Sommerurlaub 2020 – Endspurt

16.07.2020, Ankern vor Ærøskøbing – Høruphav -> Høruphav Havn

Die morgentliche Törnplanung, die bei uns sehr oft spontan bei einem kräftigen Kaffee erfolgt, ergibt wiedereinmal verschiedene Varianten: Entweder wir umrunden die Insel Ærø nördlich oder südlich. Die südliche Variante ist „segelbar“, da Raumschotkurs, die nördliche Variante ist für uns heute nur „motorbar“, da Kreuzen zu lange dauern würde und unser jüngstes Crew-Mitglied meutern würde. Die südliche Variante bedeutet, den Hafen Marstal anzulaufen. Wir haben allerdings Bedenken in Bezug auf die Auslastung des Hafens. Wir hatten zu Beginn unseres Urlaubs eine sehr schöne Zeit dort, mit einer großen Auswahl an Liegeplätzen und warmen Wasser- und angenehmen Lufttemperaturen. Das wäre heute sicher nicht gegeben! Wir entschließen uns daher, Ærø nördlich zu umrunden und uns bei Høruphav Havn vor Anker zu legen.

Nachdem wir den Anker vor Ærøskøbing gelichtet haben, laufen wir ersteinmal den alten Hafen von Ærøskøbing an, um zu tanken. Wir haben Glück: Der Platz wird gerade in dem Moment frei, als wir in den Hafen laufen. Pech haben diejenigen, die nach uns kommen, denn unser Tankvorgang dauert extrem lange, da unsere Tankentlüftung nicht so performt, wie sie eigentlich sollte. Das hat zur Folge, dass wir den Tank nur sehr langsam befüllen können, damit genug Luft entweichen kann. Die Hoffnung der beiden wartenden Motorbootfahrer, dass der kleine Tank von so einer "lächerlichen Segelyacht" im Nu betankt sein dürfte, wird quälend langsam aber sicher durch unseren nicht enden wollenden Tankvorgang erstickt. Die steigende Nervosität sowie die zunehmende Verwunderung darüber, was für vermeintlich riesige Mengen an Diesel in unser Schiff passen, bilden sich proportional zur Betätigung des Bugstrahlruders aus. Immer häufiger und zum Ende hin wirklich penetrant, dröhnt dieses nervige Geräusch über den Hafen. Wir haben schließlich knapp 53 Liter Diesel getankt und sind froh, ablegen zu können.

Wir motoren gegen bummelig 4 Beaufort an, bis zur Nordspitze Ærøs. Danach setzen wir Segel. Nach ca. 3 Seemeilen hat der Wind jedoch soweit nachgelassen, dass wir aufgeben und bis Høruphav Havn motoren und uns östlich des Hafens vor Anker legen. Zunächst auf Legerwall, da der Wind später nördlich kommen soll – macht er sogar auch! Es gibt Segler, die sich auf die andere Seite des Høruphav gelegt haben und später „umdisponieren“ müssen.

Am späten Nachmittag fahren wir mit unserem Schlauchboot zum Hafen, um die Belegung zu begutachten. Zu unserer starken Verwunderung gibt es noch viele freie Plätze – der Hafen wirkt etwas leer.

Der neue Hafenmeister feuert gerade Kohle an. Wir schauen uns gegenseitig an. Jeder weiß vom Anderen, was der nächste logische Schritt ist: Wir wollen unsere Hanna hier hin verholen und grillen!

Angefixt durch diese geile Idee sprinte ich zum Schlauchboot und setze zur Hanna über. Mir wird klar, dass ich jetzt das ganze Getüddel alleine machen mußssund dabei Nichts vergessen darf: Fender anbinden und zurechtlegen, Vorleinen und Heckleinen anbinden und zum Anlegen präparieren usw. Das ist einer der Gründe, warum ich es mittlerweile nervig finde, einen Hafen anzulaufen! Beim Ankern lasse ich einfach den Haken runter, Einfahren – fertig! (Weitere Vorteile: Keinen Landstrom legen, kein Liegegeld bezahlen, bessere Aussicht, schnelleres Ablegen, kürzerer Wege zu den Örtlichkeiten, bessere Bademöglichkeiten, usw. usw. - kleines Plädoyer für das Ankern!)

Nachdem ich auch den Außenborder und das Schlauchboot versorgt habe, starte ich den Motor, hole den Anker hoch und mache mich auf zum Hafen. Dort angekommen, springen Piet und Nicole an einem Steg an Bord und wir steuern eine frei Box im westlichen Teil des Hafens an. Wir statten Piet mit Pütz, Krebsangel und Kescher aus, während wir unser Grillgut zusammenpacken und uns bei den Grillplätzen einfinden. Es wird ein entspannter Abend, bei einigermaßen milden Temperaturen und Piet genießt die Gegenwart Gleichaltriger.

17.07.2020, Høruphav Havn – Ankern im Wormshöfter Noor (Schlei)

Nach einer erwartungsgemäß ruhigen Nacht, starten wir mit der Morgensonne Richtung Süden. Wegen Flaute mit „flüssig Wind“. Wir haben den Pinnenpiloten  installiert und den Cockpittisch aufgebaut, den wir schließlich zum Frühstücken eindecken. Als wir Kalkgrund hinter uns haben, sehen wir von Achtern ein Boot der Küstenwache aufkommen. Für uns ist der Zeitpunkt gekommen, den Frühstückstisch abzuräumen und das unseemännische Verhalten zu beenden.

