24.03.2022, Bootshalle im SVE
Diesen Winter haben wir etwas größere Projekte in Angriff genommen: Das aufwendigste davon war sicher unser Unterwasserschiff! Mehrere Lagen Antifouling und sämtliche Lagen mit Primer wurden abgezogen. Die anschließende Begutachtung des Unterwasserschiffes auf Feuchtigkeit und Osmose ergab keine nennenswerten Auffälligkeiten. Etwas höhere Feuchtigkeits-Werte wurden am unteren Balken, auf dem das Ruder gelagert ist, festgestellt. Das ist aber laut unserem Schiffbauer des Vertrauens "altersgerecht". In einem Telefonat mit Peter Horn (Baunummer 2 - "Thekla") erfuhr ich außerdem, dass diese Balken damals aus GFK gefertigt wurden. Die Form dafür wurde zusammen mit der Form des Rumpfes mitgegeben. Also ist es wahrscheinlich, dass unser Balken auch aus diesem Material ist.
Ein weiteres Projekt waren neue Wantenspanner. Ja, das kann man tatsächlich als "Projekt" bezeichnen, denn es gibt sehr unterschiedliche Ausführungen und Hersteller mit diversen, von einander abweichenden Maßen - z. B. bezüglich der Bolzendurchmesser oder der Weite der Gabel. Die Weite der Gabel hat nennswerten Einfluss auf das im Bolzen entstehende Biegemoment. Man kann sich den unteren Bolzen als Biegeblaken vorstellen, der an den Flanken der Gabel des Wantenspanners gelagert ist. In der Mitte der Gabel wird durch die Büttinge eine Zugkraft als Reaktionskraft (aktio gleich reaktio) eingeleitet. Je weiter die Gabel ist, also je mehr Spiel jeweils zwischen den Flanken der Wantenspanner und des Püttings entsteht (bei unseren neuen Spannern ist das 3 mm), desto viel mehr größer wird das Biegemoment im Bolzen. Ich habe versucht das Ganze rechnerisch anzunähern und ein geometrisches Modell eines krängenden Schiffes erstellt. Die Betrachtungen sind natürlich rein statisch. Was an dynamischen Lasten noch dazukommt, kann ich nicht abschätzen, aber sie können sehr hoch sein. Ich will mich nicht in weiteren Details verlieren - Mein Fazit lautet: Die rein statischen Kräfte, die durch das aufrichtende Moment, durch das Gewicht des Mastes und durch die Vorspannung des Riggs entstehen, sind wirklich groß. Wichtig sind mir nicht die Absolutwerte der Berechnung, sondern der Vergleich der Beanspruchung des Bolzen der alten Wantenspanner zu den neuen. Dieser Vergleich ergab, dass die neuen Wantenspanner geringfügig weniger ausgelastet sind, als die alten Wantenspanner - das reicht mir!
In Anbetracht der hohen Lasten lohnt sich jedenfalls, bei der Auswahl der Wantenspanner ein besonderes Augenmerk auf die Maße der Gabel und den Durchmesser des Bolzen zu richten.
Ein weiters Projekt war die Anschaffung einer neuen Rollreffanlage, da unsere alte in die Jahre gekommen war und unser Vertrauen in den Rod im Bereich des oberen Anschlagpunktes der Rolreffanlage geschwunden war. Dort hatte sich mehrmals das Fockfall, das bei unserer Hanna ein Stahlseil ist, herumgewickelt, da uns der Umlenkblock am Mast, der für den notwendigen Winkel zwischen Vorstag und Fockfalls sorgt, abhanden gekommen war. Die Dringlichkeit für die Anschaffung ist mir komischerweise erst Anfang diesen Jahres so richtig klar geworden. So kam es erst sehr spät zur Bestellung der Rollreffanlage. Aber, Fa. Bohn Segel macht das Unmögliche möglich: Pünktlich zum Slippen wurde unsere Rollreffanlage angeliefert - ein Traum!
Nicole war in diesem Winter auch wieder unglaublich fleißig. Das Ergebnis der Schleif-, Lackier- und Polierarbeiten lässt unsere alte Dame in einem wunderschönen Glanz erstrahlen - wirklich unglaublich schön!
Nun steht, außer vielleicht zu wenig Wasser in der Krückau, einem Abslippen unseres Schiffes Nichts mehr im Wege. Am 26.03.2022 unternehmen wir den ersten Versuch!
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