Die „Grüner Mann Regatta“

24.09.2021, SVE - Ankern vor Pagensand

Morgen findet unsere jährliche Vereinsregatta statt. Das Hochwasser in Elmshorn läuft um 19 Uhr auf, so dass wir gegen 17:15 im SVE ablegen. Wir sind offensichtlich die Einzigen aus unserem Verein, die heute schon losfahren. Es ist bedeckt, aber noch recht mild. Nach einer Stunde auf der Krückau erreichen wir das Krückausperrwerk. Hinter dem "Grünen Mann" biegen wir nach links ab und steuern einen Ankerlatz auf der östlichen Seiten von Pagensand, eben südlich des mittlerweile nicht mehr von Freizeitskippern nutzbaren Anlegers an.

25.09.2021, Ankern vor Pagensand- SVE

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker, können wir am frühen Morgen bei diesigem Wetter die ersten Regattateilnehmer aus der Krückaumündung kommen sehen. Da der Start der Regatta erst ab 11 Uhr vorgesehen ist, legen sich Alle Teilnehmer unweit von uns ebenfalls vor Anker. Nach dem Frühstück treffen wir erste Vorbereitungen. Der Aufwand dafür hält sich bei unserem Schiff jedoch stark in Grenzen, denn viel haben wir nicht, was der Vorbereitung bedürfte. So haben wir zum Beispiel nur ein Vorsegel, das wir sowohl bei leichtem als auch bei stärkerem Wind in Ermangelung einer Alternative fahren.

Zu Begin der Regatta ist noch ausreichend Wind, so dass wir mit unserer Segelfläche noch ganz gut mithalten können. Hin und wieder wird es zwischen den Booten ziemlich eng. Im späteren Verlauf der Regatta nimmt der Wind  deutlich  ab und gerade bei Kursen mit achterlichem Wind sind baugleiche Schiffe schneller doch etwas schneller als wir. Wir denken nun ernsthaft darüber nach, die "Allwetterfock" in geraumer Zukunft gegen eine Arbeitsfock und eine große Genau zu tauschen. Vielleicht kommt sogar eine Selbstwendefock mit einer Selbstwendeschiene in Betracht, mal sehen ...

Gegen Ende der Regatta wird es dann noch einmal brenzlig für uns. Wir versuchen bei auflaufendem Wasser und westlichem Wind elbabwärtssegelnd ordentlich Höhe zu knüppeln. Wir haben die rote Tonne PN4 kurz vor uns auf der Luvseite - in diesem Fall unsere Backborseite. Wir sind uns unschlüssig, ob wir vorher noch wenden sollten, denn dahinter kann es eng werden und bei dem derzeitigen niedrigen Wasserstand haben wir nicht viel Platz zum Ufer, zumal hier auch noch Bunen (Steinwall) in die Elbe hineinragen. Uns reitet der Teufel und wir entschließen uns, den Schlag auf Steuerbordbug bis zum Ende auszureizen. Das war jedoch leider die falsche Entscheidung, denn der Tiefenmesser zählt in Windeseile von ca. 3 Meter Wassertiefe auf unter 1,5 Meter hinunter. Sollte unser Kiel den Grund berühren, würden wir die zum Durchführen einer Wende erforderliche Geschwindigkeit verlieren und den Bug nicht durch den Wind bekommen. Wir leiten kurz hinter der roten Tonne PN4 schließlich die Wende ein. Erwartungsgemäß vertreiben wir dabei stark mit dem ablaufenden Wasser und kommen der roten Tonne GN4 gefährlich nahe. Ich starte unvermittelt den Motor, um die Wende zu beschleunigen. Zu allem Überfluss hatte sich kurz vorher noch eine Jolle an der Tonne festgemacht. Der junge Segler wird der sich anbahnenden Kollision bewusst und zieht sich schnell an der Vorleine dichter an die Tonne. Noch bevor ich den Gang einlegen kann, schafft Nicole es gerade noch, den Bug herum zu bekommen. Das war schon ziemlich eng!

Da wir den Motor gestartet haben, sind wir von der Regatta disqualifiziert. Die Regattaleitung lässt uns aber weiterfahren - das finden wir sehr nett (wir hatten den Motor nur im Leerlauf)!

Mit dem auflaufenden Abendhochwasser geht es dann gemeinsam zurück zum SVE. Unser Festausschuss hat hier eine unserer Hallen festlich geschmücktt. Nicole bereitet noch während der Fahrt auf der Krückau einen Pasta-Salat für das Büffet vor. Es wird ein geselliger Abend mit unseren Vereinskameraden.

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Einmal nach Stade

18.09.2021, SVE - Stade

Es ist schon länger her, dass wir in Stade waren. Die Tide läuft recht günstig: Gegen 15 Uhr ist Hochwasser in Elmshorn und wir könnten ungefähr eine Stunde vorher, also gegen 14 Uhr, vom Platz kommen. Am späten Vormittag regnet es jedoch zunächst, so dass wir in Ermangelung an Motivation noch lange zögern, bis wir von zu Hause aufbrechen. Bei Regen haben wir heute einfach keine Lust, Stunden an der Pinne zu stehen, denn die gesamt Strecke müssen wir motoren! Erst gegen 13:15 hört es dann auf zu regnen und wir entschließen uns, noch loszufahren. Kurz nach 13:30 sind wir am Hafen. Wir bergen zunächst das Schlauchboot und das SUP von Bord und lassen bei beiden die Luft raus. Wir haben nicht die Erwartung, dass wir die beiden Spaßgeräte dieses Jahr noch zum Einsatz bringen.

Um kurz vor 14 Uhr legen wir dann ab. Die Fahrt durch die Krückau, über die Elbe und in die Schwinge verläuft äußerst unspektakulär. Das Wetter lässt sich am Besten mit dem Begriff "Einheitsgrau" beschreiben. Aber es ist nicht sonderlich kalt. Entgegen unserer Erwartung, ist der Hafen in Stade ziemlich voll. Das liegt wohl daran, dass zur Zeit das "Stader Craft Beer & Gourmet-Festival" statt findet. Wir legen uns ins Päckchen und genießen die Atmosphäre im Hafen. Auf dem Museumsschiff "Greundiek" findet zudem eine Hochzeit statt.

Abends gehen wir in die Altstadt und setzen uns zum Essen in den Außenbereich des LiLA’S Bistro - Restaurant". Wir haben einen tollen Blick auf die historische Altstadt sowie den alten Hansehafen von Stade. Allerdings wird es recht bald kühl, so dass wir uns mit Wolldecken einhüllen.

19.09.2021, Stade - SVE

Heute Morgen ist es ziemlich frisch unter Deck, so dass wir unsere Gasheizung anschmeißen. Heute werden wir erst gegen Mittag auslaufen können. Niedrigwasser in Stade ist gegen 10:30, wir lassen es ruhig angehen. Nach dem Frühstück gehe ich mit Nicole einmal um den Hafen bis zum nördlichen Ufer. Dort wo früher ein Bäcker war, ist jetzt ein Cafe mit dem Namen "Velero". Dort gibt es einen schönen Außenbereich mit schönem Blick auf den Hafen (siehe Foto). Einige Gäste genehmigen sich ein Frühstück - kann man machen!

Als wir zurück an Bord sind und gerade eine angeregte Unterhaltung mit unserem Liegeplatznachbarn führen, hören wir von der anderen Seite des Hafens, (genau von dort, wo ich gerade mit Nicole war und wir den Blick auf den Hafen genossen hatten) ein lautes Knallen, Knirschen und Knacken - und zwar genau in dieser Reihenfolge! Direkt beim besagten Cafe "Velero" führt ein Zebrastreifen über die "Hansestraße". Wir sehen dort ein Auto auf dem Zebrastreifen stehen und Passanten, die hektisch dort hin laufen. Was für eine Tragöde: Es wurde offensichtlich ein Fahrradfahrer von einem Auto erfasst - anscheinend wohl fast ungebremst - schrecklich! Es dauert nur wenige Minuten, bis der erste Rettungswagen eintrifft. Dieses Ereignis drückt nachvollziehbarerweise auf unsere Stimmung. Uns beschleicht ein mulmiges Gefühl, da wir uns gerade zuvor dort aufgehalten hatten.

Um viertel nach 12 Uhr ist das Wasser dann soweit aufgelaufen, dass können wir in Stade ablegen können. Gegen 15 Uhr sind wir dann in unserem Heimathafen. Hier werden bereits die ersten Schiffe hochgeslipt - ein sicheres Zeichen, dass sich die Saison dem Ende entgegen neigt.

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Rückführung 2021 – Teil 2

10.09.2021, Stadthafen Rendsburg (Regatta-Verein Rendsburg)

Segensreicherweise sind die Streiks der GDL derzeit ausgesetzt, so dass wir mit vertretbarem Aufwand und wenigen Minuten Verspätung mit der Bahn nach Rendsburg kommen. Den Tag über hat es ordentlich geregnet, als wir jedoch an Bord unserer Hanna steigen, scheint die Sonne, wunderschön!

Wir haben uns angesichts der fortgeschrittenen Zeit dazu entschlossen, heute nicht mehr abzulegen, sondern uns einen Burger und ein schönes kühles Getränk im "Riverside" zu gönnen. Das Restaurant mit schönem Außenbereich befindet sich direkt am Hafen des Regatta-Vereins Rendsburg. Wir bekommen sogar noch einen Tisch auf dem Schwimmponton, mit Blick auf den Hafen und auf unser Schiff, angeleuchtet von der Abendsonne - traumhaft!

11.09.2021, Stadthafen Rendsburg (Regatta-Verein Rendsburg) - Motor- u. Yachtclub Stade

Heute heißt es früh aufstehen, denn wir wollen heute noch bis in die Schwinge zum Motor- und Yachtclub Stade, wo heute das "Absegeln" unseres Vereines stattfindet. Beim Verlassen des Hafens sehen wir die neue Schwebefähre für die Kanalquerung an der Eisenbahnhochbrücke, die vor wenigen Tagen hier angekommen war. Die alte Schwebefähre war 2016 bei einer Kollision mit einem vorbeifahrenden Seeschiff zu Schaden gekommen und war nicht mehr, aus wirtschaftlicher Sicht, zu reparieren.  Am frühen Nachmittag erreichen wir die Schleuse in Brunsbüttel, wo wir nach kurzer Wartezeit in die Schleuse hineinfahren können. In dieser bleiben wir beim Schleusen alleine. In der großen Kammer verliert sich unser Schiff optisch.

Auf der Elbe prasseln dann heftige Schauer auf uns nieder. Die Offshore-Kleidung hält dieser Beaufschlagung auf Dauer nicht Stand. Aber ein Regenschirm verhindert ein völliges Durchnässen. Glücklicherweise können wir dann ohne Regen im MYC Stade festmachen.

Zu der Veranstaltung des SVE haben sich tatsächlich viele Mitglieder mit ihren Booten eingefunden. Die mit Lichterketten geschmückten Schiffe erzeugen eine festliche Atmosphäre im Hafen. Nach einem feucht-fröhlichen Abend kommen wir erst weit nach Mitternacht in die Koje.

12.09.2021, Motor- u. Yachtclub Stade - SVE

Die Nacht war der blanke Horror, da sich bei mir wieder einmal unerträgliche Zahnschmerzen einstellten - anscheinend habe ich hier gerade einen Lauf. Leider halfen auch keine Schmerzmittel. Nicole findet einen zahnärztlichen Notdienst in Stade, den ich, anstatt an dem gemeinsamen Frühstück teilzunehmen, in Anspruch nehme. Ich bekomme beim MYC ein Fahrrad geliehen, mit dem ich mich am Vormittag auf den Weg zur Zahnarztpraxis in der Altstadt von Stade auf den Weg mache. An dieser Stelle nochmal meinen herzlichen Dank an den MYC für diesen tollen Service (das Fahrrad war in einem Topzustand).

Mit dem Abendhochwasser erreichen wir dann unseren Heimathafen in Elmshorn. Ein gutes Gefühl, unser Schiff wieder im Heimathafen zu haben.

Sommerurlaub 2021 – Die Vernunft siegt!

22.07.2021, Svendborg – Ankern vor Ærøskøbing

Nach einem tollen und schmerzfreien Abend, den wir gestern in Svendborg verbringen durften, wache ich heute ohne Zahnschmerzen auf, wunderbar! Gute Laune ist vorprogrammiert! Die brauche ich allerdings auch, denn wir werden die ursprünglich geplanten vier Wochen Urlaub auf drei verkürzen – ein Luxusproblem, das ist schon klar!

Bevor wir Svendborg verlassen, will ich mich meiner geliebten Ehefrau unbedingt noch erkenntlich zeigen. Sie muss viel mitmachen und oft genug auch mal für einen Scherz auf ihre Kosten herhalten. Ich versuche das Ablegen noch künstlich etwas heraus zu zögern, da die Blumengeschäfte, die ich "ergoogelt" hatte, erst um 9:30 Uhr aufmachen. Unter dem Vorwand Brötchen holen zu wollen, laufe ich durch die noch leeren Einkaufsstraßen zu dem am nächst gelegenen Blumengeschäft. Das hat dann aber leider ausgerechnet heute zu. Das stand aber anders im Internet! Das nächste öffnet erst um 10 Uhr. Ok, dann halt zu Kvickly, besser als keine Blumen! Dort bekomme ich sogar Rosen und kann auch gleich Brötchen mitbringen, top!

Wir wollen erst einmal ablegen und dann unterwegs frühstücken, das spart Zeit. Die Leinen zum Anbinden unseres Schiffes waren völlig überflüssig, denn unsere Hanna ist zwischen den Nachbarschiffen eingequetscht. Beim Ablegen müssen wir an beiden Seiten unser Schiff freidrücken. Der Hafen ist soll voll, dass wirklich die kleinste Lücke genutzt wird. Als wir den Hafen verlassen und rechts rum zur Brücke abbiegen, kommt uns tatsächlich „Delle“ noch einmal zum Abschied entgegen.

Vor Ærøskøbing kommen uns die „Liekedeeler“ (Baunummer 3) und die „Magellan“ (Stahldelphin) entgegen. Zwei wunderschöne Schiffe die für Liebhaber von Klassikern eine Augenweide darstellen. Leider verpassen wir uns um einen Tag. Wir gehen eben südlich von Ærøskøbing vor Anker. Dort hatten die beiden Delphine auch gelegen.

Wir genießen die Zeit in Ærøskøbing. Es gibt dort entzückende kleine Straßen mit niedlichen kleinen Geschäften, Cafes und Restaurants. Am Hafen liegt die „Havet“, ein Traditionssegler aus Assens. Dort nehmen wir einen kleinen Kaffee ein, herrlich.

 22.07.2021, Ankern vor Ærøskøbing – Ankern im Revkrog bei Ærøskøbing

Wir bleiben bis heute Abend hier vor Anker und erkunden Ærøskøbing. Wir waren schon häufiger hier und sind jedes Mal wieder entzückt von dieser kleinen dänischen Stadt. Der einzige Supermarkt am Hafen ist jedoch dem Ansturm der zahlreichen Freizeitskipper sowie der den Tagestouristen, die mit der Fähre anreisen nicht immer gewachsen ist.  Es lohnt sich, auch einmal die etwas abseits von den bekannten und viel frequentierten Straßen abzulaufen. Sehr beeindruckt bin ich von diesen Miniaturdampfern, die einen absolut funktionsfähigen Eindruck machen!

Da der Wind auf Ost drehen soll, verholen wir uns Abends in die Ankerbucht auf der anderen Seite der Landzunge, westlich von Ærøskøbing. Dort liegen bereits einige Schiffe vor Anker. Wir erleben einen sagenhaften Sonnenuntergang! Natürlich schwingt auch eine Partie Wehmut aufgrund des nahenden Ende unseres Urlaubs mit. In die dänische Südsee werden wir aller Voraussicht nach erst wieder im nächsten Jahr kommen.

23.07.2021, Ankern im Revkrog bei Ærøskøbing – Marina Minde

Heute ist es endgültig, die Vernunft siegt über die Sehnsucht nach Wasser, Wind, Strand und lauen Sommernächten vor Anker. Wir machen einen großen Schlag bis nach Marina Minde. Die größte Strecke davon segeln wir, was auf Grund des wenigen Windes zum Teil eine echte Geduldsprobe darstellt. Bevor wir weiter in die Flensburger Förde hinein segeln, legen wir uns für einen kurzen Badestopp vor der Südküste von Kegnaes vor Anker. Bei Ilerstrand (eben südöstlich von Marina Minde) gehen wir dann bei Freunden, die hier mit ihrer Bianca 27 vor Anker liegen, längsseits. Abends verholen wir uns dann aber noch gemeinsam nach Marina Minde. Unsere Freunde versüßen uns den letzten Abend unseres Urlaubs. Es wird eine heitere und feuchtfröhliche Nacht bei sehr angenehmen Temperaturen, auch noch um Mitternacht.

24.07.2021, Marina Minde

Wir haben uns entschlossen, unser Schiff den August über hier in Marina Minde zu lassen. Wir hoffen dabei auf ein paar schöne Wochenenden. Und tatsächlich sind wir dieses Jahr nicht die Einzigen aus unserm Verein, die ihr Schiff hier liegen haben.

Dennoch fällt uns der Abschied schwer, denn der Alltag wird uns schnell wieder haben.

 

 





Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten (3)!

20.07.2021, Ankerplatz Dyreborg - Faaborg - Svendborg

Knack! Höllische Schmerzen! Ein kleiner Stein oder sonst irgendwas Hartes ist beim Kauen zwischen meine Zähne gekommen -  Und, ich habe sofort das Gefühl, dass das nicht gut war. Nicole, als Frau vom Fach, reicht ein kurzer Blick auf den 1/5-er Zahn: Ein Großteil der Innenwand des Zahnes ist gebrochen. Im Prinzip ist der Zahn einmal in der Mitte gespalten, wobei der lose Teil noch unten im Knochen feststeckt und beim Kauen unter starken Schmerzen hin und her klappt.