Um so seemännischer ist es dann, das Nicole daran denkt, die dänische Gastlandflagge (unter Tränen!) zu bergen. Wie wir auf der Schlei und auch sonst auf deutschen Gewässern schon oft gesehen haben, wird das gerne vergessen. Wir haben es ehrlich gesagt auch schon geschafft, in der Schleuse von Brunsbüttel von Bekannten auf unser Versäumnis aufmerksam gemacht zu werden!

Im Wormshöfter Noor (bei Maasholm) wollen wir ankern und abends im „Am Schleieck“ abwechslungshalber essen gehen. Ein Plan, der sich dann nicht umsetzen lässt, da ein enormer Ansturm auf derartige Lokale herrscht. Stattdessen nutzen wir die gerade verhältnismäßig kurze Warteschlange beim Eisladen am Hafen, um Piet ein unvernünftig großes Eis vor dem eigentlichen Abendessen zu kaufen. Nicole und ich haben uns einen kleinen Weißwein und Pappbecher mitgenommen – wir waren auf Alles eingestellt. Wir nehmen auf einer zufällig frei gewordenen Bank Platz und genießen den Ausblick auf den Hafen und die Schlei und beobachten das Treiben um uns herum – auch solche Momente sind sehr schön und kommen meist unverhofft.

Unser Abendessen bereitet Nicole dann noch an Bord zu. Als wir zu unserem Schlauchboot zurückgehen, und ein Blick auf unser Schiff werfen, können wir nicht so ganz glauben, was wir dort sehen: Direkt hinter unserer Hanna quält sich ein Ausflugsdampfer durch das ziemlich enge Ankerfeld! Das geschieht ohne jeglichen Zwang, da hinter dem Ankerfeld noch genügend Platz und ausreichend Wassertiefe vorhanden ist. Aus unserer Sicht ein völlig unnötiges Risiko, was der Kapitän zur Unterhaltung der Fahrgäste eingeht!

Zum Sonnenuntergang gehen Piet und Nicole nochmal zu Bach - die Schlei hat hier bereits wieder über 20°C.

18.07.2020, Ankern im Wormshöfter Noor (Schlei) – Ankern im Lindauer Noor

Wir laufen unser letztes Zwischenziel vor Ende unseres Urlaubes an. Bevor wir, auch wieder kurzentschlossen, ins Lindauer Noor fahren, gehen wir gegenüber von Arnis, in einer kleinen Bucht vor Anker. Hier genießen wir die Zeit an Bord und natürlich gehen wir ausgiebig baden (22°C Wassertemperatur).

Am späten Nachmittag fahren wir dann weiter und passieren die Lindaunisbrücke um 16.45 Uhr. Ganz spontan entschließen wir uns, einmal in das Lindauer Noor zu fahren. Dafür muss Nicole die Pinne beherzt umlegen, da wir fast schon vorbei gefahren sind. Mit geringer Fahrt steuern wir in das Noor. Für nicht Ortskundige: Hier ist es sehr flach, bedeutet max. Wassertiefe ist 1,7 m, meistens jedoch noch darunter. Wir können erstaunlich weit in das Noor hineinfahren, wobei wir den größten Teil der Strecke lediglich um die 40 cm unter dem Kiel haben.

Die ist ein sehr ruhiger und geschützter Ort, der auch bei stärkerem Wind ausreichend Schutz bietet – das gefällt uns. Gegenüber der „Schleimarina Lindauhof“ gehen wir schließlich vor Anker. Natürlich gehen wir baden und Piet entdeckt das SUP für sich, mit dem er nach kurzer Zeit virtuose Manöver durchführt. Wir genießen den letzten Abend unseres Urlaubs bei angenehmen Temperaturen auf unserem Schiff, umgeben von wunderschöner Natur.

19.07.2020, Ankern im Lindauer Noor - Fahrdorf

Wir starten, für uns ungewöhnlich spät am Morgen und navigieren entlang unseres gestern aufgezeichneten Tracks aus dem Noor. Die Schlei ist wiedereinmal so wunderschön und wir begegnen wahren Schönheiten der Meere. Elegante Holzboote mit prall gefüllten Segeln, die sanft durch die Gewässer der Schlei gleiten. Bei uns schippert derweil ein wenig Wehmut mit – aber nach dem Törn ist vor dem Törn!

Bevor wir in Fahrdorf festmachen, legen wir einen kurzen Badestopp, eine knappe Meile hinter der Stexwiger Enge ein.

Als Resümee unseres Urlaubes: Wir haben wunderschöne neue Orte kennengelernt und haben viele stimmungsvolle Momente erleben dürfen. Außerdem haben wir ein großes Spektrum an Temperaturen und Wind erlebt. Wir sind bei Wassertemperaturen von 28°C in der Schlei gestartet. In der Ostsee haben wir im Kleinen Belt einen Tiefstwert von 11,2°C (!) gemessen. Der langanhaltende, stürmische Wind, den wir in Assens abgewettert haben, war schon beeindruckend. Wir sind sehr viel gesegelt und waren teilweise sehr schnell unterwegs - das hat richtig Spaß gemacht! Wir freuen uns auf mehr!

