzusuchen. Wir haben sogar Glück und treffen ihn zufällig vor seinem Büro an. Eines ist jedenfalls klar: Wir sind nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen sind, die stürmischen Tage hier in Aarhus abzuwettern. Nach und nach kommen immer mehr Freizeitskipper und suchen einen schützenden Platz, am liebsten mit Ausrichtung mit dem Bug  Richtung Westen!

Als der Hafenmeister uns in dem Trubel schließlich sein Gehör schenkt, wird mir klar, dass es noch einen weiteren wichtigen Aspekt zu den drei o.g. wissenswerten Fakten bezüglich der Liegeplatzbelegung in diesem Hafen gibt: Der Hafenmeister pflegt offensichtlich noch ZUSÄTZLICH eine HANDGESCHRIEBENE LISTE, die er mit dem Online-Buchungssystem abzugleichen scheint!! Als ich nach der Belegung unseres Liegeplatzes mit der Nr. 141 frage, geht sein prüfender Blick zunächst auf die handgeschriebene Liste hinter dem Tresen, die er Zeile für Zeile durchgeht. Dann gibt er etwas in das Online-System am seinem Computer ein, das meiner Beobachtung nach das Freigeben eben dieses Platzes Nr. 141 im Onlinesystem bewirkte. Jedenfalls fordert mich der Hafenmeister schließlich auf, meine Anwendung auf dem Handy, das ich schon die ganze Zeit in der Hand halte, zu aktualisieren - und siehe da, was für ein Wunder: Platz Nr. 141 ist grün, also als "frei" markiert, traumhaft!  Ich bin wirklich ein ausgesprochener Befürworter der Digitalisierung, aber bitte nicht mit redundanten, analogen Systemen, die dann händisch gepflegt werden müssen!

Unsere Freunde standen heute nun vor dem gleichen Problem, denn sie hatten ihren Platz Nr. 151 zunächst nur bis heute reserviert und wollten diesen bis Donnerstag verlängern. Leider war der Platz im Onlinesystem gar nicht erst auswählbar. Was an dieser Stelle noch erwähnenswert ist, dass man seinen Liegeplatz auch am Automaten reservieren kann. Inwieweit bzw. mit welcher Verzögerung dieser mit dem Onlinesystem synchronisiert wird, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ende gut, Alles gut! Nach ca. 2 Stunden Chaos haben wir unsere Plätze reserviert bzw. verlängert und wir machen uns ans Klarieren des Schiffes. Natürlich bauen wir auch die Kuchenbude auf. Außerdem vergewissern wir uns, dass unser Schiff ausreichend mit Leinen festgebunden ist und auch an Deck nichts wegfliegen kann.

Die ersten ernstzunehmenden Windböen kommen dann aber erst Montag Nachmittag bzw. am Abend. Die Ruckdämpfer, die wir vorne an den Vorleinen montiert haben, leisten ganze Arbeit. Ein lautetes Knarzen der Leinen in den Schanz-Lippen begleitet uns die ganze Nacht und auch die darauf folgenden Tage. Auch ein dazwischen gelegter Lappen mindert die damit verbundenen Geräusche nur unwesentlich.

Langeweile kommt die Tage über nicht auf. Sie sind gefüllt mit Ausflügen in die Stadt Aarhus, Einkaufen und auch Wäschewaschen gehört dazu. Die Stadt Aarhus bietet sicher viele Highlights - der Besuch des sog. "Roof Top" auf dem Kaufhaus "Salling" gehört ganz sicher dazu. Dabei handelt es sich um eine architektonisch wunderschön umgesetzte Idee, das Dach eines Gebäudes nutzbar zu machen. Im Prinzip wurde dieser weitläufige Bereich mit einer Art begrünten Terrassen-Landschaft mit mehreren Aussichtspunkten, Plattformen und Treppen und sogar einer Bühne mit einer amphitheaterartigen Bühne gestaltet - wirklich phantastisch! Die besonders exponierten und zum Teil weit über die umliegenden architektonischen Strukturen überkragenden  Aussichtsplattformen gewähren je nach Ausrichtung einen überwältigenden Blick über die Stadt und seine Landschaft oder über den Hafen und die Ostsee.

Auch sehr zu empfehlen ist das sog. "Street Food". Eine Art Markthalle mit unterschiedlichsten kulinarischen Ständen internationaler Herkunft, dazu viele Sitzplätze, die den Verzehr direkt vor Ort ermöglichen. Das Ganze wurde in einer ehemaligen Bushalle des DSB errichtet und ist somit wetterunabhängig nutzbar.

Was zu dem Hafen Marselisborg Lystbådehavn fährerweise noch gesagt werden muss, ist zum einen die Versorgungsmöglichkeiten, die einen 1,2 km langen Fußmarsch oder eine Busfahrt voraussetzen. Auch die Verortung der Kläranlage in direkter Nachbarschaft zum Hafen, kann bei entsprechender Windrichtung (hauptsächlich Nordwest-Lage) für Leute mit empfindlicher Nase zur Prüfung werden. Glücklicherweise hat der Wind von anfangs Nordwest dauerhaft auf West bis Südwest gedreht.

Positiv an dem Hafen sind die vielen Lokale, Imbisse, Stände und netten Ecken zum Verweilen sowie der fast promenadenartig gestaltet umlaufende Außensteg.

 

10.08.2023, Aarhus - Ankern nördlich Hou

Am Donnerstag schlägt bei uns allen der schon erwähnte Hafenkoller mit voller Wucht durch. Es sind für heute bis 7 Beaufort vorhergesagt, was uns aber nicht daran hindert, gegen 8 Uhr die zahlreichen Leinen loszubinden und Kurs Richtung Süden zu nehmen. Wir haben das erste Reff eingebunden, was für uns mit voll ausgerollter Fock in Böen mit 7 Beaufort eigentlich zu viel ist. Aber unser Kurs ist parallel zum bewaldeten Ufer mit ablandigem Wind ausgerichtet, so dass es sehr böig ist und es anfangs viele windarme Perioden gibt. Die herannahenden und gut sichtbaren Böen dämpfe ich durch Fieren des Großsegels ab. Das erfordert viel Arbeit, wird aber durch schnelles Vorrankommen mit oft über 7 Knoten belohnt. Unser Ziel ist schließlich Hou, wo wir uns eben nördlich des Hafens auf den ausdrücklichen und ausschließlichen Wunsch von Nicole vor Anker legen. Die qualitativen Eigenschaften dieses Ankerplatzes hinsichtlich Schwell, Nähe zum Hafen usw. wird bei uns an Bord an diesem Nachmittag bzw. Abend noch lange kontrovers diskutiert. Während ich nicht aufhören kann, mich unentwegt über dieses elende Geschaukel zu echauffieren, erzählt meine Frau etwas von "..., so wie sie früher beim Reiten Eins war mit ihrem Pferd, so schwänge sie nun heute im Einklang mit der Hanna". Dem ist aus meiner Warte Nichts mehr hinzuzufügen und unterm Strich bleibt für mich nur die Option: Einfach Mal die Fr... halten!

 


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