Wut steigt in mir auf, denn von 365 Tagen im Jahr muss das genau im lang ersehnten Urlaub passieren! Ich nehme mir vor, erst einmal nichts zu unternehmen und zu versuchen, den Zahn beim Kauen zu meiden. Leider geht der Plan nicht auf. Die Schmerzen nehmen weiter zu. So sehr ich es auch will, aber so geht es nicht weiter. Ich muss einen Zahnarzt aufsuchen! Nicole nimmt es gelassen, wir fahren zurück nach Faaborg und gehen dort hinter der Marina vor Anker. Hier kommt auch kein Sand durch den nach wie vor anhaltenden, starken Nordwest auf unser Deck (vgl. Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten! (1) ) - das hat schließlich oberste Priorität.

Ich setze mit dem Schlauchboot über und klappere drei Zahnärzte ab. Jedoch, Keiner will mir einen Termin geben - was für ein Mist! Optimistisch, wie meine Frau ist, schlägt sie vor, es nochmal in Svendborg zu versuchen. Ich bin skeptisch: Wieso soll es in Svendborg anders sein?

Wir legen ab und werden wenigstens mit einer schönen Segeltour belohnt. Zu allem Überfluss begrüßt uns "Delle" vor den Toren Svendborgs. "Delle" ist ein Delphin, der seit letztem Jahr häufiger nach Svendborg kommt und sich hier sehr wohl zu fühlen scheint. Er springt sogar ganz in der Nähe von uns aus dem Wasser. Leider bekommen wir das nicht mit unseren Handys eingefangen.

Kurz nach dem Einbiegen in die Hafeneinfahrt von Svendborg, kommen uns Segler entgegen und geben uns mit unmissverständlichen Gesten zu verstehen, dass der Hafen randvoll ist - keine Chance auf einen Liegeplatz! Wieder kommt Nicoles unersättlicher Optimismus zum Tragen. Sie steuert unsere Hanna weiter in den Hafen. Ich weigere mich jedoch, den ganzen Tütelkram, der zum Festmachen in einem Hafen notwendig ist, vorzubereiten. Der ganze Mist, wie Fender und Leinen bleibt schön am Heckkorb bzw. in der Backkiste - ich lasse mich doch nicht verarschen, wir gehen doch sowieso notgedrungen irgendwo vor Anker! Und, je näher wir dem Hafen kommen, desto mehr fühle ich mich bestätigt! Ausschau haltend stehe ich vorne am Bugkorb und zeige Nicole zufrieden immer wieder den Daumen nach unten - herrlich, wenn man Recht hat! Das der Hafen voll ist, ist stark untertrieben! Hier geht gar Nichts!! Nicole fährt unbeirrt meiner abwinkenden Gesten, jeden Winkel des Hafens weiter ab, während meine Genugtuung stetig zunimmt. Als Nicole dann aus dem vorderen Teil (bei der Straße) zurück in Richtung der Hafeneinfahrt fährt, legt ausgerechnet genau in diesem Augenblick ein Boot ab! Und das auch noch von einem der besten Plätze des Hafens, nämlich mit freier Sicht auf die Werft und die Hafeneinfahrt. Ich kann es nicht fassen! Leider stehe ich in diesem Moment ziemlich dumm da, denn ich hatte ja nichts, also überhaupt nichts, zum Anlegen vorbereitet. Ziemlich doof, denn hinter uns kreisen bereits mehrere Boote, um uns den Platz streitig zu machen! Nicole fährt bis kurz vor die Box und versucht unser Schiff dort zu halten, was aufgrund einer Querströmung nicht einfach ist. Ich haste derweil an Deck umher und binde Fender fest und bereite Leinen vorne und achtern vor (ich "liebe" diese Arbeit - beim Ankern brauche ich bloß das Eisen ins Wasser lassen!). Rechts und links von unserer Box stehen bereits dänische Skipper auf ihren Schiffen, um uns beim Anlegen zu helfen, oder vielleicht, um vermeintlichen Schaden abzuwenden. Ein äußerst peinlicher Moment, denn es dauert einfach eine gewisse Zeit, bis ich das ganze Zeug fertig vorbereitet habe! Das dänische Paar des Bootes auf unserer Backbordseite empört sich sogar über diese Fehlleistung: Wir kann man in einen Hafen fahren, ohne was zum Anlegen vorzubereiten! Die Beiden haben dann die gesamten zwei Tage, die wir dort lagen, nicht mit uns geredet, geschweige denn, sich beim Ablegen von uns verabschiedet - sie lassen uns in totaler Ignoranz ersaufen. Man, wie peinlich! Bei der späteren Nachlese des Manövers mit Nicole mache ich logischerweise keine sonderlich gute Figur! Aber, man muss auch einstecken können!

Da ich zur Zeit nicht "so gerne" esse (kaue), versteife ich mich mehr aufs Trinken. Bier hat ja auch einen gewissen Nährwert, außerdem wirkt es schmerzlindernd - ideal! Es wird ein wirklich toller und lustiger Abend. In Svendborg ist ordentlich was los. An unserem Steg findet dann sogar noch ein kleines Konzert statt. Einziger Haken: Unser Kabel für Landstrom führt quer über die provisorische Bühne und ausgerechnet in der Mitte befindet sich dann auch noch eine Steckerverbindung, die eine ideale Stolperfalle darstellt (siehe gelbes Kabel im Bild). Wir waren nach dem Anlegen zu langsam, so dass der frei gewordenen Stecker vom Segelboot, dessen Platz wir ergattern konnten, schon belegt war. Ich habe dann alle Verlängerungen (einschließlich einer Kabeltrommel) herausgekramt und die Säule am Hauptsteg angezapft. Die ist wirklich weit weg von unserem Liegeplatz und ich musste dafür die Kabel auch über eine schmale und von Touristen stark frequentierte Brücke verlegen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sich Jemand beschwert oder sogar über unsere Kabel stolpert.

21.07.2021, Svendborg

Heute ist Hafen- (Zahnarzt-) tag! Gestern schon hatte ich bei der ersten Praxis, die ich anlief Erfolg und einen Termin für heute 10 Uhr bekommen. Ich muss gestehen, ich freue mich auf den Termin! Nach nur 15 Minuten Wartezeit sitze ich auf dem Stuhl im Behandlungszimmer. Der nette "Tandlæge" (Zahnarzt) kann kein Wort Deutsch, ich aber dafür ein wenig Dänisch. Er ist ein älterer und offensichtlich auch erfahrener Zahnarzt. Schnell hat er verstanden, was das Problem ist und die Rückenlehne wird nach hinten gefahren; schnell ist eine Zange zur Hand. Das ist der Augenblick, wo ich meine Augen schließe. Er packt sich den abgebrochenen Teil des Zahns, um ihn herauszuziehen. Leider gelingt das nicht auf Anhieb. Er beginnt, das Stück nach innen zu biegen, um es unter gleichzeitigem Ziehen herauszulösen. Alleine die knackenden, knirschenden Geräusche führen bei mir zu leichten Kreislaufproblemen, von den Schmerzen ganz zu schweigen. Ich schaffe es, kein Laut von mir zu geben und der Zahnarzt bekommt das Teil schließlich heraus. Ich bin mir sicher, dass er sich das einfacher vorgestellt hat, denn erst jetzt bekomme ich eine örtliche Betäubung. Der Zahn wird dann notdürftig versorgt. Bezahlen muss ich dann in bar, wofür ich vollstes Verständnis habe. Es ist wohl schon häufiger vorgekommen, dass dänische Ärzte nach der Behandlung ausländischer Patienten auf ihren Kosten sitzen geblieben sind. Sehr zufrieden und frei von Schmerzen verlasse ich die Praxis. Ich freue mich schon auf heute Abend, auf ein schmerzfreies Abendessen!

Am Nachmittag bummeln wir durch die schönen Einkaufsstraßen von Svendborg. Abends gehen wir thailändisch essen - sehr zu empfehlen, der Thailänder am Hafen!

 


Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten (2)!

19.07.2021, Faaborg - Ankern bei Dyreborg

Die Beaufschlagung mit Sand und Staub durch den anhaltenden Nordwest-Wind ist wirklich immens, auch die Nacht hindurch. Wir sind uns einig, dass wir heute diesen Liegeplatz verlassen und uns irgendwo vor Anker legen wollen. Ich hatte die zweite Nacht unruhig geschlafen und kämpfe ein wenig mit Übermüdung; ich schlafe leider generell nicht so gut an Bord. Das ist aber nicht schlimm, normalerweise jedenfalls nicht. Heute jedoch wird es uns zum Verhängnis.

Es ist ein schöner Morgen, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Wir treffen die notwendigen Vorkehrungen für ein paar Ankernächte. Wir tanken Diesel und Wasser, den Einkauf hatten wir gestern schon erledigt. Für die Übernahme von Diesel krame ich unseren leeren 20-Liter-Kanister aus der Backskiste und gehe damit zu der Tankstelle, vorne am Hafen. Das Ganze zwei Mal, dann haben wir 40 Liter getankt, und mit den 23 Litern im Tank in Summe 63 Liter Diesel - das reicht fürs Erste.

Die Angst davor, dass ein weiterer Urlaubstag schnell zu Ende gehen wird, ist Grund genug, das Ganze mit mit einem gewissen Schwung anzugehen. Im Nu bin ich mit EC-Karte, Kanister und Handkarre an der Tankstelle. Die Eingabesäule steht an der Kaimauer, während die Tanksäulen mit den Aufschriften "Stander 1" und "Stander 2" direkt dahinter auf einem Steg montiert sind. Ich habe Glück: Es hat gerade ein Segler seinen Tankvorgang beendet, so dass ich sofort loslegen kann! So mag ich es!

Mit schnellem Finger wähle ich an der Eingabesäule "Stander 2". Bei "Stander 1" war der Tankschlauch vertörnt, was beim Tanken zusätzlich Zeit gekostet hätte! In wenigen Minuten ist unser 20-Liter-Kanister befüllt und ich begebe mich schnellen Schrittes auf den Rückweg, schließlich will ich ja noch einen Kanister tanken. An Bord starte ich den Tankvorgang mit unserer selbstgebauten Befüll-Mimik, die aus einem Kupferrohr, einem Handbalg und einem Schlauch besteht. Der Befüllvorgang läuft dann über das "Prinzip der kommunizierenden Röhren" selbständig - in der Zeit kann ich dann anderen Dinge erledigen. Leider hatte ich vergessen, die Quittung von der Eingabesäule mitzunehmen, so dass ich schnell zurück renne, um wenigstens ein Foto von dem Display an der Eingabesäule zu machen. Ich habe Glück, es hat noch Keiner einen weiteren Tankvorgang gestartet. Ich richte die Kamera auf das Display, wo noch "Stander 2" ausgewählt war. Aus der Perspektive kann ich unscharf die zugehörigen Tanksäulen im Hintergrund erkennen, auf der ich eine Aufschrift "Benzin" wahrnehmen kann. Mein daraufhin fokussierter Blick wechselt hektisch zwischen den beiden Tanksäulen "Stander 1", "Stander 2 hin und her. Erst jetzt lese ich die Aufschriften "Diesel" und "Benzin". Mir stockt der Atem: Über die Tank-Mimik an Bord läuft gerade seelenruhig Benzin in unseren Dieseltank!! In Bruchteilen von Sekunden schwanke ich zwischen "panikartig losrennen" oder "Nicole anrufen"! Ich entscheide mich für Beides gleichzeitig! Ich will nicht wissen, was ich in diesem Moment für ein Bild nach außen abgab. Während mir beim Laufen die Luft knapper wird, habe ich Nicole in der Leitung und rufe mit dem Bisschen Restluft: "Benzin! Du must die Mimik rausziehen!" Dank ihrer hervorragenden Auffassungsgabe reißt sie die Tank-Mimik raus.

Ich bin ehrlich: Als ich zurück an Bord bin, hat meine Stimmung ein kleines "Zwischentief" erreicht. Wie soll ich jetzt den Tank leerpumpen; und, wohin damit? Wir hatten jetzt eine Situation, die uns richtig Zeit kosten wird, und das, durch so eine bekloppte Unkonzentriertheit! Oder sind das Alterserscheinungen?? Ich hoffe, dass es in der latenten Übermüdung begründet ist!

Bei dem kleinen Maritim-Shop, direkt gegenüber der Zapfsäulen, will ich mich nach der Möglichkeit, Diesel-Benzin-Gemisch zu entsorgen, erkundigen. Leider hat der Shop noch nicht geöffnet. Im Hintergrund höre ich einen älteren Mann, der auf deutsch mit dänischen Akzent lautstark Deutsche Segler zurechtweist: Sie sind nach dem Tanken einfach mit ihrem Schiff vor den Tanksäulen liegengeblieben und sind ganz unverfroren am frühstücken. Dabei haben sie ganz offensichtlich völlig außer Acht gelassen, dass vielleicht noch andere Freizeitskipper aus dem randvollen Hafen an die Zapfstelle möchten. Als ich gerade frustriert zurück zum Schiff gehen will, geht dieser ältere Herr nach seiner berechtigten Zurechtweisung zum Maritim-Shop und öffnet diesen, obwohl dieser erst offiziell in einer Stunde geöffnet wird. Ich hatte einfach Glück! Ich spreche den Mann auf Dänisch an und sammle damit Pluspunkte. Er entpuppt sich als ein sehr sympathischer und auch hilfsbereiter Zeitgenosse. Ich erörtere mein Problem und er kann mir tatsächlich helfen: Direkt neben dem Shop darf ich mein Diesel-Benzin-Gemisch entsorgen. Außerdem erfahre ich von ihm, dass man Diesel bis 20% mit Benzin anreichern darf. Als Absicherung hat er extra noch einen Motorexperten angerufen. Ich kaufe daraufhin einen 10l-Kanister, nicht nur, um dort den Rest des Benzins aus unserem Diesel-Kanister zu füllen, sondern auch, um mich etwas erkenntlich zu zeigen.

Mit unserer Tank-Mimik pumpe ich dann mit dem Hand-Balg 20 Liter des Diesel-Benzin-Gemisches aus unserem Dieseltank in unseren geleerten Dieselkanister. Leider bekomme ich den Dieselkanister nicht tiefer als unseren Dieseltank, so dass ich hier nicht mit dem "Prinzip der kommunizierenden Röhren" arbeiten kann. Das restliche Diesel-Benzin-Gemisch kann im Tank bleiben, da ich im Anschluss noch 60 Liter Diesel tanke (bedeutet: 3 x Laufen und die richtige Säule wählen!). Ende gut, Alles Gut: Wir haben schließlich 75 Liter Diesel mit einem ganz geringen Anteil Benzin im Tank - das ist ok!

Schnell haben wir dann noch unseren Wassertank aufgefüllt und wir legen ab. Und tatsächlich: Wir passen durch die beiden Heckpfähle ohne diese auch nur zu berühren (vgl. Link zum Beitrag). Wir haben es nicht weit, denn wir legen uns quasi gegenüber von Faarborg vor Anker. Abends fahren wir mit dem Schlauchboot nach Dyreborg. Ein sehr netter, kleiner Hafen, den wir gerne auch mal mit dem Schiff anlaufen wollen. Wir erkunden ein wenig die Umgebung und sind begeistert von den idyllisch gelegenen Häusern mit ihren hübsch angelegten Gärten - wirklich wunderschön!

Abends sitze ich noch lange in der Plicht. Nach der ressourcenfressenden Tank-Aktion, lassen wir es etwas ruhiger angehen und ich hoffe, dass uns nicht noch weitere Stolpersteine in den Weg gelegt werden. Aber: Neues Ungemach bahnt sich leider an!

 

 


Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Osten! (1)

18.07.2021, Ankerplatz Haderslev Fjord- Faaborg

Nach vier Tagen und drei Nächten vor Anker müssen wir Strom und Wasser tanken und Müll entsorgen. Unser heutiges Ziel soll daher Faaborg sein. Der Wind kommt aus Nordwest und damit sehr achterlich; er briest dann später auf 6 Beaufort auf. Wir werden unfassbar durchgeschaukelt. Als ich mir eine Wasserflasche aus der Bilge hole, ergreift schlagartig eine immense Übelkeit Besitz von meinem Körper. Unser Jüngster dagegen ist die ganze Zeit unter Deck und hört Hörbücher, wie geht das? Piet hat offensichtlich richtig Seebeine bekommen!

Als wir in den Lyø Krog hineinfahren, müssen wir das Großsegel irgendwie auf die andere Seite bekommen. Für eine Halse ist zu viel Wind, also fahren wir eine Wende. Wir haben mit unserem voll gesetzten Groß aber zu viel Segelfläche stehen. Wir rollen die Fock ein. Bei dem Versuch, den Bug durch den Wind der Stärke 6 und die mittlerweile 1 Meter großen Wellen zu bekommen, versinkt der Bug geradezu in den Wellentälern. Schon aus Prinzip, nehmen wir jetzt nicht noch den Motor zur Hilfe - wir sind schließlich ein Segelboot. Beim zweiten Versuch schaffen wir es dann durch den Wind und wir haben einen schönen Raumkurs mit dafür angemessener Segelfläche, wir rollen sogar noch die Fock aus. Und JA: Auch wir können mal schneller sein als andere Segelboote. Mit einem gewissen Maß an Genugtuung, lassen wir ein anderes Segelboot (ich bin ehrlich: Hat wohl nur 28 Fuß) stehen!

