Etappenweise zum aufgeriggten Schiff

02.04.2024, SVE Elmshorn

Manchmal ergeben sich Dinge sehr spontan, so wie am heutigen Dienstag, ein normaler Arbeitstag - Ostern liegt hinter uns. Am späten Nachmittag gibt es per Messenger ein kurzen Nachrichtenaustausch mit einem Vereinskameraden. Ergebnis: Wir schließen uns ihm heute Abend spontan an und bringen unser Schiff zu Wasser. Richtig planbar ist in unserem Verein der Sliptermin nicht wirklich, da dieser nicht nur von der Abfolge beim Runterslippen aus der Halle abhängt, sondern z. B. auch von den Hochwasserzeiten oder der Windrichtung (bei Ostwind läuft zu wenig Wasser auf).

Für solche kurzfristigen Aktionen bedarf es jedenfalls ein Mindestmaß an Adrenalin im Körper, denn die Zeit sitzt uns heute im Nacken. Das heutige Hochwasser ist für 21:44 Uhr in Elmshorn vorhergesagt, bedeutet, dass beide Schiffe gut zwei Stunden vorher fertig zum Slippen auf der Schiene stehen müssen. Dank Radarwarner, den ich von meiner Frau zu Ostern bekommen habe, spare ich ein wenig Zeit auf der Fahrt zum SVE - das ergibt gefühlt einen ordentlichen, in Wahrheit aber nur einen marginalen Zeitvorteil.

Aus "mal eben" slippen wird ein echtes Zeitrennen, denn es gibt dann doch noch erstaunlich viel zu tun! Ich wuchte unsere schweren und äußerst unhandlichen Matratzen vom Dachboden ins Auto, dass vorher natürlich noch leer geräumt werden musste. Im Hafen angekommen, kann ich glücklicherweise mit dem Auto in die Halle fahren und direkt neben unserem Schiff halten - das spart Zeit. Mit dem Ziel, rechtzeitig fertig zu werden, schaffe ich es mit einer gewissen Leichtigkeit, die beiden forminstabilen Monster, geschultert, über die steile Leiter in die Vorpiek zu bringen. Auf  dem Rückweg nach unten nehme ich gleich die schwere Absaugung mit nach unten. Schließlich mache ich mich ans Aufräumen unterhalb des Schiffes: Leitern wegräumen, Vorbereiten der Laufräder in Längsrichtung usw. usw. Schließlich hole ich zwei Winschen, um unseren Slipwagen mitsamt Schiff schrittweise abzubocken und auf die Schienenräder zu setzen. Mit diesen werden wir später unser Schiff in Querrichtung auf die Schienenschieben. Gerade als ich mit den groben Vorbereitungsmaßnahmen fertig bin, kommen Nicole und unser Vereinskamerad mit seiner Frau, die schon mit ihrem Schiff auf der Schiene stehen. Mit vereinten Kräften schieben wir ihr Schiff aus der Halle. Es ist noch ein wenig Zeit, bis es mit dem Slippen losgehen kann, so dass wir unser Schiff quer auf die Schiene versetzen und auch schon zum Hallentor schieben können. Nun ist eigentlich das Schlimmste schon erledigt, denn das Abslippen ist ein ruhiger Prozess bei dem es nur einen einzigen spannenden Moment gibt: Es ist der Augenblick, bei dem man den Motorschlüssel beim Aufschwimmen des Schiffes, mit leicht erhöhter Pulsfrequenz Richtung "Start" dreht. Für den günstigen Fall, dass der Motor startet, bleibt dann noch die Ungewissheit, ob auch Kühlwasser aus dem Auspuff kommt. Es vergeht jedes Mal eine gefühlte Ewigkeit, bis die Seewasserpumpe es geschafft hat, das Wasser anzusaugen und durch den Auspuff zu drücken. Sollte das der Fall sein, kann nicht mehr viel schief gehen!

Bei beiden Schiffen ist das der Fall und wir können sie auf unsere Plätze bringen. Zum Abschluss des heutigen Tages bringen wir noch unsere Slippwagen auf den dafür vorgesehen Platz.

Das war nun der erste Schritt bis hin zu einem segelfertigen Schiff. Der nächste wird das Setzen des Mastes sein. Auch das ist nur grob planbar, denn auch hierfür brauchen wir genügend Wasser für ein angemessenes Zeitfenster, um mit dem Schiff zum Kran zu fahren, den Mast zu setzen und wieder zum Platz zurück zu kommen.

05.04.2024, SVE Elmshorn

Auch heute ist wieder Spontanität gefragt, denn zur Zeit fällt viel und langanhaltender Regen, so dass wir eine passendes Wetterfenster und eine passende Tide in Einklang bringen müssen. Das ist, wie sich erst im Laufe des Vormittags herausstellt, heute am frühen Nachmittag der Fall. Ich bereite, wie sonst nicht üblich, den Mast im Mastenlager vor: Montieren des Windex, der Messeinheit für Wind, die Antenne usw. Die Kabelstecker umwickle ich immer mit selbstverschweißendem Isolierband, um die Steckerverbindungen gegen eindringendes Regenwasser zu schützen. Das ist wirklich eine lohnende Maßnahme. denn die Stecker sehen nach Jahren immer noch aus wie neu. Bei der Gelegenheit sehe ich, dass der Stecker des Antennenkabels leicht lose ist. Dort sehe ich dringenden Handlungsbedarf und ich setze den Steckerverbindung instand. Die Lötverbindung des Innenleiters hatte sich gelöst, so dass ich noch schnell einen Lötkolben mit Lötzinn hole. Rechtzeitig für den Moment, wo wir unser Schiff zum Mastenkran manövrieren können, liegt der Mast fertig vorbereitet auf zwei Böcken. Mit Hilfe von Vereinskameraden ist der Mast schnell gesetzt und wir fahren zurück auf unseren Platz. Ich beeile mich, noch schnell die ganzen Stecker auf die Buchsen am Mastfuß zu schrauben und auch mit dem selbstverschweißendem Isolierband zum umwickeln. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig vor dem herannahenden Regen und der einsetzenden Dunkelheit fertig zu werden. Das war nun der zweite Schritt bis hin zu einem segelfertigen Schiff. Als nächstes steht das Anschlagen der Segel, Einstellen des Riggs sowie das Beladen des Schiffes an.

Leider hatten sich im Winter offensichtlich wieder Mäuse bei uns im Mast eingenistet. Und das, obwohl wir den Mastfuß mit Klebeband versucht hatten, dicht zu bekommen - unglaublich! Jedenfalls rieseln nun wieder nach und nach vertrocknete Blätter und Reste von Eicheln usw. aufs Deck - ich freue mich!

Gemäß Wettervorhersage soll das Wetter in den nächsten Tagen etwas besser werden. Wir haben nächste Woche Urlaub, mal sehen, wann wir das erste Mal loskommen!

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