 








Sommerurlaub 2020 – Von Ankerplatz zu Ankerplatz

11.07.2020, Middelfart, Nyhavn 2 - Ankerbucht Faenø, südöstlich

Heute haben wir uns für eine kurze Etappe Richtung Süden entschieden. Wir steuern die offensichtlich sehr beliebte, kleine Ankerbucht bei Faenø an. Dort liegen außer uns bereits sechs weitere Freizeitskipper mit ihren Booten vor Anker – und es werden im Laufe des Tages noch mehr. Es ist ein schöner Ort zum Ankern: Sehr geschützt bei westlichen Winden und es gibt viel zu sehen, da das südöstlich verlaufende Fahrwasser stark frequentiert wird. Heute bekommen wir dann noch eine besondere Attraktion zu Gesicht: Es ist die „Willem Van Oranje“, die genau heute und genau hier, das zuvor erwähnte Fahrwasser ausbaggert. So ein großes Schiff erwartet man hier nicht, so dass die Anwesenheit dieses Giganten ungewöhnlich erscheint. Beeindruckend ist auch der mehrere Meter variierende Tiefgang des Schiffes. Im entleerten Zustand ist ein Großteil des roten Unterwasserschiffes oberhalb der Wasseroberfläche zu sehen. Hat sich das Schiff mit Meeresboden vollgepumpt, ist nur noch ein kleiner Streifen zu sehen. Das Material, dass das Schiff hier aufgenommen hat, verklappt es dann eben nördlich von Fredericia in der Ostsee. Das können wir bei Marine Traffic mit dem AIS-Signal, das das Schiff aussendet, nachvollziehen. Wir werden den Tag über Zeuge von bestimmt vier solcher Manöver. Auch nachts schaut Nicole bei Marine Traffic nach dem Schiff, dass sich zu diesem Zeitpunkt unweit unseres Ankerplatzes befindet und abermals baggert – wir nehmen eine dumpfes Motorengeräusch war.

Das Wasser hat eine Temperatur von 14,2 °C und die Lufttemperatur beträgt gerade einmal 16,5 °C. Wir lassen uns nicht lumpen und gehen einmal kurz ins Wasser. Ich kann es aber leider nur ein paar Sekunden aushalten. Aber, es ist wirklich erfrischend!

12.07.2020, Ankerbucht Faenø, südöstlich – Torø Vig

Als wir morgens den Anker lichten und dann die Fock ausrollen, rauscht diese uns hinunter und landet größtenteils im Wasser – Fockfall gerissen! Das ist insofern ein ungünstiger Moment, als dass wir auf Fahrt im Schiff angewiesen sind, um dieses durch das Ankerfeld mit bestimmt 10 Schiffen zu navigieren. In solchen Momenten freut man sich dann über einen zuverlässigen Motor, der sofort anspringt, wenn man ihn braucht! Dass das Fockfall gerissen ist, ist keine ganz große Überraschung. Eigentlich mußte das passieren - ich hatte aber schon gedacht, dass es wenigstens noch eine Saison hält! Das Problem: Der Winkel des Fockfalls zum Rollprofils der Rollfockanlage ist einfach zu spitz, so dass sich das Fall beim Aufrollen um das Rollprofil bzw. obere Lager herumwickelt. Also ein Fall fürs Winterlager. Jetzt greifen wir erst einmal auf unser Spifall zurück und ziehen damit die Fock wieder hoch.

Wir nehmen Kurs auf Torø Vig, südlich von Assens gelegen. Der Wind nimmt zu, so dass wir später bei raumem bis achterlichem Wind über 7 Knoten fahren. Wir segeln nur mit Groß durch das sehr schmale Fahrwasser in die Ankerbucht vor Torø. Dort starten wir dann den Motor und suchen uns einen Liegeplatz. Natürlich geht mal wieder ein Schauer auf uns hernieder - man gewöhnt sich an fast Alles!

Hier stehen lauter Pfähle im Wasser, die mal mehr, mal weniger vertrauenserweckend aussehen. Wir machen schließlich an einem Pfahl ganz nahe am Ufer fest. Nach hinten und zum Land hin wird es schnell flach – ist aber ein toller Liegeplatz. Später binde ich unsere Hanna zusätzlich an einem benachbarten Pfahl fest, so dass der Bug etwa in der Mitte beider Pfähle zu liegen kommt. Auf diese Weise liegt unser Schiff sehr ruhig, trotz starker Böen der Stärke 6 Beaufort.

Zu unserer Großen Freude bekommen wir am Nachmittag Besuch von Kay von Eitzen. Er bringt uns sogar noch frischen Kuchen vom Bäcker mit! Kay: Ein großes Danke an dieser Stelle für diese tolle Idee. Wie immer, vergeht die Zeit wie im Fluge, bis Kay wieder aufbrechen muss. Das Bording, das sei hier nochmal erwähnt, geschieht mittels unseres winzigen Schlauchbootes und ist für so gestandene Männer wie Kay, nicht das bequemste Fortbewegungsmittel auf See. Aber mit beeindruckender Leichtigkeit besteigt Kay das kleine Dingi, in dem es auch keine Bodenbretter mehr gibt. Ich hatte das Dingi mit einer sehr langen, dünne Leine versehen, um es wieder zurückholen zu können. Auf diese Weise konnte Kay alleine im Dingi übersetzen. Auch hierfür danken wir Kay, dass er das sang- und klanglos mitgemacht hat!

Am späten Nachmittag erkunden wir dann die Gegend. Der kleine Ort Torø ist sehr nett, und sehr hübsch gelegen. Von dort aus gehen wir dann an das südöstlich gelegene Ufer, an dem eine stattliche Brandung auf Grund des starken Westwindes steht. Piet und ich steigen in die Fluten. Ich halte es allerdings nicht lange bei den eisigen Temperaturen aus.

Zurück an Bord erleben wir dann einen wunderschönen Abend. Die Sonne ist mittlerweile rausgekommen und wir können, seit langem mal wieder, auf unserem Vorschiff sitzen und einen Drink zu uns nehmen.