War es diese kleine Genugtuung, die mir nicht vergönnt war oder war es meine Äußerung in Bezug darauf, dass wir in letzter Zeit keine nennenswerten Vorkommnisse zu beklagen haben? Gut, dass ich nicht abergläubisch bin! Fakt aber ist: Im Hafen von Faaborg geben wir mal wieder bestes Hafenkino seit langen Zeiten ab! Am Set befinden sich Menschenmassen, die am Hafen flanieren, denn dort sind überall kleine Stände bzw. Foodtrucks mit allerlei Köstlichkeiten aufgestellt. Der Hafen selbst ist ebenfalls proppevoll! Das Drehbuch sieht schönes Wetter mit besagtem starken Wind vor, ist aber für die Handlung nicht entscheidend. Entscheidend hingegen ist der Umstand, dass wir eine zu schmale Box, von zwei freien und direkt nebeneinander liegenden Boxen auswählen. Die Boxen befinden sich ganz am Anfang des Steges und es liegen nur zwei kleinere Boote zwischen den Boxen und der Kaimauer. Man kann sagen, wir befinden uns im Zentrum der für uns vorbereiteten Bühne. Die Menschenmassen an der Kaimauer und auch alle Bootsfahrer die auf ihren Schiffen neben und hinter uns sitzen, haben die besten Plätze. Beim Ansteuern der Box ahnen wir schon, dass es knapp wird, was sich dann beim Hineinfahren auch bestätigt. Das ist aber nicht schlimm, da können wir uns durchquetschen. Stück für Stück drücken wir uns mit eingelegtem Vorwärtsgang weiter hindurch. Ich schaffe es, den backbordseitigen Pfahl schrittweise nach hinten zu arbeiten. Gelassen, wie es meine Art ist, greife ich mir die backbordseitige Heckleine. Als ich jedoch im Begriff bin diese über den Heckpfahl zu legen, merke ich, dass am anderen Ende mit enormer Geschwindigkeit und Kraft dichtgeholt wird! Es geht ein enormer Ruck durchs Schiff und der Motor kommt mit einem Schlag zum Stehen. Zwischenzeitlich hatte unsere Unternehmung schon für ordentlich Aufmerksamkeit und das eine oder andere Kopfschütteln gesorgt. Doch nun wurde es richtig spannend! Wir stecken zwischen den Heckpfählen fest und haben unsere Achterleine im Propeller - Geniale Handlung mit Steigerungspotential! Wir können mit ansehen, wie sich Schaulustige vordere Plätze an der Kaimauer sichern - Andere stehen in ihrer Plicht auf, um von dort das Geschehen mit gesteigertem Interesse zu verfolgen. Uns kommt derweil der Umstand zugute, dass wir bereits Erfahrungen mit Leinen im Propeller haben - es hat Alles seinen Sinn! Ich hatte meine Badehose griffbereit unter der Sprayhood liegen und konnte unverrichteter Ding in unserer Plicht blank ziehen und mir den Fetzen von einer Badehose (ist schon etwas älter) anziehen. Jetzt war das Drehbuch bei FSK 18 angelangt! Das war mir aber in meiner Rage egal! Im Nu ist der Flaggenstock aus der Halterung der Badeleiter genommen und letztere zu Wasser gelassen. Ich greife mir die Taucherbrille und bin nicht viel später als 5 Minuten, seit dem der Motor zum Stehen gekommen ist, im Wasser - wie gesagt, wir reden hier über Routine!  Unter Wasser sehe ich dann unsere Heckleine, die mehrfach um die Antriebswelle gewickelt ist und unter beachtlicher Spannung steht. Durch Drehen an der Antriebswelle und gleichzeitigem Ziehen an der Leine bekomme ich die Spannung heraus und kann die Leine entwirren. Dabei merke ich, wie beim Entspannen die Antriebswelle nach innen rutscht und aus ihrer elastisch gebogenen Zwangslage wieder in ihre ursprüngliche Form kommt. Beim Aufwickeln der Leine um die Antriebswelle hat sich Leine mit jeder Wicklung zum Stevenrohr hin, Platz für die nächste Wicklung eingefordert, und dadurch die Welle herausgezogen. Was für ein Mist!! Ich schlucke meinen Frust über diese Erkenntnis erst einmal runter und steige zurück an Bord. Ich dachte nicht einmal daran, mir trockene Klamotten anzuziehen und mich der unter heftigen Alterserscheinungen leidenden Badehose zu entledigen - sollen doch die Gaffer ihren Spaß haben! Bei geöffneter Revisionslucke in der Plicht, starten wir mit  skeptischen Blicken auf den Antriebsstrang den Motor. Glücklicherweise ist auf den ersten Blick kein größerer Schaden erkennbar!

Wie auch immer, wir schaffen es schließlich in die Box. Unser steuerbordseitiger Nachbar, ein wirklich sehr netter Zeitgenosse, schlägt uns vor, dass wir auf den direkt neben uns, noch freien Platz verholen. Die Heckpfähle dieses Liegeplatzes sind seiner Meinung nach weiter auseinander, so dass wir es beim Ablegen leichter haben würden. Hier als Vorgriff: Er soll Recht behalten, dass konnten wir jedoch bei den engen Verhältnissen vorhin nicht so schnell abschätzen. Wir nehmen seine Hilfe an und beginnen unser Schiff dort hinüber zu ziehen. Auf Vorschlag unseres Nachbarn bekommt er dann unsere steuerborseitige Heckleine, mit der er uns dann heranziehen kann. Ich stehe mittlerweile am Heck und versuche unsere backborseitige Heckleine über den Heckpfahl zu bekommen. Dafür hatten ich eine extra große Schlaufe gebunden, so dass ich mit siegessicherer Gelassenheit zum großen Wurf ansetzen will. Doch genau in diesem Augenblick ertönt hinter mir ein lautes Rattern einer Winsch! Ich drehe mich um und sehe, wie unser netter Nachbar unsere Heckleine über einen mittschiffs gelegenen Holepunkt zu einer Winsch geführt hat und diese mit schnellen Kurbeldrehungen dicht holt. Das führt dazu, dass sich unser Schiff, dem Zug der Leine folgend, vom hinteren Heckpfahl entfernt. Weil aber der Nachbar so nett ist, will ich nichts sagen. Die anfängliche Gelassenheit beim Versuch, die Schlaufe unserer Achterleine über den Heckpfahl zu bekommen, wendet sich unterdessen in hektische und unkoordinierte Würfe! In mir konkurrieren leise Verzweiflung mit siegessicherem Kampfwillen. Aber, was soll ich sage? Letzterer gewinnt und ich bekomme die Leine über den Pfahl geworfen! Weil der nette Nachbar Alles gegeben hatte, bedankte ich mich noch für seine vermeintliche Hilfe - aber das war es Wert! Damit findet das Schauspiel dann sein Ende; die Menschenmassen an der Kaimauer setzen sich langsam wieder in Bewegung.

Hier noch kleine Anmerkung für diejenigen, die keinen Sand bzw. Staub an Bord haben wollen! Bei nordwestlichen Winden werden die vorderen Schiff (also nahe der Kaimauer) mit sehr viel Dreck beaufschlagt, den der Wind von den großen, freiliegenden Bauflächen Flächen  mitträgt. Unser Schiff sieht nach kürzester Zeit aus wie "Sa..."! Auch unter Deck ist der feine Sand zu spüren.

Faaborg ist wirklich sehr schön! Insbesondere auch der Weg entlang des Wassers. Dort liegt unter anderem ein kleiner Park, mit Sitzbänken und traumhafter Sicht auf den Faaborg Fjord. Abends gehen wir zu dem kleinen Marktplatz und der Stadtmitte und essen dort Pizza - wirklich schön und empfehlenswert!

Der nächste Tag fängt eigentlich gut an, aber leider passiert mir eine dummes Missgeschick! Ich werde  bald berichten!

 

Sommerurlaub 2021 – Es geht Richtung Süden!

13.07.2021, Bønnerup - Grenaa

Die Fahrt nach Grenaa ist einfach nur schlecht! Trotz wenigen Windes, auch während der letzten Tage, kommen wir  ca. ab der "Gjerrild Bugt" in eine immer größer werdende Welle mit abnehmendem Wind. Ich habe schnell von dem unfassbaren Geschaukel die Nase gestrichen voll! Helfen tut es leider nichts, wir müssen da durch. Jedoch kann ich es einfach nicht nachvollziehen, wo so eine große Welle bei so wenig Wind herkommen kann. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass sie nur dafür da ist, uns zu ärgern! Später überlege ich mir, dass möglicherweise Starkwind in entfernteren Gebieten, z. B. vor Schweden, dafür verantwortlich sein könnte. Dazwischen liegt das weitläufige Kattegat und bis auf die Insel Anholt, gibt es keine geografischen Hindernisse, wodurch die Wellen gebremst werden könnten.

Nach drei Stunden erreichen wir endlich Grenaa und sind froh, nicht mehr diesem Geschaukel ausgesetzt zu sein. Wir erhaschen einen wunderbaren Platz ganz außen am Steg. Dort gibt es nur einen backborseitigen Heckpfahl und eine Klampe am Steg. Es ist ganz offensichtlich kein offizieller Liegeplatz, aber Not macht erfinderisch - der Hafen ist schon ziemlich voll. Belohnt werden wir durch eine tolle Sicht und die Möglichkeit, baden zu gehen, wunderschön!

Unsere Freunde kommen mit ihrer X-382 später nach und machen am Kopf des Steges fest. Auch wenn wir es befürchtet haben, aber keiner schickt uns hier weg. Wir liegen hier sehr gut und können ruhig schlafen. Das nervige Gequietsche, das von dem vorderen Lager des Schwimmsteges herrührt, können wir letztendlich mit einem Seil eliminieren. Speiseöl oder auch WD40 brachten leider nicht den gewünschten Erfolg. Aber mit dem Seil schafften wir es, den Druck auf die bereits eingelaufenden Rollenlager zu nehmen, was die Ursache für das nerventötende Geräusch war.

Auch der Lystebadehavn Grenaa hat seinen Reiz. Es handelt sich um eine recht große Anlage, mit verwinkelten Ecken, und Restaurants. Nebenan ist ein toller Strand zum Baden. Der hintere Teil des Hafens wird teilweise von einem kleinen, Strand gesäumt. Nördlich liegt der Industriehafen, in dem eine riesige Ölplattform "zwischengelagert" wird - eine wahres Monstrum! Von weitem sind die nach oben gefahrenen Stelzen zu erkennen.

14.07.2021, Grenaa -Øer

Die Fahrt nach Øer gestaltet sich deweil etwas diesellastig. In Ermangelung an Wind, saugen wir den "Flüssigwind" aus unserem Tank. Kurz vor der Einfahrt nach Øer gehen wir zum Baden kurz vor Anker. Das Schleusen in den Hafen von Øer ist immer wieder ein Erlebnis, es hat etwas Beschauliches. Es unterscheidet sich jedenfalls deutlich vom Schleusen im NOK. Das fängt bei den fehlenden Schwimmstegen an und hört beim Festmachservice des Schleusenmeisters auf.

Wir verbringen dann einen feucht-fröhlichen Abend mit unseren Freunden und anderen Mitgliedern des FSV. Es wird zum wahren Workout für die Leber. Gegen 2 Uhr streiche ich die Segel. Am nächsten Morgen habe ich nur mit erträglichen Nebenwirkungen zu kämpfen. Es ist es etwas das Training?

15.07.2021, Øer - Ankerplatz bei Marup

Für die nächsten Tage ist viel Wind vorhergesagt, so dass wir uns entschließen, geschütztere Gewässer, in diesem Fall der "Kleine Belt", aufzusuchen. Wir drehen eine Runde durch den Hafen von Øer. Von den Anderen ist noch keiner an Deck zu sehen. Wir navigieren als Verabschiedungsgeste ein Herz,was wir aufzeichen und per Nachrichtendienst versenden. Das Manöver nehmen andere Bootsfahrer nicht so locker. Kein Wunder, sie können ja auch nicht ahnen, was wir da machen.

Eben südlich von Marup lassen wir das Eisen fallen. Wir liegen unmittelbar neben der Hafeneinfahrt und sehen den einen oder anderen Bekannten einlaufen. Außerdem liegt noch die "Glaobetrotter" (Baunmmer 32) ca. eine Meile südlich von uns vor Anker. Abends fahren wir mit dem Schlauchboot in den Hafen zu Erkundungszwecken und  genießen die Gastfreundschaft von Fahrdorfer Seglern und von Nicole und Beppo - ganz herzlichen Dank!

Wir waren noch nie in Marup und stellen fest, dass es einer unserer Lieblingshäfen werden könnte! Er ist klein und "hyggeligt". Direkt angrenzend die hohen Hügel, von denen man eine atemberaubende Aussicht auf den Hafen und auch auf die Insel Tunø hat. Piet und ich klettern hinauf.

Als wir gegen 0 Uhr (unser Jüngster hat tapfer durchgehalten) zurück an Bord sind, operiere ich noch eine Zecke aus der Haut im Brustbereich unseres 8-ährigen. Die hat er sich vermutlich bei der Kletteraktion auf die Hügel eingefangen. Vor ewigen Zeiten hatte ich einem gutem Freund mit einer eigens dafür modifizierten Pinzette bereits so ein Insekt aus der Haut gezogen. Seither ist das kleine Werkzeug an Bord und tut seine Dienste.

Anschließend starten wir nochmal den Motor, um uns noch eine Stück Richtung Land bzw. Hafen zum Schutze des aufkommenden Schwells zu verholen.

16.07.2021, Ankerplatz bei Marup - Ankern vor Middelfart Marina

Wieder unter Motor treten wir die über 42 Meilen lange Strecke Richtung Middelfart an. Unterwegs machen wir den Motor aus und springen in die Ostsee - herrlich!

Ein Stück westlich von der Middelfart Marina lassen wir den Anker fallen. Wir beobachten Schweinswale, die sehr nahe an uns heran kommen. Abends setzen wir dann mit dem Schlauchboot an Land über: Unsere Mission lautet: Etwas zu Abend essen organisieren. Wir hatten uns einen Ort in der Nähe unseres Ankerplatzes ausgesucht und wurden mit dem "Kitzchen" fündig. Wir haben ca. 1,2 km zu laufen, davon (unerwartet) viel Steigung. Bei der Wärme ist das eine Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen. Was wir dann vorfinden ist ein toller Ort, der aus zwei alten, amerikanischen Foodtrucks und einem Eisladen besteht. Die Trucks und der Eisladen sind so angeordnet, dass in der Mitte ein kleiner und gemütlicher Platz mit Tischen und Bänken entsteht, wirklich toll gemacht. Das Beste ist, es gibt hier richtig leckere Burger!

17.07.2021, Ankern vor Middelfart Marina - Ankerplatz Haderslev Fjord

Zeitig am Morgen holen wir den Anker hoch und segeln weiter Richtung Süden. Wir erleben einen traumhaften Segeltörn, bei besten Segelbedingungen: Raumer Wind der Stärke 5, angenehme Temperaturen, Sonnenschein und wir laufen gerne mal über 7 Knoten - das macht richtig Spaß! Wenn wir erst einmal segeln, dann bis zum "bitteren Ende! So kreuzen wir ein ganzes Stück das enge Fahrwasser des betonnten Haderslev Fjords hoch. Dabei müssen wir sehr genau navigieren, da es außerhalb des Fahrwasser schnell flach wird - wir beobachten, wie sich zwei Segler festfahren. Außerdem ist unglaublich viel Verkehr. Wir finden dann eine Mooringboje, an der wir festmachen. Hier zeigt sich wieder einmal der Vorteil des Delphin 66: Der geringe Tiefgang! Mit Baden, SUP-Fahren u. ä "schlagen wir die Zeit tot". Abends verholen wir uns dann noch einmal in Richtung der Mündung des Haderslev Fjordes. Dort ist eine Mooringboje frei geworden. Von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf den Årøsund. Außerdem gibt es hier am Ufer einen kleinen Strand.

Die nächsten Tage werden dann etwas turbolenter. Leider hatte ich heute frohlockt, dass alles so gut läuft, keine Missgeschicke, kein größeren unerwarteten Vorkommnisse. Leider soll sich das massiv ändern!! Ich werde künftig mit solchen Äußerungen vorsichtiger sein!

 







Sommerurlaub 2021 – Die Startsequenz über Marstal

02.07.2021, Fahrdorf - Ankern vor Arnis

Auch, wenn man es sich jedes Mal erneut vornimmt, es lässt sich offensichtlich nicht vermeiden: Trotz vorausschauender Planung für den bevorstehenden Urlaub, wird es wieder einmal hektisch. Es geht offensichtlich nicht anders, jedenfalls bei uns nicht!  Das Ablegen in Fahrdorf ist wieder einmal von großer Eile geprägt. Wir bringen unser Gepäck sowie Proviant einfach nur an Bord und legen ab. Verstaut wird unterwegs, denn wir versuchen noch die letzte Brückenöffnung der Lindaunisbrücke zu bekommen. Eigentlich ist auch genug Wind zum Segeln, aber wir belassen es beim Motoren. Wir schaffen es dann rechtzeitig zur Brückenöffnung. Eine gute Meile hinter der Lindaunisbrücke legen wir uns vor Anker und genießen die herrliche Abendstimmung. Allerdings liegen wir hier nicht so ruhig, wie ursprünglich gedacht. Wir holen den Anker also wieder hoch und rollen die Fock aus. Unser Ziel ist Arnis. Dort hatte ich mir eine spezielle Ankerstelle, unweit vom Ufer und geschützt,  ausgeguckt. Ich hoffe, dass es klappt. Auf Höhe der "Schleiperle" in Arnis starten wir den Motor und fahren ein Ankermanöver an der Nordostspitze der Halbinsel. Dort gibt es eine Stelle mit einer Tiefe von ca. 2,1 m..

