Arbeiten mit engem Zeitfenster

26.03.2022, SVE Elmshorn

Gegen 09:20 ist Hochwasser in Elmshorn. "Hochwasser" ist ein dehnbarer Begriff und heißt in diesem Fall, dass der max. Pegel ca.25 cm unterhalb des mittleren Hochwasser liegen wird. Das wird schon eng für uns zum Sippen. Außerdem wollen wir, wenn möglich, auch gleich den Mast stellen, da morgen noch weniger Wasser kommen soll, als heute. Während der Woche werden wir es nicht schaffen, den Mast zu stellen. Also versuchen wir es eben heute noch.

Im Schneckentempo geht es dann per Seilwinde abwärts und unsere bangen Blicke sind auf die Spundwand gerichtet, an der wir uns eine Marke gemerkt haben, ab der unsere Hanna vom Bootswagen aufschwimmt. Noch liegt der Pegel darunter! Der Slippwagen bewegt sich langsam aber sicher immer weiter runter und zu unserer Freude, fängt das Heck an aufzuschwimmen! Damit nicht genug, kurze Zeit später, schwimmt unser Schiff vollends! Große Freude! Jetzt müssen wir nur noch das Unmögliche möglich machen, und den Mast in Rekordzeit stellen. Wir arbeiten gegen die Zeit, denn das Hochwasser ist erreicht und das ablaufende Wasser setzt alsbald ein. Wir haben leider oft böse Überraschungen beim Mastsetzen erlebt, insbesondere dann, wenn man sich ganz sicher gewesen ist, dass alles perfekt vorbereitet ist! Heute kommen zwei Unsicherheitsfaktoren dazu: Neue Wantenspanner und neue Rollreffanlage - das kann eigentlich nur schiefgehen! Das scheint sich auch zunächst zu bestätigen, denn als der Mast am Kran über der Hanna schwebt, hat sich eine Leine derart mit der Rollreffanlage verheddert, dass ich mich frage wie sowas überhaupt geht! Außerdem ist eine Flaggenleine falsch von der Saling nach unten geführt. Ich bin die Ruhe selbst, mit anderen Worten: Ich drehe gleich durch!

Mit kontrollierter Hektik gelingt es mir dann, mit einer Hand den Mast haltend, die Leinen mit der anderen Hand klar zu bekommen. Wir können nun den Mast in den Mastfuß stellen und ich schlage die Rollreffanlage vorne am Bugbeschlag an. Dann kommen die Oberwanten dran und zu meiner großen Freude passt alles! Jetzt nur noch das Achterstag festmachen und wir können auf unseren Platz fahren. Wir schaffen es dann gerade noch mit ablaufendem Wasser, dort hin zu kommen - traumhaft!

Als ich dann später die Kabel am Mastfuß in die Stecke schraube, fällt mir auf, dass aus den Seildurchführungen des Mastes, Blätter und zerkleinerte Nussschalen rieseln. Ich kann es nicht fassen, dort haben sich offensichtlich Mäuse ein heimeliges Nest zum Zwecke der Überwinterung gebaut. Ich demontiere die steuerbordseitigen Rollen. Und, tatsächlich, der Mastfuß ist bestimmt 10 cm gefüllt. Dort ein Nest einzurichten ist die eine Sache. Aber was ist mit den im Mast verlaufenden Kabeln: Stellen diese ein Objekt der Begierde für die Mäuse dar? Der Mast liegt ja horizontal im Mastenlager, so dass sich die Nager von der Mastspitze bis zum Mastfuß austoben können. Wir können leider an dieser Stelle Nichts weiter tun als zu versuchen, das Nest durch die kleinen Öffnungen der Seildurchführungen herauszuholen und zu hoffen, dass die Kabel nicht angefressen sind. Ein glücklicher Umstand kommt allergings noch dazu: Der Mast lag im Mastenlager auf seiner Backbordseite, während die Kabel auf der Steuerbordseite verlegt sind und damit im Mastenlager oben lagen. Vielleicht hat uns das gerettet, wir werden es sehen.

Jetzt sind wir erst einmal froh, dass wir es überhaupt geschafft haben, noch den Mast zu stellen. Ein erster Technik-Check verläuft, bis auf das Dampferlicht, positiv. Das Problem hatten wir in den vorherigen Saisons auch schon. Irgendwo ist möglicherweis ein zu hoher Widerstand, der evtl. im Bereich des Mastes (innen) liegt. Die Stecker hatte ich früher schon kontrolliert. Im Laufe der Saison haben es die Elektronen dann irgendwann geschafft, den Widerstand zu überwinden und das Dampferlicht zum Leuchten zu bringen. Wir hoffen, dass es dieses Jahr auch so kommt!

Noch sind wir die Einzigen im Hafen mit gestelltem Mast (Suchbild). Aber der Slippbetrieb wird weiter gehen, und der Hafen füllt sich wieder - ein schöne Vorstellung!

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