13.07.2020, Torø Vig – Ankerbucht Lyø

Der heutige Tag beschert uns überwiegend Sonne – eine willkommene Abwechslung! Leider mangelt es heute an Wind, aber wir wollen ja nicht unbescheiden sein! Die Fahrt aus der idyllisch gelegenen Ankerbucht vor Torø, genießen wir sehr. Die Landschaft ist wunderschön hier, so dass wir uns mit knapp 3 Knoten Fahrt viel Zeit lassen.

Als wir gegen halb zwei nachmittags die Insel Lyø erreichen, suchen wir uns einen Ankerplatz, der nicht so weit weg vom Hafen ist und andererseits günstig für den ab heutigem Abend vorhergesagten Südwind ist. Anfangs liegen hier höchsten eine Hand voll Schiff in der Bucht. Abends zählt Nicole über 60!

Aus dem riesigen Ankerfeld hallen immer wieder laute Schreie über die Bucht: Ein klares Zeichen dafür, dass eine weitere Crew einen Versuch unternimmt, den kalten Temperaturen der Ostsee zu trotzen. Nach dem Abendessen fahren wir mit dem Schlauchboot zum Hafen. Dieser ist gut besucht. Die Stege wurden größtenteils erneuert und der Steg, direkt an der Kaimauer verbreitert und mit Sitzgarnituren ausgestattet.

Zurück an Bord erleben wir schließlich einen wunderschönen Sonnenuntergang.

14.07.2020, Ankerbucht Lyø - Ankern vor Ærøskøbing

Der Morgen beginnt mit feinem Nieselregen, der später in leichten Regen übergeht. Wir holen den Anker an Deck und rollen dann die Fock aus. Wir navigieren durch das Ankerfeld. Dabei etablieren sich ganze 2,5 Knoten Fahrt, die uns jedoch nach kurzer Zeit zu nerven beginnen. Wir starten den Motor und nehmen Kurs auf Ærøskøbing. Dort laufen wir einen schönen Ankerplatz, südöstlich des alten Hafens an. Am Nachmittag setzen wir dann mit dem Schlauchboot über zum alten Hafen. Die Stadt ist ziemlich voll – erstaunlich. Im "På Torvet" gönnen wir uns einen kleinen Kaffee und Piet bekommt ein Eis. Nicole und ich sind sicher, dass viele Dänen in diesem Jahr im eigenen Land Urlaub machen. Der Parkplatz bei der Fähre ist voll mit Autos.

15.07.2020, Ankern vor Ærøskøbing

Heute machen wir einen „Ankertag“. Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Nicole und Piet gehen baden – ich habe gerade „nicht so viel Lust“. Auch heute ist die Warteschlange vor dem Eisladen beim Hafen nicht viel kleiner als gestern. Nach dem improvisierten Abendessen auf einer Sitzgarnitur im Marina-Hafen mit Brot, darauf Fisch und Würstchen, Schinken und Remoulade, stellen wir uns vor dem Eisladen in die Warteschlange und werden mit einem sehr leckeren Eis belohnt.

 




Sommerurlaub 2020 – Wir erreichen unseren nördlichsten Wendepunkt

08. bis 09.07.2020, Middelfart – Juelsminde

Wir begleiten unsere Freunde heute noch bis zu unserem nördlichsten Hafen, bevor wir uns wieder Richtung Süden orientieren müssen. Der Wind kommt aus westlichen Richtungen, was für uns im Wesentlichen Raumschotkurs bedeutet. Kurz nach Verlassen des Faenø Sunds rollen wir die Fock aus und segeln zeitweise mit nicht viel mehr als 2 Knoten. Die Strömung im Kleinen Belt ist unserer Fahrt entgegen gerichtet. Nach Verlassen des Kleinen Belts setzen wir auch das Großsegel. Wir machen um die 6 Knoten Fahrt und es ist ruhiges Wasser – so macht‘s wieder Spaß!

Juelsminde ist erstaunlich gut belegt. Was uns auffällt ist der große Anteil stattlicher Motoryachten. Wir machen uns im Östhaven am Ende eines Steges fest. Unsere Freunde mit ihrer X-382 kommen später längsseits.

Die beiden Tage vergehen wie im Fluge. Der Hafen ist sehr belebt, auch wegen des angrenzenden Campingplatzes. Wir kaufen beim Fischladen am Hafen frischen Fisch, und zwar Thunfisch und Langefilet. Daraus bereitet Nicole zum Abendessen unglaublich leckeres Sashimi. Der Fisch ist absolut frisch. Natürlich gibt es, nicht nur für die Kinder, ein großes Eis.

Ein absolutes Highlight ist ein großer Spielplatz, eben nördlich des Ortes Juelsminde. Er ist neu errichtet worden und liegt an einem steilen Hang. An diesem Hang ist ein große Rutsche in zwei Ebenen installiert. Diesen Hang können die Kinder durch Röhren aus Stahlgitter erklimmen. Die Röhren sind wiederum durch mehrere Türme miteinander verbunden. Von oben geht es dann durch eine abenteuerliche Rutsche den Hang hinab. Björn und ich lassen es uns nicht nehmen, diese Gitterröhren bis obenhin zu besteigen. Für normalwüchsige Erwachsene eine wirkliche Herausforderung, sowohl in Bezug auf die Kondition als auch auf die motorischen Fertigkeiten.

Der Spielplatz bietet aber noch viel mehr: So gibt es ein kleines, umzäuntes Fußball bzw. Basketballfeld – ein Ball liegt dort bereit. Außerdem gibt es einen schönen und großzügigen Unterstand mit einem großen Elektrogrill. Natürlich stehen noch viele weitere Spielgeräte zur Verfügung. Von dem Hang mit der Rutsche aus, hat meinen einen beeindruckenden Blick auf die durch die Abendsonne im rötlichen Licht erscheinende Bucht bei Juelsminde, in der viele Freizeitskipper vor Anker liegen – traumhaft!