Der Abend ist noch jung und wir setzen noch einmal mit dem Schlauchboot nach Arnis über. Es ist wirklich wunderschön hier. Wir spazieren den Fußweg entlang Richtung Ortskern. Beim "Fährhaus" sitzen noch Gäste im Außenbericht. Das sah eben schon so einladend aus, als wir gerade mit dem Schiff vorbeigefahren sind. Leider sah es nur so aus!! Wir dachten, wir könnten noch ein Eis bekommen und setzen uns an einen der freien Tische. Da wir nicht bedient werden, gehe ich mit unserem Jüngsten nach vorne, um uns bemerkbar zu machen. Auf meine Frage, ob wir noch ein Eis bekommen können, werden wir auf eine ungemein harsch bzw. eigentlich schon frechen Arte und Weise abgewiesen, dass ich nicht anders konnte, als im gleichen Ton zu antworten. Der Kellner will uns dann einfach stehen  lassen und an uns vorbeigehen - unfassbar. Ich habe die Schnauze dermaßen voll, dass ich über den gesamten Außenbereich hinweg Nicole zu rufe: "Lass uns hier abhauen, die wollen uns hier nicht!". Ich konnte mir der Aufmerksamkeit der anderen Gäste gewiss sein. Wir verlassen dann unverrichteter Dinge diesen unfreundlichen und negativ wirkenden Ort!

Wir gehen noch weiter bis zur "Strandhalle", die aber auch schon geschlossen ist. Sie hat offenbar neue Betreiber, denn der Außenbereich wurde umgestaltet. Das gefällt uns sehr gut und bringen das auch dem neuen Pächter, der gerade die Sitzkissen zusammensammelt, gegenüber zum Ausdruck - der freut sich.

03.07.2021, Ankern vor Arnis - Marstal

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker, brechen wir rechtzeitig auf. Unter Segeln laufen wir aus der Schlei hinaus auf die Ostsee. Der Wind aus Nordwest reicht gerade so, dass wir noch einigermaßen voran kommen. Marstal ist unser erster dänischer Hafen dieses Jahr.

Kurz vor der Hafeneinfahrt von Marstal starten wir den Motor und laufen den letzten Steg an. Dort haben unserer Freund einen genialen Platz an der runden Plattform mit wunderschöner Sicht (fast wie beim Ankern!) für uns freigehalten! Danke!!

Für das EM-Achtelfinale Dänemark gegen Tschechien krame ich unseren 32-Zoll Monitor hervor und baue es für eine Art "Public Viewing" auf einer Sitzgarnitur auf. Der Stream läuft etwas zeitverzögert, so dass, bevor wir das erste Tor sehen können, bereits ein Jubel durch den Hafen hallt.

Nach dem Spiel haben wir dann eine Begegnung der besonderen Art: Unser Freund und ich genießen gerade ein Bierchen während die Nachlese des Fußballspiels nebenher läuft. Unsere Frauen sind unterwegs. Unsere Kinder vergnügen sich derweil mit Schlauchboot und Außenborder zusammen mit zwei dänischen Jungs, ebenfalls im Schlauchboot mit Außenborder. Aus dem Augenwinkel heraus bemerke ich, dass ein Gestalt von einem Schiff, zwei Plätze neben unserer Hanna in offensichtlich erregtem Zustand von Bord steigt und zielstrebig auf uns zukommt. Bei der Person handelt es sich um eine betagte Dame, deren Alter und Lebenserfahrung sie nicht daran hindern lässt, ein Gewitter der besonderen Art auf uns hereinbrechen zu lassen. Wir werden mit einem Feuerwerk verbaler Attacken konfrontiert, das seines Gleichen sucht! Gegenstand ihres Anliegens ist die durch den Lärm der Außenborder verursachte Ruhestörung. Das ist für uns nachvollziehbar. Es war aber einfach schön für uns anzusehen, wie unser heranreifender Nachwuchs heute zum ersten Mal und alleine im Schlauchboot unterwegs ist. Trotz unserer defensiv ausgerichteten Verteidigungsstrategie, ließ das Ende des Dauerbeschusses der aufgebrachten Dame auf sich warten. Sie gab uns untere anderem zu verstehen, dass sie das Vergehen dem Hafenmeisters melde werde, der uns dann unverrichteter Ding dieses schönen Ortes verweisen würde. Allein, dazu kam es nicht!

Marstal ist unser Absprunghafen in die dänische Südsee und Richtung Norden. Als grobes Ziel haben wir Bönnerup ins Auge gefasst. Eine Empfehlung unserer Freunde, die wir in den nächsten Tagen begleiten werden.

 



„Corpus Delicti“ – Das Beweisstück eines Verbrechens!

25.06.2021, Fahrdorf - Ankerplatz Missunde

Sie soll tatsächlich klappen! Wir wissen aus erster Hand, dass die Funktion der Lindaunisbrücke zur Zeit wiederhergestellt ist. Eine frohe Kunde, allerdings drängt sich uns unweigerlich die Frage auf: "Wie lange?". Aber wir sollten lieber im Hier und Jetzt leben und uns nicht über Dinge der Zukunft scheren.

Jedoch beschert uns die nahe Zukunft ganz unverhofft ein Wochenende in trauter Zweisamkeit. Zwei Nächte ohne ein einziges Kind! Das hatten wir seit 8 Jahren nicht. Wir lieben unsere Kinder über Alles, daran soll nicht der geringste Zweifel bestehen! Aber wir halten auch mal für ganz kurze Zeit ohne sie aus. Unser unermessliche Dank geht an unsere Freunde in Fahrdorf!!

Wir steuern heute einen Ankerplatz gegenüber des Missunder Yachtclubs an. Viel Platz gibt es dort nicht zum Ankern, speziell nicht für das Ankermanöver. Aber es ist einfach eine ungemein schöne Stelle mit wunderbarem Blick auf die vorbeifahrenden Schiffe. Außerdem bleibt uns die Sonne am Abend hier ziemlich lange erhalten. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten können wir mit unserem Tiefgang von 1,10 Meter sehr nahe am Ufer ankern, so dass wir den Schiffsverkehr nicht behindern. Wir müssen das Ankermanöver in Richtung Land durchführen, da wir noch eine Landleine am Heck ausbringen wollen. Wir lassen den Anker in einem genau abgeschätzten Abstand zum Ufer ins Wasser und geben Richtung Land Rückwärts. Dann bringen wir eine Heckleine ans Ufer aus, so dass die Schiffslängsachse einen Winkel von ca. 30 Grad zum Ufer bildet. Die Heckleine holen wir dann etwas dicht, so dass wir durch die moderate Vorspannung Stabilität in unser "Anker-System" bekommen. So bleibt unser Schiff in der vorgegebenen Position und wir verhindern, dass das Heck Richtung Land treibt, denn wir haben nur 0,6 Meter unterm Kiel.

Die Schlei ist an dieser Stelle sehr schmal und geschützt. Das regelmäßige Übersetzen der Fähre hat schon fast eine hypnotische Wirkung. Die nebeneinander liegen Schiffe des Missunder Yachtclubs sind sehr schön anzuschauen. Das beste sind die vorbeifahrenden Schiffe. Es ist wie ein Schaulaufen von zum Teil wunderschönen Holzschiffen und Jollen, aber auch traditionelle Motorboote sind dabei, wie z. B ein Vertenskreuzer.

Später setzen wir mit unserem Schlauchboot zum Steg des Missunder Yachtclubs über und spazieren am Missunder Fährhaus vorbei zu einem kleinen Imbiss, hinter dem Missunder Fährhaus. Das öffnet leider erst am 1. Juli. Aber dieser Imbiss ist auch wirklich sehr gemütlich und man hat einen schönen Blick, auch auf die Schlei. In dieser Gegend ist heute Abend rein gar nichts von Massentourismus zu spüren. Die wenigen Gäste grüßen freundlich und alle wirken sehr entspannt.

Auf dem Rückweg lassen wir uns eine ganze Zeit lang in der untergehen Sonns in unserem Schlauchboot trieben. Traumhaft, einfach die Seele baumeln lassen und die Stille genießen. Keiner will heute was von uns, wir können uns Zeit lassen wie wir wollen - absolut ungewohnt!

25.06.2021, Ankerplatz Missunde - Wormshöfter Noor

Es war eine sehr ruhige Nacht. Da wir die Brückenöffnung Lindaunis um 10:45 nutzen wollen, legen wir rechtzeitig ab. Ich würde mir gerne die alte Brückenkonstruktion nochmal aus der Nähe anschauen. Denn eigentlich ist es ein schönes und technisch interessantes Bauwerk und es ist schade, dass es einer neuen Konstruktion weichen soll. Nun hat die historische Klappbrücke eher etwas von einem "Corpus Delicti" - also ein Gegenstand bzw. Beweisstück, an dem sich anhand äußerer Merkmalen ein Verbrecher oder Verbrecherin überführen lässt. Nicht, dass ich die DB als "Verbrecherin" zu bezeichnen beabsichtige. Aber "gefühlt" (fühlen darf man ja Alles!) sind die sich an dieser Brücke sowohl im äußeren Erscheinungsbild als auch in der mangelnden Funktion vereinenden Merkmale Indizien für Nachlässigkeit und die von mir schon erwähnte Impertinenz, die ich auch im täglichen Pendelverkehr mit der Bahn spüre.

Heute aber kann ich nicht meckern: Pünktlich um 10:45 Uhr öffnet sich das Tor zur großen weiten Welt! Da wir zeitig bei der Brücke waren, konnten wir uns ganz vorne einreihen. Nicole kam nämlich die Idee, dass wir es heute, aufgrund der günstigen Voraussetzungen wie Wind- und Strömungsverhältnisse, innerhalb einer Stunde bis zur Öffnung der Klappbrücke in Kappeln schaffen könnten. Dafür bräuchten wir eine Motordrehzahl von 2.300 U/min. Die stelle ich dann auch genau ein. Und tatsächlich, wir schaffen es bis auf die Minute genau zur Brückenöffnung. Faszinierend, diese Frau!

Wir steuern dann das Womshöfter Noor bei Kappeln an und legen uns vor Anker. Das Ankerfeld wächst den Tag über kontinuierlich an. Am Abend setzen wir dann mit dem Schlauchboot über und gehen nach Maasholm. Es gibt diverse Sitzbänke mit traumhaftem Ausblick, sowohl auf das Ankerfeld hier im Wormshöfter Noor, als auch auf der anderen Seite von Maasholm auf Schleimünde. Wir haben uns Getränke eingepackt und wechseln von einer zu nächsten Bank mit schöner Sicht. Später kehren wir dann in die Gaststätte "Am Schleieck" ein. Wir stellen uns in die mittlerweile kleiner gewordene Warteschlange, bis uns ein einzelner Herr an einem Tisch zu uns bittet. Wirklich sehr nett! So mussten wir nur wenige Minuten warten. Wie wir erfahren, hat er sein Segelboot seit 25 Jahren in Maasholm liegen und ist Stammgast bei "Schunta", ein bekanntes und beliebtes Restaurant am Hafen. Leider muss man sagen "war", denn es gab im letzten Jahr ein Betreiberwechsel. Der Pensionierte Mitarbeiter bei "Blohm + Voss" in Hamburg hat viele interessante Geschichten zu erzählen. Direkt neben uns sitzen dann noch Bekannte aus Elmshorn, sehr lustig!

Die untergehende Sonne genießen wir dann an Bord. Ein schöner und viel zu kurzer Tag geht zu Ende.

 

25.06.2021, Ankerplatz Missunde - Fahrdorf

Den Rückweg nach Fahrdorf treten wir heute in Ruhe an. Wir lassen uns eine Stunde mehr Zeit zwischen den Brückenöffnungszeiten von Kappeln und Lindaunis. Bei Stexwig machen wir noch einen kurzen Badestop, dann geht es nach Fahrdorf. Unser Jüngster hat die Zeit bei unseren Freunden offensichtlich sehr genossen. Es gibt noch selbstgemachte Erdbeertorte mit von den Kindern selbst gepflückten Erdbeeren - richtig toll!!

Eine kompakte Arbeits- und Urlaubsvorbereitungswoche liegt vor uns. Wenn Alles gut geht, brechen wir Freitag in Urlaub auf. Eine gewisse Vorfreude läßt sich nicht verheimlichen!

 






Ankersession auf der Schlei – Lindaunisbrücke immer noch geschlossen!

18.06.2021, Fahrdorf (FSV) - Ankerplatz westlich Reesholm

Es ist der letzte Schultag vor den Sommerferien. Es liegt ein Schuljahr mit großen Herausforderungen, sowohl für die Kinder als auch die Erwachsenen hinter uns. Es waren kräftezehrende Monate. Wir hoffen, dass wir das Homeschooling für Piet so gestaltet haben, dass zumindest in den Hauptfächern wie Mathe und Deutsch ein bisschen was hängen geblieben ist. Seine beiden Schwestern sind ja schon älter und selbständiger.

Mit dem Schiff rauszufahren und sich einfach nur vor Anker zu legen reicht schon, um Abstand zu bekommen - ein willkommener Tapetenwechsel! Die schwül-warme Luft steigert das Verlangen in die Schlei zu springen.

Wir legen uns auf der westlichen Seite der Halbinsel Reesholm vor Anker. Das sind gerade einmal 1,6 Seemeilen von Fahrdorf entfernt. Das macht aber gar nichts, denn morgen soll die Lindaunisbrücke wieder öffnen (so war jedenfalls bis zum Abend unser Glauben)! und wir können mal etwas weiter weg fahren!

Am frühen Abend kommen Freunde mit ihrem Motorboot und später noch Freunde mit ihrer "X-382". Sie machen längsseits bei uns fest. Der Anker hält, für mich immer wieder ein Wunder. Die Kinder, insgesamt fünf an der Zahl haben unglaublichen Spaß beim Baden von den Schiffen aus. Es ist wirklich ein Paradies, nicht nur für die Kinder.

Im Laufe des Abends erreicht uns die Nachricht, dass die Deutsche Bahn den Termin zur Öffnung der Lindaunisbrücke abermals verschoben hat -es soll nun der 22. Juli sein - wir sind gespannt!!

Während für die Nacht über hier vor Anker bleiben, fahren die anderen in ihren Heimathafen.

Die Nacht wird jäh durch aufkommende Windböen unterbrochen. Der Wind dreht um nahezu 180° auf west. Damit liegen wir hier "auf Legerwall", sprich mit auflandigem Wind nahe am Ufer. Wenn der Anker nicht halten soll, trieben wir auf Land zu. Jedoch bereitete uns nicht der Anker Sorgen, sondern das Solarpanel, dass ich über Nacht am Großfall hatte hängen lassen. Außerdem hat der starke Wind unseren aus zwei ineinander gesteckte Scheiben zu einer Scheibe zusammengedrückt, die wie wild im Wind umherflatterte. Beides berge ich ab. Der ganze Spuck dauerte dann aber auch nur wenige Minuten. Das wiederholt sich dann noch zwei Mal, dann ist Ruhe. Der Wind weht zwar immer noch auflandig, aber deutlich schwächer - der Anker wird schon halten.

19.06.2021, Ankerplatz westlich Reesholm - Ankerplatz nördlich von Marina Schrader - Fahrdorf (FSV)

Im Laufe des Morgens nimmt der Wind wieder deutlich zu. Wir verholen und auf die Ostseite von Reesholm. Jedoch liegt hier schon ein anderes Segelschiff vor Anker und eigentlich auch genau dort, wo wir liegen wollten. Wir fahren weiter. Nur mit der Fock steuern wir den Ankerplatz nördlich der Schrader Marina an. Wir müen bei der Wahl des Ankerplatzes an unsere Freunde denken, die später mit ihrem tiefgängigeren Schiff nachkommen wollen.

Wir finden ein schönes Plätzchen nur wenige Meter vom Ufer entfernt und mit 1,4 Meter unter unserem Kiel - sprich insgesamt 2,50 Meter Tiefe genial. Leider hält unser Anker nicht. Wir haben ihn auch nicht mit der Maschine eingefahren, da wir das Ankermanöver nur unter Fock gefahren haben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich hinter uns noch ein Jollenkreuzer vor Anker legt. Meine bösen Blicke werden nur durch ein Freundliches Grüßen erwidert. Wir verholen uns ein Stück weiter weg vom Ufer, wo genügend Platz ist.

Als später unsere Freunde an unserer Steuerbordseite festmachen, kommen starke Böen, die unser Päckchen abermals vertreiben lassen. Wir verholen uns im Päckchen wieder ein Stück Richtung Land. Dieses Mal hält unser Anker!

Es wird ein chilliger Tag an Bord mit ordentlich Badeaction. Die Kinder sind mehr im Wasser als an Bord. Mit den Wasserpistolen liefern sie sich heiße Gefechte - eine Freude, das mit anzusehen!

Am späten Abend entschließen wir uns, noch nach Fahrdorf zu verholen, da für morgen Früh starke Gewitter vorhergesagt sind.

20.06.2021, Fahrdorf (FSV)

Das vorhergesagte Unwetter mit orkanartigen Böen und Hagelschauern streift uns dann aber lediglich. Trotzdem war es die richtige Entscheidung, in den Hafen zu fahren.

Es sind nunmehr nur noch zwei Wochen, bis wir in den Urlaub fahren! Wir wird sich das wohl mit der Lindaunisbrücke gestalten??

 



Krantermin bei „Schrader Marina“

10.06.2021, Fahrdorf - Schrader Marina in Borgwedel

Nun hat sich tatsächlich eine Lösung für unser Antifouling-Problem ergeben: Ein Freund konnte uns kurzfristig einen Krantermin für den heutigen Donnerstag organisieren. Das Ganze soll dann so ablaufen, dass zum Feierabend hin unser Schiff an Land gestellt und am folgenden Morgen wieder ins Wasser gesetzt wird. Der große Vorteil dabei ist, dass wir dafür nicht den Mast legen müssen, genial! Das Wetter soll laut Vorhersage sogar auch mitspielen.

