18.09.2020, SVE - Ankern gegenüber der Rhinplate
Gemäß Wettervorhersage wird es ein grandioses Wochenende mit viel Sonne, angenehmen Temperaturen allerdings wenig Wind - wir werden viel motoren.
Die Fahrt entlang der Krückau zur Elbe ist wunderschön und ist ein toller Start ins Wochenende. Der Fluß wird von saftigen Wiesen, mit grasenden Kühen und Schafen, sowie idyllisch gelegenen kleinen Häfen gesäumt. Als wir das Krückausperrwerk erreichen, erscheint es uns wie das Tor zur großen, weiten Welt.
Von unserem ursprünglichen Plan, direkt gegenüber von der Krückaumündung vor Anker zu gehen, kehren wir ab und fahren zur Glückstädter Nebenelbe, wo wir uns gegenüber von der Rhinplate vor Anker legen wollen. Unterwegs bereitet Nicole eine kleine und leckere Vorspeise zu.
Als wir dann unsere Ankerstelle erreichen, erscheint der Versuch, am Anker eine Ankerboje zu belassen, gerade zu lächerlich. Als ich nämlich den Anker mitsamt der Ankerboje einschließlich ausreichend langer Leine ins Wasser bringe, wird die Boje fast komplett unter Wasser gezogen. Die Strömung des abfließenden Wassers ist einfach zu stark. Am Anker entsteht ein zu großer Zug, so dass wir Gefahr laufen, dass sich der Anker womöglich löst. Ich hole den ganzen Krempel wieder ein und lasse den Anker ohne Boje zu Wasser.
Wir erleben einen traumhafter Abend mit leckerem Sushi von unserem "Einkaufsmarkt des Vertrauens" sowie zu späterer Stunde einen wunderschönen Sonnenuntergang.
19.09.2020, Ankern gegenüber der Rhinplate - Brunsbüttel, alter Hafen
Alle sechs Stunden kippt ja die Tide - also sechs Stunden läuft das Wasser auf und 6 Stunden läuft es wieder ab. Gestern Abend war gegen 17 Hochwasser in Glückstadt. Gegen Mitternacht war dann Niedrigwasser und gegen sechs Uhr entsprechend Hochwasser. Die Tide ist also während unseres Schlafens zwei Mal gekippt. Für mich ist es jedes Mal wieder faszinierend, dass der Anker so zuverlässig hält und das, obwohl Wasserpegel ändert und sich die Fließrichtung des Tidenstroms umkehrt. Fairerweise muss ich erwähnen, dass wir ausschließlich Anker-Kette ausbringen, und nicht nur ein paar Meter Kette als Vorlauf.
Bei unserem morgendlichen Kaffee fangen wir an zu rechnen, denn wir wollen heute nach Brunsbüttel in den alten Hafen, der ca. zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser bei einem angenommenen Tiefgang von 1,80 Metern (unser Schiff hat nur 1,10 m) angefahren werden kann. Der SVB (Seglervereinigung Brunsbüttel) hält hierfür eine übersichtliche grafische Darstellung als PDF auf seiner Webseite zum Download bereit.
Als gegebene Größen haben wir:
- Die Uhrzeit des Niedrigwassers in Brunsbüttel: 10:58, also bummelig 11 Uhr (Quelle: z. B. Windfinder, oder die Webseite des BSH).
- Außerdem haben wir als Distanz ca. 13 sm (von unserem Ankerplatz bei Glückstadt, bis zur Hafeneinfahrt in Brunsbüttel).
- Des Weiteren nehmen wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten/Stunde an.
Es ergibt sich also eine rechnerische Fahrzeit von ca. 2,5 Stunden. Da wir 2 Stunden nach Niedrigwasser in den Hafen können, rechnen wir 11 Uhr + 2 Stunden = 13 Uhr. Bei einer Fahrzeit von 2,5 Stunden, würde es also reichen, wenn wir gegen 10:30 Uhr aufbrechen.
Wir holen jedoch trotz Allem den Anker schon um 8 Uhr hoch und lassen uns dann Zeit, in dem wir nur die Fock ausrollen. Wir sind eine ganze Weile mit 3,5 bis 4,4 Knoten über Grund unterwegs. Später schläft der Wind allerdings vollständig ein und wir starten den Motor, um auf der vielbefahrenen Elbe manövrierfähig zu bleiben. Trotz aller Langsamkeit, sind wir dann aber viel zu früh in Brunsbüttel. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn wir nutzen die Zeit und inspizieren von der Elbe aus die Einfahrt zum alten Hafen und versuchen uns den Verlauf der Einfahrt einzuprägen. Es gibt im Übrigen von hier aus ohnehin viel zu gucken, denn es herrscht ein sehr reger Schiffsverkehr (einmal elbaufwärts, Richtung Hamburg, dann der Verkehr in und aus dem Nord-Ostsee-Kanal sowie die vielen Schiffe und Schuten, die an der Elbvertiefung arbeiten, plus die ganzen Freizeitschipper).