10.07.2020, Julesminde - Middelfart, Nyhavn 2

Heute trennen sich unsere Wege: Während unsere Freund weiter Richtung Norden fahren, setzen wir unseren Kurs südlich nach Middelfart in den Nyhavn 2. In Ermangelung an Wind, motoren wir die Strecke. Als wir den neu errichteten Hafen „Nyhavn 2“ erreichen, werden wir von einem blonden, jungen Mann in einem Schlauchboot in Empfang genommen. Es sind noch wenige Plätze frei. Wir bekommen dann von dem jungen Mann Vorschläge, dürfen dann aber selber entscheiden, wo wir festmachen. Das besondere an diesem Hafen sind die Mooringbojen, die jeden zweiten Heckpfahl ersetzten. Der nette Junge Mann ist uns beim Anlegen behilflich und zieht unsere Backbord -Achterleine durch den Ring an der Mooringboje. Auch am Steg wird uns beim Belegen der Vorleinen geholfen – toller Service!

Direkt an den Hafen angrenzend, befindet sich ein Wohnmobilstellplatz – es ist offensichtlich derselbe Betreiber. Der Hafen besticht durch seine Nähe zur Einkaufsstraße von Middelfart. Das nutzen wir natürlich und gehen, so wie vor ein paar Tagen schon einmal, hier bummeln – dieses Mal bei besserem Wetter. Abends gönnen wir uns einen Burger im „Mauritz“, wofür ich einen Tisch bestellt hatte.

 


Sommerurlaub 2020 – Der Befreiungsschlag

04. bis 07.07.2020, Hafentage in Assens Marina - Middelfart

Der angekündigte Starkwind ist dann tatsächlich auch gekommen. Bei Böen von 8 bis 9 Beaufort setzt man sich nicht ohne Not den damit verbundenen Risiken aus. Wir liegen nun im Hafen von Assens und sind fest vertäut. Aber es fühlt sich trotzdem an, als ob wir auf See sind. Unsere Hanna wird bei den eintreffenden Böen ordentlich durch geschaukelt und bei Böen bis 9 Beaufort bekommen wir ordentlich Schlagseite!

Für Samstag Abend, den 04. Juli, habe ich einen Tisch beim Italiener am Hafen bestellt. Freunde hatten diesem Italiener „ La Posta“ wenige Tage zuvor ebenfalls einen Besuch abgestattet und waren begeistert! Anlässlich eines heutigen Jubiläums, gibt es also Pizza. Und wir sind uns Alle einig: Sehr, sehr leckere Pizza!

Die folgenden drei Tage waren geprägt von sehr windigem (teils stürmischem) Wetter, dazu Regenschauer und abnehmenden Temperaturen. Wir haben die Kuchenbude aufgebaut und so haben wir einen deutlichen Raumgewinn.

Natürlich gehen wir auch in die Innenstadt von Assens. Hier gibt es bereits das eine oder andere leerstehende Geschäft. Sehr beeindruckend ist die Auslage dieses Schlachters. Wir bleiben eine Weile davor stehen und uns läuft das Wasser im Mund zusammen.

Am 07.07.2020 dann kommt der große Befreiungsschlag. Denn nach vier Tagen in Assens macht sich bei uns Lagerkoller breit! Wir müssen hier weg! Unser gemeinsames Ziel soll Middelfart sein. Als Nicole und ich morgens unseren Kaffee einnehmen, sehen wir den Kopf unseres Freundes neben uns aus dem Niedergang hervorschnellen und anstatt eines „Guten Morgen“ heißt es nur: „Und, gleich ablegen?“. Wir nehmen die Sache sofort ernst und nehmen einen letzten Schluck unseres Kaffees, dann baut Nicole in Windeseile die Kuchenbude ab während ich Strom wegnehme und die Leinen zum Fieren vorbereite. Der Grund unserer Eile ist insbesondere der für später angesagte zunehmende Wind. Wir haben die Hoffnung, dass wir bis dahin die meiste Strecke hinter uns haben.

Wir rollen dann nach dem Ablegen die Fock aus und lassen den Motor mitlaufen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass wir schneller sind, sondern vor Allem, dass wir so besser die erforderliche Höhe laufen können.

Als wir Middelfart erreichen und in eine freie Box hineinfahren wollen, prasselt ein derartiger Regenschauer auf uns hernieder, dass ich kaum bis zur Bugspitze, geschweige denn bis zu den Heckpfählen der Box schauen kann. Ich lege den Rückwärtsgang ein und wir wettern das Szenario auf einer freien Wasserfläche vor der Boxengasse ab. Als wir schließlich fest gemacht haben, müssen wir erst einmal aus den völlig durchnässten Klamotten raus.

Nachmittags geht es dann zu Fuß in die Innenstadt von Middelfart. Hätte ich vorher gewusst, wie weit das ist, hätte ich mich aus dieser Unternehmung ausgeklinkt.

Middelfart hat eine hübsche Einkaufsstraße mit netten kleinen Läden.

Am Abend gibt es Hot Dogs, die wir auf der Außenmole des Hafens am Grill zubereiten. Der Weg ist von unserem Liegeplatz ziemlich weit, so dass ich die Lebensmittel und das Essgeschirr mit dem Schlauchboot dorthin bringe. Natürlich nehme ich auch die beiden kleinsten Kinder mit.