Die Fahrt von Fahrdorf zur Schrader Marina in Borgwedel dauert unter Motor ca. 50 Minuten. Dank Pinnenpiloten kann ich während der Fahrt Vorbereitungen treffen, das spart Zeit. Als ich in den Hafen der Marina Schrader einlaufe, muss ich noch warten, bis ein Hausboot den Platz beim Kran freimacht. Solange hänge ich die Hanna mit einer provisorischen Heckleine an einen Dalben. Nach 20 Minuten kann ich dann schließlich zum Kran fahren. Und dann geht auch alles ziemlich schnell: Der Hafenmeister bugsiert den Portalkran über das Becken und ich führe das eine Ende des hinteren Gurtes um die Vorleine unseres Schiffes herum. Dann wird der Kran mit den Gurten entsprechen positioniert. Ich hatte dem Hafenmeister im Vorwege ein Foto von unserer Kranaktion im Jahr 2019 in Gelting gezeigt. Daran kann er sich heute orientieren. Es dauert nicht länger als 20 Minuten und unserer Schiff hängt am Kran und wird an Land gefahren. Ich mache mich sogleich an das Säubern des Unterwasserschiffes. Das ist zu meiner Verwunderung ziemlich sauber. Dann setzt der Hafenmeister unser Schiff auf einen Bock. Ich bin wirklich beeindruckt, wie schnell und geschickt er mit dem Monstrum von Kran umgeht. Das macht schon vom Zugucken Spaß! Als der Hafenmeister dann noch unsere Hanna als "hübsches Schiff" bezeichnet, bin ich mir sicher, dass er ein äußerst sympathischer Zeitgenosse ist.

Dank des Wetters dauert es nicht lange bis Alles ist abgetrocknet ist. Schließlich klebe ich den Wasserpass ab und starte mit dem Auftragen des Antifoulings. Ich sehe zu, dass ich fertig werde. Nach nicht viel mehr als einer guten Stunde bin ich soweit. Ich kann das Klebeband abziehen. Absolut genial: Ich hab jetzt sogar noch Zeit, um zu unseren Freunden zu fahren. Morgen früh kann unser Schiff dann wieder ins Wasser.

Ich darf netterweise mit unserem Bulli vorne am Hafen stehen, um dort zu übernachten. Zum Sonnenuntergang fahre ich dann von unseren Freunden zurück zur Marina Schrader und stelle mich vorne an den Hafen mit traumhaftem Blick auf die "Große Breite". Ich spaziere noch einmal die äußere Mole des Hafens hinaus; wunderschön, wie die Schlei in das Abendrot der untergehenden Sonne gehüllt wird! Ich erhalte in diesem Moment eine WhatsApp-Nachricht von einem Freund, dem Eigener der "Joker". Demnach soll die Klappbrücke bei Lindaunis nicht, wie ursprünglich angekündigt,  übermorgen, sondern "voraussichtlich" erst 8 Tage später für den Schiffsverkehr geöffnet werden. Ok, denke ich, dass ist für uns "noch" nicht so tragisch, Unser Sommerurlaub beginnt erst später. Allerdings begegne ich auf dem Weg zum Bulli dem frischgebackenen Eigener einer neuen Moody 41, die mir aufgrund ihres modernen Designs heute schon beim Einlaufen in den Hafen aufgefallen war. Der Eigner kommt aus der Schweiz und will mit seiner extra dafür eingeflogenen 5-köpfigen Crew am Samstag sein Schiff ins Mittelmeer überführen. Ich spreche ihn auf die Misere mit der Klappbrücke an, wobei ich davon ausging, dass er davon bereits Kenntnis hat. Dem war aber nicht so! Es ist untertrieben, wenn ich sage, dass ihm Alles aus dem Gesicht gefallen ist. Die einzige Chance für ihn wäre, den Mast zu legen und hinter der Brücke wieder stellen zu lassen. Allerdings hatte er heute gerade erst den Mast setzen lassen, was laut seiner Bekundung ein riesen Akt war. Er tat mir echt leid; helfen konnte ich ihm leider nicht. Für uns wird es allerdings wieder spannend: Wird die Klappbrücke, die sich in der Obhut der Deutschen Bahn befindet, wieder funktionieren, wenn wir in den Urlaub starten wollen?? Ich bin seit vielen Jahren leidgeprüfter Kunde der Deutschen Bahn. Ich weiß, mit welcher Impertinenz die DB mit unzumutbar langen Sanierungsprojekten und schlechter Kommunikation die Geduld ihrer Kunden auf die Probe stellt. Der Gedanke, dass wir, um in den Urlaub starten zu können, möglicherweise unseren Mast legen und hinter der Brücker irgendwo wieder stellen müssen, treibt meinen Puls spürbar in die Höhe!

11.06.2021, Schrader Marina in Borgwedel - Ankerplatz vor dem Strandhotel - Fahrdorf - Ankerplatz vor Borgwedel

Ein herrlicher Morgen, die Sonne scheint, angenehme Temperaturen. Ich stehe früh auf und klettere an Bord unserer Hanna, um dort einen Kaffee aufzubrühen. Ich habe dabei einen wunderbaren Blick auf den Hafen und die Schlei. Gegen 9 Uhr ist es dann auch schon soweit. Der nette Hafenmeister bugsiert den Portalkran über unsere Hanna. Ich hatte die Zeit bis dahin genutzt, Alles soweit vorzubereiten, dass ich, nachdem unser Schiff wieder schwimmt, direkt losfahren kann. Als unser Schiff in den Gurten des Portalkranes hängt und quasi über dem Boden schwebt, male ich noch schnell die von den Pratzen verbliebenen "Vierecke" mit Antifouling über. Außerdem nutze ich die Gelegenheit und entferne die restlichen Pocken unter dem Kiel. Dort komme ich im Winterlager leider nicht richtig hin. Nach einer kurzen Trocknungszeit wird dann unsere Hanna wieder ihrem Element übergeben. Ich brauche gar nicht erst festmachen und kann direkt den Motor starten und losfahren. Ich bedanke mich noch beim Hafenmeister für seine tolle Arbeit und seine Hilfsbereitschaft.

Ich habe heute Urlaub und genieße es an Bord zu sein. Ich motore ganz in Ruhe Richtung Schleswig und lege mich vor dem Strandhotel vor Anker. Ich nehme ein kurzes Bad in der Schlei. Später setzte ich mit dem Schlauchboot über und fahre mit dem E-Roller zum Einkaufen. Als ich zurück an Bord bin, erhalten ich eine schreckliche Nachricht: Ein geschätzter Kollege ist unerwartet beim Betriebssport verstorben. Er hinterlässt u. a. eine Tochter im Alter unser Töchter. Man kommt wirklich ins Grübeln bei sowas. Wieder einmal wird man daran erinnert, wie schnell Alles vorbei sein kann. Ich muss mich erst einmal mit meinen Kollegen austauschen.

Zum frühen Nachmittag hin hole ich dann Nicole und unseren Jüngsten aus Fahrdorf ab. Wir tanken noch Wasser und verstauen ein paar Lebensmittel und legen dann zügig ab. Der Wind hat deutlich zugelegt. Wir setzen Segel und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 7,2 Knoten. Wir steuern unter Segeln einen schönen Ankerplatz, unweit von der Marina Schrader, an. Bei westlichen Winden, kann man hier gut liegen. Nur mit dem Großsegel arbeiten wir uns ans Ufer heran und machen einen Aufschießer. Das Großsegel fällt in Sekundenschnelle - dank Teflonschmierung (Nicole) - und ich lasse den Anker hinunter. Mit einem einem kleinen Dreieck der ausgerollten Fock, fahre ich den Anker ein.

Wir gehen noch einmal baden und genießen den Abend an Bord vor Anker. Dabei haben wir eine wunderschöne Sicht auf die Schlei.

12.06.2021, Ankerplatz Borgwedel - Ankerplatz im Missunder Noor - Fahrdorf

Bevor wir gegen Mittag aufbrechen, rudern wir noch einmal an den kleinen Strand, vor dem wir liegen. Dort geht es einen kleinen Hang hinauf und zur Rechten Hand gibt es eine sog. "Naturerlebnisanlage". Sie besteht u. a. aus einer Anordnung von großen Felssteinen, vielen unterschiedlichen Nistkästen (für Vögel und auch Fledermäuse) und einem sehr schönen Boule-Spielfed. Daran angrenzend befindet sich ein altes Gebäude, dass zu einer Ziegelei gehörte. Auch hier sind unterschiedliche Installationen, wie eine alte Lore sowie ein Nachbau, zu sehen. Auf dem Gelände darf nach vorheriger Anmeldung gezeltet werden. Ein sehr schöner Ort für Kinder und Jugendliche, direkt an der Schlei mit toller Aussicht!

Gegen Mittag brechen wir auf. Wir holen den Anker hoch und verlassen unseren geschützten Ankerplatz. Der Wind hat auf in Böen 7 Beaufort aufgefrischt. Nur mit ausgerollter Fock erreichen wir ohne Mühe um die 7 Knoten. Liegt es an dem "frischen Unterwasserschiff und dem von Pocken befreiten Kiel? Wir nehmen Kurs auf das Missunder Noor. Vor der Missunder Fähre lässt uns der Wind durch die Abdeckung vollständig im Stich. Wir treiben mehr als dass wir segeln. Die Manövrierbarkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Der gelegentlich aufkommende Hauch von Wind kommt dabei aus allen Richtungen. Wenn ich nicht schnell genug bin, steht die Fock back und der Bug verdriftet - etwas nervig, aber ich will nicht den Motor starten. Wir nähern uns zäh und langsam der Fähre. Die muss dann leider einen kurzen Moment warten - egal, muss sie mal abkönnen!

Im Missunder Noor legen wir uns dann mehr oder weniger vor dem Wind geschützt vor Anker. Das Ankermanöver fahren wir nur mit der Fock. Wir verzichten dieses Mal auf das Einfahren des Ankers, was sich dann später rächt. Denn es kommen starke Schauerböen, die sich bis in diesen relativ geschützten Bereich hinein durchsetzen. Der Anker fängt dann auch folgerichtig an zu slippen und wir vertreiben mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Da wir uns kurzfristig entschlossen haben, zurück nach Fahrdorf zu fahren, holen wir den Anker hoch. Mir fällt in diesem Moment ein, dass ein Segelboot vom Typ Monsun 31, die schon vor Anker lag, als wir ins Missunder Noor fuhren, den Motor startete, den Anker hochholte, um diesen dann ein ganzes Stück Richtung Ufer wieder ins Wasser zu lasen. Waren die etwa auch vertrieben? Ich vermerke im Logbuch, dass hier möglicherweise der Anker nicht so gut halten könnte und man diesen lieber sorgfältig einfahren sollte.

Zurück im Hafen verbringen wir einen geselligen Abend mit unsern Freunden. Piet ist überglücklich, dass er mit Gleichaltrigen zusammen sein kann.

Am nächsten Tag bleiben wir im Hafen, denn der Wind frischt wieder deutlich auf. Wir werden in den folgenden Tagen Meldungen bezüglich der Sperrung der Lindaunisbrücke für den Schiffsverkehr verfolgen. Aktuell verkündet die DB auf ihrem "BauInfoPortal", dass die Brückensperrung für den Schiffsverkehr nicht vor Donnerstag, 17 Juni, aufgehoben wird.

 

Überführung von Glückstadt nach Fahrdorf

04.06.2021, Glückstadt - NOK (Ankern in der "Borgstedter Enge")

Die Vorfreude auf den Start der Überführung am Freitag ist noch etwas verhalten, da unwetterartige Gewitter angesagt sind. Allerdings sollen diese eher im Süden des Landes ihr Unwesen treiben - wir hoffen, dass es auch so kommt!

Wir holen heute unseren Jüngsten von der Schule ab und fahren nach Glückstadt. Wir sind wieder einmal hochmotoviert! Wir wollen heute viel schaffen und möglichst weit im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) kommen. Es dauert ziemlich genau 32 Minuten von dem Zeitpunkt, wo unser Jüngster vor seiner Schule in Elmshorn zu uns ins Auto steigt und wir den Motor unserer Hanna im Glückstädter im Außenhafen starten und ablegen. Wir können es selber kaum glauben, denn die Strecke mit dem Auto sind 25 km. Aber es war tatsächlich so!

Mit dem ablaufenden Wasser kommen wir sehr gut auf der Elbe voran. Es ist sonnig und warm - die Elbe spiegelglatt. Wir fahren teilweise über 9 Knoten über Grund. Wenn Alles so gut zu laufen scheint, gehöre ich zu Denjenigen, die sich fragen, wann die nächste Überraschung kommt. Das hätte ich aber lieber bleiben lassen, denn sie ließ nicht lange auf sich warten!

Außer den Elbfähren sind keine größeren Schiffe, geschweige denn Containerschiffe unterwegs. Unweit von Brunsbüttel kommt uns dann aber ein Feeder (kleine Containerschiffe zum Weitertransport sowie Verteilung der Container in die kleineren Häfen) entgegen. Das Schiff erzeugt eine beachtliche Heckwelle, die wir genau im rechten Winkel ansteuern. Ich sage noch: "Ganz schön große die Wellen!". Nicole antwortet: "Eigentlich müssten wir vorne zu machen!" Dabei bleib es leider, denn Zeit, um unter Deck und nach vorne zum geöffneten Vorluk zu hechten, hatten wir leider nicht mehr. Es kam, wie es kommen musste: Der Bug unserer Hanna taucht derart tief in das Wellental der zweiten Welle, das unfassbare Wassermassen den Bug überspülen und beim Wiederauftauchen nach hinten geschaufelt werden. Das ist eigentlich gar kein Problem, solange das Vorluk geschlossen ist! Leider war es das nicht, denn wir hatten es zum Durchlüften während der Fahrt geöffnet. Was Nicole dann unter Deck im Vorschiff zu sehen bekam, war ein Alptraum: Auf der Tagesdecke über unserem Bettzeug stand eine große Wasserlache, und selbst in der Bilge hat sich Elbwasser angesammelt! Unser Bettzeug mit den Kopfkissen und auch die Matratzen waren nass! Was für eine riesen Sch...!! Wie dämlich können wir eigentlich sein?? Als ob wir das erste Mal auf der Elbe unterwegs sind und nicht wüssten, dass wir trotz Flaute mit zum Teil beachtlichen Wellen durch die Berufsschifffahrt zu rechnen hätten! Viel Zeit zum Lamentieren bleibt uns nicht, denn wir sind bereits kurz vor dem Wartebereich der Brunsbütteler Schleuse angekommen. Wir holen das ganze durchnässte Bettzeug nach oben und verteilen es an Deck. Ich will gar nicht wissen, was wir mit dem im Fahrtwind flatternden Bettzeug und Decken nach außen für ein Bild abgeben! Das sind im Übrigen auch "ideale Bedingungen" zum Schleusen!

Wir müssen nicht lange warten und können nach ca. 20 Minuten in die Schleuse fahren. Zum Festmachen in der Schleusenkammer räumen wir noch schnell das Cockpit leer. Mit uns laufen noch 6 weitere Schiffe in die Kammer. Das ganze läuft dann aber relativ entspannt ab. Auf dem Kanal haben wir glücklicherweise gute Bedingungen: Sonne, Wärme und Fahrtwind. Genau die richtige Kombination, um unsere Decken und Kopfkissen einschließlich Matratzen bis heute Abend möglichst trocken zu bekommen.

Nachdem wir unseren Ärger über unsere eigene Blödheit weitesgehend abgelegt haben, können wir die Passage auf dem NOK wirklich genießen. Als Ziel für heute hatten wir den Gieselaukanal auserkoren. Nicole fährt jedoch ganz lässig daran vorbei. Sie fühlt sich offensichtlich zu Höherem berufen! Auf meine verdutze Nachfrage, kam nur lapidar, dass wir bis 22 Uhr unterwegs sein dürfen. Ich verabschiede mich in diesem Moment von meiner Traumvorstellung, den Abend ruhig und entspannt mit einem kühlen Pils in der Hand und in der Plicht sitzend, zu genießen. Nicole hatte in Gedanken schon Alles durchgespielt: Wir würden gegen 21:30 Uhr in der "Borgstedter Enge" (hinter Rendsburg) einlaufen und vor Anker gehen - genau so kam es auch!

Wir erleben unterwegs auf dem Kanal eine wirklich traumhafte Abendstimmung. Was dieses Jahr extrem auffällt, sind die zahlreichen Wohnmobile und Camper, die geradezu die beiden Ufer des Kanals säumen. Viele stehen frei, ohne dass es ein ausgewiesener Stellplatz wäre. Das Verlangen der Menschen nach Erholung ist nach der langen Zeitz der Entbehrungen verständlicherweise groß - so ist es bei uns auch.

Kurz nach Sonnenuntergang laufen wir die nördlich von Rendsburg gelegene "Borgstedter Enge" an und suchen uns hinter der Magnetfeldversuchsanlage der Deutschen Marine einen geschützten Ankerplatz. Wir sind heute weit gekommen. Nach einem kleinen Absacker gehen wir in die Koje. Unser Bettzeug ist tatsächlich nahezu trocken geworden.

05.06.2021; NOK (Ankern in der "Borgstedter Enge") - Maasholm (Schlei)

Am heutigen Morgen stehen wir früh auf und lichten nach unserem Morgen-Kaffee den Anker, um unsere Fahrt zur Schlei fortzusetzen. Nach 2 Stunden und 40 Minuten erreichen wir die Schleuse in Kiel Holtenau. Wir machen kurz am Wartesteg fest. Bezahlen müssen wir für die Passage des NOK nichts. Nach 20 Minuten erscheint am Signalmast der Schleuse "unterbrochen Weiß" und wir dürfen schon in die Schleusenkammer einlaufen. Wir sind mit einem weiteren Segelboot die Einzigen.

Auf der Kieler Förde ist viel los. Wir motoren bis zur Ostsee und hissen die Segel mit Kurs auf Schleimünde. Es ist traumhaftes Segelwetter: Mäßiger Wind aus Ost, bei wirklich angenehmen Temperaturen. Wir sind anfangs mit über 6 Knoten unterwegs - und das bei einem Wind von nicht mehr als 4 Beaufort. Später lässt der Wind etwas nach.