Gegen 12:40 können wir dann sogar schon in den Hafen hineinfahren. Das sind statt zwei Stunden nach Niedrigwasser, nur 1 Stunde und 40 Minuten. Wir hätten vermutlich sogar auch noch früher reingekonnt. Da wir uns den tiefen Bereich der Einfahrt gemerkt bzw. auch fotografiert hatten, konnten wir ohne stecken zu bleiben in den Hafen fahren. Nicht so viel Glück hatte der Segler (s. Bild), den wir dann umschiffen mussten.
Erwähnenswert an dieser Stelle ist eines der hilfsbereiten Mitglieder des SVB, der sich mit uns vor der Hafeneinfahrt in Warteposition befand. Er fragte uns nach unserem Tiefgang und gab uns dann zum passenden Zeitpunkt ein Zeichen, dass wir hineinfahren können. Er ist uns außerdem bei der Wahl des Liegeplatze behilflich. Wirklich sehr nett! Er stellt uns dann auch noch den Kontakt zu dem Fischer her, der vor uns in den Hafen eingelaufen ist. Wir bekommen frische Krabben - wir sind echt begeistert!
Wir liegen von der Elbe aus gesehen ziemlich weit vorne rechts, so dass wir einen wunderschönen Blick nach draußen auf die Elbe haben.
Später pumpe ich das Schlauchboot auf und montiere den Außenborder am Heck des Schlauchbootes. Wir unternehmen eine kleine Spaß-Tour, ganz im Sinne unseres Kleinsten. Anschließend gehen wir sogar noch einmal baden - ein Highlight!
Abends leihen wir uns dann Fahrräder vom SVB aus (kostenlos) und fahren zur Schleuse - hier ist ordentlich Betrieb - der Schleusenhafen ist voll mit Sportbooten. Wir treffen Vereinskameraden. Nach einem leckeren Essen direkt an der Kanalschleuse geht's dann zurück an Bord. Als wir im Dunklen an Bord steigen, bewegt sich unser Schiff keinen Millimeter: Das Wasser ist bereits soweit abgeflossen, so dass wir "trocken" liegen.
19.09.2020, Brunsbüttel, alter Hafen - SVE
Durch die Gezeiten werden wir "gezwungen", den Vormittag im Hafen zu bleiben. Und das ist auch gut so. Wir leihen uns wieder Fahrräder und fahren zur Brunsbütteler Mole, von wo man einen phantastischen Blick auf die Elbe und die Einfahrt zur Schleuse hat. Anschließend fahren wir entlang des Außendeiches zur Schleuse. Die Sonne scheint und es ist warm. Viele Tagestouristen sind unterwegs.
Gegen Mittag dann ist die Tide soweit aufgelaufen, dass wir vom Platz kommen und durch die Hafeneinfahrt des alten Brunsbütteler Hafens auf die Elbe fahren. Wir hatten uns zuvor erneut den Verlauf des tiefen Bereiches der Hafeneinfahrt bei Ebbe eingeprägt und zur Sicherheit fotografiert.
Wenn man den alten Hafen von Brunsbüttel verlässt, ist man gut beraten, sich genau die Verkehrssituation der Berufsschifffahrt auf der Elbe zu vergegenwärtigen, um Überraschungen zu vermeiden. Wir werfen einen Blick auf das AIS, um zu sehen, ob gerade Schiffe aus der Kanalschleuse kommen. Wir haben Glück: Zur Zeit verlässt kein Schiff die Schleuse Richtung Elbe. Allerdings hat sich gerade die kleine Schleuse mit unglaublich vielen Freizeitbooten entladen. Ein Geschwader von bestimmt 20 Schiffen bewegt sich vor uns Richtung Hamburg. Einige queren direkt das Fahrwasser zur Südseite der Elbe, einige bleiben auf der Nordseite. Auch wir navigieren hier Richtung Glückstadt, knapp neben dem Hauptfahrwasser.
Wir sind rechtzeitig, bevor wir in die Krückau können, vor der Krückaumündung und nutzen die Wartezeit für eine kleine Anker-Session und gehen sogar noch einmal baden. Die Strömung ist hier nicht so stark, wie an andern Stellen der Elbe und man kann locker gegenan schwimmen. Trotzdem bringen wir, insbesondere für unseren Jüngsten, einen Fender an einer langen Leine nach achtern aus.
Während der Fahrt auf der Krückau, machen wir schon einmal Klarschiff und packen unsere Sachen. Denn wir müssen zügig nach Hause, da wir heute mit unseren Kindern zusammen zu Abend essen wollen.
Wir waren das erste Mal im alten Hafen von Brunsbüttel und wir sind uns sicher, nicht das letzte Mal!