Hier von der Außenmole hat man einen wunderbaren Blick auf die Tegelgaards Bugt – dort liegen auch einige Sportboote vor Anker. Das wollen wir später auch einmal probieren.

Die Außenmole ist befahrbar, wird aber wenig von Autos frequentiert. Dort sind kleine Grillplätze eingerichtet. Außerdem gibt es Toiletten mit warmem Wasser.

Es ist wirklich kalt heute, dennoch ist die Stimmung, wohl auch wegen der leckeren Hot Dogs, sehr gut. Als Krönung bereiten unsere Freunde dann sogar noch Popcorn zu. Die Kinder sind begeistert!

Der Schlag hierher war ein echter Befreitunngsschlag, nach vier Tagen Assens!

 

Sommerurlaub 2020 – Die Ruhe vor dem Sturm

02.07.2020, Ankerbucht bei Skarø – Nørrefjord, hinter Helnaes

Wir hatten von den tollen Ankermöglichkeiten im Nørrefjord gehört. Das wollen wir ausprobieren. Danach wollen wir einen sicheren Hafen anlaufen, da für die folgenden Tage starker Wind vorhergesagt ist. Am frühen Morgen setzen wir die Segel und binden uns von der Mooringboje los und begeben uns auf die Kreuz, geben dann aber irgendwann auf, da wir sonst zu lange unterwegs sein würden. Wir navigieren zwischen den beiden Inseln Avernakø und Lyø hindurch und setzen westlich von Lyø die Segel. Der Wind nimmt leider ab und wir schaffen die Höhe nicht, um in den Nørrefjord zu kommen. Wir nehmen den Motor als Unterstützung hinzu. Als wir in den Nørreford fahren, sind wir angetan von der schönen Natur und den seichten Gewässern. Wir fahren bis an die nördliche Spitze von Helnaes und legen uns ein großes Stück neben drei anderen Ankerliegern ebenfalls vor Anker. Die Sonne scheint und wir können baden. Die Landschaft ist sehr reizvoll. Wir fahren mit dem Schlauchboot an Land und besteigen eine Anhöhe, von der man einen traumhaften Blick auf auf den Kleinen Belt hat.- wirklich wunderschön hier! Abends sitzen wir in der Plicht und erleben einen traumhaften Sonnenuntergang. Es sind diese Momente, die einem Gewissheit bringen, dass sich die unzähligen Arbeitsstunden am Schiff in der kalten Wintersaison lohnen!

Wir bekommen dann noch einen Videoanruf von Freunden. Auf Nachfrage von Nicole, sitzen sie gerade zu Hause auf der Terrasse. Doch Piet sieht bei einem kleinen, ungewollten Schwenk der Handy-Kamera Wasser im Hintergrund. Seit wann wohnen die denn am Wasser? Als dann noch Mastspitzen zu sehen sind, ist klar, unserer Freunde sitzen statt auf der Terrasse, auf dem Boot und zwar in Schleimünde und wollen morgen nach Assens kommen, was auch unser nächstes Ziel ist! Eine riesige Überraschung und die Freude ist riesig - Piet bekommt einen Anfall der Freude!

03.07.2020, Nørrefjord, hinter Helnaes – Assens Marina

Es war eine ruhige Nacht vor Anker. Früh morgens kommt einwenig die Sonne durch, es ist total ruhig und durch den wenigen Wind auch mild. Nach unserem Kaffee setzen wir das Großsegel und holen den Anker hoch. Wir rollen die Fock aus und gleiten bei achterlichem Wind mit 2 bis 3 Knoten den Nørrefjord entlang; wir nehmen nur das leise Plätschern unseres Schiffes wahr – wirklich schön! Es ist die ideale Gelegenheit in der Plicht zu frühstücken, bevor wir Helnaes südlich umrunden und Kurs auf Assens nehmen. Wir haben mit wenig Wind und mit Höhelaufen zu kämpfen – später kommt dann noch Regen dazu. Ich arbeite mich, während Nicole an der Pinne steht, in  die Schlechtwetter-Montur und wir segeln schließlich bis vor die Einfahrt von Assens Marina. Auch hier liegen kaum Deutsche Freizeitboote.

Der Hafen von Assens überzeugt eher durch seinen industriellen Charme. Aber der Hafen bietet Alles, was man so braucht. Es gibt sogar einen Maritime Shop, der auch viele technische Dinge für Schiffe anbietet, z. B. Schrauben, Fittinge oder auch Elektronik.

Unsere Freunde sind morgens in Schleimünde gestartet. Was mit zu wenig Wind und langsamer Fahrt begonnen hat, endet mit zu viel Wind und schneller Fahrt. Sie werden von plötzlich zunehmendem Wind überrascht und müssen bei widrigen Bedingungen das Groß ihrer X-382 bergen. Dafür ist voller Einsatz gefordert und der Nachwuchs übernimmt das Steuerrad. Wir verfolgen das Ganze per AIS und Wetterradar und sind froh, als unsere Freunde dann am Abend in Assens einlaufen und neben uns fest machen!

 


Sommerurlaub 2020 – Vorerst nördlichstes Ziel: Nyborg

30.06.2020, Mooringboje im Nyborgsund – Nyborg Osthafen

Am frühen Morgen verholen wir uns von der Mooringboje in den Osthafen von Nyborg. Für heute ist starker Wind mit Böen bis 8 Beaufort vorhergesagt. Den Hafen säumen beeindruckende, moderne Wohngebäude. Der Hafen ist groß und leer. Wir fahren hinten durch in den kleinen, östlichen Teil des Hafens und machen dort im Schutze der Gebäude längsseits fest. Wirklich schön hier. Die Menschen die hier leben, wirken entspannt. Wir kommen mit Anwohnern ins Gespräch.