Freunde von uns sind gestern aus Fahrdorf gestartet und kommen uns nun entgegen. Unsere Jüngster kann das Wiedersehen mit seiner Freundin kaum abwarten. Auch wir freuen uns auf die bevorstehende gemeinsame Zeit - es ist gefühlt schon ewig her!

Im Hafen von Maasholm bekommen wir einen wirklich tollen Liegeplatz. Wir erleben ungemein gesellige und harmonische Stunden mit unseren Freunden - auch die beiden Kinder genießen ihre Zeit mit Baden, SUP-Fahren usw. - traumhaft! Natürlich gibt es noch ein großes Eis. Es ist auch der erste Abend in dieser Saison, in der wir abends entspannt bei angenehmen Temperaturen in der Plicht sitzen können.

06.06.2021, Maasholm (Schlei) - Fahrdorf (FSV)

Wir lassen es heute ruhig angehen. Erst gegen Mittag legen wir ab. Mit ausgerollter Fock segeln wir im vielbefahrenen Fahrwasser der Schlei nach Kappeln. Bei achterlichen 2 Beaufort müssen wir später dann aber doch wieder den Motor starten.

Um 11:45 fahren wir durch die geöffnete Klappbrücke in Kappeln und nahmen Kurs auf die zweite Klappbrücke in Lindaunis. Derzeit gibt es auf Grund von Bauarbeiten nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Die alte Klappbrücke wird jeweils um 11:45 Uhr und um 16:45 für den Schiffsverkehr geöffnet. Wir legen uns erst einmal ein Stück vor der Brücke im Päckchen vor Anker. Es fängt an zu regnen, es bleibt aber angenehm warm. Die Kinder lassen es sich nicht nehmen und gehen baden.

Gegen 16:45 passiert wir dann schließlich die Lindaunisbrücke. Wir montieren den Pinnenpiloten. Doch leider stellt sich heraus, dass dieser ohne Funktion ist! Wie geht das schon wieder?? Gestern ging er doch noch! Bei der Suche nach der Fehlerursache stoße ich schließlich auf den Stecker der Fernbedienung. Hier ist die Schirmung innerhalb des Steckers gerissen. Na super! Ich muss versuchen, die beiden Enden durch Löten wieder zusammenzubringen. Um dafür genügend Länge zum Überlappen der Enden zu bekommen, muss ich versuchen, das feine Geflecht der Schirmung zu "entdröseln", um es dann zu einem lötfähigen Ende zu formen. Nach dem Verlöten muss ich die Verbindung dann noch mit Tape umwickeln, um es in dem kleinen und filigranen Stecker gegen die anderen Adern zu isolieren. Beim Zusammenschrauben des Steckers, darf kein Kontakt zu den anderen Leitungen entstehen. Die Schirmung ist durch die überlappenden Enden deutlich kürzer als die verbliebenen Adern geworden. Diese münden in kleinen, raumeinnehmenden Schlaufen in die Krimphülsen des Steckers. Das Ganze muss dann auch wieder Platz in den beengten Verhältnissen des elend kleinen Steckers finden. Beim Zusammenbau muss ich dementsprechend viel Kraft zum Zusammenfügen des Steckers aufbringen. Ich hoffe, dass dabei weder die Isolierung noch die Lötverbindung selber Schaden nehmen. Der anschließende Funktionstest zeigt dann, dass alles gut gegangen ist.

Gegen halb sieben abends laufen wir in den Hafen des FSV ein. Leider müssen wir noch irgendwie nach Hause kommen, was sich nach dem Blick auf die Bahn-App schwierig gestaltet hätte. Denn auf Grund von Bauarbeiten kommt es mal wieder zu Verzögerungen im Betriebsablauf und Anschlusszüge können möglicherweise nicht erreicht werden. Das würde dann mindestens eine Stunde Wartezeit in Neumünster bedeuten. Das ganze dann auf einen Sonntag gegen 21 Uhr mit Gepäck und einem völlig übermüdeten Kind, dass morgen in die Schule soll. Wir sind unfassbar dankbar, dass unsere Freunde uns vor diesem Horrorszenario bewahren und uns nach Glückstadt bringen! Wir sind unendlich dankbar! Rührend ist auch, dass Piets Freundin noch mitkommt, die ja morgen auch wieder in die Schule muss. Als kleine Anerkennung und Zeichen des Dankes machen wir in Itzehoe bei einem Schnellrestaurant Stopp. Es gibt "Burger und Pommes satt" (vielleicht war es am Ende teilweise auch schon mehr als "satt").

Wieder einmal liegt ein ereignisreiches und erfüllendes Wochenende hinter uns. Alleine die Frage mit dem Antifouling bleibt. Mal sehen, ob und wie wir das ggf. hinbekommen.

 

In weiser Voraussicht!

01.06.2021; SVE - Glückstadt

Der Blick auf die Windvorhersage lässt nichts gutes Vermuten: Mittwoch und Donnerstag sind 6 Beaufort aus östlicher Richtung vorhergesagt. Das bedeutet, dass wenig Wasser auflaufen wird und wir vermutlich nicht aus unserem Hafen kommen. Die Wasserstandsvorhersage des BSH bestätigt unserer Vermutung. Freitag fällt das Hochwasser einen halben Meter niedriger, als das mittlere Hochwasser aus.

Wir haben nur eine Chance, am Wochenende zu schippern: Wir müssen das Schiff rechtzeitig verholen. Da wir nur heute die Zeit dafür haben, entschließen wir uns ganz kurzfristig am heutigen Nachmittag, das Schiff mit dem Abendhochwasser (um 20:32 in Elmshorn) nach Glückstadt zu verholen.

Kurz vor 19 Uhr kommen wir vom Platz. Das Wetter ist glücklicherweise traumhaft: Die Sonne scheint und es ist warm - leider ist kein Wind zum Segeln.

Kurz hinter dem Ruderclub ist eine sehr flache Stelle. Dort liegt ein Plattbodenschiff fest. Es ist die "Johanna" aus Wittdün auf Amrum. Mit dem Schiff wird die Sendereihe "Die Nordstory" des NDR gedreht. Wirklich ein hübsches Schiff. Leider versperrt es jetzt den Weg. Ich fahre ganz dicht heran und wir kommen ins Gespräch. Sie hatten den Elmshorner Hafen angesteuert und sind auf dem Weg dort hin vor unserem Vereinsgelände quergeschlagen. Das liegt daran, dass der Priel an dieser Stelle ganz nahe an der Spuntwand unseres Vereinsgeländes verläuft. Die "Johanna" ist dann mit der Backbordseite im Schlick hängen geblieben, so dass das Schiff einen Drehimpuls nach Backbord bekommen hat. Sie sind dann wieder die Krückau hinunter Richtung Elbe gefahren und bei der flachen Stelle hinter dem Ruderverein steckengeblieben und zur Sicherheit den Anker ausgebracht. Sie erkundigen sich sehr genau, wie der Elmshorner Hafen anzulaufen ist. Wir antworten nach bestem Wissen und gewissen und hoffen, dass sie nicht aufgeben und es später wieder versuchen. Wäre ja schade, wenn Elmshorn die Chane verpasst, in der "Nord Story" berücksichtigt zu werden. (Ich rufe im Nachgang beim Stadtmarketing Elmshorn an. Sie haben über die Aktion jedoch keine Info erhalten, wollen aber versuchen, Kontakt zum Filmteam aufzunehmen.)

Schließlich ist so viel Zeit vergangen, dass wir an der Backbordseite der "Johanna" vorbeifahren können.

Unser Heimatgewässer präsentiert sich wieder einmal von seiner schönsten Seite: Farbenreich mit frischem Frühlingsgrün. Dabei ist die Krückau ist so glatt, dass sich das Ufer darin spiegelt.

Nach einer Stunde kommen wir auf die Elbe und wir fahren der untergehenden Sonne entgegen. Die Fahrt in den Glückstädter Hafen dauert ziemlich genau zwei Stunden.  Gegen 21Uhr machen wir im Hafen fest. Glücklicherweise haben wir noch unseren Polo von der Wochenendaktion dort stehen, so dass wir nicht mit der Bahn nach Hause fahren müssen.

Wir sind gespannt, wie es nächstes Wochenende weiter geht. Wir hätten die Möglichkeit an der Schlei zu liegen. Leider haben wir aber kein Antifouling aufgebracht. Wie schnell wächst unser Unterwasserschiff mit Pocken zu? Haben wir an der Schlei die Möglichkeit, ggf. das Schiff vor dem Sommerurlaub aus dem Wasser zu holen, um das Antifouling noch aufzutragen? Fragen über Fragen - wir werden sehen, es bleibt spannend!

Delphine unter sich.

28.05.2021, SVE - Pagensand Süd (Pagen Süd)

Ganz nach dem Motto "Negativ ist das neue Positiv" haben wir uns noch schnell einen "time slot" bei einer Corona-Teststelle in Elmshorn gebucht. Dieses Mal ist der Ablauf tadellos. Zu Pfingsten hatten wir nämlich Pech: Wir mussten trotz der Buchung eines "time Slot" fast eine Stunde in einer langen Schlange warten. In dieser Stunde hatte ich dann genügend Zeit mich in meine Wut über diese grottenschlechte Organisation reinzusteigen und nach außen zu transportieren. Wir erfuhren dann, dass es auf Grund einer "technischen Panne" zu Mehrfachbuchungen gekommen ist -na gut, kann passieren.

Jedenfalls haben wir den Test für den Fall gemacht, dass wir einen Hafen anlaufen wollen.

Um 18:12 Uhr ist Hochwasser in Elmshorn. Das Wasser läuft gut auf, so dass wir eigentlich gegen 16 Uhr ablegen könnten. Doch ich muss nochmal schnell nach Hause fahren, um das Handy von unserem Jüngsten und noch Brot zu holen. Gegen halb fünf legen wir dann aber schließlich ab. Auf der Krückau begegnen wir dann zahlreichen Ruderern. Wir navigieren mit großer Vorsicht und reduzieren unsere Geschwindigkeit bei JEDER Begegnung und bedanken uns bei denjenigen, die uns wartend vorbei lassen. Die meisten Ruderer erwidern unsere Geste freundlich. Doch es gibt dann tatsächlich einige wenige, die uns dann noch anpampen! Das finde ich ziemlich unangemessen, was ich dann auch denjenigen gegenüber lautstark zum Ausdruck bringe. Wie soll das erst gehen, wenn noch mehr Schiffe aus unserem Verein unterwegs sind. Bisher waren wir in dieser Saison fast die Einzigen, die losgefahren sind!

Als wir Pagen Süd erreichen, liegen bereits zwei Delphine, die "Magellan" (Stahl-Delphin) und die "Liekedeeler" (Kunststoff-Delphin) im Päckchen vor Anker. Ein tolles Bild. Wir legen uns ein Stück davor auch vor Anker. Nach dem Abendessen setzen wir mit unserem Schlauchboot zur "Magellan" über. Dort verbringen wir einen sehr geselligen Abend. Wir sind beeindruckt von dem tollen Zustand der beiden Schiffe! Wirklich zwei Schönheiten, gerade mit den wunderschönen Holzriggs! Wir danken den Ellers und Homuths für ihre Gastfreundschaft!

29.05.2021, Pagensand Süd (Pagen Süd) - Ankerplatz vor Glückstadt

Gegen 9:45 holen wir den Anker hoch und rollen die Fock aus. Mit fast achterlichen Wind laufen wir die eigentlich nahegelegene Südspitze von Pagensand an. Gegen das ablaufende Wasser laufen wir aber teilweise unter 1 Knoten über Grund. Wir sind für die "paar Meter" bestimmt eine halbe Stunde unterwegs. Das Groß wollen wir deshalb aber nicht auspacken. Wir müssen uns in Geduld üben - genau eine meiner Stärken!

Als wir auf den Hauptarm der Elbe kommen, nimmt der Wind deutlich zu. Wir kreuzen nur unter Fock bis zur Einfahrt zur Glückstädter Nebenelbe. Es ist viel Berufsschifffahrt unterwegs, auch der Katamaran nach Helgoland kommt mit hoher Geschwindigkeit aus Hamburg angeschossen. Beim ständigen Queren des Hauptfahrwassers ist große Aufmerksamkeit geboten. Es gilt den Wind, die Strömung und die Geschwindigkeit der sich nähernden Berufsschiffe richtig einzuschätzen. Obwohl wir nur die Fock ausgerollt haben, kommen wir gut voran - das ablaufende Wasser spielt uns hierbei natürlich in die Karten.

Bei fast totaler Ebbe erreichen wir die Einmündung zur Glückstädter Nebenelbe. Genau hier lässt uns der Wind im Stich. Ich versuche alles auszureizen, muss dann aber im letzten Augenblick den Motor starten, da wir quer auf ein in Lee gelegenes Flach getrieben werden. Es mangelt schlichtweg an Fahrt im Schiff. Auf dem Flach liegt bereits ein Motorboot "hoch und trocken". Glücklicherweise können wir uns immer auf unseren Motor verlassen - wenn wir ihn brauchen, springt er sofort an!

Bei Hochwasser sieht der südliche Teil der Rhinplate aus wie eine Insel - fast wie eine karibische Insel!

Die Einfahrt zur Glückstädter Nebenelbe ist (bei Ebbe) wirklich flach. Wir haben teilweise nur 70 cm unterm Kiel.

Gegenüber der Einfahrt zum Glückstädter Hafen legen wir uns östlich von der Rhinplate vor Anker. Gegen 14 Uhr holen wir den Anker wieder hoch und ich setze Nicole im Hafen an einem der Schwimmstege ab. Nicole fährt mit der Bahn zur Jahreshauptversammlung, die leider dieses Jahr so spät auf einen Samstag gelegt wurde. Sie kommt dort ihrer Aufgabe als "Pressebeauftragte" nach.

Ich fahre derweil mit Piet wieder zur unserer Ankerstelle zurück. Am Nachmittag klariere ich dann das Schlauchboot mitsamt Außenborder, um mit unserem Jüngsten zum Glückstädter Hafen übersetzen zu können. Die Strömung auf der Nebenelbe ist ziemlich stark, so dass ich beim Ansteuern der Hafeneinfahrt den Kurs um fast 45° vorhalten muss.

Natürlich ist es ein komisches Gefühl, unser Schiff ganz alleine vor Anker, bei der starken Strömung zu lassen. Allerdings kann nicht viel passieren, denn der Anker hat bis jetzt immer gehalten. Und selbst wenn er sich löst, wird unser Schiff mit dem ausgebrachten Anker mit vielen Metern Ankerkette nicht weit kommen. Denn die Glückstädter Nebenelbe wird stromaufwärts, spätestens zum Mündungsbereich zur Hauptelbe flacher, so dass sich dort der Anker sicher festsetzen würde.

Am frühen Abend hole ich Nicole wieder vom Glückstädter Hafen ab. Dieser ist mittlerweile proppe voll und ein Festmachen zu umständlich und zeitaufwendig. Daher manövriere ich das Schiff in einem U-förmigen Kurs an dass Stegende. Nach der 180°-Wende fahre ich dicht am Stegende vorbei und viere bei geringer Fahrt die Vorleine unseres Schlauchboots, das mit auflandigen Wind zum Steg treibt. Nicole steigt dann in das Schlauchboot über und hole die Vorleine ein, so dass Nicole an Bord der Hanna klettern kann.

Das ist jedenfalls Hafenkino pur - das Unterhaltungsangebot wird von zahlreichen schaulustigen Hafenliegern gut angenommen.

Wir entschließen uns dann , keine langen Strecken mehr zu fahren, so dass wir hinter der Hafeneinfahrt links, elbaufwärts abbiegen und uns vor dem südlichen Teil der Rhinplate vor Anker legen. Am späteren Abend legt sich dann ein weiteres Schwesterschiff mit dem Namen "Antje" hinter uns vor Anker.

30.05.2021, Ankerplatz Glückstädter Nebenelbe (Rhinplate) - SVE

Gegen Mittag klart es auf und wir lichten den Anker. Mit zunächst nur ausgerollter Fock segeln wir mit auflaufendem Wasser auf die Hauptelbe. Die Durchfahrt gestaltet sich navigatorisch wieder etwas schwierig, da dort Baggerarbeiten stattfinden. Wieder einmal liegt dort ein Boot auf der Sandbank.

Wir steuern schließlich, mit zusätzlich gesetztem Großsegel, Schwarztonnensand an. Wir kommen aber bei dem niedrigen Wasserstand nicht mal in die nähe der Pricken, die zu der tiefen Stelle hinter Schwarztonnensand führen. Also segeln wir weiter und legen uns dann zwischen Kollmar und "Grüner Mann" vor Anker. Mit dem Abendhochwasser fahren wir dann die Krückau hinauf. unser Jüngster lässt sich im Schlauchboot hinterherziehen

Weidereinmal geht ein schönes Wochenende auf unserer Hanna zu Ende. Das schöne Wetter von heute mit deutlich angenehmeren Temperaturen macht uns Hoffnung auf weitere schöne Tage an Bord!

Virales Abslippen!

Samstag, 17.04.2021, SVE

Nach langen Wochen/Monaten des Wartens kommt nun heute unverhofft Bewegung in die Bootshalle. Als wir am frühen Abend auf das Vereinsgelände fahren, sind unsere Nachbarschiffe auf ihren Slipwagen schon vor dem Hallentor und bereit zum Abslippen - ein großartiger Anblick! Nicole und ich machen uns sofort an die Arbeit: Wir gehen in der Bootshalle zu unserem Schiff und machen uns daran, dieses auf unserem Slipwagen stehend quer in Richtung der Schienen zu schieben. Das ist zu Zweit zwar nicht unbedingt eine leichte Aufgabe, aber ich will unbedingt wissen, ob es notfalls auch alleine geht. Unser Slipwagen ist recht leichtgängig und wir können diesen mitsamt unserem Schiff, das gut sechs Tonnen wiegt, per Hand verschieben. Als wir allerdings die Schienen erreichen, wird es schwierig: Wir haben zum Schutz der Schienen, Bleche auf dieselben gelegt. Es ist unmöglich die schwere Last des Slipwagens mitsamt dem Schiff auf die mehrere Millimeter starken Bleche hoch zu schieben. Ohne Hilfsmittel haben wir keine Chance! Unter Zuhilfenahme eines Wuchtbaumes, sowie einer Kurbelwinde, die wir schräg an den Slipwagen ansetzen, schaffen wir es schließlich, den Slipwagen über den Schienen zu positionieren. Mithilfe zweier Kurbelwinden, die wir erst vorne un dann hinten am Slipwagen ansetzen, bauen wir die Querräder aus und setzen den Slipwagen auf die Schienen. Insgesamt dauert das ganze nicht viel länger als 45 Minuten und wir haben unser Schiff in der Halle vor das geschlossene Tor geschoben - genial!

