Ankern auf Stehhöhe

14.08.2017, Ankerbucht bei Ærøskøbing

Wir waren jetzt viele Tage mit unseren Freunden unterwegs. Heute ist wohl der Tag, an dem sich unserer Wege trennen. Unserer Freunde müssen demnächst wieder Richtung Süden und wollen deshalb heute nach Marstal, um von dort aus den Sprung in die Schlei zu schaffen. Wir haben noch ein wenig mehr Zeit und wir wollen unbedingt noch einmal bei dem schönen Wetter ankern. Als wir dass morgens nach dem Frühstück mit unseren Freunden besprechen, scheint bei den kleinsten Kindern eine Welt zusammenzubrechen! Mit so unglaublich traurigen Kinderaugen haben wir nicht gerechnet - dass hält keiner aus! Wir fangen an zu grübeln; was können wir bloß machen? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Die Lösung ist, dass wir zusammen in die schöne Ankerbucht bei Ærøskøbing fahren und anschließend nach Marstal. Phantastisch! Während die Kinder ein Freudenfest feiern, packen wir Alles zusammen und legen panikartig ab, denn der Tag hat eigentlich zu wenig Stunden, um das Alles zu schaffen!

Auf der Fahrt zur Ankerbucht offenbahrt mir Nicole, dass sie bereit ist, unsere Hanna auf den Sand zu setzten. Das hört sich vielleicht komisch an, ist aber ein Traum von mir, neben unserem Schiff zu STEHEN! Nicole ankert normalerweise lieber in tieferen Gewässern; aus nachvollziehbaren Gründen.

Aber, gesagt, getan! Bevor wir von Bord aus die ersten Sandkörner erkennen können, reduziert Nicole unsere Hanna auf Schleichfahrt. Als das Echolot "0,0" anzeigt (bei uns mißt das Echolot ab Kiel) lasse ich das Eisen am Bug herab. Voller Freude steige ich über Bord und meine Füße berühren den herrlichen Sand, während ich entspannt den Süllrand anfasse. Ich gehe zum Anker und trage ihn, während Piet etwas Ankerkette nachgibt, Richtung Land. Auf dem Weg zurück zum Boot bleibe ich mit einem Fuß an der Kette hängen. Genülßich rufe ich zu Nicole:" Schaatz, ich bin gerade über die Ankerkette gestolpert!"

Unsere Freunde mit ihrer X-Yacht folgen uns später und legen sich in sicherem Abstand zu uns vor Annker und setzten mit dem Schlauchboot zu uns rüber. Die Kinder können baden und im Wasser spielen -   sie genießen es sehr! Unserer Mädchen stehen derweil in Kontakt mit dem Jungen der Bekannten unserer Freunde. Sie sind nach Ærøskøbing motort und ihr Sohn hat sich zu dem Strand, der sich bei uns in Sichtweite befindet, gemacht. Die beiden Mädchen holen ihn mit unserem Schlauchboot vom Strand ab.

Der Tag vergeht mit Baden und Aufwärmen, bis zu dem Zeitpunkt, wo wir das Schaukeln unserer Hanna vermissen. Die Tide hat eingesetzt und wir stecken im Sand absolut fest. Ein Blick rüber zu einem Folkeboot, das nur wenige Meter von uns vor Anker gegangen ist macht aus unserer Befürchtung Gewissheit: Wir stecken hier richtig fest! Das Unterwasserschiff des Folkebootes, das einen Tiefgang von 1,2 Meter hat, kippt schon zur Seite. Die Eigner sind an Land gegangen.

Da wir heute noch nach Marstal wollen, so war ja die Verabredung, machen wir uns daran, die Hanna ins tiefere Wasser zu bekommen. Den Versuch, mit vereinten Kräften das Schiff vom Wasser aus und mit Rückwärtsschub hier wegzubekommen, kann man getrost als lächerlich bezeichnen! Es tut sich absolut gar Nichts!

Wir versuchen es sodann mit Ausbaumen. Die jungen Leute bei uns an Bord hängen sich mit mir an den Großbaum, der fast im rechten Winkel zur Hanna über dem Wasser schwebt. Nicole gibt ordentlich Rückwärts. Und tatsächlich, es funktioniert. Langsam, sehr langsam, bewegt sich unserer Hanna vom Ufer weg. Diese Unternehmung war ein Riesenspaß und der Einsatz der Kinder großartig. Als Belohnung verspreche ich "Eis satt"!

Es dauert nicht lange und der Eigner von dem Folkeboot kommt zurück. Er macht sich an seinem Schiff zu schaffen und versucht, es ins tiefere Wasser zu drücken - natürlich nicht ohne geringste Aussicht auf Erfolg. Wir schauen dem Treiben einwenig zu, bis unsere älteste Tochter uns auffordert, endlich zu helfen. Wir machen uns mit allen zur Verfügung stehenden Kräften auf. In gleicher Weise wie bei der Hanna, bekommen wir das Folkeboot durch Krängung und Drücken am Heck aus seiner misslichen Lage befreit. Der Eigner ist sichtlich erleichtert, als sein Boot wieder vollständig schwimmt.

Unserer Freunde waren zwischenzeitlich mit ihrem Schlauchboot an Land gefahren und haben eingekauft; denn heute Abend wollen wir Hot Dogs machen. Sie haben daher von der Befreiungsaktion nichts bekommen.

Am späten Nachmittag holen wir unsere Anker hoch und motoren nach Marstal. Das Hot Dog-Essen kommt gut an bei den Kindern (auch bei uns Erwachsenen). Für das versprochenne Eis ist es leider zu spät und wir vertagen es auf morgen.

 


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