Später erkunden wir die Stadt und den westlichen Teil des Hafens. Die Bebauung ist wirklich beeindruckend. Die Architektur ist modern und wird durch sehr gepflegte Grünanlagen aufgelockert. Eine kleine Klappbrücke für Fußgänger verleiht diesem Ort ein bestimmtes Flair – wirklich schön gemacht. Das Zentrum der kleinen Stadt ist vielleicht nicht besonderes aber trotzdem lohnenswert, sich anzuschauen. In einem Delikatessengeschäft kaufen wir frisch gemahlenen Nyborg-Kaffe. Abends essen wir ein obligatorisches, dänisches Eis im „Waffel-Huset“.

Eigentlich wollten wir zum Abendessen in eine Suhi-Lokal, aber an Bord war es so gemütlich, dass wir hier geblieben sind. Der Wind hat mittlerweile ordentlich zugelegt.

01.07.2020, Nyborg Osthafen – Ankerbucht bei Skarø

Wir verbringen am Morgen einige Zeit mit dem Planen unserer nächsten Ziele. Es ist nicht ganz einfach, denn laut Wettervorhersage kommt viel Wind in den nächsten Tagen. Eigentlich wollen weiter Richtung Norden, aber wir wollen ungerne großem Seegang ausgesetzt sein, insbesondere wegen unseres kleinsten Crew-Mitgliedes. Es nützt nichts, wir entscheiden uns, die Strecke, die wir vorgestern hier hoch gesegelt sind, heute wieder zurückzufahren. Seglerisch vielleicht ein "No-Go", aber das Vernünftigste. Wir werden am südlichen Teil des Kleinen Belts kreuzen müssen, aber egal.

Wir setzen zügig, nach dem Verlassen des Hafen, die Segel und nehmen Kurs auf den Großen Belt - wir müssen hoch am Wind segeln. Wir erreichen nach etwas nervigem Kreuzen den Svendborgsund und segeln weiter bis zur Hafeneinfahrt von Svendborg. Dann starten wir den Motor und nehmen Kurs auf die Bucht bei Skarø. Dort binden wir uns an einer Mooringboje fest. Die Sonne ist herausgekommen und wir gehen baden – herrlich! Der Blick von der Plicht aus auf die Natur ist wunderschön. Der Vorteil beim Ankern ist, dass der Wind immer von vorne, vom Bug des Schiffes kommt, und man hinter der Sprayhood wunderschön geschützt sitzt.

Am fortgeschrittenen Abend fegt eine Regenfront mit Starkwind über uns hinweg. Um uns herum nur Wasser, heulender Wind, der durch das Rigg bläst. Sehr gemütlich! Ich raffe mich dann aber später noch einmal auf und bringe ein zweite Vorleine aus. Auf der Leine ist ein ungeheurer Zug. Ich schaffe es kaum, uns an die Mooringboje zu ziehen.

 


Sommerurlaub 2020 – Unsere „Hanna“ entdeckt die Rennziege in sich!!

29.06.2020, Svendborg – Mooringboje im Nyborgsund

Heute reist unsere mittlere Tochter mit dem Zug nach Nykøbing Falster. Gegen Mittag bringen wir sie, etwas wehmütig, mit ihrem großen Koffer zur Bahn. Wir hatten eine tolle Zeit an Bord!

Wir sehen dann zu, dass wir weiter Richtung Nord kommen. Wir lösen noch schnell den Gutschein bei „Gnisten Maritimshop“ ein, den Nicole auf der letzten Hanseboot im Jahr 2017 gewonnen hat. Etwas Toilettenöl und Edelstahlschrauben lösen wir mit ca. 160 Kronen von 200 Kronen ein. Die restlichen 40 Kronen wollen wir nächstes Mal einlösen – jetzt erst einmal los! Wir vertäuen noch schnell die ganzen Spaßgeräte, wie Schlauchboot und SUP auf dem Vorschiff (mehr geht auch nicht mehr!) und legen nur mit ausgerollter Fock ab. Wir müssen einen günstigen Moment abpassen, da gerade und genau jetzt einige Schiff ablegen oder vom Svendborgsund in den Hafen hineinfahren. Dank des heruntergelassenen Schwertes „hungern“ wir uns dann bis zum Svendborgsund vor. So eine Aktion ist beim „Delphin 66“ nur mit heruntergelassenem Schwert möglich, ansonsten würden wir vertreiben und gegen die Kaimauern geraten! Durch die Abdeckung der Werftgebäude weht der Wind sehr unstetig (gelinde gesagt!) Auf dem Sund entfalten sich dann aber die angesagten 6 Beaufort. Wir luven an und setzen das Groß. Reffen? Nee, geht nicht, da ich immer noch keine Reffleinen montiert habe. Ich fühle den stechen Blick der Skippern in meinem Rücken – sie hatte mich oft genug darauf angesprochen. Ich tue erstmal so, als ob Nichts los ist.

Anfangs haben wir den Wind sehr achterlich, dann kommt die erste Biegung mit dem geraden Stück Richtung Troense. Hier haben wir den Wind fast direkt von vorne. Wir müssen kreuzen. Das ist richtig Arbeit, da wir neben den häufigen Wenden und den engen und für uns schiffbaren Bereiche des Sundes (Tiefgang mit Schwert: 1,70 Meter) darauf achten müssen, das Groß rechtzeitig zu fieren. Der Wind wird durch die steilen Ufer stark abgelenkt und weht zudem sehr unstetig. Die Böen hauen mit unglaublicher Wucht in unsere Segel. Das Krängen unseres Schiff fühlt sich wie Kippen an.