Dann geht eigentlich Alles ganz schnell. Das erste Schiff gleitet bei auflaufender Tide ins Wasser, danach folgt wenig später das nächste. Wir arbeiten Alle Hand in Hand - das macht richtig Spaß! Der Virus (Segelvirus!) hat uns vollends gepackt. Als der Rumpf unseres Schiffes das Wasser berührt, steigt der Adrenalinpegel! Sowie unsere Hanna schwimmt, startet Nicole den Motor. Wir verholen uns zu unserem Liegeplatz. Wir können unser Glück kaum fassen! Der Hafen des SVE ist wirklich sehr schön - eigentlich könnte man hier auch Urlaub machen!

Montag, 18.04.2021, SVE

Gegen 21 Uhr ist Hochwasser in Elmshorn. Wir kommen aber schon ca. 1,5 Stunden vorher von unserem Platz und können unser Schiff zum Mastenkran verholen. Um das Zeitfenster, dass wir bei Hochwasser für das Setzten des Mastes zur Verfügung haben, nicht all zu sehr über zu strapazieren, haben wir vorher den Mastenkran vorbereitet. Dazu gehört dieses Mal auch das Hochkurbeln des Auslegers, der für den Winter vollständig herunter gelassen wurde Wir müssen bestimmt 20 Minuten kurbeln, um den Ausleger auf die richtige Höhe zu bekommen.

Wir hatten den Mast schon am Wochenende akribisch vorbereitet. Wir wollen dieses Jahr auf gar keinen Fall irgendeinen Fehler machen. Letztes Jahr, so habe ich es nach dem Legen des Masten im vergangen Herbst herausgefunden, hatte sich die Steckerverbindung für den Windmesser im Masttop teilweise gelöst bzw. gelockert, so dass kein Signal mehr an die Anzeige an Deck gesendet werden konnte. Durch Alterung des Materials sitzt die Steckerverbindung einfach nicht mehr stramm genug. Ich achte also peinlichst darauf, dass die Stecker vollkommen zusammengedrückt sind und umwickle das Ganze, so wie jedes Jahr, mit selbst verschweißendes Isolierband gegen eindringende Feuchtigkeit.

Der Mast ist dann, dank der Hilfe unserer ältesten Tochter und ihrem Freund, schnell gesetzt.

Dieses Jahr ist irgendwie Alles anders: Wir sind die Ersten im Hafen mit gestellten Mast (Bild: Kleine Suchaufgabe). Wir sind wirklich gespannt, wie diese Saison verläuft!

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Ein Wochenende auf der Elbe – Erstes Mal in Brunsbüttel (alter Hafen)

18.09.2020, SVE - Ankern gegenüber der Rhinplate

Gemäß Wettervorhersage wird es ein grandioses Wochenende mit viel Sonne, angenehmen Temperaturen allerdings wenig Wind - wir werden viel motoren.

Die Fahrt entlang der Krückau zur Elbe ist wunderschön und ist ein toller Start ins Wochenende. Der Fluß wird von saftigen Wiesen, mit grasenden Kühen und Schafen, sowie idyllisch gelegenen kleinen Häfen gesäumt. Als wir das Krückausperrwerk erreichen, erscheint es uns wie das Tor zur großen, weiten Welt.

Von unserem ursprünglichen Plan, direkt gegenüber von der Krückaumündung vor Anker zu gehen, kehren wir ab und fahren zur Glückstädter Nebenelbe, wo wir uns gegenüber von der Rhinplate vor Anker legen wollen. Unterwegs bereitet Nicole eine kleine und leckere Vorspeise zu.

Als wir dann unsere Ankerstelle erreichen, erscheint der Versuch, am Anker eine Ankerboje zu belassen, gerade zu lächerlich. Als ich nämlich den Anker mitsamt der Ankerboje einschließlich ausreichend langer Leine ins Wasser bringe, wird die Boje fast komplett unter Wasser gezogen. Die Strömung des abfließenden Wassers ist einfach zu stark. Am Anker entsteht ein zu großer Zug, so dass wir Gefahr laufen, dass sich der Anker womöglich löst. Ich hole den ganzen Krempel wieder ein und lasse den Anker ohne Boje zu Wasser.

Wir erleben einen traumhafter Abend mit leckerem Sushi von unserem "Einkaufsmarkt des Vertrauens" sowie zu späterer Stunde einen wunderschönen Sonnenuntergang.

19.09.2020, Ankern gegenüber der Rhinplate - Brunsbüttel, alter Hafen

Alle sechs Stunden kippt ja die Tide - also sechs Stunden läuft das Wasser auf und 6 Stunden läuft es wieder ab. Gestern Abend war gegen 17 Hochwasser in Glückstadt. Gegen Mitternacht war dann Niedrigwasser und gegen sechs Uhr entsprechend Hochwasser. Die Tide ist also während unseres Schlafens zwei Mal gekippt. Für mich ist es jedes Mal wieder faszinierend, dass der Anker so zuverlässig hält und das, obwohl Wasserpegel ändert und sich die Fließrichtung des Tidenstroms umkehrt. Fairerweise muss ich erwähnen, dass wir ausschließlich Anker-Kette ausbringen, und nicht nur ein paar Meter Kette als Vorlauf.

Bei unserem morgendlichen Kaffee fangen wir an zu rechnen, denn wir wollen heute nach Brunsbüttel in den alten Hafen, der ca. zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser bei einem angenommenen Tiefgang von 1,80 Metern (unser Schiff hat nur 1,10 m) angefahren werden kann. Der SVB  (Seglervereinigung Brunsbüttel) hält hierfür eine übersichtliche grafische Darstellung als PDF auf seiner Webseite zum Download bereit.

Als gegebene Größen haben wir:

  • Die Uhrzeit des Niedrigwassers in Brunsbüttel: 10:58, also bummelig 11 Uhr (Quelle: z. B. Windfinder, oder die Webseite des BSH).
  • Außerdem haben wir als Distanz ca. 13 sm (von unserem Ankerplatz bei Glückstadt, bis zur Hafeneinfahrt in Brunsbüttel).
  • Des Weiteren nehmen wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten/Stunde an.

Es ergibt sich also eine rechnerische Fahrzeit von ca. 2,5 Stunden. Da wir 2 Stunden nach Niedrigwasser in den Hafen können, rechnen wir 11 Uhr + 2 Stunden = 13 Uhr. Bei einer Fahrzeit von 2,5 Stunden, würde es also reichen, wenn wir gegen 10:30 Uhr aufbrechen.

Wir holen jedoch trotz Allem den Anker schon um 8 Uhr hoch und lassen uns dann Zeit, in dem wir nur die Fock ausrollen. Wir sind eine ganze Weile mit 3,5 bis 4,4 Knoten über Grund unterwegs. Später schläft der Wind allerdings vollständig ein und wir starten den Motor, um auf der vielbefahrenen Elbe manövrierfähig zu bleiben. Trotz aller Langsamkeit, sind wir dann aber viel zu früh in Brunsbüttel. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn wir nutzen die Zeit und inspizieren von der Elbe aus die Einfahrt zum alten Hafen und versuchen uns den Verlauf der Einfahrt einzuprägen. Es gibt im Übrigen von hier aus ohnehin viel zu gucken, denn es herrscht ein sehr reger Schiffsverkehr (einmal elbaufwärts, Richtung Hamburg, dann der Verkehr in und aus dem Nord-Ostsee-Kanal sowie die vielen Schiffe und Schuten, die an der Elbvertiefung arbeiten, plus die ganzen Freizeitschipper).

Gegen 12:40 können wir dann sogar schon in den Hafen hineinfahren. Das sind statt zwei Stunden nach Niedrigwasser, nur 1 Stunde und 40 Minuten. Wir hätten vermutlich sogar auch noch früher reingekonnt. Da wir uns den tiefen Bereich der Einfahrt gemerkt bzw. auch fotografiert hatten, konnten wir ohne stecken zu bleiben in den Hafen fahren. Nicht so viel Glück hatte der Segler  (s. Bild), den wir dann umschiffen mussten.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist eines der hilfsbereiten Mitglieder des SVB, der sich mit uns vor der Hafeneinfahrt in Warteposition befand. Er fragte uns nach unserem Tiefgang und gab uns dann zum passenden Zeitpunkt ein Zeichen, dass wir hineinfahren können. Er ist uns außerdem bei der Wahl des Liegeplatze behilflich. Wirklich sehr nett! Er stellt uns dann auch noch den Kontakt zu dem Fischer her, der vor uns in den Hafen eingelaufen ist. Wir bekommen frische Krabben - wir sind echt begeistert!

Wir liegen von der Elbe aus gesehen ziemlich weit vorne rechts, so dass wir einen wunderschönen Blick nach draußen auf die Elbe haben.

Später pumpe ich das Schlauchboot auf und montiere den Außenborder am Heck des Schlauchbootes. Wir unternehmen eine kleine Spaß-Tour, ganz im Sinne unseres Kleinsten. Anschließend gehen wir sogar noch einmal baden - ein Highlight!

Abends leihen wir uns dann Fahrräder vom SVB aus (kostenlos) und fahren zur Schleuse - hier ist ordentlich Betrieb - der Schleusenhafen ist voll mit Sportbooten. Wir treffen Vereinskameraden. Nach einem leckeren Essen direkt an der Kanalschleuse geht's dann zurück an Bord. Als wir im Dunklen an Bord steigen, bewegt sich unser Schiff keinen Millimeter: Das Wasser ist bereits soweit abgeflossen, so dass wir "trocken" liegen.

 

19.09.2020, Brunsbüttel, alter Hafen - SVE

Durch die Gezeiten werden wir "gezwungen", den Vormittag im Hafen zu bleiben. Und das ist auch gut so. Wir leihen uns wieder  Fahrräder und fahren zur Brunsbütteler Mole, von wo man einen phantastischen Blick auf die Elbe und die Einfahrt zur Schleuse hat. Anschließend fahren wir entlang des Außendeiches zur Schleuse. Die Sonne scheint und es ist warm. Viele Tagestouristen sind unterwegs.

Gegen Mittag dann ist die Tide soweit aufgelaufen, dass wir vom Platz kommen und durch die Hafeneinfahrt des alten Brunsbütteler Hafens auf die Elbe fahren. Wir hatten uns zuvor erneut den Verlauf des tiefen Bereiches der Hafeneinfahrt bei Ebbe eingeprägt und zur Sicherheit fotografiert.

Wenn man den alten Hafen von Brunsbüttel verlässt, ist man gut beraten, sich genau die Verkehrssituation der Berufsschifffahrt auf der Elbe zu vergegenwärtigen, um Überraschungen zu vermeiden. Wir werfen einen Blick auf das AIS, um zu sehen, ob gerade Schiffe aus der Kanalschleuse kommen. Wir haben Glück: Zur Zeit verlässt kein Schiff die Schleuse Richtung Elbe. Allerdings hat sich gerade die kleine Schleuse mit unglaublich vielen Freizeitbooten entladen. Ein Geschwader von bestimmt 20 Schiffen bewegt sich vor uns Richtung Hamburg. Einige queren direkt das Fahrwasser zur Südseite der Elbe, einige bleiben auf der Nordseite. Auch wir navigieren hier Richtung Glückstadt, knapp neben dem Hauptfahrwasser.

Wir sind rechtzeitig, bevor wir in die Krückau können, vor der Krückaumündung und nutzen die Wartezeit für eine kleine Anker-Session und gehen sogar noch einmal baden. Die Strömung ist hier nicht so stark, wie an andern Stellen der Elbe und man kann locker gegenan schwimmen. Trotzdem bringen wir, insbesondere für unseren Jüngsten, einen Fender an einer langen Leine nach achtern aus.

Während der Fahrt auf der Krückau, machen wir schon einmal Klarschiff und packen unsere Sachen. Denn wir müssen zügig nach Hause, da wir heute mit unseren Kindern zusammen zu Abend essen wollen.

Wir waren das erste Mal im alten Hafen von Brunsbüttel und wir sind uns sicher, nicht das letzte Mal!

 

 

Rückführung 2020

04.09.2020, Fahrdorf - Ankern beim Olpenitzer Noor

Für diese Wochenende haben wir uns einiges Vorgenommen. Wir wollen versuchen, unsere Hanna von Fahrdorf nach Elmshorn, in unseren Heimathafen SVE, zu überführen. Da wir lange Törns geplant haben, haben wir auf die Tatkräftige Untersützung unseres Jüngsten verzichtet und lassen ihn einhüten. Wozu gibt es schließlich einen Schwager, größere Schwestern oder auch eine Omi?

Unser Abenteuer beginnt, so wie im letzen Jahr auch, mit der Reise per Deutscher Bahn, von Elmshorn nach Schleswig. Ich musste glücklicherweise längere Zeit nicht das "Angebot" der Bahn nutzen. Aber als wir an diesem Freitag Nachmittag am Bahnhof, an Gleis eins stehen, merke ich schon, es hat sich seit Monaten Nichts veränderte. Der Fahrkartenautomat ist dreckig und beschmiert - außerdem ultralangsam. Als der Zug mit der gewohnten Verspätung einfährt, werden wir dem üblichen Verwirrspiel der Bahn ausgesetzt. Da der Zug in Neumünster geteilt wird und ein Zugteil nach Flensburg und der andere Teil nach Kiel fährt, besteht die Herausforderung für die Bahn darin, den Fahrgästen die Richtige Zuordnung zu vermitteln. Ich zähle mal auf:

  • Auf der elektronischen Anzeige steht: Flensburg vorne, Kiel hinten - wir müssen also nach vorne!
  • Die Ansage am Bahnsteig lautet: Flensburg hinten, Kiel vorne - ahh, wir müssen also nach hinten!
  • Auf den Schildern an den Wagons steht: Flensburg vorne, Kiel hinten - ahh, wir müssen also nach vorne!
  • Durchsage im Zug: Flensburg vorne, Kiel hinten - ahh, die Wahrscheinlichkeit, dass vorne richtig ist, hat sich gerade erhöht!
  • Zugbegleitpersonal: Flensburg vorne, Kiel hinten! Cool, wir sitzen höchst wahrscheinlich richtig und müssen nicht beim nächsten Halt mit unseren Taschen nach hinten umziehen!

 

Absolute Gewissheit haben wir dann, als wir tatsächlich in Schleswig ankommen. Das traurige an dieser Posse ist, dass es letztes Jahr genau das Gleiche war!

In Schleswig nehmen dann ein Taxi, um nach Fahrdorf zu kommen. Wir zahlen einschließlich Trinkgeld 11 EURO; das ist erschwinglich.

Kaum sind wir auf unserem Schiff, legen wir auch schon innerhalb von 15 Minuten ab. Das Verstauen der Sachen bzw. Lebensmittel erledigen wir unterwegs. Ich habe dann noch die unangenehme Aufgabe, eines der vorderen Fächer der Bilge, in dem wir Bierdosen lagern, zu reinigen. Es sind insgesamt vier Dosen, deren Inhalt sich in die Bilge ergossen hat. Leider ist dies offensichtlich schon vor längerer Zeit passiert, denn der Gestank, der von dieser trüben, mit ekligen Flocken versetzen Brühe aufsteigt, ist enorm. Außerdem haben sich unzählige kleine Fliegen sowie kleine Larven angesiedelt. Die meisten der Fliegen begleiten uns dann leider auch bis zu unserem Heimathafen!

Es dämmert bereits, als wir am Olpenitzer Noor ankommen und vor Anker gehen. Nicole geht tatsächlich noch einmal baden - Respekt!

05.09.2020, Ankern beim Olpenitzer Noor - Gieselaukanal

Heute Morgen klingelt der Wecker sehr früh und wir legen gegen 7 Uhr ab. Der Wind kommt aus Südwest und nimmt schnell zu. Wir haben in Böen gute 6 Beaufort. Als wir die Eckernförder Bucht erreichen, kämpft sich unser Schiff durch die steile, ca. 1 Meter hohe Welle. Dazu gibt es wiederholt Regenschauer.

Als wir die Kieler Bucht erreichen, kommt kurz die Sonne durch. Auf der Kieler Förde ist richtig was los. Die Kieler Woche ist heute gestartet. Sie wurde coronabedingt auf September verschoben. Vor der Schleuse in Kiel-Holtenau müssen wir gar nicht lange warten. Wir hatten diesbezüglich nämlich schon die schlimmsten Befürchtungen, da ein Schleusentor am vergangenen Wochenende mal wieder von einem Frachter gerammt wurde. Glücklicherweise wurden die Arbeiten rechtzeitig, kurz vor unserer Rückführung, abgeschlossen.

Während der ca. halbstündigen Wartezeit lasse ich es mir nicht nehmen, kurz in die Ostsee zu springen - schließlich will ich gegenüber Nicole, die sich gestern Abend noch tollkühn in die Schlei gestürzt hatte, nicht als Verlierer dastehen. Es wird ein ebenso kaltes wie kurzes Badevergnügen.

Wir schleusen zusammen mit zwei sehr unterschiedlichen Vertreten der Berufsschifffahrt, allerdings mit gleichem Schiffsnamen: Beide heißen "Freya" (siehe Bild).

Unser nächster Stopp ist dann der Gieselaukanal. Nachdem wir uns mit Vor- und achterleine sowie Vor- und Achterspring festgebunden haben, (dieses Mal aber gleich vorne am Steg, und nicht wie letztes Jahr, ganz bei der Schleuse, wo der Badewanneneffekt besonders ausgeprägt ist - Link zum Beitrag), schwoit unser Schiff immer wieder vor und zurück . Total nervig, zumal das Ganze von lautem Geknarze begleitet wird. Das Beste daran ist, dass ich zunächst nicht feststellen kann, woran das eigentlich liegt - es ist gar kein Wind und absolute Windstille (siehe Bild). Ich nehme schließlich die Vor- und Achterspring weg und verlängere jeweils die Vor- und Achterleine. Damit ist dann Ruhe. Mittlerweile glaube ich zu verstehen, was die Ursache für die Schiffsbewegungen war: Im Gieselaukanal schwankt der Wasserstand aufgrund der Schifffahrt auf dem NOK. Die damit einhergehende Strömung ist nur sehr gering und schwer zu erkennen. Beim Fallen des Wasserstandes gab es Zug auf die Vor- oder Achterspring, so dass in dessen Folge das Schiff hin und her bewegt wurde. Wie auch immer, das Ergebnis meiner "Leinenarbeit" war eine sehr ruhige Nacht.

06.09.2020, Gieselaukanal - SVE

Am nächsten Morgen klingelt wieder früh der Wecker. Als wir gegen 7 Uhr auf den NOK fahren, scheint noch leicht die Sonne. Im Verlaufe der Fahrt auf dem Kanal gibt es dann immer wieder, teils sehr heftige, Regenschauer. Aber auch tolle Farben und einen Regenbogen wie gemahlt!

Als wir Hochdonn erreichen, ich hatte gerade die Pinne an Nicole abgegeben, kommt es zu einem Ereignis, das uns das Blut in unseren Adern gefrieren lässt: Ich bin gerade unter Deck, als unser Schiff eine sehr heftige Kursänderung nach Steuerbord erfährt. Das ist auf dem Kanal sehr unüblich, da man als Schiffsführer, auf Grund des regen Schiffsverkehrs der Berufsschifffahrt, verständlicherweise dazu verpflichtet ist, seinen Kurs zu halten. Zumal wegen des Rechtsfahrgebotes, nach Steuerbord zum Ufer hin wenig Platz ist. Ich reiße die Tür zu unserem Bad auf und hechte zum Niedergang. Was ich sehe, lässt mir vor Schrecke den Atem stocken: Nur wenige Meter von unserm Bug entfernt nähert sich mit voller Fahrt auf unserer Backbordseite die Kanalfähre "Hochdonn"! Nicole führt geistesgegenwärtig das sogenannte "Manöver des letzten Augenblicks" aus. Hätte sie das nicht geschafft, wäre es zur Kollision gekommen! Wir hatten 5,8 Knoten Fahrt - die Fähre bestimmt auch 5 Knoten. Ich wage die Einschätzung, dass die Kollision mit einem Totalverlust unseres Schiffes einhergegangen wäre (im übrigen haben wie das "Manöver des letzten Augenblicks" auch mitgetrackt - siehe Trackfile rechts - sieht ganz lustig aus!). Es dauert, bis wir diesen Schreck halbwegs verarbeitet haben. Unsere Recherche im Internet ergibt, dass es mit genau dieser Fähre ("Hochdonn") am 08.05.2020 zu einer Kollision mit einem Küstenmotorschiff gekommen ist.

Wir setzen unsere Fahrt dann unverrichteter Dinge fort und kommen zur Fährlinie bei Burg. Hier werden wir dann Zeuge eines sehr außergewöhnlichen Manövers: Als die Fähre hinter uns den Kanal passiert, dreht diese sich pirouettenartig, zweimal um ihre eigene Achse, dazu gibt es ein akustisches Signal 1 x lang. Was soll das? Stand das im Zusammenhang mit dem Vorfall von eben? Wie wir im Nachgang erfahren, handelte es sich dabei wohl tatsächlich um ein "Entschuldigungsmanöver". Die Kapitäne stehen nämlich im Kontakt untereinander, so dass der Kapitän der Unglücksfähre seinen Kollegen gebeten hat, dieses Manöver führ ihn auszuführen.

Gegen Mittag erreichen wir dann Brunsbüttel, wo wir eigentlich tanken wollen - wie gesagt: "eigentlich"! Wir machen an dem Steg, an dem auch schon ein großer Katamaran festgemacht hat, fest. Der Skipper vom Katamaran kommt zu uns rüber und teilt uns mit, dass er, sowie bereits zwei andere Segler, versucht haben, hier Diesel zu tanken. Es ist aber kein Personal zugegen, obwohl dies gemäß deklarierter Öffnungszeiten der Fall sein sollte. Ich besteige die Anlage und nehme den altmodischen Telefonhörer, der zur Benutzung an der Wand hängt und wähle, wie ausgeschildert, die "11". Es nimmt leider keiner ab. Wir geben auf und legen ab, um zur Schleuse zu fahren. Wir müssen nicht lange warten und dürfen dann in die Schleuse fahren. Auf der Elbe werden wir von Sonnenstrahlen und ordentlich Welle begrüßt. Wir hissen die Segel und drehen ab, mit Kurs Krückaumündung. Leider ist das Intermezzo mit der Sonne nur von kurzer Dauer. Was folgt, ist Dauerregen (eher Dauerschauer), begleitet von krassen Winddrehern und kurzen Gewittern. Ich stehe in Vollmontur an der Pinne - leider barfuß, da ich törichterweise dachte, dass es nur ein kurzer Schauer wird. Die monströsen Containerschiffe lösen krasse Heckwellen aus, die so manch kleinerem Schiff wohl schon zu einem echten Problem werden könnten.

Was ich immer wieder beängstigend finde ist, mit anzusehen, mit welcher Ausdauer und Emsigkeit an der x-ten Elbvertiefung gearbeitet wird. Es sind Schaaren von gigantischen Baggerschiffen unterwegs die 24 Stunden, 7 Tage die Woche baggern und baggern. Die Elbe wird immer schneller und die Tonnen hinterlassen enorme "Heckwellen" in der mächtigen Strömung - einfach nur beängstigend!  Ich frage mich, welche Generation übernimmt endlich die Verantwortung und duldet, der nicht zu stillenden Gier des nach Profit strebenden Menschen zum Trotze,  keine weitere Zerstörung dieser wichtigen und schönen Lebensader!

Auf der Krückau kommt glücklicherweise wieder die Sonne durch. So macht es einfach mehr Spaß. Um auf unseren Platz zu kommen, müssen wir diesen erst einmal von dem sich angesammelten Schlick freispülen. Als wir dann schließlich fest vertäut haben, fällt eine gewisse Last von unseren Schultern. Wir sind froh, dass wir unserer Hanna jetzt wieder im SVE haben und dass wir die Rückführung an einem Wochenende geschafft haben.

Eine Nacht ankern auf der Schlei

21.08.2020, Fahrdorf - Ankerplatz nördlich Fahrdorf

Wir kommen heute erst spät los nach Fahrdorf und morgen wollen wir auch schon wieder nach Hause. Aber trotzdem fahren wir heute los, um uns irgendwo vor Anker legen.

Die Temperaturen sind sehr angenehm. Als wir am frühen Abend ablegen und auf die Schlei hinausfahren, sind wir uns einig: Wir wollen nicht mehr lange motoren. Also legen wir uns eine gute Meile nördlich von Fahrdorf vor Anker. Wir fahren möglichst nahe ans Ufer, so dass wir nur noch 20 cm unter dem Kiel haben. Das hat seinen Grund, denn ich will möglichst viel von dem lästigen Pockenbewuchs mit dem Schaber, den Nicole für diese Zwecke gekauft hat, abkratzen. Dazu kann ich mich dann zwischen dem Grund der Schlei und dem Rumpf unseres Schiffes abstützen. Das funktioniert ganz gut. Aber: Die Pocken sind irre scharf, so dass ich nicht ohne Blessuren davon komme  - nächstes Mal verwende ich wohl besser Handschuhe.

Wir erleben einen unfassbar schönen Sonnenuntergang. Dabei befindet sich die Skyline von Schleswig mit dem Schleswiger Dom  im Vordergrund (der ist allerdings gerade eingerüstet). Außerdem ziehen an uns mehrer Gewitterzellen vorüber - in ziemlich geringen Abstand zu uns! Uns bietet sich ein sehr beeindruckendes Schauspiel mit imposanten Wolkenformationen und einem leuchtenden Farbenspiel. Dazu gibt es unzählige Blitze, die sowohl waagerecht als auch senkrecht verlaufen.

22.08.2020, Ankerplatz nördlich Fahrdorf - Fahrdorf

Die Nacht vor Anker war sehr ruhig. Es ist ein wunderschöner Morgen mit angenehmen Temperaturen. Wir können wunderbar in der Plicht frühstücken - einfach herrlich!

Der Wind nimmt im Laufe des Vormittags deutlich zu. Wir liegen auf Legerwall. Gegen Mittag sind wir dann wieder zurück in Fahrdorf.

Es war ein kurzes aber sehr lohnenswertes Vergnügen. Nächste Woche geht es dann wieder, so der Planungsstand heute, zu unserem Heimathafen in Elmshorn (Überführung Teil 1).

 

Marina Hülsen

15.08.2020, Fahrdorf - Ankern vor Burg  - Ankern vor "Liebesinsel" - Marina Hülsen

Es ist Freitag, es ist warm und die Sonne scheint! Und des Beste ist, das soll bis Sonntag so bleiben! Eigentlich ein Selbstgänger: Es geht natürlich zum Schiff! Bessere Bedingungen zum Ankern und Baden kann es nicht geben!

Nun haben wir die Rechnung ohne unsere Freunde gemacht, die uns ein "unmoralisches Angebot" in Form einer Einladung anlässlich eines Jubiläums für diesen Freitag unterbreitet haben. Sie sind selbst leidenschaftliche Segler und sitzen mit dieser Veranstaltung im "selben Boot" wie wir.

Unsere Freunde bescheren uns einen wirklich zauberhaften Abend, der bis tief in die Nacht andauert. Und wir dürfen festhalten, dass diese Veranstaltung mindestens einer Anker-Session bei bestem Wetter ebenbürtig ist (mehr Lob geht nicht!) - noch einmal Danke!

Am nächsten morgen, wir haben immerhin vier Stunden geschlafen, brechen wir nach Fahrdorf auf. In Windeseile ist das Schiff bereit zum Ablegen und wir steuern unseren ersten Ankerplatz für heute an. Wir legen uns eben westlich von der Badestelle, im Norden der "Großen Breite" vor Anker. Wir haben nur 30 cm unter dem Kiel und ich kann entspannt neben unserem Schiff stehen. Ich taste das Unterwasserschiff ab und muss zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass wir diese Saison keine Geschwindigkeitsrekorde mehr aufstellen werden. Wir haben massiven Bewuchs mit Pocken, speziell mit Bugbereich. Ich mache mich, in Ermangelung einer besseren Alternative, mit einem Pfannenwender an den Versuch, wenigstens etwas von den lästigen und scharfen Gebilden ab zu bekommen. Aber ich komme einfach nicht gegen den dichten Bewuchs damit an.

Am frühen Nachmittag verholen wir uns dann zur "Liebesinsel", wo wir mit Freunden eingehend baden. Unser Jüngster ist wieder in seinem Element und genießt die Gegenwart der anderen, gleichaltrigen Kinder.

Zum Abend hin steuern wir dann die Marina Hülsen an, die nur gut eine Seemeile von hier entfernt ist. Auf dem Weg dort hin, ziehen wir die Kinder mit einer Leine hinter uns her. Ein Spaß, der bei dem Nachwuchs gut an zu kommen scheint!

In der Marina Hülsen machen wir dann außen, an den Schwimmpontons fest, was, so erfahren wir später von "höchster Stelle", überhaupt gar nicht erlaubt ist!

Wie auch immer, Nicole und ich schwelgen beim Anblick des Hafens und des wunderschön gelegenen "Hafencafes" in Erinnerungen, da wir hier unsere Hochzeitsfeier ausgerichtet hatten. Zu der Anlage gehört auch eine schön angelegte Ferienhaussiedlung. Es hat sich hier zwischenzeitlich wenig verändert.

Wir wollen alle zusammen im Hafencafe etwas essen und trinken. Wie wir jedoch zu wissen bekommen, gibt es zur Zeit keine freien Plätze - auch hier werden Covid-19-bedingte Hygiene-Maßnahmen und Abstandsregeln eingehalten. Doch wir haben Glück und dürfen uns bei Bekannten unserer Freunde mit an den Tisch setzen - sehr nett!

Die Wahl eines Gerichtes ist angesichts der übersichtlichen Speisekarte schnell getroffen. Wir bekommen Flammkuchen, Matjes und Apfelkuchen, dazu ein Bier vom Fass und Aperol Spritz - es läuft!

Im Anschluss, es ist schon dunkel, siedeln wir alle zu unserem Ponton, an dem wir festgemacht hatten, um. Wir wollen alle gemeinsam einen kleinen Absacker einnehmen. Doch so einfach wird es nicht, denn ich sehe schon von weitem eine große, schlanke Gestalt, mit langen glatten Haaren den ins Dunkel gehüllten Steg entlang  und auf uns zu schreiten. Schon auf diese Entfernung konnte ich die Aura einer selbstbewussten und durchsetzungsstarken Person wahrnehmen. Sie kam nicht, um uns einen schönen Abend zu wünschen, das konnte ich spüren! Als ich ihrem Antlitz im schwachen Schimmer der Stegbeleuchtung gewahr wurde, wusste ich, um wen es sich handelt! Es war die Chefin persönlich! Wir kennen sie noch von damals und ich erinnere mich an eine Person, die genau weiß, was sie will und das auch unverblümt in deutliche Worte mit wenig Interpretationsspielraum zu fassen vermag.

Die Herren der Schöpfung hatten sich bereits auf dem Ponton in der Erwartung eines kühlen Getränkes eingefunden. Ich wollte auch noch schnell ein paar Bierbüchsen von Bord holen. Als ich jedoch die Chefin mit ihrem fest entschlossenen Gang auf uns zu kommen sah, hielt ich inne und zupfe zu Überbrückungszwecken an unseren Fendern herum. Dann schielte ich gespannt zu den ahnungslosen Opfern hinüber, die gerade unwissend ob ihres nahenden Schicksals, und gut gelaunt, das erste Bier aufreißen wollen.

Mit kurzen knappen Worten werden die Drei dann unmissverständlich darauf hingewiesen, dass es nicht gestattet wäre, an diesem Ponton anzulegen. Als nächstes sahen sie sich mit dem Verdacht konfrontiert, nicht genügend Engagement zur Ausrichtung des Liegegeldes gezeigt zu haben. Zur unserer Entschuldigung weisen wir darauf hin, dass es hier bisher so üblich war, morgens beim Hafenmeister zu bezahlen. Leider erfahren wir dann, dass dieser vor zwei Wochen verstorben ist. Die kühle Attitude, die die hochgewachsene Dame mit schlanker Gestalt und langen, schwarzen Haaren in diesem  Moment umgibt, konnte ich von hier aus spüren. Ich hörte Irgendjemand sagen: "Sind Sie immer so drauf?" Als ich mich gerade dazu entschließen wollte, mich zu den Deliquenten zu gesellen, hörte ich schon: "Aaaaxel!, kommst Du mal?"

Wir wurden dann noch gemeinsam über die verschiedenen Möglichkeiten zur Entrichtung des Liegegeldes aufgeklärt und dann war der Spuck auch schon vorbei. Wir brauchten noch nicht einmal verholen.

Verständlicherweise kam der Auftritt nicht bei Allen so gut an, jedoch gilt es zu berücksichtigen, dass der Betrieb des Hafens, des Hafencafes und der zahlreichen Ferienhäuser eine riesigee Aufgabe ist und mit großer Verantwortung, auch den Mitarbeitern gegenüber, verbunden ist - zumal die Leitung als Nebentätigkeit neben einem anderen Hauptberuf ausgeübt wird.

Der Bezahlvorgang im Anschluss gestaltete sich dann noch in sofern schwierig, als dass der einzuscannende QR-Code unbeleuchtet am Toilettenhäuschen aushängt und fürs Scannen separat mit einem zweiten Handy beleuchtet werden muss. Ich schaffe es dann noch zu guter letzt mein PayPal-Konto durch mehrmalige Falscheingabe des Passwortes zu sperren.

Schließlich lassen wir den Abend bei einem kühlen Getränk ausklingen.

16.08.2020, Marina Hülsen - Ankern nördlich Marina Hülsen  - Fahrdorf

Es ist ein wunderschöner Morgen und auch ein schlichtweg schöner Platz zum Festmachen - dafür, dass es im (an einem) Hafen ist - aber  ist eben leider nicht gestattet, schade!

Nachdem wir unsere Freunde  mit ihrer X-382 herausgelassen und unser Schiff am Ponton festgemacht haben, machen wir einen Spaziergang über das Gelände mit den Ferienhäusern. Wir hatten damals für unsere Gäste einige der Häuser gebucht - es hat Allen Gästen sehr gefallen! Auch über Silvester hatten wir vor Jahren mit Freuden ein Haus gebucht - ist wirklich zu empfehlen.

Nach einem späten Frühstück verholen wir uns mit den noch verbliebenen Freunden ein Stück nördlich von der Marina Hülsen, um dort noch einmal in die Schlei zu springen. Bei den Temperaturen ein wahres Vergnügen! Am Nachmittag binden wir vom Päckchen los und segeln nach Fahrdorf. Es weht ein warmer Wind aus Ost - fühlt sich an, als ob wir in der Karibik sind - traumhaft!