Nach vielen engen und schweißtreibenden Wendemanövern erreichen wir schließlich den Großen Belt und wir nehmen Kurs auf den Nyborg Fjord. Bei Raumschotkurs erreichen wir Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 8,3 Knoten – oft segeln wir mit um die 7,5 Knoten – das macht natürlich richtig Spaß! Dazu scheint noch die Sonne.

So dauert es nicht lange und wir erreichen den Nyborg Fjord. Ich übernehme, was selten vorkommt, die Pinne. Nicole, die nachvollziehbarer Weise nicht gerade ein Fan von riskanten Manövern ist und der eigentlich sowohl das unmotorisierte Ablegemanöver in Svendborg als auch die Kreuz mit unangemessener Segelfläche zu viel waren, wirft mir süffisant entgegen: „Aber Anlegen an der Mooringboje nicht wieder mit Kreuzen und unter Segeln oder solche Scherze!“. „Nein, Kreuzen auf keinen Fall“ entgegne ich. Es wird eine knappe Kiste, ohne einen Schlag zur Mooringboje zu kommen. Aber das Glück ist mir hold und der Wind kommt beim Einschwenken gar nicht so weit von vorne, wie befürchtet. Ich hätte es nicht gedacht, aber wir können noch weiter anluven und ich kann direkt auf die Tonne zuhalten! Ich bin schwer begeistert, insbesondere, als ich dann noch einen Aufschießer zur Mooringboje fahre und Nicole den Bügel der Boje zu fassen bekommt und uns festbinden kann – geil, denke ich, schade das es keine Zuschauer gab!

Der Abend und die Nacht werden sehr schaukelig. Trotz der Abdeckung bei Süd-West-Wind wird eine sehr nervige Welle aus dem Großen Belt in den Nyborg Fjord umgelenkt – echt nervig.

 

Sommerurlaub 2020 – Delphin trifft Delphin!

28.06.2020, Marstal – Svendborg

Der Wind weht wieder südwestlich und ist ideal, um weiter Richtung Norden zu kommen. Noch im Hafen setzen wir das Großsegel und gleiten bei 3 Beaufort mit Raumschotkurs Richtung Drejø, um dort rechts abzubiegen, Richtung Svendborgsund. Wir nehmen die Abkürzung über Meyers Grund und nutzen die ruhigen Wetterbedingungen, um zu frühstücken. Als wir auf das Fahrwasser treffen, sind wir gerade fertig und rollen die Fock aus. Genau jetzt nimmt der Wind auf gute 5 Beaufort zu. Wir haben für diesen harten Amwindkurs zu viel Segelfläche aber egal, wir sind schnell, teilweise über 7 Knoten! Wir lassen sogar einen Segler gleicher Größe, allerdings mit modernerem Riss und Rigg hinter uns. Und wir haben sogar noch unser Schlauchboot sowie ein SUP auf dem Vorschiff. Das macht Laune, wieso ist unser Schiff dieses Jahr so schnell? Wir haben nachweislich keinen Bewuchs und außerdem habe ich unlängst viel Spannung in das Rigg gebracht!

Als wir auf den Svendborgsund einschwenken lässt der Wind leider nach. Ich springe ins Wassser und lasse mich hinterher ziehen – Spaß muss sein. Den Kindern ist es zu kalt.

Auf Höhe des Industriehafens von Svendborg werden wir Zeugen eines unfassbaren Schauspiels: Ein Delphin (kein Schweinswal!) springt unweit von uns aus dem Wasser. Zufälligerweise ist unsere ganze Crew an Deck. Wir haben leider keine Zeit, Aufnahmen zu machen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich dann erst später – verrückt!!

Wir steuern zunächst Troense an und machen an einer Mooringboje fest. Wir sind hier die Einzigen! Wie geht das nur??

Unser Blick auf die Wetterapp verdeutlicht uns, dass das Wetter heute nicht wirklich besser wird, so dass wir von einem Badevergnügen an dieser Stelle absehen. Mit Kindern vor Anker, ohne Aktion ist echt uncool! Wir binden uns wieder von der Mooringboje ab und motoren zurück nach Svendborg in den Yachthafen nahe des Stadtzentrums. Die erste Maßnahme ist ein Gang zum Eisladen in der Innenstadt.

Abends holen wir uns dann Döner und Pommes an Bord – muss sein! Dann bricht erneut die Unternehmungslust bei uns durch. Ich klariere das Schlauchboot mit samt Außenborder. Unsere Mittlere ziehen wir auf dem SUP hinterher. Wir fahren zur Brücke, wo es dahinter hinaus auf den Svendborgsund geht. Als wir uns der Brücke nähern, können wir zwischen den Brückenpfeilern hindurch den Delphin in die Luft springen sehen. Das fühlt sich in diesem Moment etwas surreal an! Wir machen an der Kaimauer fest und gehen auf die Brücke, wo sich schon einige    Schaulustige versammelt haben. Wir können wirklich kaum glauben was wir hier sehen: Es ist offensichtlich derselbe Delphin, der uns heute Mittag auf dem Sund begegnet ist. Der Akku meines Handys ist natürlich fast leer und keiner sonst von uns hat sein Handy dabei – typisch! Aber ich schaffe es noch gerade, mit der Restladung ein paar kurze Videos von dem spielsüchtigen Delphin zu machen. Wirklich unglaublich dieses Geschehen!